Dunkle Wolken über Maggie's Sunhouse
Fast auf den Tag genau zwölf Jahre ist die kleine Frau aus dem deutschen Ruhrpott nun bereits in Namibia, erst als Lehrerin an der Delta-Schule Windhoek (DSW), dann, 2004, hat sie ein Waisenhaus gegründet - Maggie's Sunhouse. Doch über dem Sonnenhaus sind inzwischen dunkle Wolken aufgezogen.
Die ganzen Jahre hat Maggie Nölting problemlos eine Verlängerung ihres Work Permits um ein weiteres Jahr bekommen. Doch Ende 2008 war alles anders, erzählt sie im AZ-Gespräch. Dabei habe sie diesmal sogar den Antrag nicht erst im Oktober, sondern bereits im September eingereicht. Schließlich wollte sie Ende November - wie jedes Jahr - in den Ferien nach Deutschland fliegen und erst wieder Anfang 2009 zurückkommen. Doch ohne Permit - ihres lief Ende Dezember ab - wäre letzteres unmöglich geworden.
Mit jedem Tag stieg deshalb die Unruhe. Nachfragen im Ministerium für Inneres nützten nichts oder es kam die Antwort: "Es ist alles blockiert". Nicht mal eine in letzter Not hinzugezogene Agentin konnte etwas machen, nicht mal ein dreimonatiges Arbeitsvisum bekommen. So flog Maggie also ohne gültiges Papier für 2009 nach Deutschland.
"Doch zehn Tage später habe ich dann doch noch ein Arbeitsvisum für 90 Tage erhalten, was meine Wiedereinreise sicherstellte", blickt die Deutsche zurück. Grund zur Freude gab es jedoch nicht, schließlich lief das Visum nicht wie beantragt am 31., sondern bereits am 7. März wieder ab, was Maggie nur wenig Zeit gab, sich weiter um ihr Permit zu kümmern, für das der Antrag ja noch lief.
Sie wandte sich Ende Januar an Jürgen Becker von der Deutsch-Namibischen Gesellschaft (DNG) in Berlin, kontaktierte die namibische Botschaft in Berlin und bekam von der dortigen Visumsbeauftragten Libertina Kautwima eine Kontaktperson im Innenministerium genannt. Doch bei jeder Nachfrage dort nach dem Stand ihres Permitantrages erhielt Maggie zur Antwort: "Es ist alles zurzeit im Gange. Sie werden von uns hören." Was in Namibia meist heißt, nie wieder was von dieser Person zu hören.
In ihrer abermaligen Verzweiflung schaltete sie wieder die Agentin ein, um vielleicht nochmals ein Drei-Monats-Visum zu bekommen. Wieder mit Erfolg. Doch dieses erhielt sie erst Ende April. "Ich war also sieben Wochen illegal im Land." Sieben lange Wochen, bei deren Schilderung Maggie Nölting die Tränen kommen. Wegen ihres fehlenden gültigen Dokumentes und der Straßensperren um Windhoek konnte sie die Stadt ohne Risiko nicht verlassen, sei sie trotz Einladungen zu Ostern die ganze Zeit hier geblieben. Allein. Im Schülerheim der DSW, wo sie wohnt. "Ich war eingesperrt wie ein Vogel im Käfig, meiner Freiheit beraubt", sagt sie.
Das Schlimmste sei jedoch die Angst gewesen. Angst um ihr Leben. Angst, die sie bis heute verfolgt. Die Erinnerungen an Raubüberfälle, die sie in der Vergangenheit erleben musste, kamen auf einmal alle wieder hoch. Und die Sorge um "ihre" Kinder. "Bye-bye Maggie", rufen die derzeit 13 Kinder immer spätnachmittags, wenn sie sich auf den Weg nach Hause macht. Sie klettern am Innentor des Grundstücks an der Ecke Etna-/Robert-Mugabe-Straße hoch und schauen, wie sie mit ihrem kleinen weißen Auto davonfährt. "See you tomorrow", verspricht sie dann jedes Mal den Kindern. "Doch wie lange noch?", schießt es ihr dabei immer durch den Kopf.
