"Ein gutes Gedicht ist wie ein Bikini"
"Ich weiß nicht, warum ich mir das immer wieder antue", sagt Oshosheni Hiveluah. Die junge Deutsch- und Oshivambo-Sprechende ist eine der Organisatoren des Poetry-Slams "Spoken Word", und heute soll auch sie wieder auf die Bühne in der Nedbank Theatre School. Sie stand schon so oft da oben im Scheinwerferlicht, aber das Lampenfieber ist immer wie beim ersten Mal.
Als Oshosheni am Mittwoch vor der bis auf den letzten Platz besetzten Theatre School in Windhoek ihr Gedicht liest, "I'm taking my pen for a walk", es handelt von der Leidenschaft des Dichtens, da muss sie immer mal wieder tief durchatmen, und einmal macht sie kurz Pause. "Phew, nervous", sagt sie mit entschuldigendem Kopfschütteln, und das Publikum beeilt sich, ihr Mut zuzusprechen, "go, Oshi, go!", ruft es. Denn Oshosheni ist gut, verdammt gut sogar.
Nicht alle Beiträge am Mittwoch sind von der gleichen Qualität. Ein schmächtiger junger Mann liest von seinem Liebesunglück. "Oooch!", tönt es mitleidig aus dem Publikum. "Time out", ruft jemand, als Dichter-Veteran Mvula ya Nangolo den dritten Vers aus seinem Gedichtband "Thoughts from Exile" vorträgt, und immer noch keine Anstalten macht, die Bühne wieder zu verlassen. Ein verschüchtertes Mädchen tritt später auf, sie hat Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Das Publikum ist gnadenlos, was nicht gefällt, wird entweder gar nicht oder mit frechen Kommentaren quittiert.
Spoken Word hat sich seit seinen bescheidenen Anfängen im Oktober 2004 zu einer professionell organisierten und beliebten Szene-Veranstaltung entwickelt. Inzwischen besuchen sogar Reisende den jeweils am ersten Mittwoch des Monats stattfindenen Poetry Slam. Eine Gruppe amerikanischer Jugendlicher ist am vergangenen Mittwoch dabei, und Eine unter ihnen ist nicht nur zum Zuhören da. "I'm from New York City", sagt sie ins Mikro, ihr Gedicht widmet sie ihrem Freund, und dann legt sie los, ein rasanter Rap-Sprechgesang voller gelungener Pointen, das Publikum ist hoch konzentriert, und als der letzte Satz verklungen ist, bricht tosender Applaus aus. Man will mehr, "Nine-Eleven!" ruft jemand, das New Yorker Girl lacht verlegen, dann aber packt es tatsächlich ein Gedicht über den 11. September aus, aggressiv klingt es und wütend, eine junge Frau, die etwas zu sagen hat, und Präsident Bush kommt gar nicht gut dabei weg.
"I used to want to be black", liest später Hugh Ellis, ein regelmäßiger Spoken-Word-Teilnehmer. "Ich hatte immer Schwarz sein wollen", sagt er, "aber jetzt ist es O.K. rot zu sein." Sein pointierter Beitrag handelt von Hautfarben, davon, dass es Zeiten gab, da man nur gehört wurde, wenn man Schwarz war, und dass auch Weiße manchmal einfach nur still sein mussten, und heute, so Ellis, ist es O.K., dass er rot ist, "rot" von seiner Herkunft, rot von dem namibischen Sonnenbrand auf seiner Haut.
African Boy, eine Rasta-Gruppe und Liebs Swartz machen Musik am Mittwoch. Exzentriker Liebs mit einem ganz neuen Back-up: Akustik-Gitarre und Geige, mit sphärischen Klängen, die etwas für Windhoek völlig Ungewohntes, Avantgardistisches haben. Das passt hervorragend zu Spoken Word, und es passt auch zu dem, was Spoken-Word-Teilnehmer Alpheus vorher gesagt hat: Ein gutes Gedicht muss "short and sweet" sein, kurz und knapp, und es muss genug Spielraum für Deutung und Phantasie lassen: Ein gutes Gedicht ist wie ein Bikini.
Als Oshosheni am Mittwoch vor der bis auf den letzten Platz besetzten Theatre School in Windhoek ihr Gedicht liest, "I'm taking my pen for a walk", es handelt von der Leidenschaft des Dichtens, da muss sie immer mal wieder tief durchatmen, und einmal macht sie kurz Pause. "Phew, nervous", sagt sie mit entschuldigendem Kopfschütteln, und das Publikum beeilt sich, ihr Mut zuzusprechen, "go, Oshi, go!", ruft es. Denn Oshosheni ist gut, verdammt gut sogar.
Nicht alle Beiträge am Mittwoch sind von der gleichen Qualität. Ein schmächtiger junger Mann liest von seinem Liebesunglück. "Oooch!", tönt es mitleidig aus dem Publikum. "Time out", ruft jemand, als Dichter-Veteran Mvula ya Nangolo den dritten Vers aus seinem Gedichtband "Thoughts from Exile" vorträgt, und immer noch keine Anstalten macht, die Bühne wieder zu verlassen. Ein verschüchtertes Mädchen tritt später auf, sie hat Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Das Publikum ist gnadenlos, was nicht gefällt, wird entweder gar nicht oder mit frechen Kommentaren quittiert.
Spoken Word hat sich seit seinen bescheidenen Anfängen im Oktober 2004 zu einer professionell organisierten und beliebten Szene-Veranstaltung entwickelt. Inzwischen besuchen sogar Reisende den jeweils am ersten Mittwoch des Monats stattfindenen Poetry Slam. Eine Gruppe amerikanischer Jugendlicher ist am vergangenen Mittwoch dabei, und Eine unter ihnen ist nicht nur zum Zuhören da. "I'm from New York City", sagt sie ins Mikro, ihr Gedicht widmet sie ihrem Freund, und dann legt sie los, ein rasanter Rap-Sprechgesang voller gelungener Pointen, das Publikum ist hoch konzentriert, und als der letzte Satz verklungen ist, bricht tosender Applaus aus. Man will mehr, "Nine-Eleven!" ruft jemand, das New Yorker Girl lacht verlegen, dann aber packt es tatsächlich ein Gedicht über den 11. September aus, aggressiv klingt es und wütend, eine junge Frau, die etwas zu sagen hat, und Präsident Bush kommt gar nicht gut dabei weg.
"I used to want to be black", liest später Hugh Ellis, ein regelmäßiger Spoken-Word-Teilnehmer. "Ich hatte immer Schwarz sein wollen", sagt er, "aber jetzt ist es O.K. rot zu sein." Sein pointierter Beitrag handelt von Hautfarben, davon, dass es Zeiten gab, da man nur gehört wurde, wenn man Schwarz war, und dass auch Weiße manchmal einfach nur still sein mussten, und heute, so Ellis, ist es O.K., dass er rot ist, "rot" von seiner Herkunft, rot von dem namibischen Sonnenbrand auf seiner Haut.
African Boy, eine Rasta-Gruppe und Liebs Swartz machen Musik am Mittwoch. Exzentriker Liebs mit einem ganz neuen Back-up: Akustik-Gitarre und Geige, mit sphärischen Klängen, die etwas für Windhoek völlig Ungewohntes, Avantgardistisches haben. Das passt hervorragend zu Spoken Word, und es passt auch zu dem, was Spoken-Word-Teilnehmer Alpheus vorher gesagt hat: Ein gutes Gedicht muss "short and sweet" sein, kurz und knapp, und es muss genug Spielraum für Deutung und Phantasie lassen: Ein gutes Gedicht ist wie ein Bikini.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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