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Ein Leben für den Film und wilde Tiere

"Er war ein großartiger Mensch", sagt Hu Berry über Des Bartlett. "Er hat sehr viel für Namibia getan." Berry erinnert sich noch genau: "Oft saß er viele Stunden da, beobachtete nur und fotografierte." Berry arbeitete lange für die Naturschutzbehörde im Etoscha-Nationalpark und hatte dadurch viel mit Des und seiner Frau Jen zu tun. Die Löwen kannten die Bartletts. Und sie kannten ihren Volkswagen Kombi. Davon profitierte auch Berry, der die Löwen für Forschungszwecke betäuben musste. Denn wenn er mit in den Volkswagen kletterte, kam er den Löwen ebenso nah. "Es war ein absolutes Vergnügen mit den beiden zu arbeiten."
Norman Desmond Bartlett wurde am 2. April 1927 Canungra im Südosten von Queensland (Australien) geboren. Schon als Kind interessierte er sich für die Natur, erkundete in Tamborine Mountain, wo er aufwuchs, stundenlang den Regenwald. Als Junge wollte er Pilot werden, später dann Flugzeugdesigner.
Als 16-Jähriger zog Bartlett nach Brisbane, um in einer Bank zu arbeiten. "Wie ein eingesperrter Löwe", beschrieb er später das Gefühl in der Stadt und drinnen zu arbeiten. "Er hat oft gesagt, dass der Blick aus dem Fenster in die Sonne, ihn dazu bewegt hat, Fotograf zu werden", erinnert sich seine Frau. Durch das Buch "I married adventure" von Osa Johnson kam er endgültig zur Wildlife-Fotografie. Von nun an las er alle Bücher über Fotografie, die er in die Hände bekam und kaufte sich die Kameraausrüstung. Im April 1945, 18 Jahre alt, verließ er die Bank und ging zur Airforce, um ein Kampfpilot zu werden. Doch nur wenige Zeit später war der Zweite Weltkrieg vorbei.
Nach verschiedenen Jobs als Fotograf, arbeitete Des fünf Jahre in Melbourne in einem Entwicklungslabor. In dieser Zeit lernte er den Unterwasserfilmer Noel Monkmann kennen. Als dieser vor einem geplanten Dreh krank wurde, empfahl Monkmann Des an Armand Denis weiter. Die beiden drehten Filme in Australien.

Seine Frau Jen lernte er 1953 durch ihren Bruder kennen. Der hatte Des bei seinen Reisen durch Australien kennengelernt und ihn ihr in Sydney vorgestellt. Dann ging Des für fünf Monate nach Neuguinea, drehte dort seinen ersten Film. 1954 flog er nach Kenia. "Wir hatten nicht viel Zeit zusammen", erinnert sich Jen. Doch für sie sei es fast Liebe auf den ersten Blick gewesen. Deshalb hielten sie über zwei Jahre Kontakt. Gemeinsam mit Armand und Michaela Denis drehte Des in Kenia eine Serie von Dokumentarfilmen für die BBC.

1956 heiratete er seine Frau in London. Er brachte ihr alles über Fotografie und Filmen bei. Schnell wurden die beiden ein unzertrennliches, perfekt eingespieltes Team. Des filmte, Jen fotografierte. Nach der Geburt ihrer Tochter Julie 1957 kehrten sie zurück nach Kenia - und verbrachten dort zehn Jahre. So wurde ihre Tochter von klein auf ans Reisen und Fotografieren gewöhnt. "Bis sie zwölf Jahre alt war, ist sie überall mit uns herumgereist", erzählt Jen. Auf diesen ersten Reisen kristallisierte sich schnell Des' Filmstil heraus: "Die ersten Filme drehten sich um die Jagd. Später konzentrierten wir uns mehr auf das Familienleben der Tiere und die Wunder der Natur."

1974 bekam das Ehepaar den ersten ihrer beiden Emmys für den Film "The incredible flight of the snow geese", den sie für die britische Produktionsfirma Survival Anglia gemacht hatten. Des war innovativ und dachte sich immer wieder neue Möglichkeiten aus, die Tiere anzulocken und zu filmen. "Er war unglaublich großzügig, er teilte gerne sein Wissen. Viele junge Fotografen haben von ihm gelernt", weiß Jen.

Obwohl Des Bartlett in der ganzen Welt filmte, verbrachte er die meiste Zeit in Afrika, wo es ihm am besten gefallen habe, sagt seine Frau. "Dort gibt es die größte Vielfalt an Tieren, von den Big Game bis zu Vögeln und Insekten."

"Heimat ist dort, wo man gerade ist", war Des' Motto. So verweilten die beiden oft länger an einem Ort als geplant. Jen: "Je länger man bleibt, desto mehr findet man zum Filmen."
In ihre letzte Heimat Namibia ging es 1978. Im Etoscha-Nationalpark wollten sie Löwen auf Zelluloid bannen. Sechs Jahre lebten sie im Park, zelteten oder schliefen in Unterkünften des Personals. Aus den geplanten sechs Monaten in Namibia wurde der Rest ihres Lebens. Über 20 Filme entstanden hier, die berühmtesten sind "Lions of Etoscha" und "Survivors of the Skeleton Coast" für National Geographic Television. An der Skelettküste und in der Namib Wüste konnte Des auch seinen Traum wahr machen und aus einem Leichtflugzeug (Microlight) filmen.
"Er wusste unheimlich viel über die Tiere", erzählt Rod Braby, der Des Bartlett seit 1983 kannte. Braby war Naturschutzbeamter im Skelettküstenpark. Bei Bartletts Arbeiten dort lernte er dessen Arbeitsweise kennen: "Er war sehr geduldig mit den Tieren. Er ist demütig auf sie zugegangen und war nicht aggressiv wie andere Tierfotografen." Auch Tochter Julie war oft bei den Aufnahmen dabei, erinnert sich Braby. "Wir waren wie eine Familie."
130 Filme für Film und Fernsehen, 100 Kurzfilme für Kinder, mehrere Bücher und Artikel in Magazinen - Des Bartlett hat seinen Beruf gelebt und geliebt. In den 90er Jahren zog das Ehepaar nach Swakopmund. Bis ins hohe Alter drehte Des Filme, erst vor wenigen Jahren ging er in den Ruhestand und schrieb wieder Bücher. Eines fing er noch an - über sich selbst und sein aufregendes Leben. Jen: "Diese Biografie wollen meine Tochter und ich auf jeden Fall noch fertig machen."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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