Eckhart Mueller - Pädagoge mit riesengroßem Herz
Eckart Mueller wurde im 73. Lebensjahr mit seinem Berufskollegen Heimo Hellwig am 15. April 2019 durch eine feige, hinterhältige Mordtat jäh aus dem Leben gerissen. Er hinterlässt die Mutter seiner fünf Kinder - vier Söhne, eine Tochter und vier Enkelkinder.
Eckhart Mueller bleibt bekannt als konsequent zielstrebiger, bodenständiger Tatmensch mit Stehvermögen. Davon zeugt seine lange Berufslaufbahn von 1971 bis 2019, zu einem Alter, da sich viele seiner Zeitgenossen schon länger zur Ruhe gesetzt haben. Im herkömmlichen Lehrerberuf und dreimal als Schulleiter wirkte er von 1971 bis 1989 nacheinander an folgenden Schulen: Deutsche Schule Windhoek, heute Delta-Schule Windhoek (DSW), Deutsche Schule Otjiwarongo (heute Donatus-Schule Otjiwarongo), Deutsche Grundschule Swakopmund (heute Namib Primary School), Deutsche Oberschule Swakopmund (heute Namib High School) und zuletzt auf behördlicher Ebene als Schulplaner kurz vor der Unabhängigkeit im Bereich des damaligen Bantu-Schulsystems. Dann folgten rund 30 Jahre zuerst als Planer, dann Gründer und vor allem Leiter der Minenberufsschule auf Arandis, die er konsequent und erfolgreich anfangs mit wenigen Kollegen und Angestellten sowie zwölf Lehrlingen/Studenten bis auf das heutige Niveau mit über 4000 Auszubildenden gebracht hat. Durch seinen tatkräftigen Einsatz hat sich die Berufsschule mittlerweile auf zwei Kampusse auf Arandis sowie je einen in Keetmanshoop und Tsumeb vergrößert. Eckhart Mueller war ein Vorreiter und zäher Verfechter des praktischen Handwerks- und Berufs. Die Ausbildung am Mineninstitut NIMT (Namibian Institute of Minung and Technology) reicht schon länger weit über die Nachfrage aus dem Bergbau hinaus.
Der leidenschaftliche Pädagoge, Schulleiter und Schulplaner Mueller hätte sich allein mit dem Schul- und Berufsbildungseinsatz von über 39 Jahren schon ein Denkmal gesetzt - das war nie sein Ziel. Über seinen formalen Einsatz für Erziehung, Bildung und Lehre hinaus galten sein aktives Interesse und Engagement den allgemeinen Kulturfragen Namibias, prominent darunter den Erfordernissen, der Traditionspflege und Nöten unter Namibiern deutscher Abstammung.
Freundlich und bestimmt
Sein freundlicher, aber bestimmter Umgangston mit allen Interessenträgern und Ansprechpartnern auf privater und staatlicher Ebene zeichnete sich durch Geschick und Einfühlungsvermögen aus. Er handelte nach der Devise, dass man, um in zähen Verhandlungen und Begegnungen etwas zu erreichen, sich in die Schuhe, in die Denke, in die Mentalität der anderen Partei versetzen muss. Das zeigte sich besonders in der Zeit der Empörung, nachdem die Regierung schmählich einseitig und widerrechtlich das Windhoeker Wahrzeichen, das Reiterstandbild, in einer Nacht- und Nebelaktion durch Nordkoreaner hatte entfernen lassen. Mueller glättete die Wogen durch direkte Gespräche mit der Regierung, einfach um den Gesprächsweg offenzuhalten, auch wenn das Ergebnis die deutschsprachige Öffentlichkeit nicht zufriedengestellt hat. Mueller verstand es, mit denjenigen in den eigenen deutsch-sprachigen Reihen kulant fertig zu werden, die ihn zu deutschen Kulturfragen gern vor einen Karren aggressiver Gangart gespannt hätten, den sie aber auf keinen Fall selbst ziehen wollten. Eine Vorgehensweise, die sie stark befürworten, aber mit der sie nicht öffentlich identifiziert werden möchten.
Bei allem Engagement fand Mueller die Zeit und Motivierung, durch NIMT das Wrack der Dampflokomobile „Martin Luther“ als Touristenlandmarke für Swakopmund herzurichten und eine schützende Hand über die Restaurierung des bedrohten Restzugs der Norden-Schmalspurbahn zu halten, für Rückkehr zur Alten Feste in Windhoek, sollte der Bau wieder renoviert werden … Es wären noch viel mehr Einsätze Muellers zu nennen.
