Ein Oryx musste es sein
Bei meinen vorhergehenden Reisen in Namibia hatte ich den Oryx in freier Wildbahn gesehen. Dieses faszinierende Tier hat sich an Namibias Landesschaften so angepasst, dass er fast überall leben kann. Er gilt als hartes, kapitales und zähes Wild, das auch noch im angeschossenen Zustand sehr gefährlich sein kann.
Gemeinsam mit meiner Frau Gisela und meiner Tochter Katharina verbrachte ich unseren Urlaub unter anderem auf einer bekannten Jagdfarm bei Kalkfeld, die von Günther Derks und seiner Rita geführt wird. Hier wollte ich meinen ersten Oryx schießen,
Um 8.00 Uhr standen wir auf und frühstückten zusammen, dann ging ich mit Günther zum Schießstand, wo ich mit dem Gewehr, mit dem ich noch niemals geschossen hatte, nach drei Probeschüssen zufrieden sein konnte. Es schoss fast "Fleck", vielleicht eine Kleinigkeit zu hoch.
Dann setzten wir uns zu dritt auf den Toyota Pick-up und los ging die Fahrt in die "Wildnis". Die Farm war über 6000 Hektar groß. Überwiegend war das Gelände flach, dichter Busch, durch den ein Rivier floss, das gegenwärtig, es war Ende Juli, aber kein Wasser führte. Wir waren sehr angetan, wie die Farm aussah. Sie war in einem guten und gepflegten Zustand. Wir beobachteten junge Oryxe und eine Warzenschweinfamilie und sehr viele Warane, die sich elegant durch das hohe Gras bewegten. Gegen Mittag waren wir wieder am Farmhaus angelangt. Am Nachmittag fuhr ich mit Günther allein auf die Pirsch. Er hatte eine Kühltasche mit Getränken und ein paar Biltong-Stangen gepackt, damit ich unterwegs nicht verhungerte. Wir fuhren, wie ich es auch schon von früher kannte, die Sandwege langsam entlang, um nach dem Wild Ausschau zu halten. Doch kein Oryx oder Kudu mit einem starken Gehörn ließ sich sehen.
NachtansitzInzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt und wir fuhren auf einer Pad entlang, die zu einem Wasserloch führen sollte. Vor uns tauchten aus dem Busch plötzlich mehrere Kudus auf, die interessiert zu uns herüber- äugten. Günther stoppte den Wagen ab und fuhr in an die Seite des Busches, damit er verdeckt war. Mir bedeutete er mit einer Handbewegung abzusitzen, das Gewehr zu unterladen und nahe hinter ihm zu gehen, damit wir keine zwei Schatten bildeten. So pirschten wir langsam und möglichst leise die Kudus an. Als wir auf Schussweite herangekommen waren, gab es jedoch ein Missverständnis zwischen uns beiden. Mir war von ihm nicht präzise gezeigt worden, welches Tier ich schießen sollte. So war die Chance vertan, die Kudus bekamen Witterung, sprangen ab und wir beide schauten etwas verdutzt drein.
Wir liefen wieder zurück zum Auto, saßen auf und fuhren zu einem Wasserloch in der Nähe. Eine stabile Kanzel mit Platz für drei oder auch vier Personen war etwa 50 Meter von dem Wasserloch entfernt aufgebaut worden. Die Sonne hatten wir beim Ansitz im Rücken, so dass wir beim Schießen nicht in die Sonne sehen mussten. Wir nahmen Platz und ich machte das Gewehr schussfertig.
Es wurde immer dunkler, die Sonne war bereits untergegangen und nur noch ein rotgelber Lichtrand war am Horizont zu sehen. Kein Oryx zeigte sich, nur eine Gruppe Kudus verweilte etwa 200 Meter vor dem Wasserloch, zog aber nicht zum Schöpfen heran. Sie hatten wohl Wind von uns bekommen und würden wohl erst dann zur Tränke kommen, wenn es völlig dunkel und wir nicht mehr anwesend waren.
