Ein Streifzug durch die internationale Karnevalswelt
Der Countdown läuft. Der „Küska“- Küstenkarneval in Swakopmund ist wieder in aller Munde. Während manche ihn lieben und leben, stehen andere ihm distanziert gegenüber.
Nicht alle haben für das närrische Treiben etwas übrig. Eine kunterbunt-geschminkte Kostümhorde, dazu ein recht hoher Alkoholkonsum und dann noch dabei bis zum Umfallen fröhlich sein, ist eben nicht jedermanns Sache. Typisch Deutsch? Nein! Weltweit wird einmal im Jahr karnevalistisch verrückt gespielt. Verschiede Kulturen, unterschiedliche Feste. Doch in einer Sache sind sich alle einig - Karneval ist ein Fest zum fröhlich sein.
Erst Freude, dann Fasten
Seinen Ursprung hat der Karneval in heidnischen Traditionen. Schon die alten Germanen trugen Tierfelle und Masken, um mit viel Belustigung böse Geister zu vertreiben und gute Geisterwesen aufzufordern, den Frühling zu bringen.
Das Wort “Karneval“ leitet sich ab vom lateinischen “Carne vale“, was so viel heißt wie “Fleisch, leb wohl“ und hebt traditionell die Zeit der ausgelassenen Fröhlichkeit und überfließenden Lebensfreude vor Beginn der österlichen Fastenzeit hervor. Die Elf und der Narr stammen aus dem Mittelalter. Wer damals die Zehn Gebote Gottes übertrat, wurde als Narr und die Elf somit für Maßlosigkeit, Jux und Narretei bezeichnet. Als im 19. Jahrhundert die französischen Besatzer den Menschen westlich des Rheins politische Aktionen untersagten, versammelte man sich heimlich und tauschte sich dort kritisch, aber auch humorvoll über politische Entwicklungen aus. Dies war der Beginn der traditionellen Büttenreden. Um die Dinge beim Namen zu nennen, gab man ihnen ein „Motto“. Die Zahl Elf sollte die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe symbolisieren. Den Anstoß für die närrische Session legte der Rheinländer ebenfalls fest, nämlich auf den 11.11. genau um 11.11 Uhr. Alle, die gemäß dieser Tradition feiern, haben sich diesem Brauch angeschlossen.
Das schillerndste Event der Welt
Der Carneval do Rio in Rio de Janeiro ist wohl das schillerndste Event der Welt. Die Portugiesen hatten im 17. Jahrhundert etliche Sklaven aus Afrika mitgebracht, die mit Masken und Federkostümen versuchten die Götter zu beschwören Böses abzuwehren. Inzwischen treten hier Tanzkünstler der größten Sambaschulen mit bis zu 5000 Teilnehmern pro Schule gegeneinander an. Samba, Glamour und viel nackte Haut inszenieren ein lebensfrohes Straßenfest.
Die 5. Jahreszeit in Santa Cruz auf Teneriffa ist das europäische Gegenstück zu Rio. Sie beginnt mit Konfettiregen und der Wahl der Karnevalskönigin. Bis zu 500.000 Akteure unterhalten bei bunten Freiluft-Umzügen die begeisterte Narrenschar. Der Karneval endet mit dem sogenannten „Begräbnis der Sardine“. Ein Fisch aus Pappmache wird von der Trauergemeinde durch die Straßen begleitet und anschließend verbrannt - ein Symbol für das Ende des Winters. Ein weiteres Highlight ist die Wahl einer „Drag-Queen“ nach dem berühmten „Tunten-Wettlauf“, bei dem Travestiekünstler auf schwindelerregend hohen Absätzen über einen Parcours stöckeln.
Magisch und geheimnisvoll
Magisch und geheimnisvoll geht es beim Karneval in Venedig zu. Aristokratisch und Edel ist hier das Motto. Ein Fest für die Augen, denn die Masken und Karnevalskostüme sind meisterliche Kunstwerke und für nur wenige erschwinglich. Dieser Brauch geht ebenfalls bis ins Mittelalter zurück. Mit den Masken wird eine fremde Identität angenommen und der Unterschied zwischen Arm und Reich soll dadurch aufgehoben werden.
