Dürre und Hunger in Äthiopien - Wenn die Hoffnung von Menschen verschwindet
Wenn die Hoffnung von Menschen verschwindet
Die Hilfe, um die akute Hungerkrise in Ostafrika zu bewältigen, ist angelaufen. Doch sie kommt spät, und sie reicht nicht aus. Warum das so ist? Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagt, die Menschen und ihre Regierungen seien vielleicht abgestumpft. Es seien einfach so vielen Krisen gleichzeitig, in Syrien, im Jemen und hier am Horn von Afrika. Deutschland gehört zu den wichtigsten Gebern in dieser Hungerkrise.
Wenn die Äthiopierin Hebo Kahin auf die kleinen weißen Wolken blickt, die langsam über den blassblauen Himmel ziehen, denkt sie an die vielen falschen Hoffnungen. „Wir haben immer gedacht, jetzt kommt der Regen, jetzt muss er doch kommen, doch er kam nicht“, sagt die 28-jährige Mutter von sechs Kindern. Als Viehnomaden hatten sie und ihr Mann ein gutes Auskommen. Vor zwei Jahren besaßen sie 250 Schafe und Ziegen.
Die schlimmste Dürre, die Äthiopien seit 50 Jahren heimgesucht hat, brachte ihrem Vieh den Tod. Kahin steht heute vor dem Nichts. Sie lebt von der Nahrungsmittelhilfe, die das Welternährungsprogramm und die äthiopische Regierung an die Hungernden in der Somali-Region verteilen. Kahins jüngster Sohn, der einjährige Abdelhai, war neulich so schwach, dass ihr die Ärzte vom UN-Kinderhilfswerk (Unicef) Nahrungsmittelergänzungspräparate geben mussten, um ihn wieder aufzupäppeln.
Die Mütter, die zur Gesundheitsstation kommen, halten den Helfern die dünnen Arme ihrer Kinder entgegen. Die Helfer legen ein Maßband an. Ist die Unterernährung schon lebensbedrohlich, kommt das Kind an den Tropf.
Die Ärzte und Helfer kommen einmal in der Woche in das Dorf Waaf Dhuug im Südosten Äthiopiens, wo etwa 4000 Dorfbewohner mit etwa genau so vielen mittellos gewordenen Viehnomaden zusammenleben. Eine 100 Kilometer lange Schotter-und-Sandpiste verbindet die Siedlung mit der Kleinstadt Kebri Dahar, wo es einen kleinen Flughafen gibt. Ziegenskelette und verendete Kamele liegen neben der Piste. Die Büsche, die um diese Jahreszeit sonst zarte grüne Blätter tragen, sie sind verdorrt. Vereinzelt kauern abgemagerte Ziegen und und Kamele mit hervorstechenden Rippen unter den kargen Bäumen. Da die Regenwasser-Brunnen trocken sind, haben die Vereinten Nationen zusätzliche Brunnen bohren müssen. Sie sind oft mehr als 300 Meter tief. Mit Tankwagen wird Wasser von den Brunnen auch in noch entlegenere Gebiete gefahren.
Dürreperioden sind in dieser Region nicht ungewöhnlich. Doch so extrem wie diesmal ist es sonst nicht. Minister Müller ist überzeugt, dass die aktuelle Hungerkrise am Horn von Afrika auch mit dem menschgemachten Klimawandel zu tun hat. „Wir tragen eine gewisse Verantwortung für ihre kritische Situation“, sagt er im Gespräch mit den Provinzbeamten dieser Region, die im Süden an Somalia grenzt.
Von Kohlendioxid und Klimawandel hat Ali Nur noch nie gehört. Der 30-Jährige Äthiopier mit dem spärlichen Bart weiß nur, dass er sich sein Leben anders vorgestellt hatte. Mit 30 Kamelen und 130 Ziegen habe er früher ein gutes Auskommen gehabt, sagt der Nomade. Der Muslim fühlte sich reich genug, um zwei Frauen zu heiraten. Für jede von ihnen gab er sechs Kamele. Die 28 Tiere, die ihm geblieben sind, reichen jetzt nicht mehr aus, um seine elfköpfige Familie zu ernähren. Nur ist dankbar für die Säcke mit Mais und getrockneten Erbsen, die er von den Helfern der Vereinten Nationen erhält. Doch er ist nicht gerne Bittsteller.
