Ein Tierparadies in der Wüste unweit von Swakopmund

Es war kurz vor Winfrieds 50. Geburtstag, als der Diplom-Ingenieur für Haustechnik mit eigenem Betrieb zu seiner Frau sagte: "Lass uns meinen Geburtstag woanders feiern. Wenn es dir egal ist, fliegen wir nach Namibia zu unserer Freundin in Windhoek." Bei diesem Aufenthalt entschied sich das Ehepaar, nach Swakopmund auszuwandern. Doch es sollte noch etwas dauern, bis sie den Plan in die Tat umsetzen konnten.

Fünf Jahre haben die Holsteins gebraucht, um dieses Ziel zu realisieren. 2004 verließen sie Deutschland, lebten zunächst sechs Jahre in einem Haus in Swakopmund in Kramersdorf und bauten sich hier einen kleinen Freundeskreis auf. Im November 2010 bezogen sie ihre "Residenz", 20 Kilometer von Swakopmund entfernt in der Wüste, gebaut und eingerichtet nach ihrem Geschmack. Beide betonen: "Ausgewandert nach Namibia sind wir ohne Haustiere."
Mit "Marie", einer damals sechs Wochen alten Katze, fing alles an. "Sie ging oft in einem Wohnmobil mit uns auf Reisen", erinnerten sie sich. 2005 kam in Kramersdorf ein Border Collie dazu, "den ich mit dem Auto aus Südafrika holte", so Ute. Die Familie wuchs weiter. Als nächstes kamen "Nele" (Australian Shepherd) aus Deutschland, dann "Hope", ein kleiner Terriermix aus dem Swakopmunder Tierheim. Darauf folgte "Lissy", ein Belgischer Schäferhund (acht Jahre). Die inzwischen sechs Monate alte "Lina", eine Dogge aus Deutschland machte im Januar 2011 fast das halbe Dutzend Hunde voll.

Sieben Schildkröten in verschiedenen Größen bevölkern den Hof. Ein Graupapagei (African Grey), weitere kleine Papageien und verschiedene Sittiche sind in zwei Volieren untergebracht - sie vervollständigen das Tierparadies.

Aber "Nele" sollte das "Sorgenkind" der Holsteins werden und entwickelte sich zum Problemhund. Das Ehepaar war sich einig: Nur eine Therapie kann hier helfen. Ute flog nach Deutschland, ließ sich ausbilden zur Trainerin für Problemhunde. Nach ihrer Rückkehr nahm sie "Nele" unter ihre Fittiche. Ihr Mann spricht jetzt von seiner "Hundeflüsterin" - und "Nele"? Sie gehorchte in kürzester Zeit aufs Wort und wurde kürzlich sogar beim ersten Hundespringen in Swakopmund (die AZ berichtete) in der Championklasse zur Siegerin gekürt.
Als die Holsteins noch an der Küste lebten, fehlte die räumliche Voraussetzung, um allen Freunden helfen zu können. Sie verbrachten schlaflose Nächte, machten Pläne, hatten viele Ideen, bis es bei ihnen "funkte": "Wir gehen in die Wüste, kaufen uns dort einen großen Plot." Im März 2009 erfolgte der erste Spatenstich für das neue Heim, im November 2010 wurde Einzug gefeiert. Zwinger für Hunde, Katzen und Vögel, ein Spielhof von 400 Quadratmetern mit Hundepool, ein Tierpflegeraum mit Duschen für Hunde gehören zu dem Anwesen. "Luxus für die Tiere, das war unser Plan", so Ute Holstein. Und inzwischen überlegen sie, dem Angebot eine geschäftliche Basis zu geben - den Namen haben sie schon: Doggie Lodge.

"Wir leben hier draußen in schönster Harmonie", strahlt Ute Holstein. "Ich gehe täglich mindestens zweimal eine Stunde mit unseren Hunden, die vollwertige Familienmitglieder sind, in der Wüste spazieren." Und aus ihrem Munde klingt es überzeugend: "Hunde sind mein Leben - hier haben noch viele Platz." Und das alles möchte das Ehepaar noch ein paar Jahre genießen.