Es hatte keinen Sinn weiter hier zu bleiben, so baumten wir ab und liefen zum Auto zurück. Die Rückfahrt zum Farmhaus erfolgte bereits bei völliger Dunkelheit.
Um 5.30 Uhr war für mich die Nacht vorbei, weil wir schon kurz nach 6.00 Uhr auf die Pirsch gehen wollten. Ich trank nur einen Kaffee und aß nur einen Apfel. Wir fuhren pünktlich los und wollten an einer Wassertränke, auf einem über zehn Meter hohen Ansitz, auf jagdbares Wild warten. Oben angekommen, hatte man einen weiten Blick auf die Farm und die nahe Wasserstelle. Ich fröstelte leicht. Wir warteten jedoch auch hier vergebens. Die Sonne stieg immer höher. Vereinzelt zogen Oryxe in größeren Entfernungen vorbei, doch an einen Schuss aus einer solchen Distanz war nicht zu denken.
Um 9.00 Uhr baumten wir wieder ab und fuhren zurück zum Farmhaus. Gisa und Katharina saßen schon da und erwarteten mich. Als ich vom Auto stieg und sie meine Miene sahen, wussten sie sofort, dass ich wieder nichts geschossen hatte.
Günther schlug vor, dass wir es in einer anderen Farmgegend versuchen sollten.
Die Zeit drängte etwas, weil wir am Waterberg Unterkunft gebucht hatten.
Nach unserem persönlichen Zeitplan war geplant, heute wieder aufbrechen, um zum Waterberg zu fahren.
Im SandveldUm 9.30 Uhr brachen wir wieder auf. Diesmal war auch der Sohn Ricco mit von der Partie, ebenso ein schwarzer Mitarbeiter von Günther. Bald stellte ich fest, das dieser Schwarze, er war ein Damara und hieß Karl-Heinz, Augen hatte wie ein Luchs. Kein Wild, und war es auch nur ein Sandhuhn, das im Busch stand, entging ihm.
Wir fuhren in eine Gegend, die Günther als Sandveld beschrieb. Der Busch war hier nicht so dicht, zwischen den Hakkie-Büschen und den Weißdorn-Bäumen sah man den roten Sand dieser Gegend, der für dieses Land so typisch ist. Wir fuhren an einem Zaun entlang, als plötzlich Karl-Heinz auf das Dach des Toyota klopfte und Günther sofort anhielt. Karl-Heinz zeigte nach links, wo ein starker Oryx-Bulle mit einer Kuh hinter den grauen Sträuchern aus etwa 200 Metern zu uns herüber äugte. Ich musste mehrmals hinschauen, bis ich die beiden Tiere erahnen konnte. Erst als eines von den Tieren mit seinem Schwanz wedelte, konnte ich sie genau lokalisieren.
Günther hieß mich fertig machen. Ich stieg vom Wagen, nahm das Gewehr und überprüfte, ob es geladen sei, indem ich die Kammer öffnete. Günther ging sofort voran, während ich wieder dicht hinter ihm gehen musste. Da Günther relativ klein war, fiel es mir nicht immer leicht, ihm durch den Busch zu folgen. Die beiden Oryxe standen immer noch da und sahen zu dem Auto hin, uns beide, die zu ihnen heran schlichen, schienen sie nicht zu bemerken.
Bei etwa 120 Metern richtete Günther seinen Zielstock auf und deutete zu mir hin, dass ich mein Gewehr auflegen sollte. Er sah noch einmal durch das Fernglas und flüsterte mir zu, auf das vorne rechts stehende Tier zu schießen.
Beide Oryxe waren jedoch durch einen Busch gedeckt, sie standen genau hinter ihm. Wenn ich schoss, dann musste die Kugel durch das Gestrüpp den Wildkörper treffen. Ich sah Günther noch einmal an, ob es so richtig wäre. Er nickte bejahend.
