Eine Farmersfrau geht ihren Weg
Die gebürtig aus Otjiwarongo stammende Namibierin hat zwar in ihrer Anfangszeit auf der Grünental-Farm, wenige Kilometer von Witvlei im Osten des Landes, einen kleinen Kindergarten für die Sprösslinge der Angestellten betrieben, kümmert sich aber sonst um die Finanzen des Anwesens. Daneben zieht sie drei Töchter mit Ehemann Wilfried groß, betreibt einen kleinen Laden für die Farmangestellten und wirtschaftet auf der Farm für den Familienbedarf: Milch- und Sahnegewinnung, ein Gemüse- und Kräutergarten, Marmelade und Zitrussäfte. Außerdem engagiert sich Sonja Pack im Schulvorstand der DHPS und im Witvlei-Farmerverein. Statt eines einzigen Sozialprojektes auf der Farm betreut die studierte Pädagogin mit Schwerpunkt Kinderpsychologie gleich mehrere Projekte in Witvlei: "Es ist mit immens wichtig, der Gesellschaft, in der ich lebe, etwas zu zurück zu geben; etwas, wovon sie bestmöglich profitieren kann, denn in Witvlei liegt die Arbeitslosigkeit bei rund 90%", erklärt Pack.
Angefangen hat eigentlich alles mit ihrem Mann Wilfried, den die 39-Jährige während der Studienjahre an der Stellenbosch Universität in Südafrika kennengelernt hat: "Ich wollte nie auf eine Farm; ich war überzeugt, dass ich dort nicht von großem Nutzen bin und nicht genügend erreichen kann. Doch für Wilfried stand von vorn herein fest, dass er den Familienbetrieb übernehmen wird", berichtet Pack. 1998 heiratete das Paar und Sonja zog auf die Grünental-Farm, engagierte sich sogleich aktiv im Farmerverein. Durch ihren Schwiegervater Wilhelm Pack sei sie auf den Geschmack der gemeinnützigen Projekte in Witvlei gekommen. Zusammen mit der Deutsch-Namibischen Entwicklungsgesellschaft (GNDS) sorgte er für den Bau des Omataura-Heims, welches im Jahr 2000 durch einen Ausbau 144 Kinder fasst. Allerdings steige der Bedarf an Heimplätzen derart schnell, so Sonja Pack, dass rund 600 Kindergarten-, Vorschul- und Schulkinder in Witvlei unterkommen müssen. "Hier besteht dringend Handlungsbedarf, denn die jungen Menschen haben zu wenig Beschäftigung und driften in kriminelle Handlungen ab. Aus Spaß wird geklaut oder gezündelt. Wenn wir es schaffen können, Nachmittagsprogramme einzurichten, können die Kleinen unter Aufsicht spielen und lernen, die Älteren handwerkliche Fähigkeiten in Bereichen wie Viehbetreuung, Zaunbau oder Handwerk erwerben." Dann könnten sie auf Farmen eingesetzt werden oder Spielplätze sanieren und wären von der Straße, was ein großer Schritt weg von Arbeitslosigkeit und Armut wäre, so Sonja Pack. Von 2006 bis 2010 war die Farmersfrau Vorstandsvorsitzende im Omataura-Heim. Heute überlässt sie diese Arbeit anderen und kümmert sich vorrangig um die Sammlung und Verteilung von Spendengeldern. Sie ist überzeugt, die Kinder brauchen derartiges Engagement: "Es hat nicht nur um Zeit, Geld und Herzblut, was in meinen Projekten steckt, sondern jedes Kind - egal ob schwarz oder weiß, ob reich oder arm - hat das Recht auf Essen, Schlafplatz, Hygienestandards und Bildung!" Dafür kämpft Sonja Pack auch mit dem Wage-Trust von North River Resources, welcher sich in Witvlei und der Dordabis-Region engagiert. Das Waisenhaus in Witvlei konnte um drei voll ausgestattete Schlafräume erweitert werden, das Omataura-Heim bekam die lang ersehnte Leseecke. Im letzten Jahr wurde neu gestrichen und die Bäder renoviert. In Dordabis baute der Trust einen Kindergarten für 450000 N$. "Wenn wir hier nicht auf dem richtigen Weg sind, dann weiß ich es auch nicht", urteilt Pack.
Auch in der Nossob-Grundschule ist die 39-Jährige als Koordinatorin aktiv. "Ohne sie ginge hier gar nichts, sie ist unser Engel", sagt Rektor Ben Geingob mit leuchtenden Augen. Sie halte den ganzen Laden im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Gerade arbeitslose Eltern und auch einige Farmer können nicht viel Geld in die Bildung ihrer Kinder investieren. Hier kommen der Witvlei-Farmerverein und viele Gönner aus dem Ausland ins Spiel, erklärt Sonja Pack. "Wir haben beispielsweise einen pensionierten deutschen Arzt gefunden, der sich nun Witvleis Kindern verschrieben hat. Jährlich kommt er zu uns, um Untersuchungen zu machen, Therapievorschläge abzugeben und Medikamente zu verschreiben." Außerdem seien regelmäßig junge Lehrer aus Europa ehrenamtlich an der Schule tätig und diverse junge Leute aus der ganzen Welt engagieren sich durch eigene Sozialarbeit für Sanierung der Spielplätze, Malerarbeiten an den Gebäuden und was sonst noch so anfalle. Außerdem, so Pack bestehe eine Patenschaft mit einer Schule im deutschen Koblenz: "Die Kinder haben mit viel Enthusiasmus einen Wandertag organisiert und dabei 150000 N$ Spendengelder eingenommen, von denen ein dringend benötigter Klassenraum und ein Netzballfeld angelegt werden konnten", berichtet Sonja Pack erfreut über so viel junges Engagement.
