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Ein Versicherungs-Pionier mit Sinn für Sport und Humor
Ein Versicherungs-Pionier mit Sinn für Sport und Humor

Ein Versicherungs-Pionier mit Sinn für Sport und Humor

Harro Kurt Borchardt ist vor kurzem verstorben. Er wurde 92 Jahre alt. An dieser Stelle soll an sein Wirken erinnert werden.

Am 18. Juni 1918 wurde Harro Kurt Borchardt in Swakopmund als Sohn des Bankleiters Fritz Franz Alexander Borchardt und seiner Ehefrau Emmy (beide deutsche Staatsbürger) geboren und im evangelischen Glauben erzogen. Harros Eltern lebten seit 1912 in Südwest-Afrika. Am 5. November 1915 wurde sein Bruder Hermann Fritz Günther Borchardt geboren. Dieser ist inzwischen verstorben.

Im Frühjahr 1923 siedelte die Familie infolge beruflicher Veränderungen des Vaters nach Deutschland um, wo Harro in Mannheim vier Jahre die Volkschule und anschließend in Berlin die Oberrealschule in Steglitz besuchte, welche er nach erfolgreichem Abschluss zu Ostern 1936 verließ. Anschließend begann er seine Lehrzeit als Versicherungs-Kaufmann bei der Allianz Versicherung AG in Berlin, bei der auch sein Vater schon als Abteilungsleiter tätig war. Harros Ausbildung war auf einen späteren Einsatz in Übersee spezialisiert; er sollte nach der beabsichtigten Rückkehr in sein Geburtsland bei der südafrikanischen Niederlassung der Allianz in Kapstadt arbeiten. Nach 2-jähriger Lehrzeit legte er vor der Industrie- und Handelskammer zu Berlin im Jahre 1938 mit Erfolg seine Abschlussprüfung als Versicherungs-Kaufmann ab.

Im April 1938 wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und am 15. November 1938 wurde er Soldat bei der Panzer-Abteilung 67 in Berlin-Groß-Glienicke, um seiner 2-jährigen Dienstpflicht nachzukommen. Während dieser Zeit begann der Krieg, an dem er als Kradfahrer in den Feldzügen in Polen, Frankreich und der damaligen Tschechoslowakei teilnahm. Im Laufe des Russlandfeldzuges, in dem er als Richtschütze und Kommandant eines Panzerkampfwagens eingesetzt war, wurde er in die Heimat abkommandiert, um an einem Reserve-Offizierslehrgang teilzunehmen. Diesen schloss er im Dezember 1942 ab und war inzwischen zum Leutnant befördert. In Paderborn/Westfalen wurde er bei der Panzer-Ersatz-Abteilung 500 als Spezialist für den Tiger-Panzer ausgebildet und ging im Sommer 1944 erneut ins Feld; mit der schweren Panzer-Abteilung 510 zuerst als Ordonnanz-Offizier. Später wurde er als Adjudant im Nordabschnitt Russlands eingesetzt.

Kurz vor der deutschen Kapitulation, im März 1945, wurde die Abteilung in die Heimat verlegt, um neu ausgerüstet zu werden. Hierzu kam es infolge des Kriegsendes nicht mehr; Borchardt wurde Kriegsgefangener der britischen Streitmacht in Schleswig-Holstein und stellte sich einem Transportverband zur Verfügung, welcher von der britischen Armee aufgestellt wurde. Zuerst als Transportoffizier, später als Kolonnenführer tat er bei der Transport Service Group (DG) 309 seinen Dienst. Aus diesem Arbeitsverhältnis konnte er zum Zwecke seiner ersehnten Rückkehr nach Südwest-Afrika jederzeit entlassen werden.

Am 5. November 1945 heiratete er Erika Elizabeth Maria Biess; aus der Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter hervor. 1949 nahm Harro ein Angebot als Versicherungsinspektor bei der Firma South African Liberal Insurance Company in Windhoek an. Er zog mit seiner Familie nach Südwest-Afrika, wo er 1952 als Geschäftsführer dieser Firma ernannt wurde. South African Liberal Insurance Company änderte bald den Namen zu SA Mutual Fire and General Insurance Company Limited, die heute bekannte Mutual & Federal Insurance Company.

