Ein Getränk, viele Geschmacksrichtungen
Von Astrid Probst
Es gibt keine riesigen Stahltanks, Rohre, Wasserreinigungsanlagen oder Kessel. Keinen importierten Hopfen, keine Gerste oder Hefe und doch gibt es Bier, in Katutura. Nach einem ganz einfachen Rezept setzen hier viele ihr eigenes Getränk an, das zumindest als Bier bezeichnet wird.
Loide Gavasses hebt den Deckel eines großen Plastikeimers. Darin ist eine trübe, milchige Flüssigkeit – Oshikundo. Eine der Biersorten, die viele Menschen in Katutura selbst herstellen. Dabei wird Oshikundo oft nur als Bier bezeichnet, es enthält aber keinen Alkohol, sondern ähnelt vielmehr einem Energydrink. Hergestellt wird es aus Wasser und Maismehl. Sobald es ausgeschenkt wird, wird oft noch Zucker hinzugefügt. Loide Gavasses holt einen Messbecher, schöpft das Bier ab und gießt es wieder in den Behälter. Sie lacht. Auf der Straße verkauft sie das hausgemachte Gemisch für ein paar Dollar.
Auch Theopoldina Ekandjo setzt ihr eigenes Bier an. Die Blechtür quietscht, als sie in den kleinen Lagerraum geht, in dem sie ihre Zutaten aufbewahrt. Sie holt einen weißen Sack, gefüllt mit roten Mahangu-Körner hervor. Sie nimmt ein paar Körner und zerreibt diese zwischen ihren Fingern. Die Hirse stammt aus ihrem Heimatdorf, Okatumbo in der Okangenja Region.
Damit bereitet sie ihr Bier zu, auch Tombo genannt. Abends setzt sie es an und über Nacht wird es dann zu einem leicht alkoholhaltigem Getränk. Es besteht aus Wasser, Maismehl und Zucker. Durch den beigesetzten Zucker entsteht mit dem Gärprozess ein süßliches Bier, das kaum nach Alkohol schmeckt. Auf diese Art brauen viele in Katutura ihr Bier, trinken es selbst und verkaufen es teilweise auf der Straße.
Wasser, Hopfen und Malz
Nur zehn Minuten entfernt von den Heimbrauereien in Katutura ist ein anderer Schauplatz – eine imposante Brauerei. Hier gibt es die riesigen Anlagen, mit allem was zu einer Brauerei gehört. Langsam steigt Hans Hermann die Treppe hinunter. Unten angekommen geht er schnell und bestimmt durch die Hallen. Es ist stickig und warm, es riecht unverkennbar nach Hopfen, Malz - Bier.
Die Namibia Brewery ist sein Reich. Routiniert geht der NBL-Vertriebsmanager durch die Hallen, mit den vielen verwinkelten Ecken und kleinen, kaum wahrnehmbaren Türen in den Wänden. Mit einem Lächeln auf den Lippen führt er über das riesige Gelände und durch die vielen Gebäude. Freundlich grüßt er Mitarbeiter, die ihm auf seinem Streifzug begegnen.
Bierbrauen in Namibia
Was relativ klein in der Innenstadt, im heutigen Craft Center begann, hat sich über die Jahrzehnte zu einem riesigen Brauereikomplex entwickelt. Die Bierbraugeschichte in Namibia begann früh. Bis mindestens 1904 geht sie zurück, als Namibia noch eine deutsche Kolonie war. Anfangs wurde das Bier noch aus Deutschland importiert. Es war allerdings zu stark und zu hochprozentig für den Konsum unter der afrikanischen Sonne – einer der Gründe, weshalb die namibischen Biere heute nur etwa 4% Alkohol enthalten.
Um 1904 gab es vier kleinere Brauereien, die Kronenbrauerei in Swakopmund, die Omaruru Brauerei, die Klein Windhoek Brauerei und die Felsenkeller Brauerei, die ebenfalls in Windhoek war. Carl List und Herrmann Ohlthaver übernahmen die Brauereien und führten sie unter den South West Breweries in Windhoek zusammen. Mit der Unabhängigkeit Namibias 1990 erfolgte die Umbenennung der Brauerei in den heutigen Namen, Namibian Breweries Limited (NBL). Damit entstand die Großbrauerei und die NBL zog ins nördliche Industriegebiet nahe Katutura.
Deutsche Qualität
In dem Büro von Hans Hermann stapeln sich die Sixpacks, ein Kühlschrank ist voll mit den verschiedenen Biersorten der NBL – alle nach dem Reinheitsgebot gebraut, darauf ist man stolz. Das 1516, von Herzog Wilhelm IV., proklamierte Reinheitsgebot wird hier streng eingehalten. Das bedeutet, ins Bier kommen nur Gerstenmalz, Hopfen und Wasser.
Die Zutaten werden importiert, aus Deutschland. Gemälzte Gerste und Hopfen, sie kommen alle aus Deutschland. Auch bei dem Rundgang fällt auf, dass alles aus Deutschland zu stammen scheint, so auch die Brauanlage, erklärt Hans Hermann.
