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Ein klares Wahl-Ergebnis

"Ich vermisse Halle Berry - warum heult denn hier keiner?" Barbara Kahatjipara gab sich enttäuscht: Zu gesittet und bescheiden betraten die Sieger des Abends nach Geschmack der aufgekratzten Moderatorin die Bühne, von melodramatischen Dankesreden keine Spur. "Wir müssen noch viel besser werden", meinte Innanoshe Goroh brav, der den ersten Preis des Abends für seine Kurzanimation "The Good News" entgegennahm und Nghidipo Nangolo, dessen Dokumentation "Skymaster" über den Township-Jazz der 50er Jahre gleich zweimal ausgezeichnet wurde (beste Regie und bester Schnitt), murmelte schüchtern: "Ich steh noch ganz am Anfang."

Tatsächlich steckt die namibische Filmindustrie noch in den Kinderschuhen. Bei nur 12 im Festival gezeigten Filmen und 10 Preiskategorien, war die Konkurrenz unter den nominierten Werken begrenzt und ein Sieg auch für nicht perfekte Herzensprojekte möglich. Doch um Perfektion ging es an diesem Abend auch nicht in erster Linie. "Dinge, die man noch verbessern kann, gibt es immer", urteilte Juror Robin Tyson, lobte die Filmemacher aber auch für ihren innovativen und kreativen Einsatz: "Ideen für Filme haben viele, aber nur wenige setzen sie auch um. Wir brauchen mehr Macher wie euch in Namibia!" Die namibische Öffentlichkeit müsse ihrer Filmszene mehr Respekt entgegenbringen, mahnte er und appellierte an TV-Sender und Sponsoren, sich stärker für den namibischen Film einzusetzen. Das Kino-affine Publikum bedachte ihn für diese Sätze mit zustimmendem Applaus. Ein Beispiel, wie eine solche Unterstützung aussehen könnte, gab Festivaldirektorin Irmgard Schreiber, die den Wild Cinema- Kurzfilmwettbewerb "18 Years in Windhoek" vorstellte, für den sich ab sofort Profi- und Amateurfilmer bewerben können. Insgesamt vier Kurzfilme sollen mit einem Produktionsbudget von je N$ 50.000 gefördert werden.

Für die glücklichen Gewinner der Namibia Film Awards könnte indes schon die Trophäe einen ordentlichen Karriereschub bedeuten. Nicht nur, dass in jeder Kategorie ein Preisgeld von bis zu N$ 5000 vergeben wurde - allein die öffentliche Anerkennung für ihre Leistung dürfte in diesem Ausmaß für die meisten der Geehrten ein Novum sein und zu weiteren Projekten motivieren. Besonderen Anlass zur Freude hatte das Team des Spielfilms "Remember Eliphas Part 2": In gleich fünf Kategorien siegte das von der Namibian Defence Force gesponserte Drama über einen HIV-positiven Soldaten. Neben den Preisen für die besten Darsteller (Banana Shikupe und Theopolina Shatilwe) und das Drehbuch von Libet Maloney durfte Produzent Ernst Steynberg auch den Hauptpreis für den besten Film entgegennehmen. Der strahlende Hauptdarsteller Shikupe kam kaum noch von der Bühne herunter, so oft wurde sein Film aufgerufen.

Wahre Perlen verbargen sich indes in den weniger prestigeträchtigen Nebenkategorien. Wohl verdient gewann Gina Tibinyanes Film "The Forgotten Survivors" den Preis für die beste Dokumentation. "Dass wir gewonnen haben, war bitter nötig in Namibia", betonte die Filmemacherin, die mit ihrem Werk ein berührendes Porträt sexueller Minderheiten, die in Namibia tagtäglich Diskriminierung und brutaler Gewalt ausgesetzt sind, geschaffen hat. Ungewöhnliche Bildwelten eröffnete auch der Filmtrailer zu "Journey of a Rain Shaman", für den die Produzenten Robert Scott, Andy Botelle und Charles Bosman den Publikumspreis des Festivals erhielten.

Trotz der eher schüchternen Preisträger sorgte die Preisverleihung für beste Unterhaltung. Die lokalen Musiker Lady May, G3 und Gazza begeisterten mit mitreißenden Auftritten und ausgefeilten Tanzchoreografien. Unangefochtene Publikumslieblinge aber waren die grandiosen Moderatoren Lazarus Jacobs und Barbara Kahatjipara, deren Dialoge chronische Lachsalven durch den Saal wogen ließen. Eine dankbare Vorlage für einen Running-Gag bot dem Komikerpaar vor allem das Thema Simbabwe. "Ich frage mich, wie Drehbuchschreiber in Simbabwe über die Runden kommen", rätselte Jacobs, bevor der Preis für das beste Skript vergeben wurde. "Da heißt es doch immer nur: 'Klopf-klopf' - 'Wer ist da?' - 'Ich bin's, Robert, ich bin immer noch da!'" Aber auch die eigene Regierung wurde nicht geschont: "Wir spenden den Preis an die SWAPO", witzelte Jacobs, als die Gewinnerin einer Publikumsverlosung vergeblich aufgerufen wurde und riet Regisseur Ernst Steynburg, seinen soeben gewonnenen Preis an Altpräsident Sam Nujoma zu verschenken.

Mit einem bissigen Seitenhieb auf den Siegerfilm "Remember Eliphas" beendeten Jacobs und Kahatjipara die glamouröse Gala-Nacht schließlich. "An alle, die leer ausgegangen sind: Gebt euch nächstes Mal halt mehr Mühe. Und wenn ihr einfach keine guten Filmemacher seid: Bewerbt euch bei der Namibian Defence Force."

Namibia Film Awards 2008: Alle Gewinner auf einen Blick
1. Beste Kinematografie: Simon Wilkie für "Remember Eliphas Part 2", Geldpreis gesponsert von Namib Film

2. Bester Schnitt: Nghidipo Nangolo für "Skymaster", Geldpreis gesponsert von Prowealth

3. Bestes Drehbuch: Libet Maloney für "Remember Eliphas Part 2", Geldpreis gesponsert von Bank Windhoek

4. Bester Schauspieler: Banana Shikupe in "Remember Eliphas Part 2", Geldpreis gesponsert von der Namibia Film Commission

5. Beste Schauspielerin: Theopolina Shatilwe in "Remember Eliphas Teil 2", Geldpreis gesponsert von der Namibia Film Commission

6. Beste Regie: Nghidipo Nangolo für "Skymaster", Geldpreis gesponsert von Alexander Forbes

7. Beste Animation: Innanoshe Goroh für "The Good News", Geldpreis gesponsert von der Namibia Film Commission

8. Beste Dokumentation: Gina Tibinyane für "The Forgotten Survivors", Geldpreis gesponsert von der Namibia Film Commission

9. Bestes Musikvideo: Tim Hübschle für "Ti Mama" (Afroshine), Geldpreis gesponsert von Radio Wave

10. Bester Film: Ernst Steynberg für "Remember Eliphas Part 2", Geldpreis gesponsert von One Africa TV

11. Wild Cinema Audience Choice Award 2008 für den besten namibischen Film:
Robert Scott, Andy Botelle und Charles Bosman für "Journey of a Rain Shaman", Geldpreis gesponsert von Mafilm GmbH.

12. Wild Cinema Audience Choice Award 2008 für den besten internationalen Film: "Emmas Glück"

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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