Ein musikalisches Intermezzo
Freiburger Dirigent gibt Gastspiel in Windhoek und unterrichtet Kinder
Von Marcel Nobis, Windhoek
Die Saiten der Violine beginnen leicht zu beben. Der Bogen streicht über sie - erst vor, dann zurück. Geigenlaute erfüllen den kleinen Raum. Einige von ihnen lassen eine Melodie erkennen, andere Töne hingegen wirken schief. An der Violine sitzt der achtjährige Kevin. Er schaut konzentriert und mit weit aufgerissenen Augen auf sein Gegenüber. Seine Blicke folgen den Bewegungen von Walter-Michael Vollhardt. Der Freiburger Dirigent und Solocellist ist für zwei Wochen in Windhoek zu Besuch und unterrichtet Kevin und dutzende weitere Kinder des Jugendorchesters YONA (Youth Orchestras of Namibia). Doch damit nicht genug: Auch beim nationalen Symphonieorchester NNSO (Namibian National Symphony Orchestra) arbeitet er als Gastdirigent mit.
„Es ist eine Herausforderung“, gibt Vollhardt offen zu. Er spricht über seine Arbeit beim Jugendorchester. Zwei Wochen Zeit - mehr hat er nicht. Und am Ende steht ein Konzert mit den jungen Musikern an. „Es ist nicht leicht, in einen bereits festgeschriebenen Ablauf von außen einzusteigen, ohne jemanden auf die Füße zu treten und dennoch seine eigenen Idee umzusetzen“, erklärt Vollhardt. Das heißt konkret: Der Dirigent hätte mit den Schülern lieber an der Technik gearbeitet, aber durch das straffe Programm und das Konzert am Wochenende lag der Fokus eher auf den einzustudierenden Musikstücken.
Doch Vollhardt nimmt es gelassen. Die Freude an der Arbeit mit den Schülern überwiegt. „Ich sehe viel Potential bei den Kindern“, sagt der Dirigent und spricht die schwierigen Randbedingungen an: „Es ist sicher nicht leicht für sie, nach der Schule in der Mittagshitze noch bis zu zwei Stunden zu musizieren.“ Dreimal die Woche üben die Kinder in den Räumen der Suiderhof-Grundschule gemeinsam im Orchester. Jeden Dienstag und Donnerstag findet zusätzlich Einzelunterricht statt.
Das Leben der Jugend verändern
Rund 50 Schüler im Alter von sieben bis zwölf Jahren gehören derzeit dem Jugendorchester YONA an. 2016 startete das Projekt. „Ziel ist es, das Leben der Jugend durch Musik zu verändern. Jeder kann mitmachen - ganz egal, wo er herkommt. Die Kinder sollen hier zu einer Einheit zusammenfinden“, erklärt Christina Oellers, die für ein Jahr das Jugendorchester im Freiwilligendienst unterstützt. Ein Blick in die Reihen des Orchesters zeigt: Es ist tatsächlich sehr durchmischt.
Die Grundidee für das Projekt stammt aus Venezuela. Kinder sollen öffentlich finanzierten Musikunterricht erhalten, der zur persönlichen Entfaltung und Entwicklung beiträgt. Sind die Teilnehmer aus den ersten Projektjahren alt genug und sicher an ihrem Instrument, sollen sie wiederum den jüngeren Musizierenden als Lehrer bereitstehen. So kann im besten Fall das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Vollhardt hörte vom Jugendorchester über Kontakte aus Deutschland. Der zweiwöchige Besuch ist aber nicht sein erstes musikalisches Engagement in Afrika. Seit gut zehn Jahren fährt er mehrmals jährlich nach Nigeria. Dort tritt er unter anderem als Gastdirigent mit dem MUSON-Symphonieorchester in Lagos auf. „Es ist immer wieder eine Freude. Die Leute dort sind unglaublich motiviert und ein ganz lieber Menschenschlag“, erzählt Vollhardt.