Mein Puls ging nach oben, ich atmete langsam durch, zielte genau und stach ein. Günther hielt den Ellenbogen meines rechten Armes fest. Der Schuss ging los. Ich sah im Zielfernrohr, dass die beiden Tiere erschreckt absprangen, eine Staubwolke blieb zurück. Günther meinte, dass ich getroffen haben müsste. Bevor wir zum Anschuss gingen, hängte ich noch ein Papiertaschentuch an einen Ast, um die Stelle zu markieren, von wo ich geschossen hatte.
Wir liefen zu dem Anschuss und sahen nur Fährten im Sand, aber keinen Tropfen Blut. Ricco sowie Karl-Heinz kreisten mit dem Hund und liefen vorsichtig auf einer Fährte entlang. Ich blieb stehen und repetierte durch, falls ich nochmals schießen musste. Nach mehr als zehnminütiger Suche stellte Günther als Jagdführer fest, dass der Oryx offensichtlich nicht getroffen worden war. Die Spuren der beiden Tiere wären zusammen geblieben, was eindeutig darauf hindeutete, dass der Bulle keinen Treffer erhalten hatte. Günther Derks sah noch einmal in den Busch hinein, hinter dem die beiden Tiere vor meinem Schuss standen. Plötzlich pfiff er und brach einen Zweig ab. Er zeigte mir einen etwa einen Zentimeter dicken Ast, dessen Rinde frisch aufgerissen war. Hier war offensichtlich meine Kugel aufgetroffen und abgelenkt worden. Die Patrone war ins Leere gegangen, der Schuss umsonst gewesen und die Tiere unverletzt geblieben. Ich repetierte meine Patrone aus, drückte sie wieder ins Magazin und sicherte das Gewehr. Was blieb mir nach dieser Enttäuschung auch übrig?
Ein starker Oryx
Enttäuscht lief ich zum Auto zurück. Es war jetzt schon kurz nach 11.00 Uhr und ich fand mich schon damit ab, keinen Jagderfolg zu haben. Günther schien dies auch zu merken und versuchte mich aufzumuntern. Wir fuhren wieder langsam weiter, als plötzlich Karl-Heinz wieder auf das Führerhaus klopfte und auf zwei Oryxe zeigte, die hinter Büschen zu uns herüber äugten. Es war offensichtlich die gleiche Gruppe, die ich beschossen hatte. Sie war nur etwa 400 Meter gelaufen und wieder stehen geblieben. Ich sprang sofort vom Wagen und lief Günther nach, der nicht weit vom Auto seinen Zielstock für mich fertig machte. Wieder stand der Oryx-Bulle vorne rechts. Diesmal hatte ich jedoch freie Schussbahn. Ich zielte genau am Vorderlauf nach oben, eine Hand oberhalb der Bauchdecke blieb der Zielstachel stehen, dann eine kleine Bewegung nach links, jetzt musste dort genau die "Kammer", das Herz, sein. Ich atmete noch einmal tief ein. Der Schuss brach beim Ausatmen.
Günther war jetzt sicher, dass ich getroffen haben müsste, auch wenn wir jetzt nur eine Staubwolke sahen. Wieder verbrach ich meinen Abschussplatz für alle Fälle und lief vor zum Anschuss. Doch auch dort, wo die Tiere standen, war abermals kein Blut zu sehen.
Wieder kreisten Günther, Ricco und Karl-Heinz, während ich mit durchrepetiertem Gewehr am Anschuss stehen blieb. Plötzlich, wie aus dem Nichts, kam Günther hinter einem Busch hervor, reichte mir die Hand und wünschte Waidmannsheil.
Der Oryx war noch etwa 100 Meter gelaufen und dann hinter einem Weissdorn-Strauch im Wundbett verendet. Als ich das Tier von weitem sah, konnte ich bereits erkennen, dass dies ein kapitaler Bulle war. Die Stangen dieses Tieres maßen knapp einen Meter und waren vom Umfang her an der Stirn mehr als 10 Zentimeter groß.
