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Ein nimmermüder Drive Guide
Ein nimmermüder Drive Guide

Ein nimmermüder Drive Guide

Es war nicht nur diese Abschiedszeremonie. Das Ende unserer Reise durch Südwest im Jahre 1977 sollte allen in Erinnerung bleiben. Hatte doch unser „Südwester-Guide“ von der Terrasse des Flughafengebäudes in Windhoek seine Abschiedsgrüße als „Deutschländer“ mit wehender Fahne extra für uns inszeniert. Vielleicht könnte es ja irgendwann ein Wiedersehen geben? Die Erinnerung daran ist bis heute lebendig geblieben und ein halbes Jahrhundert alt. Es sollten weitere Begegnungen folgen.

Wir waren im Rahmen einer „Studienreise“ zwei Wochen in Südwest unterwegs gewesen. Es war für alle Teilnehmer die erste Begegnung mit Land und Leuten. Deren Lebenswirklichkeit auch Gegenstand der bundesrepublikanischen Geschichte geworden war. Wir hatten Südwest in einer Zeit inmitten einer politischen Umbruchsituation erlebt. Diese war selbst für uns Touristen fast mit Händen zu greifen. Auf der Suche nach einem eigenen Weg zu einer Zeit, als dessen politische und gesellschaftliche Zukunft eher in vagen Umrissen hätte erahnt werden können.

Dieser spannungsgeladenen Gleichzeitgkeit des Gestern und Heute fühlte sich unser orts- und sachkundiger „Drive Guide“, Klaus von Ludwiger als Hinweisgeber dann auch in besonderer Weise in hohem Maße verpflichtet. Er wollte uns offensichtlich an dieser Wirklichkeit teilhaben lassen. Vor allem den mitreisenden Lehrern aus der Republik in seiner Reisegruppe. Darunter vor allem den Illusionisten aus der 68er Generation mussten doch vor Ort die Augen geöffnet werden. Nach langer schweißtreibender Anfahrt über den Kuiseb und der späten Ankunft in Swakopmund war es dann soweit. Der freundlichen Einladung zur Erfrischung in den Fluten des Atlantiks konnte sich ein Diplomsportlehrer dann doch nicht entziehen. Als Startpunkt hatte unserer Guide eine Stelle in der Badebucht direkt unter dem alten Leuchtturm festgelegt. In den, wie er meinte, ja nur leicht bewegten Wassern des Atlantiks. Wir wollten nur mal kurz um die Mole herumschwimmen. Vielleicht ein Härtetest!?

Denn unser „Fahrer“ hatte zu diesem Zeitpunkt der Studienreise, wie am Beispiel derlei außerplanmäßigen Programminhalten unschwer zu erkennen war, neben dem Fahrdienst auch die inhaltliche oder besser „didaktische Leitung“ des Unternehmens in die eigenen Hände genommen. Ein echter „Drive Guide“ eben! Und so gingen wir denn gemeinsam „Baden“.

Beeindruckt von einem derart angereicherten Reiseverlauf war mein zweiter Besuch im Lande vorprogrammiert. Nach diesen „Vorerfahrungen“ jetzt als Individualreisender mit Partnerin.

Jahre später hatte ich Klaus als mittlerweile leicht ergrauten Onkel auf einem Familienfoto einer Gästefarm wiedererkannt. Über die Kontaktadresse auf der Homepage konnte der aktuelle Wohnort in Erfahrung gebracht werden. Dieser zufälligen Begegnung im Internet folgte die Wiederbelebung der frühen Bekanntschaft.

Im Jahre 2014 kam es schließlich zu Beginn einer weiteren Namibiareise zu einem freudig erwarteten Wiedersehen in Windhoeks Süden. Er war nach seiner aktiven Zeit als Reiseleiter seiner alten Berufung als Tour- bzw. Drive Guide weiter verpflichtet geblieben. Als vielfach geschätzter persönlicher Berater war er zum anerkannten Experten insbesondere für den Nachwuchs in der aufkommenden Tourismusbranche geworden. Vor allem zu Fragen des direkten Umgangs in der persönlichen Begegnung mit den Gästen im Lande.

Und einmal mehr konnte ich meinen „spitritus rector“ in Sachen Namibia in bester Verfassung begrüßen. Dies kann vielleicht einem wohl gehüteten Geheimnis dieses wunderbaren Landes geschuldet werden. Einem Naturraum, der dem erstmaligen Besucher in seinen beinahe endlos weiten Landesteilen auf den ersten Blick so extrem lebensfeindlich erscheinen muss. Um endlich in einer direkten Begegnung schon bald diese einzigartige Faszination auszulösen. Gleichwohl bedeutet jeder Besuch dieses Landes für den informierten Reisenden aus dem fernen Deutschland aber auch die Begegnung mit der gemeinsamen Historie. Welche die deutschstämmigen Namibier in der ihnen so eigenen und unverwechselbaren Art und Weise über Generationen hinweg ja hatte prägen müssen. Wer möchte, kann diese Erfahrung bei sorgfältiger Reiseplanung unter der Leitung bzw. Führung des richtigen Drive-Guides auch heute noch machen. Dann erwarten ihn vielfältige Einsichten.

Das „Südafrika-Magazin für Reisen, Wirtschaft und Kultur“ beschreibt in einer früheren Ausgabe es am treffendsten: Dort wird von einem Guide berichtet, der, „wenn er dann noch mit der stoischen Gelassenheit und dem rüden Charme eines Hemmingway gesegnet ist, die Herzen seiner Safari-Gäste im Sturm erobert“.

Irgendwie hätte man es nach Klaus von Ludwigers windiger Abschiedszeremonie auf der Terrasse des Flughafengebäudes doch schon früh erahnen können. Hatten wir doch das große Glück gehabt, in den zwei Wochen 1977 genau einem solchem Guide begegnet zu sein. Um ihn schließlich bis heute beinahe ein halbes Jahrhundert in Erinnerung zu behalten. Und schätzen zu dürfen. Wie das Land und alle seine Menschen.

Reinhard Wenz

Anhang: Im Bild links, Klaus von Ludwiger, daneben Reinhard Wenz. Foto: privat

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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