Die gesamte Gesellschaft Namibias hat einen soliden, prägenden Kulturträger großer Menschlichkeit verloren. Sein Vorbild dürfte auf vielen Ebenen nachwirken.
Eberhard Hofmann
Vielfältige Chronologie aus Leben und Beruf von Eckhart Mueller
- Eckhart Diethelm Günther Mueller wurde am 4. Dezember 1946 als siebtes Kind von acht Geschwistern in Omaruru geboren.
- Januar 1953 Einschulung an der Grundschule Omaruru.
- Ab Klasse 7 besucht er die Oberschule Otjiwarongo und wohnt im Schülerheim.
- 1964 Matrik-Abschluss mit Universitätszulassung .
- 1965 dient er im Panzer-Bataillon der südafrikanischen Armee, erst in Bloemfontein, später in Walvis Bay. Danach vollendet er in Stellenbosch ein Studium in Sprachen (Schwerpunkt: Deutsch-Nederlands) und für das Lehramt. Er hat später den Vorsitz der Deutsch-Afrikaansen Studentenorganisation (DASUS) inne.
- 1971 Lehrer der Klasse 5 und Aufsichtskraft im Schülerheim der Deutschen Schule Windhoek, heute Delta-Schule (DSW).
- Im ersten Arbeitsjahr lernt er Angelika Kuchenbecker, die Mutter seiner fünf Kinder kennen. Sie ist Lehrerin und Heimaufsichtskraft an der DSW. Die Heirat erfolgt am 4. September 1971.
- Familie Mueller findet 1979 ein passendes Familienhaus und zieht aus dem Schülerheim aus.
- 1980 wird Mueller nach Otjiwarongo versetzt. Er wird Schulleiter der Deutschen Schule Otjiwarongo und setzt sich in diesem Jahr für den Bau einer neuen Squash-Bahn ein.
- 1981 geht es ab nach Swakopmund, wo er den Posten als Schulleiter der Deutschen Grundschule Swakopmund (heute Namib Primary School) und auch als Heimleiter übernimmt. Muellers wohnen im Heimleiter-Haus des Hofmeyr Schülerheimes.
- 1983 - Schulleiter an der Deutschen Oberschule Swakopmund (zuvor Swakopmund High School, SHS; heute Namib High School, NHS). Die Familie wohnt nun im Schulleiterhaus.
- Von 1984-1988 - Vorsitzender des Swakopmunder Tierheimes und permanentes Mitglied des Elternvorstandes beider deutschen Schulen. Tiere gehörten in jedem Arbeitsbereich mit dazu, inklusive Schäferhund Rex in seinem Büro.
- 1988 Versetzung nach Windhoek als Schulplaner für das damalige „Bantoe-Onderwys”-System, im Dienste der Übergangsregierung.
- 1997 bis zu seinem Ende ist er Vorsitzender des Deutschen Kulturrates - für den Erhalt der deutschen Sprache und Kultur in Namibia. Auch war er der Gründer des Deutschen Schulvereins Swakopmund.
- Vor der Unabhängigkeit Namibias unterbreitet die Rössing-Uranmine Mueller einen Vorschlag, um ein neues Ausbildungszentrum in Arandis mit zu planen und dann als Geschäftsführer zu verwalten.
- Die Familie zieht wieder nach Swakopmund um, wo Mueller bis zuletzt gelebt hat.
- 1992-2002 - Vorsitzender des deutschen Elternvereins. Mueller treibt den Aufbau des deutschen Privatschülerheimes voran, fördert das Jugend-Orchester sowie einen privaten deutschen Kindergarten in Swakopmund.
- 1999-2002 - Vorsitzender des Renovierungskomitees der Namib High School (NHS). Die alte Schule wird vollkommen renoviert.
- Weiterer ehrenamtlicher Einsatz: Vorsitzender der Namibia Qualifications Authority (NQA), stellvertretender Vorsitzender im Council of Higher Education, Engagement im Nationalen Denkmalsrat für den Memorial Park in Swakopmund, Mitarbeit in der Alfons-Weber-Stiftung, Landesführer der Namibischen Pfadfinder, Vorstandsmitglied der Ombili-Stiftung bei Tsintsabis, Vorstandsmitglied der DNEG (Deutsch-Namibischen Entwicklungsgesellschaft).
- In Anerkennung seiner besonderen Verdienste verleiht ihm die Bundesrepublik Deutschland das Bundesverdienstkreuz am Bande, das Botschafter Egon Kochanke ihm am 16.04.2009 überreicht.
