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Eine besondere Beziehung
Eine besondere Beziehung

Eine besondere Beziehung

Die Westfalenauswahl und Namibias Nachwuchs kooperieren seit 1994
Sportredakteur
Von Philipp Lüßen, Windhoek

Eine deutsche Delegation der U17-Westfalenauswahl reist vom 11.-22. April durch Namibia und bestreitet vor Ort drei Freundschaftsspiele. Zwei davon werden gegen die U17 der Baby Warriors ausgetragen. Die langjährige Partnerschaft des Westfälischen Fußball- und Leichtathletikverbandes (FLVW) und des Ministeriums für Sport, Jugend und Nationalen Service konnte auch dieses Jahr drei Spiele in Gobabis, Windhoek und Mariental organisieren.

Für das Aufeinandertreffen hat die Namibia Football Association (NFA) extra ein Baby Warriors Camp einberufen. Hierfür wurden 30 Spieler nominiert, die vor allem aus den Jahrgängen 2003 und 2004 bestehen. Am Ende werden 20 Spieler an den Freundschaftsspielen gegen die U17-Westfalenauswahl teilnehmen. Gleichzeitig ist es ein erster Test für die U-17-Meisterschaft des Council of Southern Africa Football Associations (COSAFA), die später im Jahr stattfindet.

DIE PARTNERSCHAFT:

Der FLVW pflegt seit 1994 enge Verbindungen zu Namibia. „Unser Partner in Namibia ist das “Ministry of Youth, National Service, Sport and Culture”. Es ist sonst üblich, dass die Sportfachverbände Beziehungen zu den Partnerverbänden unterhalten. Da jedoch in Namibia der Jugendfußball überwiegend in der Schule stattfindet, wurde die Partnerschaft auf der politischen Ebene gesucht“, erklärt Nina Middelkamp von der Stabsstelle Kommunikation des FLVW. Dass dieser Weg richtig gewesen sei, zeige sich bei der Entwicklung der Beziehungen und der Umsetzung von Projekten in Namibia. Ohne eine gewisse Kontinuität könnten Förderprojekte keine positiven Effekte erzielen. Zwischenzeitlich hat sich die Schnittstelle zwischen Regierung und der NFA positiv entwickelt, heißt es weiter in der Erklärung des FLVW.

Die Kooperation wurde über die Jahre durch gegenseitige Besuche und Lehrgänge weiter verstärkt. In Zentum stehen dabei nicht nur die Fußballpartien, die nur einzelne Begegnungen darstellen, sondern vor allem die seit 2006 gestarteten Schulpartnerschaften. Sie stehen für Kontinuität und vertiefen den kulturellen Austausch. Auf dem Fundament des dauerhaften Austausch im Jugendbereich, der den Kern der Beziehungen darstellt, hat sich in den letzten Jahren ein umfangreiches Förderprojekt entwickelt.

Seit 2007 werden in Namibia auch Fußballtrainer vom FLVW ausgebildet. Namibische Lehrer haben in den letzten Jahren an der Ausbildung teilgenommen. Der Jugendfußball in Namibia findet vor allem in den Schulen statt und wird dort weiterentwickelt. Der Ruf nach Schulpartnerschaften wurde deswegen immer lauter. Es wird von deutscher Seite aus versucht verschiedene Schulformen an der Partnerschaft teilhaben zu lassen.

JUNIORENSPIELERINNEN MIT WICHTIGEN ERFAHRUNGEN:

Neben den Auswahlspielen machen die Spieler der Juniorenteams immer wieder besondere Erfahrungen auf dem fernen Kontinent. So zum Beispiel vier Nachwuchskicker des SC Paderborn im Jahre 2016. Es stehen in jedem Jahr Ausflüge in die beeindruckende Natur Namibias auf dem Programm. Die Spieler erkundeten auf einer Safari, als auch auf einer Bootstour die einmalige Tierwelt und Natur des Landes. Besonders in Erinnerung blieb zudem die Begegnung mit Kindern, die vor dem Stadion barfuß mit einem Plastikball Fußball spielten. „Das hat uns Spielern noch einmal bewusst gemacht, wie dankbar wir sein können und wie gut es uns in Deutschland geht. Toll war auch zu sehen, wie offen und herzlich die Kinder und Jugendliche auf uns zugegangen sind “, berichtete der damalige U17-Kapitän Niklas Huschen.

