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Drobisch gewinnt in Johannesburg
Drobisch gewinnt in Johannesburg

Drobisch gewinnt in Johannesburg

Von Robby Echelmeyer, Windhoek/Johannesburg Till Drobisch krönte seinen Premierenstart bei der vom Radiosender 94.7 gesponserten Cycle Challenge am Sonntag in Johannesburg mit dem Titelgewinn. „Ich bin sehr glücklich, damit hatte ich nicht gerechnet“, kommentierte der 21-Jährige seinen Überraschungscoup gestern auf AZ-Nachfrage. Die Organisatoren der größten Breitensportveranstaltung der Stadt zählten bei der 19. Auflage rund 35000 Ausdauersportler und verzeichneten somit ein Rekordteilnehmerfeld. Drobisch absolvierte die 94,7 Kilometer lange Strecke auf den Straßen der südafrikanischen Wirtschaftsmetropole in 2:21:54 Stunden und verwies dabei die Lokalmatadoren Reynard Butler (2:21:55 Stunden) und Herman Fouché (2:21:56) mit hauchdünnem Vorsprung auf die weiteren Podestplätze. In der Damen-Konkurrenz setzte sich wie erwartet Marianne Vos durch. Die Niederländerin, die 2012 in London zur Olympiasiegerin avanciert war, benötigte 2:39:57 Stunden. Die Südafrikanerinnen Ashleigh Moolman (2:43:10) und Cherise Stander (2:43:20) reihten sich mit gebührendem Abstand auf den Positionen zwei und drei ein. Im Herren-Wettbewerb setzte sich nach nur sechs Kilometern eine 15 Fahrer umfassende Ausreißergruppe ab. Drobisch hatte mit dem Südafrikaner Oliver Stapleton-Cotton und Metkel Eyob aus Eritrea zwei Kollegen aus dem Reserveteam der südafrikanischen Profimannschaft MTN Qhubeka an seiner Seite. „Da unsere beiden Siegaspiranten im Peloton waren, wollten wir eigentlich keinen großen Vorsprung herausfahren und haben dementsprechend am Anfang keine Führungsarbeit geleistet. Die Lücke wurde aber immer größer, sodass wir unseren Plan im Laufe des Rennens geändert haben“, erläuterte der Namibier. Stapleton-Cotton war dann einer derjenigen, die vorne Druck machten, um das Peloton auf Distanz zu halten. „Der Kurs war eine Herausforderung. Es ging permanent hoch und runter. Auf den letzten zehn Kilometern gab es noch drei harte Anstiege und da fingen natürlich die Attacken an. Die Ausreißergruppe hatte sich schnell auf sechs Fahrer reduziert. Auch ich bin fast jedes Mal abgefallen, konnte mich aber immer wieder an die Führenden heran kämpfen“, berichtete Drobisch. Stapleton-Cotton hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seiner kräftezehrenden Fahrweise Tribut zollen müssen und war zurückgefallen. „Metkel musste nun die meiste Arbeit übernehmen, da ich relativ kaputt war“, erklärte Drobisch. Als letzte Herausforderung erwartete die Fahrer ein 400-Meter-Anstieg im Stadtteil Fourways. Der spätere Sieger erinnerte sich: „Da musste auch Metkel abreißen lassen und ich habe mir gedacht: Jetzt oder nie. Dann habe ich alles gegeben und kurz vor der Spitze des Hügels wieder zur Spitzengruppe aufgeschlossen. Von da an ging es noch 200 Meter bergab und ich wollte unbedingt unter die Top-4 fahren.“ Am Tag vor dem Rennen hatte Drobisch die letzten 15 Kilometer mit seinem Team inspiziert. „Ich wusste also genau, was auf mich zukam. Zu meinem eigenen Erstaunen habe ich dann als Erster die Ziellinie überquert. Ich kann das alles noch gar nicht so richtig fassen“, stellte der gebürtige Windhoeker verblüfft fest. Einer der ersten Gratulanten war Dan Craven. Das Aushängeschild des namibischen Radsportverbandes nahm in Johannesburg nur an einem Wohltätigkeitsevent teil, da er als Profi (Team Europcar) bei der 94.7 Cycle Challenge nicht startberechtigt war. Der Triumph von Drobisch kam umso überraschender, da er seine Wettkampfsaison Ende August nach einem schweren Sturz bei der Tour de l’Avenir in Frankreich eigentlich schon für beendet erklärt hatte. Sechs Wochen später gelang ihm als Dritter der „Cycle Classic“ in seiner Heimatstadt ein vielversprechendes Comeback. „Danach hatte ich noch ein Trainingslager in Clarens, aber meine Form konnte ich bis Sonntag trotzdem nicht so richtig einschätzen. Dieser Sieg ist natürlich fantastisch für mich. Genau so etwas brauchte ich nach einem schwierigen Jahr mit vielen Tiefpunkten“, gab Drobisch zu Protokoll. Zudem war es für den amtierenden namibischen Zeitfahrmeister der perfekte Abschluss in seinem letzten Rennen für das Reserveteam von MTN Qhubeka. Drobisch betonte: „Es gibt nichts besseres, als die Saison mit einem Sieg zu beenden.“ Sein Wunsch, ab diesem Freitag mit dem Nationalteam an der Sharjah Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten teilzunehmen, erfüllt sich nicht. Drobisch: „Es gab wohl Kommunikationsprobleme, sodass die Mannschaft leider nicht angemeldet werden konnte.“ Im kommenden Jahr wird der Absolvent der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS), der morgen seinen Heimaturlaub antritt, das Trikot des französischen Amateurrennstalls „U Nantes Atlantique“ tragen. Im Januar zieht er nach Europa. Bis 2016 will das Ausnahmetalent dann endlich einen Profivertrag in der Tasche haben.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-26

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