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Ein Namibier auf dem Oktoberfest - "Wie eine Giraffe, so ho-ho-ho-hoch"

Dass Deutsche genauso viel trinken wie Namibier, konnte sich Theo Oxrub vor seinem ersten Besuch in Deutschland nicht vorstellen. Spätestens seit er das diesjährige Münchener Oktoberfest besuchte, ist er aber eines Besseren belehrt. Die Deutschen können feiern, wenn sie es auch etwas anders tun.

Überrascht ist Theo aber schon ganz zu Anfang: Schon von der U-Bahn aus drängen die Menschen in Richtung Festgelände. Und obwohl das so groß ist, dass man das andere Ende kaum erkennen kann, wird er auch hier von anderen Besuchern durch den Geruch von Süßem, Bratwürsten und Grillhähnchen geschoben. Vor den Fahrgeschäften und Essensständen bilden sich lange Schlangen. Omas mit Enkelkindern, Schüler mit Schultaschen, Arbeitskollegen mit Tischreservierung im Bierzelt, alte Ehepaare mit Krückstock und Männergruppen aus Italien stehen an, um sich von Top Spin durchschütteln zu lassen, in der Achterbahn zu kreischen oder durch ein Spiegelkabinett zu irren.

Laute Blasmusik dringt aus den Bierzelten, die Achter- und Geisterbahnen spielen Popmusik. Es ist Freitagmittag. Die Freunde von Theos Freundin, wegen der er seit einem Jahr in Deutschland lebt, haben sich extra für die Wiesn freigenommen - genauso wie viele andere Münchner. Auswärtige Gäste sind schon für ihr Oktoberfestwochenende angereist. Bis zu einer Million Besucher kommen an einem Wochenende. Und so sitzen Theo und seine Begleiter schon um 11 Uhr in einem der 14 großen Bierzelte, um überhaupt noch einen Platz zu bekommen.

Anfangs sieht sich Theo amüsiert um: "Warum stehen die Leute auf den Bänken, wenn sie gerade noch um Sitzplätze gekämpft haben?" Fast alle um ihn herum tragen Lederhosen oder Dirndl, die traditionelle bayerische Kleidung ist seit einigen Jahren wieder in Mode. "Und wie können die sich alle die 8,90 Euro (ca. 85 N$) für eine Maß leisten?" Und er fühlt sich beobachtet, als einziger unter Weißen, die alle die Lieder der Blaskapelle mitsingen können.

Seit diesem Jahr herrscht Rauchverbot in den Bierzelten; statt einer Dunstglocke aus Rauch hängt jetzt der Geruch von Bier und Hähnchen unter der hohen Decke. Zwei Maß Bier später, um vier Uhr nachmittags, steht auch Theo mit auf der Bank. Die Lieder hat er schnell gelernt. "Ganz einfach", sei der deutsche Text. Lauthals singt er mit: "Ich bin so groß, wie eine Giraffe, so ho-ho-ho-hoch". Und inmitten der feiernden Menge ist er sich sicher: "Die Hautfarbe ist egal, wir sind alle eins!" Irgendwann quetschen sich zwei Neue mit auf die Bierbank und bringen die nächste Überraschung: Jeff und George kommen aus Südafrika, extra für die Wiesn.

Um sechs Uhr abends trägt Bedienung Britta etwa ihr 200. Bier aus, jeweils sechs Maß in jeder Hand stemmt sie von Tisch zu Tisch, am Wochenende acht Stunden lang fast ohne Pause. Trotz des hohen Alkoholpegels der meisten Besucher kam es in ihrem Block dieses Jahr nicht zu größeren Gewalttaten. Kleinere Streitereien müssen die Bedienungen selbst schlichten, nur wenn es brenzlig wird, kommt die Security. Auch die Polizei wird am Ende der Wiesn verkünden, dass die Gewalt insgesamt zurückgegangen ist. Allerdings fügt der Sprecher hinzu: "Bedenklich ist die gesteigerte
Brutalität. Blutige Maßkrug-Schlägereien geben Anlass zur Beunruhigung." Davon bekommt Theo an diesem Abend nichts mehr mit, Arm in Arm mit neuen und alten Freunden.

Irgendwann, die Zeit ist längst egal, sind die alten Freunde weg. Sie wollten nur auf die Toilette, scheinen den Weg zurück nicht mehr gefunden zu haben. Vielleicht, weil man fast eine Stunde anstehen muss, da kann man schon mal vergessen, wo man vorher saß. Drei Verabredungsversuche per Handy scheitern: Dafür ist das Oktoberfest zu laut, zu groß und zu voll. Und so dreht Theo noch eine letzte Runde durch das Bierzelt - allein, aber unter Tausenden von neuen Freunden.

Kathrin Reikowski

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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