Ähnlich beschrieben es auch zwei Juniorinnen vom FSV Gütersloh im Jahre 2013: “Ich war schon ein wenig geschockt, wie die leben. Einige Spielerinnen haben wir zu Hause besucht. Da wird einem so richtig bewusst, wie gut es uns hier geht“, sagte Jill Eis und ihre Freundin nickte zustimmend. “Die sind aber alle sehr freundlich, man kommt schnell mit den Menschen in Kontakt. Sie sind stolz auf ihre Kultur“, sagte Nina Lange.

Der FLVW bringt aus Deutschland immer wieder kleine Aufmerksamkeiten und Ausrüstungen mit, damit die Spielerinnen und Spieler den Kindern zum Abschied eine Freude machen können.

HERZENSANGELEGENHEIT NAMIBIA:

Fußball, soziales Engagement und Safari: Seit 1994 sind Westfalens Nachwuchsspieler und die Mitarbeiter des FLVW freundschaftlich mit denen Namibias verbunden. Die sportlichen Vergleiche sind die eine Sache, die Eindrücke von Land und Leuten eine andere. Eine Person, die diese Partnerschaft schon über viele Jahre begleitet, ist Rene Tönnes.

Tönnes Engagement liegt im Jahre 2002 begründet. „Damals fragte mich der inzwischen leider verstorbene westfälische Talent-Koordinator Franz Becker, ob ich Zeit und einen Pass hätte. Und Lust, mit dem westfälischen Fußballverband nach Namibia zu reisen, um dort als Physiotherapeut ein U 17-Nachwuchsteam zu betreuen.“ Tönnes hatte nicht nur die Zeit, den Pass und Lust, sondern entwickelte über die Jahre viel Herzblut für die Aufgabe im Südwesten Afrikas.

So blieb es auch nicht bei diesem ersten Besuch in Namibia. Es entwickelte sich ein besonderes Engagement mit Projekten, die über den Fußball hinausgingen. „Inzwischen war ich rund zehnmal dort, betreue auch die Jugend-Nationalmannschaften, die im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem westfälischen und namibischen Verband ins Sportzentrum Kaiserau kommen”, berichtete Tönnes und weiter: „Besonders stolz sind wir auf ein Schulprojekt zweier Partnerschulen aus Westfalen und Namibia: dem Hagener Theodor-Heuss-Gymnasium und einem Gymnasium in Windhoek. Das Engagement ermöglicht die Unterstützung einer kleinen Schule in der Blechhüttensiedlung in Katutura, einem Vorort von Windhoek. Den 600 Schülern dort konnten wir eine Schulküche bauen und vernünftig einrichten.“

Ein Beleg für das nachhaltige Bewusstsein, dass die Nachwuchsspieler durch solche Erfahrungen erreichen können, ist das spätere Engagement von Julian Draxler(Paris Saint Germain). Nach der Fußballweltmeisterschaft, in Brasilien 2014, übernahm er eine Patenschaft für ein Kinderhilfswerk. Besonders ist dabei, wann der Gedanke in ihm begonnen hat zu reifen. Bei einer Unicef-Feier hielt Draxler vor den Schülern der IGS Langenhagen eine Rede und begründete seine Idee der Patenschaft mit seiner Reise mit der Westfalenauswahl im Jahr 2010: „Ich habe in meiner Jugend mit der Westfalenauswahl mal in Namibia gespielt. Da sieht man erst, wie gut es uns geht“, sagte Draxler unter anderem.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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