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Ein kollektives Verschulden
Ein kollektives Verschulden

Ein kollektives Verschulden

Stefan Fischer
Patienten müssen beim Arzt oder in der Apotheke in Vorkasse gehen, um untersucht und behandelt zu werden oder Medikamente zu erhalten. Derweil gehen Arztpraxen, Apotheken und Pharmazie-Großhändler finanziell in die Knie, weil die Krankenkasse für Staatsangestellte (PSEMAS) ihrer Zahlungspflicht nicht nachkommt. Die Situation ist verfahren, und dennoch ist klar, dass eine Kollektivschuld zu diesem Dilemma geführt hat.

Viel zu lange haben manche Patienten und Ärzte die scheinbar grenzenlosen Leistungen und ständige Zahlungsbereitschaft von PSEMAS ausgenutzt. So wurden überflüssige Leistungen in Anspruch genommen und abgerechnet, was am Ende den Etat von PSEMAS so sehr strapaziert hat, dass deren Jahresbudget bereits Ende Januar, also nach zehn Monaten, aufgebraucht war. Nun war das Geschrei groß, alle Zahlungen wurden gestoppt und eine Untersuchung eingeleitet.

Wer hat Schuld? Die Patienten und Dienstleister, die gedanken- und gewissenlos Leistungen beansprucht und abgerechnet haben. Aber auch die Finanzbehörde, deren Kontrollmechanismen versagt haben. Oder gibt es gar keine? Die Misere hat sich laut Branchenkennern schon seit 2015 aufgebaut, als hohe Abrechnungen und verspätete Zahlungen zur Normalität wurden. Ist das niemandem aufgefallen?

Die Finanzbehörde muss die Untersuchung schnell zuende führen und parallel die Dienstleister zumindest teilweise zahlen, bevor diese bankrott gehen. Und dann muss das PSEMAS-Modell reformiert werden. Dass der Beitrag des Versicherten nur 5% und der des Arbeitgebers (sprich des Steuerzahlers) 95% beträgt, ist weder zeitgemäß noch verantwortungsvoll - und das fördert den Missbrauch.

Stefan Fischer

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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