Borchardt arbeitete später als Direktor der Südwester Zweigstelle der Mutual & Federal und war auch Gründungsmitglied des SWA-Versicherungsinstitutes, dem er sechs Jahre lang als Präsident diente. Allgemein bekannt als "the Godfather of the SWA Insurance Industry" wurde Harro am 1. März 1983 von seiner Firma pensioniert.

Es dauerte jedoch nicht lange, als Harro sich entschloss, der Versicherungsindustrie weiter zu dienen. Und so übernahm er als Geschäftsführer die Vertretung der Münchner Rückversicherung für einige Jahre in Windhoek. Im Februar 1986 entzog sich diese Firma der Unruhenversicherung und Harro war nun zusammen mit anderen Versicherungsherren dabei, sich mit der damaligen Regierung zu einigen, eine Firma zu gründen, welche eben dieses Unruhenversicherungs-Risiko tragen würde. So entstand am 1. Januar 1988 die Firma NASRIA, welche Harro als Geschäftsführer einige Jahre leitete. 1994 trat er dann in den wohlverdienten Ruhestand.

Harro war jedoch nicht nur in der Versicherungsindustrie ein bekannter und geschätzter Mann, sondern auch in der Südwester Sportwelt hatte er durch ständigen Einsatz und auch eigene sportliche Leistungen von sich Reden gemacht. Sein größtes Interesse galt dem Fisch- und Angelsport. Als Gründungsmitglied hat er 22 Jahre dem SWA-Anglerverband als Präsident und Vorsitzender gedient.

1964 gab es einen Höhepunkt in seinem Leben, als er als Mitglied der Südafrikanischen Springbok-Mannschaft aufgenommen wurde, um an einem internationalen Wettbewerb in Europa teilzunehmen. 1965 wurde Harro sogar zum Kapitän der Springbok-Mannschaft gewählt, um an dem internationalen Angelwettbewerb in Gibraltar und Schottland teilzunehmen.

Auch am Fußballsport in SWA hat Harro riesiges Interesse gezeigt. Als Präsident der SKW-Fußballabteilung war er 14 Jahre tätig und war auch Präsident von Windhoek City, einem Profi-Klub, der einige Jahre in der südafrikanischen Liga mitspielte.

Erst recht spät (im Alter von 54 Jahren) fing Harro mit dem Golfspielen in Windhoek an. Mit viel Ehrgeiz machte ihm das Golfen großen Spaß und am 2. März 1974 ist ihm eine besondere Auszeichnung zugeteilt worden: Er schaffte das 8. Loch über 169 Meter mit einem Schlag (hole-in-one). Damit hat Harro auf dem neuen Golfplatz Geschichte geschrieben, indem er der erste Golfer war, dem dort ein Loch mit einem Schlag gelang. Er spielte Golf bis ins hohe Alter von 88 Jahren.

Dass Harro Borchardt auch einen ausgeprägten Sinn für Humor hatte, beweist die Tatsache, dass er von 1953 bis 1981 Komiteemitglied und vier Jahre davon als Vorsitzender des Windhoeker Karnevalsvereins war. Dort wurde er auch zum Ehrensenator ernannt.
Mitte der 90er Jahre zog er mit seiner Ehefrau von Windhoek nach Swakopmund, wo sie noch schöne Jahre in ihrer Wohnung verbrachten. 2005 wurden sie dann im Prinzessin-Rupprecht-Heim aufgenommen. Auch dort waren sie glücklich, bis Harro und seine Frau nach einem Hüftbruch ins Pflegeheim ziehen mussten. Harros geliebte Frau Erika verstarb am 2. Juli 2009. Er selbst hatte sich nach seinem Hüftbruch nicht wieder erholen können und saß bis vor kurzem im Rollstuhl. Fast zwei Jahre nach dem Tod von Erika verließen nun auch Harro die Kräfte; er schlief am 17. Mai 2011 sanft ein.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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