Auf Bildschirmen werden die Abläufe und Prozesse streng bewacht. Alles geht automatisch. Es zischt und lärmt. Hans Hermann geht unter Stahlrohen durch, blickt über Gucklöcher in die Kessel und zeigt die Anlagen. Er läuft gerne durch die Hallen, in denen später das Bier entsteht. Der Prozess soll zukünftig noch nachhaltiger werden. Bereits jetzt gibt es eine eigene Wasseraufbereitungsanlage, einen Biokessel, der den Betrieb beheizt und eine große Solaranlage auf dem Abfüllgebäude. „Deutsche Kollegen sind oft erstaunt von unserer Qualität und Technik“, sagt Hans Hermann und blickt auf die Monitore. Mit diesen Anlagen produziert NBL etwa 2,4 Millionen Hektoliter Bier im Jahr.
Vom Keller an die Bar
Weitaus weniger produziert Torsten Krumnow in seiner Mikrobrauerei. Seit kurzem braut er im Roof of Africa sein eigenes Bier. Die Anlage kommt aus Österreich, die Rohstoffe aus Deutschland. Er selbst bezeichnet sich nicht als Braumeister, sondern eher als „ausführendes Organ.“ „Ich mache einfach, was man mir sagt“, erzählt er lachend. Eine Firma aus Österreich hilft ihm dabei. „Die sind hier her gekommen, haben alles aufgebaut und uns erklärt, wie man Bier braut“, und so macht er es nun. Vier Sorten hat er zusammen mit der Firma entwickelt: Ein Draught, ein ungefiltertes Draught, ein dunkles Lager und ein Pilsner.
Überhaupt begann die ganze Idee mit dem Pilsener, erzählt er und führt in den Keller, wo die Tanks stehen. „Ich wollte immer ein Pilsener in Namibia und habe einfach keins gefunden, dass mir richtig geschmeckt hat“, sagt er und lacht. Damit entstand die Idee und nun hat er sein eigenes Bier.
Alle drei Wochen braut er drei Tage lang. Dann schaltet er die Anlage im Restaurant an, mischt Wasser, Gerste und Malz und braut sein Bier – natürlich nach dem Reinheitsgebot. Von dort geht es in den Keller zu den Tanks, wo das Bier sechs Wochen lang gärt und lagert, bis es einen runden Geschmack hat. Er deutet auf vier Stahltanks, von ihnen führt je ein dünner Schlauch wieder hinauf – „direkt zur Bar“, sagt er und blickt hinauf. Dort oben sitzt Torsten Krumnow nun und bestellt sein Bier, das Pilsner natürlich.
Es gibt keine riesigen Stahltanks, Rohre, Wasserreinigungsanlagen oder Kessel. Keinen importierten Hopfen, keine Gerste oder Hefe und doch gibt es Bier, in Katutura. Nach einem ganz einfachen Rezept setzen hier viele ihr eigenes Getränk an, das zumindest als Bier bezeichnet wird.
Loide Gavasses hebt den Deckel eines großen Plastikeimers. Darin ist eine trübe, milchige Flüssigkeit – Oshikundo. Eine der Biersorten, die viele Menschen in Katutura selbst herstellen. Dabei wird Oshikundo oft nur als Bier bezeichnet, es enthält aber keinen Alkohol, sondern ähnelt vielmehr einem Energydrink. Hergestellt wird es aus Wasser und Maismehl. Sobald es ausgeschenkt wird, wird oft noch Zucker hinzugefügt. Loide Gavasses holt einen Messbecher, schöpft das Bier ab und gießt es wieder in den Behälter. Sie lacht. Auf der Straße verkauft sie das hausgemachte Gemisch für ein paar Dollar.
Auch Theopoldina Ekandjo setzt ihr eigenes Bier an. Die Blechtür quietscht, als sie in den kleinen Lagerraum geht, in dem sie ihre Zutaten aufbewahrt. Sie holt einen weißen Sack, gefüllt mit roten Mahangu-Körner hervor. Sie nimmt ein paar Körner und zerreibt diese zwischen ihren Fingern. Die Hirse stammt aus ihrem Heimatdorf, Okatumbo in der Okangenja Region.
Damit bereitet sie ihr Bier zu, auch Tombo genannt. Abends setzt sie es an und über Nacht wird es dann zu einem leicht alkoholhaltigem Getränk. Es besteht aus Wasser, Maismehl und Zucker. Durch den beigesetzten Zucker entsteht mit dem Gärprozess ein süßliches Bier, das kaum nach Alkohol schmeckt. Auf diese Art brauen viele in Katutura ihr Bier, trinken es selbst und verkaufen es teilweise auf der Straße.
Wasser, Hopfen und Malz
Nur zehn Minuten entfernt von den Heimbrauereien in Katutura ist ein anderer Schauplatz – eine imposante Brauerei. Hier gibt es die riesigen Anlagen, mit allem was zu einer Brauerei gehört. Langsam steigt Hans Hermann die Treppe hinunter. Unten angekommen geht er schnell und bestimmt durch die Hallen. Es ist stickig und warm, es riecht unverkennbar nach Hopfen, Malz - Bier.
