Ein bewegtes und wechselvolles Leben
Dieses Wochenende feiert der Farmverein Omaruru sein 100-jähriges Bestehen. Dessen aktueller Vorsitzender, Fritz Hinterholzer, kann seinen Stolz darüber nicht verbergen. Am Freitag und Samstag soll es nun eine große Party geben - nicht nur für Farmer. Stefan Fischer sprach für die AZ mit dem Farmervereinsvorsitzenden über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Landwirte um Omaruru.
AZ Wann genau wurde der Farmerverein gegründet?
F.Hinterholzer Das Gründungsdatum ist der 6. Juli 1904. Allerdings existiert die Gründungsurkunde nicht mehr. Das älteste Dokument, das in unserem Besitz ist, ist ein Schreiben des Farmervereins an die Regierungsverwaltung aus dem Jahr 1910.
AZ Warum wurde damals aus Ihrer Sicht der Farmerverein gegründet?
F.Hinterholzer Es ging sicher primär darum, die landwirtschaftlichen Interessen bei der Regierung zu vertreten sowie die Viehqualität durch Ausstellungen und Austausch von Zuchtmaterial zu verbessern. Die Mitglieder waren damals überwiegend deutschsprachig.
AZ Für die Zeit zwischen 1930 und 1945 gibt es keine Unterlagen bzw. Belege der Aktivitäten...
F.Hinterholzer Richtig, in dieser Zeit war es sehr still und der Verein war quasi nicht aktiv. Danach wurde er wieder aufgebaut und hat auch von der südafrikanischen Verwaltung bzw. Regierung profitiert, die in Aufbau und Verbesserung der Farmerei viel investiert hatte.
AZ Welchen Stellenwert hatte der Verein in den folgenden Jahrzehnten?
F.Hinterholzer Die Zucht von Karakulschafen sowie von Milchkühen stand an erster Stelle in Südwestafrika, so auch in Omaruru und Umgebung. Im Ort selbst gab es ja sogar eine Molkerei. Der große Einbruch kam in den Dürrejahren 1958 bis 1963; in dieser Zeit wurden fast nur noch Schafe gezüchtet, denn die Molkerei Omaruru wurde in Folge der Dürre geschlossen. In den 60er Jahren gab es dann eine Trendwende, ab Mitte der 70er Jahre rückten die Rinder wieder in den Vordergrund - diesmal aber zur Fleischproduktion. Heute gibt es mit Horst Schruff und Gerd Schwarting übrigens noch zwei Karakulschafzüchter in unserem Bezirk.
AZ Wie hat sich die Landwirtschaft dann weiter entwickelt?
F.Hinterholzer Eine jahrzehntelange Überweidung führte leider zum Rückgang der Weide, so dass die Viehwirtschaft an Bedeutung abnahm. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre entstanden deshalb die ersten Jagdfarmen. In den 90er Jahren kamen dann die Lodges und Wildfarmen hinzu, die den Boden leider nicht landwirtschaftlich nutzen. Die Situation hatte sich umgekehrt Früher war kaum Platz für Wild, doch dieses ist dann so stark vorgedrungen, dass die Trophäenjagd immer größeren Stellenwert bekam. Durch den gewachsenen Wildbestand ist heute die Kapazität für Nutzviehhaltung sehr begrenzt.
AZ Welche Tierarten sind heute in der Farmerei vorherrschend und kann man hier nur noch mit Landwirtschaft existieren?
F.Hinterholzer Hauptsächlich halten unsere Mitglieder Rinder, wie Simmentaler und Brahman-Kreuzungen. Und es gibt mit Arnold de Vries sogar einen Züchter, der eine Bonsmara-Zucht hat.
Das Überleben allein von der Landwirtschaft ist schwierig geworden. Die Farmer, die zu 100 Prozent davon leben, sind auf jeden Fall in der Minderheit.
AZ Wie stark ist der Farmerverein heute?
F.Hinterholzer Wir sind 31 Mitglieder, wobei die Deutschsprachigen noch einen festen Bestandteil bilden.
AZ Welche Vorteile hat die Mitgliedschaft?
