Ein Herz für die Mutter
Familie Deck sammelt Geld für eine Herzoperation
Von Lisa Plank, Windhoek
Als Ellen Deck aus Windhoek Ende 2017 an einer Grippe erkrankte, machte sie sich zunächst keine Sorgen. Ein harmloser Infekt, nicht der Rede wert. Doch auch nach mehreren Wochen hatte sie noch immer starken Husten und Probleme beim Atmen. Ein Besuch beim Arzt im verschaffte Klarheit - und lieferte ihr eine erschütternde Diagnose: Herzversagen. Sie benötigt eine Herztransplantation, bis dahin soll ihr ein Herzschrittmacher Zeit verschaffen. Eine solche Operation ist jedoch teuer und Ellen ist nicht krankenversichert. Für sie und ihre vier Söhne Etienne, Rudi, Werner und Quinton ist das jedoch noch lange kein Grund aufzugeben. Um ihre Mutter zu retten, haben sie den Ellen's Heart Charity Trust gegründet.
Die Idee stammte von Ellens Schwiegertochter Christine Deck. „Wir hatten gerade erfahren, dass sie operiert werden muss und ich war völlig frustriert. Irgendwie mussten wir genug Geld für die Operation sammeln“, erzählt sie. „Ich hatte ein Stück Stoff in der Hand und da kam mir der Einfall, daraus Herzen zu nähen. Es geht ja schließlich um ein Herz.“ Innerhalb kurzer Zeit überzeugte sie die Familie, nicht einmal einen Monat später machten sie sich an die Arbeit.
Um so viele Herzen wie möglich zu nähen, nutzen sie nun jede freie Minute. „Wir alle arbeiten Vollzeit, deshalb haben wir nur abends und am Wochenende Zeit“, erzählt die Schwiegertochter. „Bis ein Herz fertig ist, dauert es ungefähr 45 Minuten.“ Die Herzen zu nähen stellte die vier Brüder mit ihren Familien jedoch erst einmal vor eine Herausforderung. „Die Ersten sahen furchtbar aus. Man erkannte gar nicht, dass das Herzen sein sollten“, erzählt Rudi schmunzelnd.
Doch nur ein paar Versuche waren nötig und die Familie hatte den Dreh raus. Obwohl das Projekt der Familie erst im November letzten Jahres startete, konnten bereits rund 2000 Herzen verkauft werden, viele weitere liegen schon bereit. Aber ist es nicht anstrengend, jeden Tag Herzen herzustellen? „Ehrlich gesagt ist Nähen ziemlich entspannend“, stellt Etienne fest.
Durch den Verkauf der Herzen konnten die Decks schon 20000 Namibia-Dollar sammeln, für die Operation reicht das jedoch noch lange nicht aus. „Ein Herzschrittmacher kostet 200000 Namibia-Dollar, eine Herztransplantation sogar bis zu 1,5 Millionen Namibia-Dollar“, erklärt Etienne. „Wir planen, im November diesen Jahres genug Geld für den Herzschrittmacher gesammelt zu haben“, erzählt Rudi. Langfristig kann Ellen jedoch auch der Herzschrittmacher nicht helfen - den Ärzten zufolge wird eine Herztransplantation in spätestens drei Jahren unumgänglich.
„Die ganze Familie zieht an einem Strang. Die Jüngste, die mitmacht, ist acht Jahre alt, die Älteste 73“, so Etienne. „Auch unsere Freunde und Bekannte stehen hinter dem Projekt. Einer unserer Nachbarn zum Beispiel arbeitet sieben Tage die Woche. Trotzdem sitzt er jeden Tag bis Mitternacht am Tisch und macht Herzen“, berichtet er begeistert. Auch die Decks nähen jeden Tag nach der Arbeit. Am Wochenende kommen aber alle zusammen. Schon morgens sitzen sie am Tisch, trinken eine Tasse Kaffee, unterhalten sich und stellen ein Herz nach dem anderen her.