In der andalusischen Stadt Cádiz amüsieren sich die Einwohner seit dem 17. Jahrhundert beim Fasching und drehen richtig auf, um den venezianischen Karneval zu toppen. Das vermutlich drittgrößte Faschingsfest der Welt präsentiert sich mit Paso Doble, Flamenco und afrikanischen Rhythmen.
Die Bewohner der karibischen Insel Trinidad bezeichnen ihren Karneval als „die größte Show der Welt“. Sieben Tage wird rund um die Uhr gefeiert. Ursprünglich nutzten hier die Sklaven den Karneval als Ventil gegen Rassismus und Unterdrückung.
Nur einen Tag lang wird in New Orleans gefeiert. Dann aber mit Farbenpracht und Lebensfreude pur. Wenn der Startschuss zum „Mardi Gras Festival“ fällt, lassen Partyfans alles stehen und liegen, und schließen sich den festlich geschmückten Themenwagen an. Mardi Gras ist Französisch und heißt „fetter Dienstag“. Französische Auswanderer brachten das Fest mit in die „Neue Welt“. Zusätzlich steht Mardi Gras auch für „Pancake Day“. Früher wurden an diesem Tag das gesamte Fett sowie alle Eier aufgebraucht, bevor die Fastenzeit begann.
In Russland heißt das fröhlichste Fest des Jahres Maslenitsa, „Butterwoche“. Die Russen dürfen kurz vor Beginn der Fastenzeit kein Fleisch mehr zu sich nehmen, dafür lassen sie sich Butter und Käse schmecken. Das große einwöchige Volksfest mit Karussells und Jahrmarktsbuden endet mit dem Verbrennen der Maslenitsa-Puppe. Dieser Karnevalsbrauch geht auf vorchristliche, slawische Traditionen zurück und soll wärmere Tage bescheren.
Die Schweizer feiern „Morgenstraich“. In der Baseler Innenstadt gehen erst plötzlich alle Lichter aus. Trommler, Pfeifer und Laternenträger tauchen auf, die lärmend durch die Straßen ziehen, um den Winter zu vertreiben.
Manche feiern nackt
Einen religiösen Höhepunkt bildet der bolivianische Fasching in Oruro im Andenland. In der verschlafenen Bergbaustadt ist dann der Teufel los. Der Tanz mit dem Teufel „Diablada“ steht hier im Mittelpunkt. Geister, Vogelmenschen, Drachen- und Schlangenwesen verkörpern tänzerisch den Kampf zwischen Gut und Böse.
Bei minus 30 Grad tobt der „Bonhomme Carnaval“ in Quebec-City, der größte und schönste Winterkarneval Nordamerikas. Überall in den Straßen begegnet man fantasievolle Gebilde - aus Eis gefräst. Der Kanadier selbst verzichtet auf ein Karnevalskostüm und zieht fast blank. Spaß im Schnee und Alkohol pur sind hier die Devise.
In Galazidi beenden die Griechen ihr Narrenfest mit einer Mehlschlacht. Einheimische und Urlauber bestäuben bunt bemalte oder geschwärzte Gesichter bis zur Unkenntlichkeit mit weißem Puder.
Ob im Rheinland, Rio oder Venedig, ob Butterfest oder ein Tanz mit dem Teufel. Karneval ist ein zeitlich begrenzter Ausnahmezustand. Weltweit. Einmal im Jahr darf jeder sein, was er sein will. Für Außenstehende bleibt es sicher schwer, sich vorbehaltsfrei in den Bann dieser sogenannten „Fünften Jahreszeit“ ziehen zu lassen. Wer nicht mitfeiern mag, einfach mal gutgesinnt ein Auge zu drücken. „Allem wohl und keinem weh!“
Kirsten Kraft
Küska-Termine
Der Küstenkarneval startet in diesem Jahr zum 33. Mal unter dem Motto „Lasst die Puppen tanzen…“.
Haus der Jugend:
Prinzenball am Freitag, 15. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
Küskika am Samstag, 16. Juni. Einlass ab 14 Uhr, Programmstart um 15.11 Uhr.