Ihn letztes "Baby" ist das AIDS-Projekt, welches sie in ihrer Funktion im Witvlei Village Council aufgebaut hat. Unter anderem werde das AIDS-Waisenhaus des Ortes nach Kräften unterstützt. Zusammen mit Livey van Wyk hat sie in diesem Jahr außerdem das "Sanitary Towel Project" ins Leben gerufen. In dessen Rahmen werden Sachspenden wie Binden, Waschlappen und Seife an die Kinder in der Nossob Primary School und an momentan 16 bedürftige Frauen in Witvlei verteilt - zusammen mit wertvollen Informationen über HIV/AIDS, Hygiene während der Regelblutung, Verhütung und vielem mehr. Livey van Wyk erklärt, dass gerade in einer armen Gesellschaft wie Witvlei, in der so viele Bewohner arbeitslos sind und die HIV-Rate auf 40 bis 50% geschätzt wird, Gesundheit und Hygiene Hand in Hand gehen, auf derartige Maßnahmen keinesfalls verzichtet werden könne. "Sonja leistet als 'Mutter der gesamten Siedlung' ihr bestmögliches, um alle zu unterstützen", erzählt van Wyk anerkennend.
Von ihrer Familie wird Sonja Pack bestmöglich unterstützt: "Alle stehen zu 100% hinter mir. Gerade auch mein Mann Wilfried, der oftmals dabei helfen muss, meine spontanen, teilweise verrückten Ideen in die Tat umzusetzen", wie Pack augenzwinkernd berichtet. Zwei Wochen vor Weihnachten habe sie ihn mehr oder weniger gezwungen, noch schnell ein Netzballfeld an der Nassob Primary School zu bauen, damit noch nicht verbauter Zement nicht durch nahenden Regen unbrauchbar würde. Solange wie sie körperlich und seelisch dazu in der Lage ist, will Sonja Pack die gemeinnützigen Projekte in Witvlei weiter betreuen, auch wenn es oftmals bedeutet, zumindest theoretisch an vielen Orten gleichzeitig sein zu müssen. Aber so lange ihre Familie nicht darunter leide, so beteuert die Farmersfrau, "ist soziales Engagement der beste Weg, der Gesellschaft etwas zu geben, was eigentlich längst selbstverständlich sein müsste - und das nicht nur in Witvlei sondern im ganzen Land: Essen, Schlafplatz, Kleidung, Hygienestandards, effiziente Freizeitgestaltung und Bildung für alle
Kinder."
von Jasmin Paul
Angefangen hat eigentlich alles mit ihrem Mann Wilfried, den die 39-Jährige während der Studienjahre an der Stellenbosch Universität in Südafrika kennengelernt hat: "Ich wollte nie auf eine Farm; ich war überzeugt, dass ich dort nicht von großem Nutzen bin und nicht genügend erreichen kann. Doch für Wilfried stand von vorn herein fest, dass er den Familienbetrieb übernehmen wird", berichtet Pack. 1998 heiratete das Paar und Sonja zog auf die Grünental-Farm, engagierte sich sogleich aktiv im Farmerverein. Durch ihren Schwiegervater Wilhelm Pack sei sie auf den Geschmack der gemeinnützigen Projekte in Witvlei gekommen. Zusammen mit der Deutsch-Namibischen Entwicklungsgesellschaft (GNDS) sorgte er für den Bau des Omataura-Heims, welches im Jahr 2000 durch einen Ausbau 144 Kinder fasst. Allerdings steige der Bedarf an Heimplätzen derart schnell, so Sonja Pack, dass rund 600 Kindergarten-, Vorschul- und Schulkinder in Witvlei unterkommen müssen. "Hier besteht dringend Handlungsbedarf, denn die jungen Menschen haben zu wenig Beschäftigung und driften in kriminelle Handlungen ab. Aus Spaß wird geklaut oder gezündelt. Wenn wir es schaffen können, Nachmittagsprogramme einzurichten, können die Kleinen unter Aufsicht spielen und lernen, die Älteren handwerkliche Fähigkeiten in Bereichen wie Viehbetreuung, Zaunbau oder Handwerk erwerben." Dann könnten sie auf Farmen eingesetzt werden oder Spielplätze sanieren und wären von der Straße, was ein großer Schritt weg von Arbeitslosigkeit und Armut wäre, so Sonja Pack. Von 2006 bis 2010 war die Farmersfrau Vorstandsvorsitzende im Omataura-Heim. Heute überlässt sie diese Arbeit anderen und kümmert sich vorrangig um die Sammlung und Verteilung von Spendengeldern. Sie ist überzeugt, die Kinder brauchen derartiges Engagement: "Es hat nicht nur um Zeit, Geld und Herzblut, was in meinen Projekten steckt, sondern jedes Kind - egal ob schwarz oder weiß, ob reich oder arm - hat das Recht auf Essen, Schlafplatz, Hygienestandards und Bildung!" Dafür kämpft Sonja Pack auch mit dem Wage-Trust von North River Resources, welcher sich in Witvlei und der Dordabis-Region engagiert. Das Waisenhaus in Witvlei konnte um drei voll ausgestattete Schlafräume erweitert werden, das Omataura-Heim bekam die lang ersehnte Leseecke. Im letzten Jahr wurde neu gestrichen und die Bäder renoviert. In Dordabis baute der Trust einen Kindergarten für 450000 N$. "Wenn wir hier nicht auf dem richtigen Weg sind, dann weiß ich es auch nicht", urteilt Pack.
Auch in der Nossob-Grundschule ist die 39-Jährige als Koordinatorin aktiv. "Ohne sie ginge hier gar nichts, sie ist unser Engel", sagt Rektor Ben Geingob mit leuchtenden Augen. Sie halte den ganzen Laden im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Gerade arbeitslose Eltern und auch einige Farmer können nicht viel Geld in die Bildung ihrer Kinder investieren. Hier kommen der Witvlei-Farmerverein und viele Gönner aus dem Ausland ins Spiel, erklärt Sonja Pack. "Wir haben beispielsweise einen pensionierten deutschen Arzt gefunden, der sich nun Witvleis Kindern verschrieben hat. Jährlich kommt er zu uns, um Untersuchungen zu machen, Therapievorschläge abzugeben und Medikamente zu verschreiben." Außerdem seien regelmäßig junge Lehrer aus Europa ehrenamtlich an der Schule tätig und diverse junge Leute aus der ganzen Welt engagieren sich durch eigene Sozialarbeit für Sanierung der Spielplätze, Malerarbeiten an den Gebäuden und was sonst noch so anfalle. Außerdem, so Pack bestehe eine Patenschaft mit einer Schule im deutschen Koblenz: "Die Kinder haben mit viel Enthusiasmus einen Wandertag organisiert und dabei 150000 N$ Spendengelder eingenommen, von denen ein dringend benötigter Klassenraum und ein Netzballfeld angelegt werden konnten", berichtet Sonja Pack erfreut über so viel junges Engagement.
Ihn letztes "Baby" ist das AIDS-Projekt, welches sie in ihrer Funktion im Witvlei Village Council aufgebaut hat. Unter anderem werde das AIDS-Waisenhaus des Ortes nach Kräften unterstützt. Zusammen mit Livey van Wyk hat sie in diesem Jahr außerdem das "Sanitary Towel Project" ins Leben gerufen. In dessen Rahmen werden Sachspenden wie Binden, Waschlappen und Seife an die Kinder in der Nossob Primary School und an momentan 16 bedürftige Frauen in Witvlei verteilt - zusammen mit wertvollen Informationen über HIV/AIDS, Hygiene während der Regelblutung, Verhütung und vielem mehr. Livey van Wyk erklärt, dass gerade in einer armen Gesellschaft wie Witvlei, in der so viele Bewohner arbeitslos sind und die HIV-Rate auf 40 bis 50% geschätzt wird, Gesundheit und Hygiene Hand in Hand gehen, auf derartige Maßnahmen keinesfalls verzichtet werden könne. "Sonja leistet als 'Mutter der gesamten Siedlung' ihr bestmögliches, um alle zu unterstützen", erzählt van Wyk anerkennend.
Von ihrer Familie wird Sonja Pack bestmöglich unterstützt: "Alle stehen zu 100% hinter mir. Gerade auch mein Mann Wilfried, der oftmals dabei helfen muss, meine spontanen, teilweise verrückten Ideen in die Tat umzusetzen", wie Pack augenzwinkernd berichtet. Zwei Wochen vor Weihnachten habe sie ihn mehr oder weniger gezwungen, noch schnell ein Netzballfeld an der Nassob Primary School zu bauen, damit noch nicht verbauter Zement nicht durch nahenden Regen unbrauchbar würde. Solange wie sie körperlich und seelisch dazu in der Lage ist, will Sonja Pack die gemeinnützigen Projekte in Witvlei weiter betreuen, auch wenn es oftmals bedeutet, zumindest theoretisch an vielen Orten gleichzeitig sein zu müssen. Aber so lange ihre Familie nicht darunter leide, so beteuert die Farmersfrau, "ist soziales Engagement der beste Weg, der Gesellschaft etwas zu geben, was eigentlich längst selbstverständlich sein müsste - und das nicht nur in Witvlei sondern im ganzen Land: Essen, Schlafplatz, Kleidung, Hygienestandards, effiziente Freizeitgestaltung und Bildung für alle
Kinder."
von Jasmin Paul
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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