Jetzt hatte ich endlich mein erstes afrikanisches Wildtier geschossen. Ich hielt ein kurzes "Stilles Gedenken" und gab ihm den letzten Bissen, wie es sich für einen traditionell jagenden Jäger geziemt.
Norbert Baumgärtner
Gemeinsam mit meiner Frau Gisela und meiner Tochter Katharina verbrachte ich unseren Urlaub unter anderem auf einer bekannten Jagdfarm bei Kalkfeld, die von Günther Derks und seiner Rita geführt wird. Hier wollte ich meinen ersten Oryx schießen,
Um 8.00 Uhr standen wir auf und frühstückten zusammen, dann ging ich mit Günther zum Schießstand, wo ich mit dem Gewehr, mit dem ich noch niemals geschossen hatte, nach drei Probeschüssen zufrieden sein konnte. Es schoss fast "Fleck", vielleicht eine Kleinigkeit zu hoch.
Dann setzten wir uns zu dritt auf den Toyota Pick-up und los ging die Fahrt in die "Wildnis". Die Farm war über 6000 Hektar groß. Überwiegend war das Gelände flach, dichter Busch, durch den ein Rivier floss, das gegenwärtig, es war Ende Juli, aber kein Wasser führte. Wir waren sehr angetan, wie die Farm aussah. Sie war in einem guten und gepflegten Zustand. Wir beobachteten junge Oryxe und eine Warzenschweinfamilie und sehr viele Warane, die sich elegant durch das hohe Gras bewegten. Gegen Mittag waren wir wieder am Farmhaus angelangt. Am Nachmittag fuhr ich mit Günther allein auf die Pirsch. Er hatte eine Kühltasche mit Getränken und ein paar Biltong-Stangen gepackt, damit ich unterwegs nicht verhungerte. Wir fuhren, wie ich es auch schon von früher kannte, die Sandwege langsam entlang, um nach dem Wild Ausschau zu halten. Doch kein Oryx oder Kudu mit einem starken Gehörn ließ sich sehen.
NachtansitzInzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt und wir fuhren auf einer Pad entlang, die zu einem Wasserloch führen sollte. Vor uns tauchten aus dem Busch plötzlich mehrere Kudus auf, die interessiert zu uns herüber- äugten. Günther stoppte den Wagen ab und fuhr in an die Seite des Busches, damit er verdeckt war. Mir bedeutete er mit einer Handbewegung abzusitzen, das Gewehr zu unterladen und nahe hinter ihm zu gehen, damit wir keine zwei Schatten bildeten. So pirschten wir langsam und möglichst leise die Kudus an. Als wir auf Schussweite herangekommen waren, gab es jedoch ein Missverständnis zwischen uns beiden. Mir war von ihm nicht präzise gezeigt worden, welches Tier ich schießen sollte. So war die Chance vertan, die Kudus bekamen Witterung, sprangen ab und wir beide schauten etwas verdutzt drein.
Wir liefen wieder zurück zum Auto, saßen auf und fuhren zu einem Wasserloch in der Nähe. Eine stabile Kanzel mit Platz für drei oder auch vier Personen war etwa 50 Meter von dem Wasserloch entfernt aufgebaut worden. Die Sonne hatten wir beim Ansitz im Rücken, so dass wir beim Schießen nicht in die Sonne sehen mussten. Wir nahmen Platz und ich machte das Gewehr schussfertig.
Es wurde immer dunkler, die Sonne war bereits untergegangen und nur noch ein rotgelber Lichtrand war am Horizont zu sehen. Kein Oryx zeigte sich, nur eine Gruppe Kudus verweilte etwa 200 Meter vor dem Wasserloch, zog aber nicht zum Schöpfen heran. Sie hatten wohl Wind von uns bekommen und würden wohl erst dann zur Tränke kommen, wenn es völlig dunkel und wir nicht mehr anwesend waren.
Es hatte keinen Sinn weiter hier zu bleiben, so baumten wir ab und liefen zum Auto zurück. Die Rückfahrt zum Farmhaus erfolgte bereits bei völliger Dunkelheit.