Doch Ende April kam dann ein neues Visum. Und fast zeit- und einem Wunder gleich die Nachricht, das neue Permit, gültig bis Dezember, abholen zu können. Nach ganzen acht Monaten Kampf die Erleichterung!
Jürgen Becker von der DNG besucht Maggie jedes Mal, wenn er in Windhoek ist. Auch er hat ihren Fall verfolgt und ist darüber besorgt, weil er kein Einzelfall sei. "Sie ist eine rührige Person, setzt sich großartig ein", sagt er und hofft, dass sie noch eine Weile bleiben und das Waisenhaus leiten darf.
Ob Maggie Nölting aber ihren Permit-Kampf ein weiteres Mal aufnehmen wird, weiß sie heute noch nicht ganz genau. Sie stecke derzeit in einem "schmerzvollen Entscheidungsprozess". Die Tendenz geht Richtung Abschied, auch wenn sie an den Kindern hängt. Sie glaubt sogar, das Sunhouse könne nur ohne sie weiterbestehen, weil es für sie Anzeichen gebe, dass das zuständige Ministerium ihr trotz genügenden Platzes keine Kinder mehr gebe, weil sie weiß sei.
Bei ihren Überlegungen denke sie natürlich nicht nur an ihre eigenen Erfahrungen, sondern auch an all die anderen antideutschen Entwicklungen in Namibia in diesem Jahr - an die willkürliche Vergabe von Aufenthaltstagen an Touristen und an die jüngsten Äußerungen von Altpräsident Sam Nujoma, Deutschen in die Köpfe schießen zu wollen (AZ berichtete). Auch wenn letztere Aussagen jetzt im Bundestag thematisiert wurden und eine Erklärung von namibischer Seite erwartet wird, wünscht sich Maggie von Deutschland, mehr gegen diese Tendenzen zu tun, ja, sie erstmal richtig in ihrer ganzen Tragweite zu erkennen: "Werdet endlich wach in Deutschland!" Damit Maggie nicht mehr weinen muss. Und auch über dem Sunhouse wieder die Sonne scheint.
Die ganzen Jahre hat Maggie Nölting problemlos eine Verlängerung ihres Work Permits um ein weiteres Jahr bekommen. Doch Ende 2008 war alles anders, erzählt sie im AZ-Gespräch. Dabei habe sie diesmal sogar den Antrag nicht erst im Oktober, sondern bereits im September eingereicht. Schließlich wollte sie Ende November - wie jedes Jahr - in den Ferien nach Deutschland fliegen und erst wieder Anfang 2009 zurückkommen. Doch ohne Permit - ihres lief Ende Dezember ab - wäre letzteres unmöglich geworden.
Mit jedem Tag stieg deshalb die Unruhe. Nachfragen im Ministerium für Inneres nützten nichts oder es kam die Antwort: "Es ist alles blockiert". Nicht mal eine in letzter Not hinzugezogene Agentin konnte etwas machen, nicht mal ein dreimonatiges Arbeitsvisum bekommen. So flog Maggie also ohne gültiges Papier für 2009 nach Deutschland.
"Doch zehn Tage später habe ich dann doch noch ein Arbeitsvisum für 90 Tage erhalten, was meine Wiedereinreise sicherstellte", blickt die Deutsche zurück. Grund zur Freude gab es jedoch nicht, schließlich lief das Visum nicht wie beantragt am 31., sondern bereits am 7. März wieder ab, was Maggie nur wenig Zeit gab, sich weiter um ihr Permit zu kümmern, für das der Antrag ja noch lief.
