Loading svg Please wait while we translate the article
Ein Mensch, der nichts weiß, stellt keine Fragen
Ein Mensch, der nichts weiß, stellt keine Fragen

Ein Mensch, der nichts weiß, stellt keine Fragen

Kaum zwei Jahre nach dem Erscheinen seines ersten "Guide to Namibian Politics" hat der ehemalige Journalist Graham Hopwood nun die zweite Ausgabe veröffentlicht. Er und andere sehen darin einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der Demokratie in diesem Land.

"Demokratie und Ignoranz können nicht Hand in Hand gehen", sagte Bischof Zephania Kameeta am Freitagvormittag im Kalahari Sands Hotel, Windhoek. Dabei hob der Geistliche seinen Blick von dem Blatt, auf dem seine Rede notiert war. Kameeta hob nicht oft den Kopf, vielmehr war er meist weit über das Papier gebeugt. Deshalb erschien diese kleine und seltene Geste umso eindringlicher. Er war nicht nur gekommen, um einem langen Wegbegleiter einen Gefallen zu tun, um einem weiteren Buch, das in irgendwelchen Regalen verstauben wird, seinen Segen zu geben. Für Kameeta war der Anlass ein Politikum, denn er war sich sicher: "Dieses Buch stärkt die demokratische Entwicklung in Namibia!" Vielleicht zu große Worte für das Werk von Graham Hopwood, doch der Bischof kennt auch die andere Seite und weiß darum, wie viel Öl der junge Motor "Demokratie" in Namibia noch braucht. Hopwoods gerade erschienene zweite Ausgabe des "Guide to Namibian Politics" könnte ein gutes Fläschchen davon sein. "Menschen, die nichts wissen, stellen keine Fragen - selbst dann nicht, wenn ihre eigenen Rechte verletzt werden", führte Kateema weiter aus. Das sei letztendlich auch der Grund dafür gewesen, dass die Kolonialisten den Menschen in Namibia über Generationen hinweg Bildung verweigert hätten. Eine Erfahrung, die offenbar auch Hopwood gemacht hat.