Wenn Ellens Söhne bei ihr sitzen und von ihren Plänen sprechen, lächelt ihre Mutter Ellen sie liebevoll an. „Durch die Krankheit ist meine Familie noch viel enger zusammengewachsen, darüber bin ich unglaublich dankbar“, erzählt sie. „Meine Söhne hatten nie Streit, aber das Verhältnis, das sie jetzt zueinander haben, ist etwas ganz Besonderes.“ Etienne stimmt ihr zu: „Die Krankheit unserer Mutter hat unseren Blick auf das Leben verändert. Wir erkennen jetzt, was wirklich wichtig ist.“
Dass Ellen momentan nur eine Herzleistung von 30 Prozent hat, sieht man ihr auf den ersten Blick nicht an - trotzdem leidet sie darunter. „Mein Herz schlägt nicht richtig, es vibriert nur“, erklärt sie. „Deshalb kann ich nicht weit gehen, mich nicht anstrengen und ich werde immer wahnsinnig schnell müde.“ Trotz allem ist sie weit davon entfernt, in Selbstmitleid zu versinken: „Wenn ich beim Arzt im Wartezimmer sitze und all die jungen Menschen sehe, die an schweren Krankheiten leiden, fühle ich mich ganz schlecht. Ich habe ja schon viel erlebt und ich habe eine große Familie. Aber da sind Leute, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Das tut mir wahnsinnig leid.“ Der Ellen’s Heart Charity Trust soll deshalb nicht nur Ellen Deck helfen, sondern allen Menschen mit Herzproblemen in Namibia. „Wir sind zwar noch klein, aber wir träumen groß. Irgendwann soll jeder unsere Organisation kennen und wissen, dass man dort Hilfe bekommt“, plant Etienne.
Damit die Familie Deck genug Geld sammelt, verlassen sie sich nicht nur auf den Verkauf von Herzen. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs“, erklärt Etienne. „Wir planen eine große Wohltätigkeitsveranstaltung, um noch mehr Geld zu sammeln.“ Dafür hat sich die Familie einiges einfallen lassen. Am 2. November findet auf dem United Sports Field der erste Fun Day statt. Dieser soll - wie der Name schon sagt - keine gewöhnliche Wohltätigkeitsveranstaltung sein, sondern ein Erlebnis. Für 100 Dollar werden die Besucher ein Herz aus Pappe sponsern und es auf dem Feld anbringen können. Danach beginnt der aufregende Teil: Ein Fallschirmspringer landet auf dem Feld - der Sponsor des Herzen, auf dem er landet beziehungsweise dem er am nächsten ist, gewinnt 10000 Dollar. Dazu gibt es Live Musik, Essensstände, eine Hüpfburg und eine Bar. Derzeit sucht die Familie noch nach Sponsoren.
Spenden und Bestellungen von Herzen nimmt die Familie direkt in Empfang. Entweder per Facebook, per Mail an [email protected] oder per Telefon an 081 288 4299. Ein Herz kostet 10 Namibia-Dollar.
Als Ellen Deck aus Windhoek Ende 2017 an einer Grippe erkrankte, machte sie sich zunächst keine Sorgen. Ein harmloser Infekt, nicht der Rede wert. Doch auch nach mehreren Wochen hatte sie noch immer starken Husten und Probleme beim Atmen. Ein Besuch beim Arzt im verschaffte Klarheit - und lieferte ihr eine erschütternde Diagnose: Herzversagen. Sie benötigt eine Herztransplantation, bis dahin soll ihr ein Herzschrittmacher Zeit verschaffen. Eine solche Operation ist jedoch teuer und Ellen ist nicht krankenversichert. Für sie und ihre vier Söhne Etienne, Rudi, Werner und Quinton ist das jedoch noch lange kein Grund aufzugeben. Um ihre Mutter zu retten, haben sie den Ellen's Heart Charity Trust gegründet.
Die Idee stammte von Ellens Schwiegertochter Christine Deck. „Wir hatten gerade erfahren, dass sie operiert werden muss und ich war völlig frustriert. Irgendwie mussten wir genug Geld für die Operation sammeln“, erzählt sie. „Ich hatte ein Stück Stoff in der Hand und da kam mir der Einfall, daraus Herzen zu nähen. Es geht ja schließlich um ein Herz.“ Innerhalb kurzer Zeit überzeugte sie die Familie, nicht einmal einen Monat später machten sie sich an die Arbeit.
Um so viele Herzen wie möglich zu nähen, nutzen sie nun jede freie Minute. „Wir alle arbeiten Vollzeit, deshalb haben wir nur abends und am Wochenende Zeit“, erzählt die Schwiegertochter. „Bis ein Herz fertig ist, dauert es ungefähr 45 Minuten.“ Die Herzen zu nähen stellte die vier Brüder mit ihren Familien jedoch erst einmal vor eine Herausforderung. „Die Ersten sahen furchtbar aus. Man erkannte gar nicht, dass das Herzen sein sollten“, erzählt Rudi schmunzelnd.
Doch nur ein paar Versuche waren nötig und die Familie hatte den Dreh raus. Obwohl das Projekt der Familie erst im November letzten Jahres startete, konnten bereits rund 2000 Herzen verkauft werden, viele weitere liegen schon bereit. Aber ist es nicht anstrengend, jeden Tag Herzen herzustellen? „Ehrlich gesagt ist Nähen ziemlich entspannend“, stellt Etienne fest.