Um 5.30 Uhr war für mich die Nacht vorbei, weil wir schon kurz nach 6.00 Uhr auf die Pirsch gehen wollten. Ich trank nur einen Kaffee und aß nur einen Apfel. Wir fuhren pünktlich los und wollten an einer Wassertränke, auf einem über zehn Meter hohen Ansitz, auf jagdbares Wild warten. Oben angekommen, hatte man einen weiten Blick auf die Farm und die nahe Wasserstelle. Ich fröstelte leicht. Wir warteten jedoch auch hier vergebens. Die Sonne stieg immer höher. Vereinzelt zogen Oryxe in größeren Entfernungen vorbei, doch an einen Schuss aus einer solchen Distanz war nicht zu denken.
Um 9.00 Uhr baumten wir wieder ab und fuhren zurück zum Farmhaus. Gisa und Katharina saßen schon da und erwarteten mich. Als ich vom Auto stieg und sie meine Miene sahen, wussten sie sofort, dass ich wieder nichts geschossen hatte.
Günther schlug vor, dass wir es in einer anderen Farmgegend versuchen sollten.
Die Zeit drängte etwas, weil wir am Waterberg Unterkunft gebucht hatten.
Nach unserem persönlichen Zeitplan war geplant, heute wieder aufbrechen, um zum Waterberg zu fahren.
Im SandveldUm 9.30 Uhr brachen wir wieder auf. Diesmal war auch der Sohn Ricco mit von der Partie, ebenso ein schwarzer Mitarbeiter von Günther. Bald stellte ich fest, das dieser Schwarze, er war ein Damara und hieß Karl-Heinz, Augen hatte wie ein Luchs. Kein Wild, und war es auch nur ein Sandhuhn, das im Busch stand, entging ihm.
Wir fuhren in eine Gegend, die Günther als Sandveld beschrieb. Der Busch war hier nicht so dicht, zwischen den Hakkie-Büschen und den Weißdorn-Bäumen sah man den roten Sand dieser Gegend, der für dieses Land so typisch ist. Wir fuhren an einem Zaun entlang, als plötzlich Karl-Heinz auf das Dach des Toyota klopfte und Günther sofort anhielt. Karl-Heinz zeigte nach links, wo ein starker Oryx-Bulle mit einer Kuh hinter den grauen Sträuchern aus etwa 200 Metern zu uns herüber äugte. Ich musste mehrmals hinschauen, bis ich die beiden Tiere erahnen konnte. Erst als eines von den Tieren mit seinem Schwanz wedelte, konnte ich sie genau lokalisieren.
Günther hieß mich fertig machen. Ich stieg vom Wagen, nahm das Gewehr und überprüfte, ob es geladen sei, indem ich die Kammer öffnete. Günther ging sofort voran, während ich wieder dicht hinter ihm gehen musste. Da Günther relativ klein war, fiel es mir nicht immer leicht, ihm durch den Busch zu folgen. Die beiden Oryxe standen immer noch da und sahen zu dem Auto hin, uns beide, die zu ihnen heran schlichen, schienen sie nicht zu bemerken.
Bei etwa 120 Metern richtete Günther seinen Zielstock auf und deutete zu mir hin, dass ich mein Gewehr auflegen sollte. Er sah noch einmal durch das Fernglas und flüsterte mir zu, auf das vorne rechts stehende Tier zu schießen.
Beide Oryxe waren jedoch durch einen Busch gedeckt, sie standen genau hinter ihm. Wenn ich schoss, dann musste die Kugel durch das Gestrüpp den Wildkörper treffen. Ich sah Günther noch einmal an, ob es so richtig wäre. Er nickte bejahend.
Mein Puls ging nach oben, ich atmete langsam durch, zielte genau und stach ein. Günther hielt den Ellenbogen meines rechten Armes fest. Der Schuss ging los. Ich sah im Zielfernrohr, dass die beiden Tiere erschreckt absprangen, eine Staubwolke blieb zurück. Günther meinte, dass ich getroffen haben müsste. Bevor wir zum Anschuss gingen, hängte ich noch ein Papiertaschentuch an einen Ast, um die Stelle zu markieren, von wo ich geschossen hatte.