In Äthiopien, einem der ärmsten Länder der Welt, herrscht seit den Unruhen vom vergangenen Herbst der Ausnahmezustand. Er wurde gerade erst um weitere vier Monate verlängert. Innenpolitische Freiräume gibt es nicht. Dennoch ist die Lage besser als im Jemen, im Südsudan und in Somalia, wo Krieg und Konflikt die verheerenden Folgen der Dürre verstärken.
Wenn die Äthiopierin Hebo Kahin auf die kleinen weißen Wolken blickt, die langsam über den blassblauen Himmel ziehen, denkt sie an die vielen falschen Hoffnungen. „Wir haben immer gedacht, jetzt kommt der Regen, jetzt muss er doch kommen, doch er kam nicht“, sagt die 28-jährige Mutter von sechs Kindern. Als Viehnomaden hatten sie und ihr Mann ein gutes Auskommen. Vor zwei Jahren besaßen sie 250 Schafe und Ziegen.
Die schlimmste Dürre, die Äthiopien seit 50 Jahren heimgesucht hat, brachte ihrem Vieh den Tod. Kahin steht heute vor dem Nichts. Sie lebt von der Nahrungsmittelhilfe, die das Welternährungsprogramm und die äthiopische Regierung an die Hungernden in der Somali-Region verteilen. Kahins jüngster Sohn, der einjährige Abdelhai, war neulich so schwach, dass ihr die Ärzte vom UN-Kinderhilfswerk (Unicef) Nahrungsmittelergänzungspräparate geben mussten, um ihn wieder aufzupäppeln.
Die Mütter, die zur Gesundheitsstation kommen, halten den Helfern die dünnen Arme ihrer Kinder entgegen. Die Helfer legen ein Maßband an. Ist die Unterernährung schon lebensbedrohlich, kommt das Kind an den Tropf.
Die Ärzte und Helfer kommen einmal in der Woche in das Dorf Waaf Dhuug im Südosten Äthiopiens, wo etwa 4000 Dorfbewohner mit etwa genau so vielen mittellos gewordenen Viehnomaden zusammenleben. Eine 100 Kilometer lange Schotter-und-Sandpiste verbindet die Siedlung mit der Kleinstadt Kebri Dahar, wo es einen kleinen Flughafen gibt. Ziegenskelette und verendete Kamele liegen neben der Piste. Die Büsche, die um diese Jahreszeit sonst zarte grüne Blätter tragen, sie sind verdorrt. Vereinzelt kauern abgemagerte Ziegen und und Kamele mit hervorstechenden Rippen unter den kargen Bäumen. Da die Regenwasser-Brunnen trocken sind, haben die Vereinten Nationen zusätzliche Brunnen bohren müssen. Sie sind oft mehr als 300 Meter tief. Mit Tankwagen wird Wasser von den Brunnen auch in noch entlegenere Gebiete gefahren.
Dürreperioden sind in dieser Region nicht ungewöhnlich. Doch so extrem wie diesmal ist es sonst nicht. Minister Müller ist überzeugt, dass die aktuelle Hungerkrise am Horn von Afrika auch mit dem menschgemachten Klimawandel zu tun hat. „Wir tragen eine gewisse Verantwortung für ihre kritische Situation“, sagt er im Gespräch mit den Provinzbeamten dieser Region, die im Süden an Somalia grenzt.
Von Kohlendioxid und Klimawandel hat Ali Nur noch nie gehört. Der 30-Jährige Äthiopier mit dem spärlichen Bart weiß nur, dass er sich sein Leben anders vorgestellt hatte. Mit 30 Kamelen und 130 Ziegen habe er früher ein gutes Auskommen gehabt, sagt der Nomade. Der Muslim fühlte sich reich genug, um zwei Frauen zu heiraten. Für jede von ihnen gab er sechs Kamele. Die 28 Tiere, die ihm geblieben sind, reichen jetzt nicht mehr aus, um seine elfköpfige Familie zu ernähren. Nur ist dankbar für die Säcke mit Mais und getrockneten Erbsen, die er von den Helfern der Vereinten Nationen erhält. Doch er ist nicht gerne Bittsteller.
In Äthiopien, einem der ärmsten Länder der Welt, herrscht seit den Unruhen vom vergangenen Herbst der Ausnahmezustand. Er wurde gerade erst um weitere vier Monate verlängert. Innenpolitische Freiräume gibt es nicht. Dennoch ist die Lage besser als im Jemen, im Südsudan und in Somalia, wo Krieg und Konflikt die verheerenden Folgen der Dürre verstärken.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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