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Ein Paukenschlag erst am Ende - die Lehren für Südafrika

Sie sind zwar als erster Gastgeber einer Fußball-Weltmeisterschaft schon in der Vorrunde gescheitert. Doch zumindest ihre Abschiedsvorstellung am Dienstag versöhnte das eigene Land - bis zu einem gewissen Grad. Erst ganz am Ende ihres nur kurzen WM-Auftritts zeigten Südafrikas "Bafana Bafana" endlich jenen Siegeswillen, den ihre Fans bei den ersten beiden Auftritten des Teams gegen Mexiko und Uruguay bitter vermisst hatten. Die FAZ sprach gar von einer "hinreißenden Abschiedsvorstellung" des Teams, ja womöglich ihrem " besten Länderspiel überhaupt". Doch ob solche Superlative angemessen sind, ist schon deshalb fraglich, weil die Südafrikaner bereits ab der 25. Minute gegen ein dezimiertes französisches Team spielten, das sich längst aufgegeben hatte.

Sicher, viele Südafrikaner hatten bereits vor dem Turnier Zweifel gehegt, ob sich die Bafanas wirklich mit den Besten der Welt würden messen können. Viel wichtiger war den meisten Südafrikanern ohnehin, ob ihr Land am Ende in der Lage sein würde, ein Megaevent von der Größe einer Fußball-WM zu stemmen. Die eigentliche Enttäuschung war deshalb auch nicht das frühzeitige Scheitern des eigenen Teams, sondern die Art und Weise wie dies geschah. John Carlin, der lange aus Südafrika berichtete und heute zu den weltbesten Sportschreibern zählt, zog eine interessante Parallele zwischen dem schwachen Auftritt der Bafanas und all den anderen Dingen, die in Südafrika derzeit schieflaufen aber ignoriert werden - und die, "wenn sie denn nicht schnell angegangen werden, dem Land Kopf und Kragen kosten könnten", wie er sagt.

Für Carlin konnte der Kontrast zwischen der Begeisterung und Hoffnung auf den Rängen und der blutleeren Leistung des eigenen Teams gegen Uruguay jedenfalls kaum größer sein. "Was dem Team völlig fehlte, war der unbedingte Siegeswille", schreibt er. "Niemand war gegen Uruguay wirklich bereit, Blut zu schwitzen und mit dem Kopf durch die Wand zu rennen wie das Südafrikas Rugbyspieler um Francois Pienaar 1995 für ihr Land beim sensationellen Gewinn der Rugby-WM getan hatten", meint Carlin, der das Buch für den bewegenden Mandela-Film "Invictus" (Unbezwungen) schrieb - und Südafrika seit über 20 Jahren observiert.
Die Parallelen zur aktuellen Lage am Kap liegen in der Tat auf der Hand: Auf der einen Seite die ständige Rhetorik, die Power-Point-Präsentationen, die von Politikern generierte heiße Luft; auf der anderen der Mangel an Tatkraft und Führung - und die fehlende Umsetzung fast aller Pläne. "Viel Schaum, wenig Konkretes", konstatiert Carlin.

Der Südafrikakenner geht sogar so weit, das Team der Bafanas mit der "parasitären schwarzen Elite" im Land zu vergleichen: Trittbrettfahrer, die ihren Reichtum fast nie durch harte Arbeit oder das Eingehen von Risiken erlangen, sondern durch gute Beziehungen in die Politik oder Referenzen aus dem Befreiungskampf. Sie stellten mit Vorliebe ihre teuren Autos und glamourösen Freundinnen zur Schau, wettert Carlin, und seien der Jugend damit ein denkbar schlechtes Vorbild.

Die Bafanas gehören für ihn in die gleiche Kategorie. Viele Spieler würden einem absurd hohen Lebensstandard frönen und vor jedem Turnier mit Hingabe um Prämien feilschen, ohne später irgendeine Gegenleistung zu erbringen. Zuspruch erhält er von Südafrikas Spielmacher Steven Pienaar, der den Fußball am Kap ebenfalls an einem Scheideweg sieht. Durchsetzen würden sich nun entweder jene, die das Fußballturnier nach Südafrika geholt und hart für sein Gelingen gearbeitet haben - oder die bequemen Nutznießer, die nur die Früchte der Anstrengung ernteten, was jede Aussicht auf eine Besserung der Lage zerstören würde.

Ob den Bafanas 2014 in Brasilien der ersehnte Neuanfang gelingt, wird vor allem von der Förderung der bislang völlig vernachlässigten Nachwuchsarbeit im Lande abhängen - aber auch davon, ob sich das Land endlich seiner vielen inkompetenten Fußballfunktionäre entledigen kann. "Es wird ein harter langer Weg", prognostizierte noch am Dienstag der scheidende Coach Carlos Parreira, der nun in seine brasilianische Heimat zurückkehren wird. Das Spiel gegen Frankreich hat gezeigt, was mit der richtigen Einstellung möglich wäre. Für die WM kam sie zu spät. Aber auch für das Land wird die Zeit immer knapper.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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