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Ein Leben für die Kinder Katuturas

Die Frau am Steuer des goldenen VW-Golf kennt sich aus. Lässig fährt Jutta Rohwer die holprigen Sandpisten Katuturas entlang, biegt mal links mal rechts ab, während ihre Beifahrerin längst schon vollends die Orientierung verloren hat. Dann, irgendwo im Labyrinth aus Wellblechhütten und Toilettenboxen, stoppt sie an einem Drahtzaun, deutet auf eine winkende Gruppe. "Da ist Monika und ihre Drillinge und noch ein paar Kinder aus der Nachbarschaft" - etwas nachdenklicher fügt sie hinzu: "Monikas Mann ist an Aids gestorben, es war ein qualvoller Tod, aber sie hat ihn bis zum Schluss hingebungsvoll gepflegt." Auch Monika sei nun HIV-positiv.

Jutta Rhower weiß um viele dieser traurigen Geschichten, die sich in Windhoeks Armen- und Schwarzenviertel verbergen. Seit mehr als zehn Jahren hilft die 63-jährige Deutsche den Menschen in Katutura. Sie hat bewirkt, dass schon mehr als 100 Kinderheime und Spielstätten dort geöffnet haben - was vor allem wegen der wachsenden Zahl der Aidswaisen ein Segen für den Ort ist. Viele der kleinen, bunt bemalten Hütten tragen ihren Namen, es ist oft das einzige, was die Menschen der Helferin zurückgeben können. Jeden Tag fährt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern schon früh am Morgen nach Katutura, um Spenden aus Deutschland zu verteilen, Frauen Mut zuzusprechen und neue Projekte ins Leben zu rufen - etwa die Heimindustrie für Frauen in Katutura oder die Sport-Olympiade für geistig Behinderte. Nicht selten werfen unvorhersehbare Probleme ihre täglichen Pläne um.





Schon beim Aussteigen fällt ihr Blick auf ein junges Mädchen, dass sich mit gequälter Mine den Bauch hält. "Was ist los mit Dir, Nadja?" Übelkeit, seit Tagen schon könne das Kind nichts mehr im Magen behalten, erklärt Monika. "Wir müssen in die Klinik, bevor Du dehydrierst", sagt Jutta Rohwer und setzt das Mädchen prompt in ihr Auto. Die Betreuerinnen der Kinder können sich weder das Taxi noch die 15 Dollar für die Behandlung leisten. "Oft habe ich das Gefühl, ich komme genau im richtigen Moment", sagt Rohwer, die für ihre engagierte Hilfe schon mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist.





Eigentlich wollte sie aufhören zu arbeiten, nachdem sie 1992 in Rente ging. Zwölf Jahre lang hatte sie für das Rote Kreuz gearbeitet, zuletzt als Direktorin. Mehr als 10000 Essen verteilten sie und ihre Mitarbeiter damals täglich an Bedürftige. "Das war eine tolle Zeit, vor allem als die Unabhängigkeit ausgerufen wurde und viele Hilfsorganisationen ins Land kamen." Die Kontakte zur schwarzen Bevölkerung hatten sich schon früher eingestellt. Kurz nachdem die gebürtige Thüringerin ihre Ausbildung in einem Londoner Krankenhaus beendete, reiste sie nach Namibia, um eine Zeit lang im Kindergarten Omaruru zu arbeiten. Sie lernte ihren heutigen Mann kennen - und blieb. Arbeitete im Staatshospital Windhoek West, später auf der Kinderstation eines schwarzen Eingeborenenkrankenhauses.





Schon damals, zu Zeiten der Apartheid, war sie oft eine der ersten Ansprechpartnerinnen, wenn Hilfe benötigt wurde. Mit dem Ruhestand hatte sich das nicht erledigt, vor allem als die ersten Fälle von Aids auftauchten. "Wir wissen nicht wohin mit den Kindern", hieß es dann. Durch ihre engen Verbindungen zu Deutschland trieb sie Spendengeld auf, gründete Tagesstätten und fand Betreuerinnen. "Irgendwann haben die Dinge dann eine Eigendynamik bekommen, mittlerweile vergeht kaum ein Tag oder eine Nacht, ohne einen Notruf aus Katutura", sagt Jutta Rohwer und wirkt plötzlich erschöpft.


"Im Moment fühle ich mich ausgebrannt und brauche eine Pause. Die Kindergärten sind geschlossen, jetzt mache ich erst einmal Urlaub"





Doch zunächst muss sie einen neuen Hilfstransporter anmelden, Kleiderspenden verteilen, die Abrechnungen für die Wohltäter aus Deutschland und fürs Finanzamt machen, den Frauen ins Gewissen reden, damit sie ihre Kinder in den Ferien zum Aids-Test bringen - und morgen will sie noch einmal zu Monika. Nur mal kurz sehen, ob es Nadja besser geht.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-08

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