Sie wandte sich Ende Januar an Jürgen Becker von der Deutsch-Namibischen Gesellschaft (DNG) in Berlin, kontaktierte die namibische Botschaft in Berlin und bekam von der dortigen Visumsbeauftragten Libertina Kautwima eine Kontaktperson im Innenministerium genannt. Doch bei jeder Nachfrage dort nach dem Stand ihres Permitantrages erhielt Maggie zur Antwort: "Es ist alles zurzeit im Gange. Sie werden von uns hören." Was in Namibia meist heißt, nie wieder was von dieser Person zu hören.
In ihrer abermaligen Verzweiflung schaltete sie wieder die Agentin ein, um vielleicht nochmals ein Drei-Monats-Visum zu bekommen. Wieder mit Erfolg. Doch dieses erhielt sie erst Ende April. "Ich war also sieben Wochen illegal im Land." Sieben lange Wochen, bei deren Schilderung Maggie Nölting die Tränen kommen. Wegen ihres fehlenden gültigen Dokumentes und der Straßensperren um Windhoek konnte sie die Stadt ohne Risiko nicht verlassen, sei sie trotz Einladungen zu Ostern die ganze Zeit hier geblieben. Allein. Im Schülerheim der DSW, wo sie wohnt. "Ich war eingesperrt wie ein Vogel im Käfig, meiner Freiheit beraubt", sagt sie.
Das Schlimmste sei jedoch die Angst gewesen. Angst um ihr Leben. Angst, die sie bis heute verfolgt. Die Erinnerungen an Raubüberfälle, die sie in der Vergangenheit erleben musste, kamen auf einmal alle wieder hoch. Und die Sorge um "ihre" Kinder. "Bye-bye Maggie", rufen die derzeit 13 Kinder immer spätnachmittags, wenn sie sich auf den Weg nach Hause macht. Sie klettern am Innentor des Grundstücks an der Ecke Etna-/Robert-Mugabe-Straße hoch und schauen, wie sie mit ihrem kleinen weißen Auto davonfährt. "See you tomorrow", verspricht sie dann jedes Mal den Kindern. "Doch wie lange noch?", schießt es ihr dabei immer durch den Kopf.
Doch Ende April kam dann ein neues Visum. Und fast zeit- und einem Wunder gleich die Nachricht, das neue Permit, gültig bis Dezember, abholen zu können. Nach ganzen acht Monaten Kampf die Erleichterung!
Jürgen Becker von der DNG besucht Maggie jedes Mal, wenn er in Windhoek ist. Auch er hat ihren Fall verfolgt und ist darüber besorgt, weil er kein Einzelfall sei. "Sie ist eine rührige Person, setzt sich großartig ein", sagt er und hofft, dass sie noch eine Weile bleiben und das Waisenhaus leiten darf.
Ob Maggie Nölting aber ihren Permit-Kampf ein weiteres Mal aufnehmen wird, weiß sie heute noch nicht ganz genau. Sie stecke derzeit in einem "schmerzvollen Entscheidungsprozess". Die Tendenz geht Richtung Abschied, auch wenn sie an den Kindern hängt. Sie glaubt sogar, das Sunhouse könne nur ohne sie weiterbestehen, weil es für sie Anzeichen gebe, dass das zuständige Ministerium ihr trotz genügenden Platzes keine Kinder mehr gebe, weil sie weiß sei.
Bei ihren Überlegungen denke sie natürlich nicht nur an ihre eigenen Erfahrungen, sondern auch an all die anderen antideutschen Entwicklungen in Namibia in diesem Jahr - an die willkürliche Vergabe von Aufenthaltstagen an Touristen und an die jüngsten Äußerungen von Altpräsident Sam Nujoma, Deutschen in die Köpfe schießen zu wollen (AZ berichtete). Auch wenn letztere Aussagen jetzt im Bundestag thematisiert wurden und eine Erklärung von namibischer Seite erwartet wird, wünscht sich Maggie von Deutschland, mehr gegen diese Tendenzen zu tun, ja, sie erstmal richtig in ihrer ganzen Tragweite zu erkennen: "Werdet endlich wach in Deutschland!" Damit Maggie nicht mehr weinen muss. Und auch über dem Sunhouse wieder die Sonne scheint.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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