Wir liefen zu dem Anschuss und sahen nur Fährten im Sand, aber keinen Tropfen Blut. Ricco sowie Karl-Heinz kreisten mit dem Hund und liefen vorsichtig auf einer Fährte entlang. Ich blieb stehen und repetierte durch, falls ich nochmals schießen musste. Nach mehr als zehnminütiger Suche stellte Günther als Jagdführer fest, dass der Oryx offensichtlich nicht getroffen worden war. Die Spuren der beiden Tiere wären zusammen geblieben, was eindeutig darauf hindeutete, dass der Bulle keinen Treffer erhalten hatte. Günther Derks sah noch einmal in den Busch hinein, hinter dem die beiden Tiere vor meinem Schuss standen. Plötzlich pfiff er und brach einen Zweig ab. Er zeigte mir einen etwa einen Zentimeter dicken Ast, dessen Rinde frisch aufgerissen war. Hier war offensichtlich meine Kugel aufgetroffen und abgelenkt worden. Die Patrone war ins Leere gegangen, der Schuss umsonst gewesen und die Tiere unverletzt geblieben. Ich repetierte meine Patrone aus, drückte sie wieder ins Magazin und sicherte das Gewehr. Was blieb mir nach dieser Enttäuschung auch übrig?
Ein starker Oryx
Enttäuscht lief ich zum Auto zurück. Es war jetzt schon kurz nach 11.00 Uhr und ich fand mich schon damit ab, keinen Jagderfolg zu haben. Günther schien dies auch zu merken und versuchte mich aufzumuntern. Wir fuhren wieder langsam weiter, als plötzlich Karl-Heinz wieder auf das Führerhaus klopfte und auf zwei Oryxe zeigte, die hinter Büschen zu uns herüber äugten. Es war offensichtlich die gleiche Gruppe, die ich beschossen hatte. Sie war nur etwa 400 Meter gelaufen und wieder stehen geblieben. Ich sprang sofort vom Wagen und lief Günther nach, der nicht weit vom Auto seinen Zielstock für mich fertig machte. Wieder stand der Oryx-Bulle vorne rechts. Diesmal hatte ich jedoch freie Schussbahn. Ich zielte genau am Vorderlauf nach oben, eine Hand oberhalb der Bauchdecke blieb der Zielstachel stehen, dann eine kleine Bewegung nach links, jetzt musste dort genau die "Kammer", das Herz, sein. Ich atmete noch einmal tief ein. Der Schuss brach beim Ausatmen.
Günther war jetzt sicher, dass ich getroffen haben müsste, auch wenn wir jetzt nur eine Staubwolke sahen. Wieder verbrach ich meinen Abschussplatz für alle Fälle und lief vor zum Anschuss. Doch auch dort, wo die Tiere standen, war abermals kein Blut zu sehen.
Wieder kreisten Günther, Ricco und Karl-Heinz, während ich mit durchrepetiertem Gewehr am Anschuss stehen blieb. Plötzlich, wie aus dem Nichts, kam Günther hinter einem Busch hervor, reichte mir die Hand und wünschte Waidmannsheil.
Der Oryx war noch etwa 100 Meter gelaufen und dann hinter einem Weissdorn-Strauch im Wundbett verendet. Als ich das Tier von weitem sah, konnte ich bereits erkennen, dass dies ein kapitaler Bulle war. Die Stangen dieses Tieres maßen knapp einen Meter und waren vom Umfang her an der Stirn mehr als 10 Zentimeter groß.
Jetzt hatte ich endlich mein erstes afrikanisches Wildtier geschossen. Ich hielt ein kurzes "Stilles Gedenken" und gab ihm den letzten Bissen, wie es sich für einen traditionell jagenden Jäger geziemt.
Norbert Baumgärtner
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Allgemeine Zeitung
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