Motivation lässt sich bei den Kindern des Jugendorchesters auch erkennen. Trotz stehender Luft in den engen Übungsräumen hat auch der zehnjährige Jennehr das Notenblatt fest im Blick. Er übt gemeinsam mit Oellers an der Violine - die Stücke klingen bereits etwas harmonischer als beim achtjährigen Kevin. „Du hältst den Bogen noch nicht ganz richtig“, sagt Oellers und korrigiert Jennehr. Bis zum Konzert sind es nur noch wenige Tage, dann muss alles einigermaßen sitzen. Vier bis fünf Stücke sollen die Kinder aufführen. Als Dirigent ist Vollhardt eingeplant. „Das wird schwierig“, erklärt er und fügt an: „Ich würde lieber mit dem Cello vor ihnen sitzen und mitspielen. Daran könnten sie sich besser orientieren.“
Romantisches Konzert
Eine solche Orientierung brauchen die Musiker des nationalen Symphonieorchesters NNSO schon längst nicht mehr. Hier reichen Vollhardt die bloßen Hände, um die Instrumente des Orchesters zu einem harmonischen Spiel zusammenzufügen. Vom NNSO hatte der Dirigent über die Leiterin des YONA-Orchesters, Gretel Coetzee, erfahren. „Das weckte natürlich direkt mein Interesse, auch mit dem Nationalorchester zu spielen“, erklärt Vollhardt. Mit dem Streichensemble des Orchesters sind zwei Konzerte für Freitag und Samstag geplant. Es wird romantisch, auf dem Programm steht das Thema Valentinstag. Neben Werken von bekannten Komponisten wie Edvard Grieg und Benjamin Britten möchte das Orchester auch acht namibische Kompositionen aufführen. Die zwei Komponisten Eslon Hindundu und Emily Dangwa sind ebenfalls dabei und unterstützen die Musiker mit Gesang.
Mit den drei Konzerten am Wochenende endet Vollhardts kurzes Gastspiel in Windhoek wieder. Bereits am Sonntagnachmittag geht sein Flug. Vielleicht werden sein aufgewecktes Spiel und seine geduldigen Erklärungen aber noch etwas länger bei den Kindern in Erinnerung bleiben. Der achtjährige Kevin wird auf jeden Fall weiterproben. Mit viel Übung könnte er in einigen Jahren dann auf Vollhardts Platz sitzen und sein gelerntes Wissen weitergeben.
Die Saiten der Violine beginnen leicht zu beben. Der Bogen streicht über sie - erst vor, dann zurück. Geigenlaute erfüllen den kleinen Raum. Einige von ihnen lassen eine Melodie erkennen, andere Töne hingegen wirken schief. An der Violine sitzt der achtjährige Kevin. Er schaut konzentriert und mit weit aufgerissenen Augen auf sein Gegenüber. Seine Blicke folgen den Bewegungen von Walter-Michael Vollhardt. Der Freiburger Dirigent und Solocellist ist für zwei Wochen in Windhoek zu Besuch und unterrichtet Kevin und dutzende weitere Kinder des Jugendorchesters YONA (Youth Orchestras of Namibia). Doch damit nicht genug: Auch beim nationalen Symphonieorchester NNSO (Namibian National Symphony Orchestra) arbeitet er als Gastdirigent mit.
„Es ist eine Herausforderung“, gibt Vollhardt offen zu. Er spricht über seine Arbeit beim Jugendorchester. Zwei Wochen Zeit - mehr hat er nicht. Und am Ende steht ein Konzert mit den jungen Musikern an. „Es ist nicht leicht, in einen bereits festgeschriebenen Ablauf von außen einzusteigen, ohne jemanden auf die Füße zu treten und dennoch seine eigenen Idee umzusetzen“, erklärt Vollhardt. Das heißt konkret: Der Dirigent hätte mit den Schülern lieber an der Technik gearbeitet, aber durch das straffe Programm und das Konzert am Wochenende lag der Fokus eher auf den einzustudierenden Musikstücken.
Doch Vollhardt nimmt es gelassen. Die Freude an der Arbeit mit den Schülern überwiegt. „Ich sehe viel Potential bei den Kindern“, sagt der Dirigent und spricht die schwierigen Randbedingungen an: „Es ist sicher nicht leicht für sie, nach der Schule in der Mittagshitze noch bis zu zwei Stunden zu musizieren.“ Dreimal die Woche üben die Kinder in den Räumen der Suiderhof-Grundschule gemeinsam im Orchester. Jeden Dienstag und Donnerstag findet zusätzlich Einzelunterricht statt.
