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Ein namibischer Farmer bringt Rat nach Usbekistan (IV)

Die folgenden Tage verbrachte ich mit verschiedenen Gesprächen und Aufzeichnungen und am Samstag dann mit einer hochinteressanten Fahrt nach Buchara, etwa 100 km südlich von Navoi gelegen.

Bauten der Seidenstraße

Wieder ging es an endlosen bewässerten Äckern entlang, immer übrigens mit der Überflutungsmethode und durch viele kleine Orte. Buchara ist wie Samarkand berühmt durch seine einmaligen Baudenkmäler: Moscheen, Medresen (Koranschulen) und Mausoleen. Die Städte an der Seidenstraße waren durch Zollerhebungen allesamt sehr reich und konnten sich prachtvolle Bauwerke leisten.

Buchara ist etwa 100 v. Chr. gegründet worden und hat eine bewegte Geschichte bis hin zur völligen Zerstörung durch Dschingis Khan 1220. Aber die einmaligen Bauten sind alle vom Islam geprägt - die Araber hatten schon 709 die Stadt erobert und den Islam eingeführt - und sind durch ihre Größe und die wunderschönen Mosaike aus bunten Kacheln unglaublich schön. Besonders unter dem berühmt-berüchtigten Weltenherrscher Tamerlan, auch Timur genannt, der um 1400 von Samarkand aus ein Weltreich beherrschte, das von Konstantinopel bis nach Delhi reichte, wurde intensiv und aufwendigst gebaut.

Die jetzige usbekische Regierung ist sehr auf den Erhalt dieser Kulturdenkmäler bedacht und tut viel dafür, auch, weil sie eine große touristische Sehenswürdigkeit darstellen. Jetzt im Winter waren allerdings kaum Touristen zu sehen. Eindrucksvoll ist auch die Zitadelle mit ihren kolossalen Mauern. Hier residierten die Emire von Buchara auch noch nach der russischen Einverleibung Usbekistans im 19. Jahrhundert. Der letzte Emir floh 1920 vor den Bolschewiken mit einer Million Karakulschafen nach Afghanistan.

Wir durchwanderten auch die Altstadt mit ihren kleinen Gassen und vielen Ständen und Lädchen. Ich entdeckte einen Stand mit Karakulmützen und -fellen und habe nach längerem Feilschen mehrere zugerichtete Felle in den wunderschönsten natürlichen Sur-Braunfärbungen erstanden. Solche Naturfarben hatte ich vorher noch nie gesehen. Die Felle musste auch ich aus dem Land schmuggeln, habe es aber ohne Bestechung eines Zöllners geschafft! Dann führte Leonid uns zu einem Susanihändler. Darum hatte ich, einer strikten Weisung meiner lieben Frau folgend, dringend gebeten. Susanis sind ganz eigene, sehr farbenfrohe und unglaublich detaillierte Stickereien, die als Wandbehänge, Bettüberwürfe oder Tischdecken Verwendung finden. In einer ziemlich verwahrlosten Gasse und einem von außen unscheinbaren Haus fanden wir den Händler, der das Innere mit viel Liebe und sicherlich auch viel Geld wunderschön wiederhergerichtet hatte. Nach langer Qual der Wahl entschied ich mich für ein besonders schönes Stück und einige hübsche Kissenbezüge für die Kinder. Irgendwann um die Mittagszeit hatten wir wieder die obligatorischen Schaschlikstäbchen nebst Zutaten zu uns genommen, diesmal nicht ganz so billig, aber immer noch sehr erschwinglich.

Auf der Spur Alexanders des Großen

Am Sonntag waren wir dann in Nurata, nördlich von Navoij, der Stadt mit dem heiligen Wasser und den heiligen Fischen. Das Wasser entspringt einer Quelle mit 380 Liter pro Sekunde und soll besondere Heilwirkungen haben. Die Quelle ist von mehreren Moscheen umgeben und oberhalb auf einem Felsen sind noch die Reste der Zitadelle zu sehen, die Alexander der Große hatte errichten lassen. Er war 329 v.Chr. mit 32000 Mann von Süden über den Hindukush gekommen und hatte mit 32 Jahren ein Weltreich, das vom Mittelmeer bis zum Indischen Ozean und vom Nil bis zum Jaxartes (Syrdarja) reichte. Mich berührte immer wieder, wie geschichtsträchtig dieser Boden dort so ist.

