Ein herzlicher Auftakt der Namibia-Reise
Der Vorsitzende des Verbandes der Familie von Trotha, Wolf-Thilo von Trotha, ist diese Woche mit weiteren neun Familienmitgliedern nach Namibia gereist. Die Brisanz des Besuchs liegt darin, dass der damalige Befehlshaber der Schutztruppe in der Zeit des Herero-Krieges von 1904, General Lothar von Trotha, zum Familienstammbaum gehört. Neben einer Reise durch das Land will Wolf-Thilo von Trotha hier an Herero-Gedenkfeiern in Omaruru (White Flag Day) und Okahandja teilnehmen. Stefan Fischer sprach für die AZ mit dem 64-Jährigen über den Besuch.
AZ: Ist dies Ihr erster Besuch in Namibia?
Von Trotha: Ja. Und deshalb war die Spannung im Vorfeld auch sehr groß. Ich habe mich darauf gefreut, das so schön beschriebene Land in der Realität zu sehen. Manche von meinen Mitreisenden kennen Namibia bereits.
AZ: Wie sind Sie hier empfangen worden?
Von Trotha: Wir hatten einen sehr herzlichen Empfang. Und ich bin begeistert von dem Land, vor allem von der Natur.
AZ: Wie werten Sie die Anfeindungen gegen Ihren Besuch?
Von Trotha: Die nehmen wir zur Kenntnis. Es herrscht Demokratie und somit auch Redefreiheit. Aber wir sind nach Namibia eingeladen worden und als Privatleute hier. Unsere Gastgeber haben uns sehr herzlich begrüßt, nur das zählt.
AZ: Dennoch werden Sie von der Polizei eskortiert...
Von Trotha: Das ist eine Maßnahme unseres Gastgebers, die wir nicht gefordert haben. Deshalb kann ich dazu nicht viel sagen. Wir fühlen uns hier jedenfalls nicht behindert.
AZ: Sie werden am Sonntag bei den Feierlichkeiten in Omaruru eine Erklärung abgeben. Was können wir da erwarten?
Von Trotha: Ich werde mich inhaltlich hauptsächlich an der Erklärung orientieren, die ich im November 2004 nach dem Treffen mit Alfons Maharero (Enkel des einstigen Hereroführers und Von-Trotha-Gegners Samuel Maharero, die Red.) in Deutschland gegeben habe. Diese Erklärung wurde von allen Seiten akzeptiert und zu dem Inhalt stehen wir heute noch.
AZ: Wird es eine Art Entschuldigung geben?
Von Trotha: Um ehrlich zu sein, wir fühlen uns gar nicht autorisiert, dort eine Entschuldigung abzugeben. Wir bedauern sehr, was damals passiert ist. Vor 100 Jahren war die Welt noch anders, das ist aber aus heutiger Sicht zu verurteilen.
AZ: Betrachten Sie sich wegen des Namens von Trotha als stigmatisiert?
Von Trotha: Nein. Jeder, der diesen Namen trägt, gehört nun mal zur Familie und muss damit umgehen. In der rund 700-jährigen Familiengeschichte gab es über 1000 Menschen mit dem Namen von Trotha. Es existierten insgesamt fünf Linien, die des damaligen Generals von Trotha ist übrigens in den 20er Jahren ausgestorben, weil es keine Nachkommen mehr gab. Aus den verbliebenen vier Linien leben heute noch ca. 250 Menschen mit diesem Namen.
AZ: Die von Trothas sind in einem Familienverband organisiert, der seit 1894 existiert - wie funktioniert das?
Von Trotha: Jeder, der das 18. Lebensjahr erreicht, kann diesem Verband beitreten, niemand wird gezwungen. Im Abstand von vier Jahren wird ein fünfköpfiger Vorstand gewählt, derzeit bekleide ich das Amt des Vorsitzenden.
AZ: Danke für das Gespräch.
Info
In der 2004 abgegebenen Erklärung von Wolf-Thilo von Trotha heißt es unter anderem: "Wir müssen und wollen uns der Ereignisse erinnern und wir wollen uns mit ihnen auseinandersetzen. Wir wollen nicht den Mantel des Schweigens darüber breiten, dass Zehntausende von Herero zwischen 1904 und 1907 durch brutale und für uns heute unbegreiflichen Aktionen der deutschen Schutztruppe unter Lothar von Trothas Befehl zu Tode gekommen sind. (...) Hier hat die deutsche Truppe, und das heißt in erster Linie ihr kommandierender General, Schuld auf sich geladen. Und davor wollen und können wir nicht die Augen verschließen. Heute wissen wir, dass damals die Menschenrechte grob missachtet wurden. (...) Wir Mitglieder der Familie von Trotha sind beschämt über die schrecklichen E reignisse vor hundert Jahren und wir bedauern zutiefst das damalige Schicksal Ihres Volkes und auch das der Nama: den grausamen, sinnlosen Tod zehntausender Männer, Frauen und Kinder."