F.Hinterholzer Hier wären Gedankenaustausch, Pflege der Gemeinschaft und Einkaufsvorteile (z.B. Agri-Bonus-System) zu nennen.
AZ Welche Höhepunkte gibt es im Kalender des Farmervereins?
F.Hinterholzer Zu den Höhepunkten in Omaruru zählen Versteigerungen, die Jahreshauptversammlung mit Tanz und die Silvesterfeier, die alle drei Jahre hier stattfindet.
AZ Gibt es Projekte, durch die Neufarmer unterstützt werden?
F.Hinterholzer Nein, aber sie sind jederzeit willkommen. Jeder, der Hilfe braucht, den unterstützen wir.
AZ Wie ist Ihre Prognose für die Zukunft?
F.Hinterholzer Das ist schwer zu sagen. Es gibt einige Farmen, wo bereits die nächste Generation aktiv ist. Wenn die Fleischpreise erhalten bleiben, dann bleibt die Farmwirtschaft eine gute Option. Und wenn die Gesamtsituation in Namibia trotz Landreform stabil bleibt, sollte die Zukunft sicher sein.
AZ Welche Auswirkungen wird die Landreform Ihrer Meinung nach haben?
F.Hinterholzer Ich denke, dass sie nicht so dramatisch ist und glaube nicht, dass die Farmer sich ernsthaft Sorgen machen müssen. Nujomas Nachfolger Pohamba wird das in den Griff bekommen.
AZ Am Wochenende wird nun gefeiert - wo genau?
F.Hinterholzer In unserem Farmervereinshaus, das ca. 500 Meter von Omaruru entfernt an der Straße nach Uis (C 33) liegt.
AZ Welchen Stellenwert hat diese Feier für Sie?
F.Hinterholzer Wir sollten uns menschlich näher kommen und die Hand reichen. Vor allem sollten wir auf diejenigen zugehen, die nichts mit der Farmerei zu tun haben. Das ist wichtig vor dem Hintergrund, weil die Farmerschaft durch den Streit in bzw. mit der Erongo Mountain Nature Conservancy leider auseinandergedriftet ist.
AZ Was wünschen Sie dem Farmerverein für die nächsten 100 Jahre?
F.Hinterholzer Viel Regen, eine tolerante Regierung und Leute, die eine Gemeinschaft wieder pflegen wollen.
AZ Danke für das Gespräch.
AZ Wann genau wurde der Farmerverein gegründet?
F.Hinterholzer Das Gründungsdatum ist der 6. Juli 1904. Allerdings existiert die Gründungsurkunde nicht mehr. Das älteste Dokument, das in unserem Besitz ist, ist ein Schreiben des Farmervereins an die Regierungsverwaltung aus dem Jahr 1910.
AZ Warum wurde damals aus Ihrer Sicht der Farmerverein gegründet?
F.Hinterholzer Es ging sicher primär darum, die landwirtschaftlichen Interessen bei der Regierung zu vertreten sowie die Viehqualität durch Ausstellungen und Austausch von Zuchtmaterial zu verbessern. Die Mitglieder waren damals überwiegend deutschsprachig.
AZ Für die Zeit zwischen 1930 und 1945 gibt es keine Unterlagen bzw. Belege der Aktivitäten...
F.Hinterholzer Richtig, in dieser Zeit war es sehr still und der Verein war quasi nicht aktiv. Danach wurde er wieder aufgebaut und hat auch von der südafrikanischen Verwaltung bzw. Regierung profitiert, die in Aufbau und Verbesserung der Farmerei viel investiert hatte.
AZ Welchen Stellenwert hatte der Verein in den folgenden Jahrzehnten?
F.Hinterholzer Die Zucht von Karakulschafen sowie von Milchkühen stand an erster Stelle in Südwestafrika, so auch in Omaruru und Umgebung. Im Ort selbst gab es ja sogar eine Molkerei. Der große Einbruch kam in den Dürrejahren 1958 bis 1963; in dieser Zeit wurden fast nur noch Schafe gezüchtet, denn die Molkerei Omaruru wurde in Folge der Dürre geschlossen. In den 60er Jahren gab es dann eine Trendwende, ab Mitte der 70er Jahre rückten die Rinder wieder in den Vordergrund - diesmal aber zur Fleischproduktion. Heute gibt es mit Horst Schruff und Gerd Schwarting übrigens noch zwei Karakulschafzüchter in unserem Bezirk.