Das Leben der Jugend verändern
Rund 50 Schüler im Alter von sieben bis zwölf Jahren gehören derzeit dem Jugendorchester YONA an. 2016 startete das Projekt. „Ziel ist es, das Leben der Jugend durch Musik zu verändern. Jeder kann mitmachen - ganz egal, wo er herkommt. Die Kinder sollen hier zu einer Einheit zusammenfinden“, erklärt Christina Oellers, die für ein Jahr das Jugendorchester im Freiwilligendienst unterstützt. Ein Blick in die Reihen des Orchesters zeigt: Es ist tatsächlich sehr durchmischt.
Die Grundidee für das Projekt stammt aus Venezuela. Kinder sollen öffentlich finanzierten Musikunterricht erhalten, der zur persönlichen Entfaltung und Entwicklung beiträgt. Sind die Teilnehmer aus den ersten Projektjahren alt genug und sicher an ihrem Instrument, sollen sie wiederum den jüngeren Musizierenden als Lehrer bereitstehen. So kann im besten Fall das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Vollhardt hörte vom Jugendorchester über Kontakte aus Deutschland. Der zweiwöchige Besuch ist aber nicht sein erstes musikalisches Engagement in Afrika. Seit gut zehn Jahren fährt er mehrmals jährlich nach Nigeria. Dort tritt er unter anderem als Gastdirigent mit dem MUSON-Symphonieorchester in Lagos auf. „Es ist immer wieder eine Freude. Die Leute dort sind unglaublich motiviert und ein ganz lieber Menschenschlag“, erzählt Vollhardt.
Motivation lässt sich bei den Kindern des Jugendorchesters auch erkennen. Trotz stehender Luft in den engen Übungsräumen hat auch der zehnjährige Jennehr das Notenblatt fest im Blick. Er übt gemeinsam mit Oellers an der Violine - die Stücke klingen bereits etwas harmonischer als beim achtjährigen Kevin. „Du hältst den Bogen noch nicht ganz richtig“, sagt Oellers und korrigiert Jennehr. Bis zum Konzert sind es nur noch wenige Tage, dann muss alles einigermaßen sitzen. Vier bis fünf Stücke sollen die Kinder aufführen. Als Dirigent ist Vollhardt eingeplant. „Das wird schwierig“, erklärt er und fügt an: „Ich würde lieber mit dem Cello vor ihnen sitzen und mitspielen. Daran könnten sie sich besser orientieren.“
Romantisches Konzert
Eine solche Orientierung brauchen die Musiker des nationalen Symphonieorchesters NNSO schon längst nicht mehr. Hier reichen Vollhardt die bloßen Hände, um die Instrumente des Orchesters zu einem harmonischen Spiel zusammenzufügen. Vom NNSO hatte der Dirigent über die Leiterin des YONA-Orchesters, Gretel Coetzee, erfahren. „Das weckte natürlich direkt mein Interesse, auch mit dem Nationalorchester zu spielen“, erklärt Vollhardt. Mit dem Streichensemble des Orchesters sind zwei Konzerte für Freitag und Samstag geplant. Es wird romantisch, auf dem Programm steht das Thema Valentinstag. Neben Werken von bekannten Komponisten wie Edvard Grieg und Benjamin Britten möchte das Orchester auch acht namibische Kompositionen aufführen. Die zwei Komponisten Eslon Hindundu und Emily Dangwa sind ebenfalls dabei und unterstützen die Musiker mit Gesang.
Mit den drei Konzerten am Wochenende endet Vollhardts kurzes Gastspiel in Windhoek wieder. Bereits am Sonntagnachmittag geht sein Flug. Vielleicht werden sein aufgewecktes Spiel und seine geduldigen Erklärungen aber noch etwas länger bei den Kindern in Erinnerung bleiben. Der achtjährige Kevin wird auf jeden Fall weiterproben. Mit viel Übung könnte er in einigen Jahren dann auf Vollhardts Platz sitzen und sein gelerntes Wissen weitergeben.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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