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"Ein Stück Himmel ist auf Katutura gefallen"

Über 70 Kinder im Vorschulalter kommen täglich in die Tagesstätte Beautiful Kidz im Windhoeker Stadtteil Katutura. Am Nachmittag gesellen sich zwischen 40 und 50 Jugendliche hinzu, die ebenfalls verköstigt werden und mit Hilfe von Erziehern hier ihre Hausaufgaben machen können. Denn leider ist es oft der Fall, dass dafür zu Hause weder Platz noch Unterstützung vorhanden sind. Viele Kinder und Jugendliche bleiben einfach sich selber überlassen.
"Unser Hauptanliegen ist es, Stabilität in das Leben der Kinder zu bringen", so Pam Kinghorn, die zusammen mit ihrem Mann Brian das Projekt Beautiful Kidz aufgebaut hat. Denn genau dies ist es, was den Kindern, die zumeist ohne Vater aufwachsen, fehlt. Als die Kinghorns Anfang 2000 von Südafrika nach Namibia zogen, war ihre Vision, etwas für die Kinder, vor allem Halb- und Vollwaisen, zu tun, die in dem ärmeren Stadtteil Windhoeks leben. Ausgiebig schaute sich das Ehepaar vor Ort um und entdeckte ein Grundstück mit einem großen leerstehenden Gebäude, dass früher als Kneipe und Getränkehandlung mit dem Namen Oude Krug (alter Krug) diente. Das Grundstück wurde für vorerst drei Jahre gemietet. Mit der Option, es nach dieser Zeit kaufen zu können, renovierten die Kinghorns zusammen mit einigen Freunden und Helfern die Räume und den Hof unter den skeptischen und neugierigen Blicken der Anwohner. Bald waren zwei Klassenräume und eine Küche fertiggestellt und am 6. Juli 2003 wurde 44 Vorschülern im Alter zwischen drei und sechs Jahren wohl zum ersten Mal in ihrem Leben eine besondere Art der Erziehung zuteil.
"Wir haben damals die Kinder sorgfältig ausgesucht", erinnert sich Brian Kinghorn. Jeder Haushalt in der Umgebung mit Kindern wurde aufgesucht und diejenigen, die am schlimmsten unter Armut litten, wurden bei Beautiful Kidz aufgenommen. Unter dem Motto "schützen, ernähren und lehren" (care, feed and educate) kam für viele zum ersten Mal so etwas wie Beständigkeit und Disziplin in ihr Leben. Neben der Möglichkeit, zu spielen, basteln, aber auch zu lernen, gibt es für die Kinder mehrere Mahlzeiten täglich. Dazu zählen Frühstück, eine kleine Zwischenmahlzeit, Mittagessen und am Nachmittag nochmals eine kleine Zwischenmahlzeit. Dabei wird den Kindern auch gleich die Notwendigkeit der Hygiene beigebracht. So werden vor jedem Essen die Hände gewaschen. Anschließend stehen für jedes Kind eine eigene Zahnbürste und ein Wasserbecher zur Verfügung, um die Zähne zu putzen.
Inzwischen gibt es bei Beautiful Kidz einen Computerraum, in dem die Jugendlichen lernen, mit neuen Technologien umzugehen und zu ergänzen, was ihnen in der Schule beigebracht wurde. Allerdings darf der Computerraum erst benutzt werden, wenn die Jugendlichen nachweislich mit den Hausaufgaben fertig sind. Insgesamt sind es zwischen 40 und 50 Teenager, die nach der Schule zu Beautiful Kidz kommen. Sie wissen, dass sie hier willkommen sind und ernst genommen werden. Hier können sie sich austauschen und über ihre Probleme reden.

Eine weitere Besonderheit bei Beautiful Kidz ist, dass den Kindern und Jugendlichen eine Bibliothek zur Verfügung steht. Hier wird ihnen das Lesen nähergebracht. Die Bücher werden allerdings nicht ausgeliehen, sondern müssen vor Ort gelesen werden.
Schülern der 10. Klasse wird in den Ferien eine sogenannte Ferienschule angeboten. Sie werden von qualifizierten Lehrern in Englisch und Mathematik unterrichtet.
Seit einem Jahr können jeweils drei Gruppen zu 40 Kindern drei Tage und Nächte in einem Camp auf einem Grundstück in Brakwater verbringen. Die Gruppen richten sich nach dem Alter der Kinder. So können die Sieben- bis Neunjährigen, die Zehn- bis Zwölfjährigen und die 13- bis 18-Jährigen einmal eine andere Umgebung als Katutura erleben.
"Eine Anwohnerin drückte sich einmal so aus: ,Mit Euch ist ein Stückchen Himmel nach Katutura gekommen'", erinnert sich Brian, "doch für uns ist es eine Selbstverständlichkeit zu helfen." Kinghorns halten sich vor allem an den letzten Teil des Psalms 146,9, in dem es heißt: "Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht." Wie bei den meisten sozialen Projekten sind es vor allem Spenden und Unterstützung verschiedener Kirchen, die es den Kinghorns ermöglichen, ein derart starkes Projekt umzusetzen. Denn mittlerweile sind 14 Erzieher angestellt. Zwei Volontäre, die alle drei Monate wechseln, arbeiten ehrenamtlich.
Mittlerweile sind die Kinder mit dem Zähneputzen fertig und haben sich wieder an ihre Plätze gesetzt, denn heute ist ein besonderer Tag. Es ist der letzte Freitag im Monat und an diesem werden die Geburtstagskinder gefeiert. Jedes wird aufgerufen. Als alle mit freudig erregten Gesichtern auf ihren Stühlchen sitzen, erhalten sie nach Liedern und Gebeten ein kleines Geschenk. Viele von ihnen wissen weder, dass sie Geburtstag hatten, noch wie alt sie geworden sind. Doch das macht nichts, denn für sie ist dieser Freitag der besondere Tag in einer ganz besonderen Einrichtung.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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