AZ Wie hat sich die Landwirtschaft dann weiter entwickelt?
F.Hinterholzer Eine jahrzehntelange Überweidung führte leider zum Rückgang der Weide, so dass die Viehwirtschaft an Bedeutung abnahm. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre entstanden deshalb die ersten Jagdfarmen. In den 90er Jahren kamen dann die Lodges und Wildfarmen hinzu, die den Boden leider nicht landwirtschaftlich nutzen. Die Situation hatte sich umgekehrt Früher war kaum Platz für Wild, doch dieses ist dann so stark vorgedrungen, dass die Trophäenjagd immer größeren Stellenwert bekam. Durch den gewachsenen Wildbestand ist heute die Kapazität für Nutzviehhaltung sehr begrenzt.
AZ Welche Tierarten sind heute in der Farmerei vorherrschend und kann man hier nur noch mit Landwirtschaft existieren?
F.Hinterholzer Hauptsächlich halten unsere Mitglieder Rinder, wie Simmentaler und Brahman-Kreuzungen. Und es gibt mit Arnold de Vries sogar einen Züchter, der eine Bonsmara-Zucht hat.
Das Überleben allein von der Landwirtschaft ist schwierig geworden. Die Farmer, die zu 100 Prozent davon leben, sind auf jeden Fall in der Minderheit.
AZ Wie stark ist der Farmerverein heute?
F.Hinterholzer Wir sind 31 Mitglieder, wobei die Deutschsprachigen noch einen festen Bestandteil bilden.
AZ Welche Vorteile hat die Mitgliedschaft?
F.Hinterholzer Hier wären Gedankenaustausch, Pflege der Gemeinschaft und Einkaufsvorteile (z.B. Agri-Bonus-System) zu nennen.
AZ Welche Höhepunkte gibt es im Kalender des Farmervereins?
F.Hinterholzer Zu den Höhepunkten in Omaruru zählen Versteigerungen, die Jahreshauptversammlung mit Tanz und die Silvesterfeier, die alle drei Jahre hier stattfindet.
AZ Gibt es Projekte, durch die Neufarmer unterstützt werden?
F.Hinterholzer Nein, aber sie sind jederzeit willkommen. Jeder, der Hilfe braucht, den unterstützen wir.
AZ Wie ist Ihre Prognose für die Zukunft?
F.Hinterholzer Das ist schwer zu sagen. Es gibt einige Farmen, wo bereits die nächste Generation aktiv ist. Wenn die Fleischpreise erhalten bleiben, dann bleibt die Farmwirtschaft eine gute Option. Und wenn die Gesamtsituation in Namibia trotz Landreform stabil bleibt, sollte die Zukunft sicher sein.
AZ Welche Auswirkungen wird die Landreform Ihrer Meinung nach haben?
F.Hinterholzer Ich denke, dass sie nicht so dramatisch ist und glaube nicht, dass die Farmer sich ernsthaft Sorgen machen müssen. Nujomas Nachfolger Pohamba wird das in den Griff bekommen.
AZ Am Wochenende wird nun gefeiert - wo genau?
F.Hinterholzer In unserem Farmervereinshaus, das ca. 500 Meter von Omaruru entfernt an der Straße nach Uis (C 33) liegt.
AZ Welchen Stellenwert hat diese Feier für Sie?
F.Hinterholzer Wir sollten uns menschlich näher kommen und die Hand reichen. Vor allem sollten wir auf diejenigen zugehen, die nichts mit der Farmerei zu tun haben. Das ist wichtig vor dem Hintergrund, weil die Farmerschaft durch den Streit in bzw. mit der Erongo Mountain Nature Conservancy leider auseinandergedriftet ist.
AZ Was wünschen Sie dem Farmerverein für die nächsten 100 Jahre?
F.Hinterholzer Viel Regen, eine tolerante Regierung und Leute, die eine Gemeinschaft wieder pflegen wollen.
AZ Danke für das Gespräch.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen