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Eine (Bildungs-)Stätte der Herzlichkeit

Zusammenhalt: An der Privatschule Otjiwarongo geht es um mehr als um Unterricht
Wiebke Schmidt
Von Nina Cerezo, Windhoek/Otjiwarongo

Frau Davis, wir haben Mathe“, steckt eine Schülerin ihren Kopf in das Lehrerzimmer, nachdem Ingrid Davis, Schulleiterin der Privatschule Otjiwarongo (PSO), nicht rechtzeitig zum Unterricht erschienen ist. Aus eigener Erfahrung sprechend könnte das Fernbleiben eines Lehrers durchaus etwas Angenehmes für Schüler sein, doch an der PSO kommt keiner auf solch einen Gedanken. Hier herrscht Zusammenhalt, Gemeinsinn und vor allem Herzlichkeit.

Das wird nicht nur in genau dieser Situation deutlich, sondern auch dann, wenn Davis ihren Schützlingen hier und da liebevoll über die Schulter streicht, oder wenn „Tante Conny“ mal wieder vorbei kommt und von den Kindern lautstark begrüßt wird. Sieht man sich den kunterbunten Geburtstagskalender an, in dem jeder der aktuell 52 Schüler aus den Klassenstufen 1 bis 7 individuell vermerkt ist, dann merkt man schnell, dass hier jeder einen geschätzten Platz innehat. Alle gemeinsam ziehen sie schließlich bei den Proben vom Sportfest-Einmarsch an einem Strang und Schüler und Lehrer sind gleichermaßen voll und ganz bei der Sache. Bei all diesen Erlebnissen und dem großzügig angelegten Gelände scheint die PSO fast wie eine Oase, bei der die Eltern wohl kaum sicherer sein könnten: Mein Kind ist hier gut aufgehoben.

Liebe zum Detail

Damit sich alle wohlfühlen, wurden die Ferien auch genutzt, um die Gebäude von außen zu streichen und neue Toiletten einzusetzen. „Dies war dank der Spende von Keith Breede und seiner Frau möglich“, berichtet Davis verbunden. Da die Gelder knapp sind und sich die Schule immer wieder auf Fundraising-Veranstaltungen verlassen müsse, sei man zudem besonders dankbar über die errichtete Mauer, die durch die Finanzierung von Familie Kamerbeek das Schulgelände nun umgibt. Diese biete nicht nur Schutz, sondern ermögliche auch den Unterricht im Freien - ohne Ablenkung von den Hunden der Nachbarn.

Und natürlich kann und soll die Mauer nicht einfach so grau bleiben wie sie derzeit ist. Denn an der PSO steckt in jedem Detail ein Stück Liebe und so gibt es bereits Überlegungen, dort den „längsten Zahlenstrahl der Welt“ anzubringen oder die einzelnen Ziegelsteine auf andere Weise zu verschönern. Nur die notwendige Farbe fehlt hierzu noch.

Nicht wegschauen

Für die Schüler gibt es an diesem Tag zudem eine besondere Überraschung. „Tante Conny“ alias Conny Harms ist zu Gast und hat etwas Leckeres im Gepäck. Vor zwei Jahren hat die Johanniterin mit den damaligen Erstklässlern ein Schul-Sanitätsdienst-Projekt begonnen und den Kindern spielerisch Erste-Hilfe-Maßnahmen beigebracht. „Dabei ist mir wichtig zu vermitteln, dass auch Kinder in Notsituationen schon helfen können und man nicht wegschauen darf“, erzählt Harms, die von Anfang an von dem Engagement der Schüler begeistert war. „Die Jungen und Mädchen haben so viele Fragen gestellt und die Aufgaben wie Wunden behandeln, Hilfe rufen oder Herzdruckmassage vorbildlich ausgeführt“, so Harms, die die Kurse dank der Unterstützung verschiedener deutscher Förderer wie Dirk und Jacqueline Kamerbeek und Horst Wagner ehrenamtlich durchführt.

Heute stehen aber keine Übungen auf dem Programm, sondern Tante Conny verteilt Geschenke. So hatte Ehepaar Kamerbeek den beim Erste-Hilfe-Kurs teilnehmenden Kindern eigentlich zu Weihnachten eine Freude machen wollen und Adventskalender auf den Weg geschickt. Auch wenn diese nun etwas verspätet ankamen, strahlen die Schüler, als sie im wärmsten Sommer die Kartons mit Schneemotiven in Empfang nehmen. Sie wissen: Die Schokolade schmeckt jetzt immer noch und genauso gut. Und sogleich überlegen die Kinder, wie sie sich bei ihrem Spender in Deutschland für dieses tolle Geschenk bedanken können. Herzlichkeit eben, verbunden mit Dankbarkeit. Und wer kriegt, gibt auch zurück.

Zur Mühlen-Fonds

Um auch denjenigen etwas zurückzugeben, die es sich sonst nicht so viel leisten können, wurde vor einigen Jahren der sogenannte Zur Mühlen-Fonds eingerichtet, mit denen die Eltern unterstützt werden, die das Schulgeld nicht bezahlen können. „Im Moment beansprucht diesen aber keiner“, erzählt Davis, doch es sei immer gut, darauf zurückgreifen zu können.

Doch natürlich habe auch die Schule Wünsche, um den Alltag auf dem Gelände noch besser und schöner zu gestalten. So müsse die Vorschule renoviert werden und auch ein paar mehr Spielgeräte wie Bobby-Cars, Dreiräder, Bollerwagen wären durchaus gern gesehen. Und dann ist da ja noch der Wunsch nach Farben für die Mauer... Dabei ist man sich schnell sicher: Sind diese erst einmal gefunden, wird das Projekt mit genau der Dankbarkeit umgesetzt, wie sie hier an der PSO eben herrscht – und nachhaltig beeindruckt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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