NIMT war sein ganzer Stolz. Das Namibische Institut für Minenwesen und Technologie startete mit einer Handvoll Angestellten und zwölf Studenten.
Eckhart Mueller bleibt bekannt als konsequent zielstrebiger, bodenständiger Tatmensch mit Stehvermögen. Davon zeugt seine lange Berufslaufbahn von 1971 bis 2019, zu einem Alter, da sich viele seiner Zeitgenossen schon länger zur Ruhe gesetzt haben. Im herkömmlichen Lehrerberuf und dreimal als Schulleiter wirkte er von 1971 bis 1989 nacheinander an folgenden Schulen: Deutsche Schule Windhoek, heute Delta-Schule Windhoek (DSW), Deutsche Schule Otjiwarongo (heute Donatus-Schule Otjiwarongo), Deutsche Grundschule Swakopmund (heute Namib Primary School), Deutsche Oberschule Swakopmund (heute Namib High School) und zuletzt auf behördlicher Ebene als Schulplaner kurz vor der Unabhängigkeit im Bereich des damaligen Bantu-Schulsystems. Dann folgten rund 30 Jahre zuerst als Planer, dann Gründer und vor allem Leiter der Minenberufsschule auf Arandis, die er konsequent und erfolgreich anfangs mit wenigen Kollegen und Angestellten sowie zwölf Lehrlingen/Studenten bis auf das heutige Niveau mit über 4000 Auszubildenden gebracht hat. Durch seinen tatkräftigen Einsatz hat sich die Berufsschule mittlerweile auf zwei Kampusse auf Arandis sowie je einen in Keetmanshoop und Tsumeb vergrößert. Eckhart Mueller war ein Vorreiter und zäher Verfechter des praktischen Handwerks- und Berufs. Die Ausbildung am Mineninstitut NIMT (Namibian Institute of Minung and Technology) reicht schon länger weit über die Nachfrage aus dem Bergbau hinaus.
Der leidenschaftliche Pädagoge, Schulleiter und Schulplaner Mueller hätte sich allein mit dem Schul- und Berufsbildungseinsatz von über 39 Jahren schon ein Denkmal gesetzt - das war nie sein Ziel. Über seinen formalen Einsatz für Erziehung, Bildung und Lehre hinaus galten sein aktives Interesse und Engagement den allgemeinen Kulturfragen Namibias, prominent darunter den Erfordernissen, der Traditionspflege und Nöten unter Namibiern deutscher Abstammung.
Freundlich und bestimmt
Sein freundlicher, aber bestimmter Umgangston mit allen Interessenträgern und Ansprechpartnern auf privater und staatlicher Ebene zeichnete sich durch Geschick und Einfühlungsvermögen aus. Er handelte nach der Devise, dass man, um in zähen Verhandlungen und Begegnungen etwas zu erreichen, sich in die Schuhe, in die Denke, in die Mentalität der anderen Partei versetzen muss. Das zeigte sich besonders in der Zeit der Empörung, nachdem die Regierung schmählich einseitig und widerrechtlich das Windhoeker Wahrzeichen, das Reiterstandbild, in einer Nacht- und Nebelaktion durch Nordkoreaner hatte entfernen lassen. Mueller glättete die Wogen durch direkte Gespräche mit der Regierung, einfach um den Gesprächsweg offenzuhalten, auch wenn das Ergebnis die deutschsprachige Öffentlichkeit nicht zufriedengestellt hat. Mueller verstand es, mit denjenigen in den eigenen deutsch-sprachigen Reihen kulant fertig zu werden, die ihn zu deutschen Kulturfragen gern vor einen Karren aggressiver Gangart gespannt hätten, den sie aber auf keinen Fall selbst ziehen wollten. Eine Vorgehensweise, die sie stark befürworten, aber mit der sie nicht öffentlich identifiziert werden möchten.
Bei allem Engagement fand Mueller die Zeit und Motivierung, durch NIMT das Wrack der Dampflokomobile „Martin Luther“ als Touristenlandmarke für Swakopmund herzurichten und eine schützende Hand über die Restaurierung des bedrohten Restzugs der Norden-Schmalspurbahn zu halten, für Rückkehr zur Alten Feste in Windhoek, sollte der Bau wieder renoviert werden … Es wären noch viel mehr Einsätze Muellers zu nennen.
Die gesamte Gesellschaft Namibias hat einen soliden, prägenden Kulturträger großer Menschlichkeit verloren. Sein Vorbild dürfte auf vielen Ebenen nachwirken.