Als er 2004 die erste Ausgabe seines politischen Handbuchs veröffentlicht hatte, habe er festgestellt, dass die Menschen nach dieser Art von Information regelrecht hungerten. Schon innerhalb weniger Monate war das Werk vergriffen. Wobei anzumerken ist, dass die Auflage bei 2000 Exemplaren lag. Für ein politisches Nachschlagewerk ist das dennoch beachtlich. "Viele wussten nicht, wer ihre Abgeordneten sind. Der erste Guide gab ihnen nun die Möglichkeit diese kennen zu lernen", stellte Hopwood - von seinem eigenen Erfolg etwas überrumpelt - fest. Zwölf Jahre hatte er von 1992 bis 2004 als Journalist in Namibia gearbeitet und dabei die Notwendigkeit für einen solchen Guide erkannt. Inzwischen kannte er Land und Leute sowie die politische Struktur gut genug, um dieses Wissen gebündelt weiter geben zu können. Die Reaktionen seien durchweg positiv gewesen. Gerade wenn man berücksichtige, dass den Namibiern oftmals unterstellt werde, keine Lesekultur zu haben. Die Leute hätten sogar "mehr" gewollt. Mehr Profile der politisch relevanten Persönlichkeiten, mehr Themen mehr Informationen. Und natürlich pikante Details aus deren Privatleben. Aber diese werden auch künftig keinen Eingang in das Buch finden, denn nur wenn das "Persönliche" Teil der politischen Bühne wird, erwägt Hopwood, dies zu berücksichtigen. Ansonsten ist er in der zweiten Ausgabe den Wünschen weitgehend gerecht geworden. Der Guide präsentiert sich auf seinen 348 Seiten recht übersichtlich und in verständlichem Englisch. Der Autor wollte schließlich viele Menschen erreichen, nicht nur Wissenschaftler in verstaubten Stuben. So dient das Buch in erster Linie als Überblick über die namibische Politiklandschaft. Der Fokus ist vor allem auf deren wichtigste Handlungsträger, das Politische System, die Wahlen, die Parteien und deren politischer Ausrichtung gelegt. Dass Politik kein starres System ist, zeigen auch die Veränderungen, die der Autor innerhalb weniger Monate nach der ersten Ausgabe von 2004 vornehmen musste. "Politik ist einem steten Wandel unterworfen und das ist das Faszinierende daran", meinte er über das Rednerpult gebeugt. 50 neue Gesichter finden sich nun in den Profilen der "Political Personalities", wohingegen 40 Personen der politischen Szene entschwunden sind. Zudem hat er den Bereich über politische Themen um die Manifeste der einzelnen Parteien zur letzten Wahl erweitert und sogar ein neues Kapitel, "Civil Society", angefügt. Weiter sind die Seiten gefüllt mit einem Überblick über die Gesellschaftsstruktur, die Geschichte und den Spielregeln des politischen Systems Namibias. Teils in Extra-Kästen werden so Informationen zur Parteienfinanzierung, zum Wahlsystem oder zum Funktionieren der Gewaltenteilung gut lesbar aufbereitet. Auch finden sich die Ergebnisse der zwölf verschiedenen Wahlgänge seit 1989. Schließlich hat sich seit damals, als die ersten freien Wahlen unter der Beobachtung der Vereinten Nationen stattgefunden hatten, einiges getan. Und die Entwicklung wird nicht stehen bleiben. Deshalb ist bereits für 2010 eine dritte Ausgabe geplant. Bis dahin wäre das Geburtsjahr der "Allgemeinen Zeitung" zu korrigieren. Es war das Jahr 1916, und nicht 1919 wie Hopwood auf Seite 101 des Guide schreibt. In Hopwoods Bibliographie fällt zudem vor dem Hintergrund des vielsprachigen Namibia auf, dass er sich monolingual allein auf englischsprachige Quellen beschränkt. Ferner erscheint in seiner Liste mit 13 namibischen Periodika mit Ausnahme des Republikein kein anderssprachiges Journal, zu dem er Zugriff zu haben scheint. Das sind aber Randnotizen, die den Wert des Werkes nicht unbedingt schmälern. Unterstützung fand Hopwood in dem Namibia Institut für Demokratie, NID, sowie der Konrad Adenauer Stiftung und der finnischen Botschaft. Auf diese Weise konnten die Kosten von N$ 200 000 gedeckt werden, denn der "Guide to Namibian Politics" ist am NDI kostenlos erhältlich und in Kürze auch gegen ein geringes Entgelt in ausgewählten Buchhandlungen im ganzen Land. Eine gute Ausgangslage für Hopwoods wohl innigsten Wunsch: "Der Guide to Namibian Politics soll eine Brücke über den Graben zwischen den Wählern und den Gewählten sein."

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 20° | 36° Rundu: 20° | 37° Eenhana: 22° | 36° Oshakati: 25° | 35° Ruacana: 22° | 36° Tsumeb: 23° | 36° Otjiwarongo: 22° | 35° Omaruru: 23° | 36° Windhoek: 23° | 34° Gobabis: 23° | 35° Henties Bay: 14° | 19° Swakopmund: 14° | 16° Walvis Bay: 13° | 20° Rehoboth: 23° | 35° Mariental: 24° | 38° Keetmanshoop: 24° | 39° Aranos: 28° | 38° Lüderitz: 13° | 25° Ariamsvlei: 23° | 40° Oranjemund: 13° | 21° Luanda: 25° | 26° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 32° Mbabane: 18° | 31° Maseru: 16° | 32° Antananarivo: 17° | 31° Lilongwe: 22° | 33° Maputo: 23° | 31° Windhoek: 23° | 34° Cape Town: 17° | 27° Durban: 20° | 25° Johannesburg: 19° | 31° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 33° Harare: 21° | 31° #REF! #REF!