Was machbar ist

Am Sonntagabend traf ich zunächst einige Herren der GTZ aus Eschborn, die nach Navoij aus anderen Wirtschaftsförderungsgründen gekommen waren, und dann den Hokkim (Gouverneur) zum zweiten Mal und unterbreitete allen in groben Zügen meine Eindrücke und Empfehlungen wie folgt:

1. Die Zucht sollte mehr in Richtung Flachzucht orientiert werden, möglicherweise unter Verwendung von namibischen Zuchttieren, wenn dazu von hier die Zustimmung zu erhalten wäre.

2. Es sollte wieder ein gemeinsames fachgerechtes Sortiment erstellt werden, das dann auf einer großen Auktion im Westen versteigert werden könnte.

3. Die Produktions- und Fellaufbereitungsmethoden könnten verbessert werden.

4. Intensive Schulung Einheimischer im Bezug auf diese Neuerungen sollten erfolgen.

5. Die Produktion von Frühgeburten muss komplett verboten werden.

Die erste Resonanz war ermutigend, und der Hokkim, der sehr aufmerksam zugehört hatte, wollte mir gleich ein Stück Land für die Errichtung "meiner" Zuchtstation zur Verfügung stellen. Aber so einfach wird es nicht gehen: Jetzt sitze ich erst einmal an der Erstellung meines Berichtes für die GTZ und wenn von dort grünes Licht kommt und schließlich auch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit noch zustimmt, denn von da müssen die Mittel kommen, können vielleicht im Laufe des Jahres 2005 die ersten Schritte in eine neue Zukunft der usbekischen Karakulzucht gegangen werden. Hoffen wir, dass es gelingt.

Am Montag fuhren wir früh wieder in Richtung Taschkent ab, machten unterwegs nochmal eine dreistündige Pause in Samarkand, um auch dort die wichtigsten und noch eindrucksvolleren Baudenkmäler als in Buchara, wenigstens kurz, anzuschauen. Aber es war wenig Zeit, und wir konnten alles nur streifen. Schade! Gegen Abend waren wir bei strömendem Regen wieder in Taschkent, diesmal im sehr ordentlichen Hotel "Poy Taht".

Vor meinem Abflug am Dienstagnachmittag zeigte mir Muzaffer noch Taschkent, dessen Altstadt leider 1966 in einem Erdbeben total vernichtet worden ist. Besonders schön war der Markt mit seinem bunten und lauten Treiben. Ich erstand für die eigene leckere Küche zu Hause in Namibia einige typisch orientalische Gewürze. Dann noch ein kurzer Abstecher ins Taschkenter GTZ-Büro und schon saß ich wieder in der 767 und flog über die unendlichen Weiten des vereisten und verschneiten Südrusslands - in Gedanken versuchend, die unendlich vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Es war schon eine unglaublich eindrucksvolle und interessante Zeit!

In Frankfurt führte ich dann noch Gespräche mit Fachleuten aus der Branche, die allesamt eine Rückkehr der "Bucharen" in die westlichen Märkte begrüßen würden und meine These, dass wir mit Swakaras geringem Fellangebot nur wenige große Kunden mehr interessieren würden und daher Verbündete brauchen, bestätigten.

Befriedigt und ein wenig erschöpft bestieg ich am Donnerstagabend die Air Namibia-Maschine nach Windhoek - auch mit einem großen Gefühl der Dankbarkeit dafür, diese Reise in eine so andere Welt gemacht haben zu können, aber in einem Land mit klaren Verhältnissen und großer Übersichtlichkeit leben zu dürfen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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