Durch den Verkauf der Herzen konnten die Decks schon 20000 Namibia-Dollar sammeln, für die Operation reicht das jedoch noch lange nicht aus. „Ein Herzschrittmacher kostet 200000 Namibia-Dollar, eine Herztransplantation sogar bis zu 1,5 Millionen Namibia-Dollar“, erklärt Etienne. „Wir planen, im November diesen Jahres genug Geld für den Herzschrittmacher gesammelt zu haben“, erzählt Rudi. Langfristig kann Ellen jedoch auch der Herzschrittmacher nicht helfen - den Ärzten zufolge wird eine Herztransplantation in spätestens drei Jahren unumgänglich.
„Die ganze Familie zieht an einem Strang. Die Jüngste, die mitmacht, ist acht Jahre alt, die Älteste 73“, so Etienne. „Auch unsere Freunde und Bekannte stehen hinter dem Projekt. Einer unserer Nachbarn zum Beispiel arbeitet sieben Tage die Woche. Trotzdem sitzt er jeden Tag bis Mitternacht am Tisch und macht Herzen“, berichtet er begeistert. Auch die Decks nähen jeden Tag nach der Arbeit. Am Wochenende kommen aber alle zusammen. Schon morgens sitzen sie am Tisch, trinken eine Tasse Kaffee, unterhalten sich und stellen ein Herz nach dem anderen her.
Wenn Ellens Söhne bei ihr sitzen und von ihren Plänen sprechen, lächelt ihre Mutter Ellen sie liebevoll an. „Durch die Krankheit ist meine Familie noch viel enger zusammengewachsen, darüber bin ich unglaublich dankbar“, erzählt sie. „Meine Söhne hatten nie Streit, aber das Verhältnis, das sie jetzt zueinander haben, ist etwas ganz Besonderes.“ Etienne stimmt ihr zu: „Die Krankheit unserer Mutter hat unseren Blick auf das Leben verändert. Wir erkennen jetzt, was wirklich wichtig ist.“
Dass Ellen momentan nur eine Herzleistung von 30 Prozent hat, sieht man ihr auf den ersten Blick nicht an - trotzdem leidet sie darunter. „Mein Herz schlägt nicht richtig, es vibriert nur“, erklärt sie. „Deshalb kann ich nicht weit gehen, mich nicht anstrengen und ich werde immer wahnsinnig schnell müde.“ Trotz allem ist sie weit davon entfernt, in Selbstmitleid zu versinken: „Wenn ich beim Arzt im Wartezimmer sitze und all die jungen Menschen sehe, die an schweren Krankheiten leiden, fühle ich mich ganz schlecht. Ich habe ja schon viel erlebt und ich habe eine große Familie. Aber da sind Leute, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Das tut mir wahnsinnig leid.“ Der Ellen’s Heart Charity Trust soll deshalb nicht nur Ellen Deck helfen, sondern allen Menschen mit Herzproblemen in Namibia. „Wir sind zwar noch klein, aber wir träumen groß. Irgendwann soll jeder unsere Organisation kennen und wissen, dass man dort Hilfe bekommt“, plant Etienne.
Damit die Familie Deck genug Geld sammelt, verlassen sie sich nicht nur auf den Verkauf von Herzen. „Das ist nur die Spitze des Eisbergs“, erklärt Etienne. „Wir planen eine große Wohltätigkeitsveranstaltung, um noch mehr Geld zu sammeln.“ Dafür hat sich die Familie einiges einfallen lassen. Am 2. November findet auf dem United Sports Field der erste Fun Day statt. Dieser soll - wie der Name schon sagt - keine gewöhnliche Wohltätigkeitsveranstaltung sein, sondern ein Erlebnis. Für 100 Dollar werden die Besucher ein Herz aus Pappe sponsern und es auf dem Feld anbringen können. Danach beginnt der aufregende Teil: Ein Fallschirmspringer landet auf dem Feld - der Sponsor des Herzen, auf dem er landet beziehungsweise dem er am nächsten ist, gewinnt 10000 Dollar. Dazu gibt es Live Musik, Essensstände, eine Hüpfburg und eine Bar. Derzeit sucht die Familie noch nach Sponsoren.
Spenden und Bestellungen von Herzen nimmt die Familie direkt in Empfang. Entweder per Facebook, per Mail an [email protected] oder per Telefon an 081 288 4299. Ein Herz kostet 10 Namibia-Dollar.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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