Damenabend am Montag, 18. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
Internationaler Abend am Dienstag, 19. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
Gemischter Abend am Mittwoch, 20. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
Büttenabend am Donnerstag, 21. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
SFC Sporthalle:
Maskenball am Freitag, 22. Juni. Einlass, ab 19 Uhr, ist nur für Personen ab 18 Jahre gestattet.
Straßenumzug am Samstag, 23. Juni. Start um 11.11 Uhr ab Auas Motors, gefolgt vom Kehraus ab 12 Uhr.
Erst Freude, dann Fasten
Seinen Ursprung hat der Karneval in heidnischen Traditionen. Schon die alten Germanen trugen Tierfelle und Masken, um mit viel Belustigung böse Geister zu vertreiben und gute Geisterwesen aufzufordern, den Frühling zu bringen.
Das Wort “Karneval“ leitet sich ab vom lateinischen “Carne vale“, was so viel heißt wie “Fleisch, leb wohl“ und hebt traditionell die Zeit der ausgelassenen Fröhlichkeit und überfließenden Lebensfreude vor Beginn der österlichen Fastenzeit hervor. Die Elf und der Narr stammen aus dem Mittelalter. Wer damals die Zehn Gebote Gottes übertrat, wurde als Narr und die Elf somit für Maßlosigkeit, Jux und Narretei bezeichnet. Als im 19. Jahrhundert die französischen Besatzer den Menschen westlich des Rheins politische Aktionen untersagten, versammelte man sich heimlich und tauschte sich dort kritisch, aber auch humorvoll über politische Entwicklungen aus. Dies war der Beginn der traditionellen Büttenreden. Um die Dinge beim Namen zu nennen, gab man ihnen ein „Motto“. Die Zahl Elf sollte die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe symbolisieren. Den Anstoß für die närrische Session legte der Rheinländer ebenfalls fest, nämlich auf den 11.11. genau um 11.11 Uhr. Alle, die gemäß dieser Tradition feiern, haben sich diesem Brauch angeschlossen.
Das schillerndste Event der Welt
Der Carneval do Rio in Rio de Janeiro ist wohl das schillerndste Event der Welt. Die Portugiesen hatten im 17. Jahrhundert etliche Sklaven aus Afrika mitgebracht, die mit Masken und Federkostümen versuchten die Götter zu beschwören Böses abzuwehren. Inzwischen treten hier Tanzkünstler der größten Sambaschulen mit bis zu 5000 Teilnehmern pro Schule gegeneinander an. Samba, Glamour und viel nackte Haut inszenieren ein lebensfrohes Straßenfest.
Die 5. Jahreszeit in Santa Cruz auf Teneriffa ist das europäische Gegenstück zu Rio. Sie beginnt mit Konfettiregen und der Wahl der Karnevalskönigin. Bis zu 500.000 Akteure unterhalten bei bunten Freiluft-Umzügen die begeisterte Narrenschar. Der Karneval endet mit dem sogenannten „Begräbnis der Sardine“. Ein Fisch aus Pappmache wird von der Trauergemeinde durch die Straßen begleitet und anschließend verbrannt - ein Symbol für das Ende des Winters. Ein weiteres Highlight ist die Wahl einer „Drag-Queen“ nach dem berühmten „Tunten-Wettlauf“, bei dem Travestiekünstler auf schwindelerregend hohen Absätzen über einen Parcours stöckeln.
Magisch und geheimnisvoll
Magisch und geheimnisvoll geht es beim Karneval in Venedig zu. Aristokratisch und Edel ist hier das Motto. Ein Fest für die Augen, denn die Masken und Karnevalskostüme sind meisterliche Kunstwerke und für nur wenige erschwinglich. Dieser Brauch geht ebenfalls bis ins Mittelalter zurück. Mit den Masken wird eine fremde Identität angenommen und der Unterschied zwischen Arm und Reich soll dadurch aufgehoben werden.
In der andalusischen Stadt Cádiz amüsieren sich die Einwohner seit dem 17. Jahrhundert beim Fasching und drehen richtig auf, um den venezianischen Karneval zu toppen. Das vermutlich drittgrößte Faschingsfest der Welt präsentiert sich mit Paso Doble, Flamenco und afrikanischen Rhythmen.