Die Namibia Brewery ist sein Reich. Routiniert geht der NBL-Vertriebsmanager durch die Hallen, mit den vielen verwinkelten Ecken und kleinen, kaum wahrnehmbaren Türen in den Wänden. Mit einem Lächeln auf den Lippen führt er über das riesige Gelände und durch die vielen Gebäude. Freundlich grüßt er Mitarbeiter, die ihm auf seinem Streifzug begegnen.
Bierbrauen in Namibia
Was relativ klein in der Innenstadt, im heutigen Craft Center begann, hat sich über die Jahrzehnte zu einem riesigen Brauereikomplex entwickelt. Die Bierbraugeschichte in Namibia begann früh. Bis mindestens 1904 geht sie zurück, als Namibia noch eine deutsche Kolonie war. Anfangs wurde das Bier noch aus Deutschland importiert. Es war allerdings zu stark und zu hochprozentig für den Konsum unter der afrikanischen Sonne – einer der Gründe, weshalb die namibischen Biere heute nur etwa 4% Alkohol enthalten.
Um 1904 gab es vier kleinere Brauereien, die Kronenbrauerei in Swakopmund, die Omaruru Brauerei, die Klein Windhoek Brauerei und die Felsenkeller Brauerei, die ebenfalls in Windhoek war. Carl List und Herrmann Ohlthaver übernahmen die Brauereien und führten sie unter den South West Breweries in Windhoek zusammen. Mit der Unabhängigkeit Namibias 1990 erfolgte die Umbenennung der Brauerei in den heutigen Namen, Namibian Breweries Limited (NBL). Damit entstand die Großbrauerei und die NBL zog ins nördliche Industriegebiet nahe Katutura.
Deutsche Qualität
In dem Büro von Hans Hermann stapeln sich die Sixpacks, ein Kühlschrank ist voll mit den verschiedenen Biersorten der NBL – alle nach dem Reinheitsgebot gebraut, darauf ist man stolz. Das 1516, von Herzog Wilhelm IV., proklamierte Reinheitsgebot wird hier streng eingehalten. Das bedeutet, ins Bier kommen nur Gerstenmalz, Hopfen und Wasser.
Die Zutaten werden importiert, aus Deutschland. Gemälzte Gerste und Hopfen, sie kommen alle aus Deutschland. Auch bei dem Rundgang fällt auf, dass alles aus Deutschland zu stammen scheint, so auch die Brauanlage, erklärt Hans Hermann.
Auf Bildschirmen werden die Abläufe und Prozesse streng bewacht. Alles geht automatisch. Es zischt und lärmt. Hans Hermann geht unter Stahlrohen durch, blickt über Gucklöcher in die Kessel und zeigt die Anlagen. Er läuft gerne durch die Hallen, in denen später das Bier entsteht. Der Prozess soll zukünftig noch nachhaltiger werden. Bereits jetzt gibt es eine eigene Wasseraufbereitungsanlage, einen Biokessel, der den Betrieb beheizt und eine große Solaranlage auf dem Abfüllgebäude. „Deutsche Kollegen sind oft erstaunt von unserer Qualität und Technik“, sagt Hans Hermann und blickt auf die Monitore. Mit diesen Anlagen produziert NBL etwa 2,4 Millionen Hektoliter Bier im Jahr.
Vom Keller an die Bar
Weitaus weniger produziert Torsten Krumnow in seiner Mikrobrauerei. Seit kurzem braut er im Roof of Africa sein eigenes Bier. Die Anlage kommt aus Österreich, die Rohstoffe aus Deutschland. Er selbst bezeichnet sich nicht als Braumeister, sondern eher als „ausführendes Organ.“ „Ich mache einfach, was man mir sagt“, erzählt er lachend. Eine Firma aus Österreich hilft ihm dabei. „Die sind hier her gekommen, haben alles aufgebaut und uns erklärt, wie man Bier braut“, und so macht er es nun. Vier Sorten hat er zusammen mit der Firma entwickelt: Ein Draught, ein ungefiltertes Draught, ein dunkles Lager und ein Pilsner.
Überhaupt begann die ganze Idee mit dem Pilsener, erzählt er und führt in den Keller, wo die Tanks stehen. „Ich wollte immer ein Pilsener in Namibia und habe einfach keins gefunden, dass mir richtig geschmeckt hat“, sagt er und lacht. Damit entstand die Idee und nun hat er sein eigenes Bier.
Alle drei Wochen braut er drei Tage lang. Dann schaltet er die Anlage im Restaurant an, mischt Wasser, Gerste und Malz und braut sein Bier – natürlich nach dem Reinheitsgebot. Von dort geht es in den Keller zu den Tanks, wo das Bier sechs Wochen lang gärt und lagert, bis es einen runden Geschmack hat. Er deutet auf vier Stahltanks, von ihnen führt je ein dünner Schlauch wieder hinauf – „direkt zur Bar“, sagt er und blickt hinauf. Dort oben sitzt Torsten Krumnow nun und bestellt sein Bier, das Pilsner natürlich.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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