Der Wortlaut dieser Erklärung sowie der Erklärung von Hereroführer Alfons Maharero kann auf der Homepage der Familie von Trotha in deutscher und englischer Fassung nachgelesen werden: www.trotha.de
AZ: Ist dies Ihr erster Besuch in Namibia?
Von Trotha: Ja. Und deshalb war die Spannung im Vorfeld auch sehr groß. Ich habe mich darauf gefreut, das so schön beschriebene Land in der Realität zu sehen. Manche von meinen Mitreisenden kennen Namibia bereits.
AZ: Wie sind Sie hier empfangen worden?
Von Trotha: Wir hatten einen sehr herzlichen Empfang. Und ich bin begeistert von dem Land, vor allem von der Natur.
AZ: Wie werten Sie die Anfeindungen gegen Ihren Besuch?
Von Trotha: Die nehmen wir zur Kenntnis. Es herrscht Demokratie und somit auch Redefreiheit. Aber wir sind nach Namibia eingeladen worden und als Privatleute hier. Unsere Gastgeber haben uns sehr herzlich begrüßt, nur das zählt.
AZ: Dennoch werden Sie von der Polizei eskortiert...
Von Trotha: Das ist eine Maßnahme unseres Gastgebers, die wir nicht gefordert haben. Deshalb kann ich dazu nicht viel sagen. Wir fühlen uns hier jedenfalls nicht behindert.
AZ: Sie werden am Sonntag bei den Feierlichkeiten in Omaruru eine Erklärung abgeben. Was können wir da erwarten?
Von Trotha: Ich werde mich inhaltlich hauptsächlich an der Erklärung orientieren, die ich im November 2004 nach dem Treffen mit Alfons Maharero (Enkel des einstigen Hereroführers und Von-Trotha-Gegners Samuel Maharero, die Red.) in Deutschland gegeben habe. Diese Erklärung wurde von allen Seiten akzeptiert und zu dem Inhalt stehen wir heute noch.
AZ: Wird es eine Art Entschuldigung geben?
Von Trotha: Um ehrlich zu sein, wir fühlen uns gar nicht autorisiert, dort eine Entschuldigung abzugeben. Wir bedauern sehr, was damals passiert ist. Vor 100 Jahren war die Welt noch anders, das ist aber aus heutiger Sicht zu verurteilen.
AZ: Betrachten Sie sich wegen des Namens von Trotha als stigmatisiert?
Von Trotha: Nein. Jeder, der diesen Namen trägt, gehört nun mal zur Familie und muss damit umgehen. In der rund 700-jährigen Familiengeschichte gab es über 1000 Menschen mit dem Namen von Trotha. Es existierten insgesamt fünf Linien, die des damaligen Generals von Trotha ist übrigens in den 20er Jahren ausgestorben, weil es keine Nachkommen mehr gab. Aus den verbliebenen vier Linien leben heute noch ca. 250 Menschen mit diesem Namen.
AZ: Die von Trothas sind in einem Familienverband organisiert, der seit 1894 existiert - wie funktioniert das?
Von Trotha: Jeder, der das 18. Lebensjahr erreicht, kann diesem Verband beitreten, niemand wird gezwungen. Im Abstand von vier Jahren wird ein fünfköpfiger Vorstand gewählt, derzeit bekleide ich das Amt des Vorsitzenden.
AZ: Danke für das Gespräch.
Info
In der 2004 abgegebenen Erklärung von Wolf-Thilo von Trotha heißt es unter anderem: "Wir müssen und wollen uns der Ereignisse erinnern und wir wollen uns mit ihnen auseinandersetzen. Wir wollen nicht den Mantel des Schweigens darüber breiten, dass Zehntausende von Herero zwischen 1904 und 1907 durch brutale und für uns heute unbegreiflichen Aktionen der deutschen Schutztruppe unter Lothar von Trothas Befehl zu Tode gekommen sind. (...) Hier hat die deutsche Truppe, und das heißt in erster Linie ihr kommandierender General, Schuld auf sich geladen. Und davor wollen und können wir nicht die Augen verschließen. Heute wissen wir, dass damals die Menschenrechte grob missachtet wurden. (...) Wir Mitglieder der Familie von Trotha sind beschämt über die schrecklichen E reignisse vor hundert Jahren und wir bedauern zutiefst das damalige Schicksal Ihres Volkes und auch das der Nama: den grausamen, sinnlosen Tod zehntausender Männer, Frauen und Kinder."
Der Wortlaut dieser Erklärung sowie der Erklärung von Hereroführer Alfons Maharero kann auf der Homepage der Familie von Trotha in deutscher und englischer Fassung nachgelesen werden: www.trotha.de
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Allgemeine Zeitung
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