Die Bewohner der karibischen Insel Trinidad bezeichnen ihren Karneval als „die größte Show der Welt“. Sieben Tage wird rund um die Uhr gefeiert. Ursprünglich nutzten hier die Sklaven den Karneval als Ventil gegen Rassismus und Unterdrückung.
Nur einen Tag lang wird in New Orleans gefeiert. Dann aber mit Farbenpracht und Lebensfreude pur. Wenn der Startschuss zum „Mardi Gras Festival“ fällt, lassen Partyfans alles stehen und liegen, und schließen sich den festlich geschmückten Themenwagen an. Mardi Gras ist Französisch und heißt „fetter Dienstag“. Französische Auswanderer brachten das Fest mit in die „Neue Welt“. Zusätzlich steht Mardi Gras auch für „Pancake Day“. Früher wurden an diesem Tag das gesamte Fett sowie alle Eier aufgebraucht, bevor die Fastenzeit begann.
In Russland heißt das fröhlichste Fest des Jahres Maslenitsa, „Butterwoche“. Die Russen dürfen kurz vor Beginn der Fastenzeit kein Fleisch mehr zu sich nehmen, dafür lassen sie sich Butter und Käse schmecken. Das große einwöchige Volksfest mit Karussells und Jahrmarktsbuden endet mit dem Verbrennen der Maslenitsa-Puppe. Dieser Karnevalsbrauch geht auf vorchristliche, slawische Traditionen zurück und soll wärmere Tage bescheren.
Die Schweizer feiern „Morgenstraich“. In der Baseler Innenstadt gehen erst plötzlich alle Lichter aus. Trommler, Pfeifer und Laternenträger tauchen auf, die lärmend durch die Straßen ziehen, um den Winter zu vertreiben.
Manche feiern nackt
Einen religiösen Höhepunkt bildet der bolivianische Fasching in Oruro im Andenland. In der verschlafenen Bergbaustadt ist dann der Teufel los. Der Tanz mit dem Teufel „Diablada“ steht hier im Mittelpunkt. Geister, Vogelmenschen, Drachen- und Schlangenwesen verkörpern tänzerisch den Kampf zwischen Gut und Böse.
Bei minus 30 Grad tobt der „Bonhomme Carnaval“ in Quebec-City, der größte und schönste Winterkarneval Nordamerikas. Überall in den Straßen begegnet man fantasievolle Gebilde - aus Eis gefräst. Der Kanadier selbst verzichtet auf ein Karnevalskostüm und zieht fast blank. Spaß im Schnee und Alkohol pur sind hier die Devise.
In Galazidi beenden die Griechen ihr Narrenfest mit einer Mehlschlacht. Einheimische und Urlauber bestäuben bunt bemalte oder geschwärzte Gesichter bis zur Unkenntlichkeit mit weißem Puder.
Ob im Rheinland, Rio oder Venedig, ob Butterfest oder ein Tanz mit dem Teufel. Karneval ist ein zeitlich begrenzter Ausnahmezustand. Weltweit. Einmal im Jahr darf jeder sein, was er sein will. Für Außenstehende bleibt es sicher schwer, sich vorbehaltsfrei in den Bann dieser sogenannten „Fünften Jahreszeit“ ziehen zu lassen. Wer nicht mitfeiern mag, einfach mal gutgesinnt ein Auge zu drücken. „Allem wohl und keinem weh!“
Kirsten Kraft
Küska-Termine
Der Küstenkarneval startet in diesem Jahr zum 33. Mal unter dem Motto „Lasst die Puppen tanzen…“.
Haus der Jugend:
Prinzenball am Freitag, 15. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
Küskika am Samstag, 16. Juni. Einlass ab 14 Uhr, Programmstart um 15.11 Uhr.
Damenabend am Montag, 18. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
Internationaler Abend am Dienstag, 19. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
Gemischter Abend am Mittwoch, 20. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
Büttenabend am Donnerstag, 21. Juni. Einlass ab 19 Uhr, Programmstart um 20.11 Uhr.
SFC Sporthalle:
Maskenball am Freitag, 22. Juni. Einlass, ab 19 Uhr, ist nur für Personen ab 18 Jahre gestattet.
Straßenumzug am Samstag, 23. Juni. Start um 11.11 Uhr ab Auas Motors, gefolgt vom Kehraus ab 12 Uhr.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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