Eberhard Hofmann
Vielfältige Chronologie aus Leben und Beruf von Eckhart Mueller
- Eckhart Diethelm Günther Mueller wurde am 4. Dezember 1946 als siebtes Kind von acht Geschwistern in Omaruru geboren.
- Januar 1953 Einschulung an der Grundschule Omaruru.
- Ab Klasse 7 besucht er die Oberschule Otjiwarongo und wohnt im Schülerheim.
- 1964 Matrik-Abschluss mit Universitätszulassung .
- 1965 dient er im Panzer-Bataillon der südafrikanischen Armee, erst in Bloemfontein, später in Walvis Bay. Danach vollendet er in Stellenbosch ein Studium in Sprachen (Schwerpunkt: Deutsch-Nederlands) und für das Lehramt. Er hat später den Vorsitz der Deutsch-Afrikaansen Studentenorganisation (DASUS) inne.
- 1971 Lehrer der Klasse 5 und Aufsichtskraft im Schülerheim der Deutschen Schule Windhoek, heute Delta-Schule (DSW).
- Im ersten Arbeitsjahr lernt er Angelika Kuchenbecker, die Mutter seiner fünf Kinder kennen. Sie ist Lehrerin und Heimaufsichtskraft an der DSW. Die Heirat erfolgt am 4. September 1971.
- Familie Mueller findet 1979 ein passendes Familienhaus und zieht aus dem Schülerheim aus.
- 1980 wird Mueller nach Otjiwarongo versetzt. Er wird Schulleiter der Deutschen Schule Otjiwarongo und setzt sich in diesem Jahr für den Bau einer neuen Squash-Bahn ein.
- 1981 geht es ab nach Swakopmund, wo er den Posten als Schulleiter der Deutschen Grundschule Swakopmund (heute Namib Primary School) und auch als Heimleiter übernimmt. Muellers wohnen im Heimleiter-Haus des Hofmeyr Schülerheimes.
- 1983 - Schulleiter an der Deutschen Oberschule Swakopmund (zuvor Swakopmund High School, SHS; heute Namib High School, NHS). Die Familie wohnt nun im Schulleiterhaus.
- Von 1984-1988 - Vorsitzender des Swakopmunder Tierheimes und permanentes Mitglied des Elternvorstandes beider deutschen Schulen. Tiere gehörten in jedem Arbeitsbereich mit dazu, inklusive Schäferhund Rex in seinem Büro.
- 1988 Versetzung nach Windhoek als Schulplaner für das damalige „Bantoe-Onderwys”-System, im Dienste der Übergangsregierung.
- 1997 bis zu seinem Ende ist er Vorsitzender des Deutschen Kulturrates - für den Erhalt der deutschen Sprache und Kultur in Namibia. Auch war er der Gründer des Deutschen Schulvereins Swakopmund.
- Vor der Unabhängigkeit Namibias unterbreitet die Rössing-Uranmine Mueller einen Vorschlag, um ein neues Ausbildungszentrum in Arandis mit zu planen und dann als Geschäftsführer zu verwalten.
- Die Familie zieht wieder nach Swakopmund um, wo Mueller bis zuletzt gelebt hat.
- 1992-2002 - Vorsitzender des deutschen Elternvereins. Mueller treibt den Aufbau des deutschen Privatschülerheimes voran, fördert das Jugend-Orchester sowie einen privaten deutschen Kindergarten in Swakopmund.
- 1999-2002 - Vorsitzender des Renovierungskomitees der Namib High School (NHS). Die alte Schule wird vollkommen renoviert.
- Weiterer ehrenamtlicher Einsatz: Vorsitzender der Namibia Qualifications Authority (NQA), stellvertretender Vorsitzender im Council of Higher Education, Engagement im Nationalen Denkmalsrat für den Memorial Park in Swakopmund, Mitarbeit in der Alfons-Weber-Stiftung, Landesführer der Namibischen Pfadfinder, Vorstandsmitglied der Ombili-Stiftung bei Tsintsabis, Vorstandsmitglied der DNEG (Deutsch-Namibischen Entwicklungsgesellschaft).
- In Anerkennung seiner besonderen Verdienste verleiht ihm die Bundesrepublik Deutschland das Bundesverdienstkreuz am Bande, das Botschafter Egon Kochanke ihm am 16.04.2009 überreicht.
NIMT war sein ganzer Stolz. Das Namibische Institut für Minenwesen und Technologie startete mit einer Handvoll Angestellten und zwölf Studenten.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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