Loading svg Please wait while we translate the article
Eine ganz bittere Lektion
Eine ganz bittere Lektion

Eine ganz bittere Lektion

Nach nur vier Jahren in Namibia schließt der malaysische Konzern Ramatex bereits wieder die Tore und verlegt die lokale Produktion zurück nach Asien. Zusammen mit den bereits im vergangenen Jahr entlassenen 1700 Arbeitern von Rhino Garments verliert das Land über 7000 Arbeitsplätze.

Niemals zuvor seit der Unabhängigkeit hat sich die Regierung Namibias so klein gemacht, um einen Investor in das Land zu holen wie im Falle des malaysischen Textilproduzenten Ramatex. Nach Aussagen von Andrew Ndishishi, Staatssekretär am Handelsministerium, gab es im Jahr 2001 drei gewichtige Gründe dafür. Da war einerseits das Problem von zigtausend ungelernten Arbeitskräften, die ohne nennenswertes Einkommen und ohne die Aussicht auf Verbesserung ihres Lebens von der Hand in den Mund lebten. Nicht nur die Regierung, auch der Windhoeker Stadtrat verband mit der Ansiedlung von Ramatex die Hoffnung, diesen Menschen wenigstens ein Auskommen durch eigene Hände Arbeit sichern zu können.

Der zweite Grund war die von Ramatex in Aussicht gestellte, langfristige und nachhaltige Qualifizierung des namibischen Personals. Dies, so die Ramatex-Geschäftsleitung damals, würde die Namibier über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren in die Lage versetzen, einen eigenen Textilsektor aufzubauen, der noch einmal erheblich mehr Arbeitskräfte aufnehmen könnte als die von Ramatex in Aussicht gestellten insgesamt 8000 Jobs, verteilt auf vier Betriebe rund um das Kernunternehmen Ramatex selbst.

Und schließlich machte man sich Hoffnung auf eine Sogwirkung durch die erfolgreiche Ansiedlung eines multinationalen Konzerns mit weltweit über 50000 Angestellten in Namibia. Sollte dies gelingen, so Ndishishi, würden im Fahrwasser von Ramatex eventuell weitere Großkonzerne folgen.

Auch Ilme Schneider, DTA-Stadträtin in Windhoek, war einem möglichen Engagement des Textilkonzerns gegenüber damals positiv eingestellt. "Die Aussicht, durch die Ansiedlung von Ramatex auf einen Schlag 8000 Menschen in Lohn und Brot zu bringen hat nicht nur mich, sondern alle Räte damals hoffnungsvoll gestimmt. Wir waren alle dafür, denn genau wie der Regierung war auch uns klar, dass wir durch Auslandsinvestitionen in dieser Größenordnung in die Lage kommen würden, das Heer der unqualifizierten Arbeitskräfte im Land zügig zu verringern" erläuterte Schneider am 12. Mai auf AZ-Nachfrage.

Um den Zuschlag für die Ansiedlung des Textilkonzern im Wettstreit mit Südafrika und Madagaskar zu bekommen, schnürte die Regierung in Zusammenarbeit mit dem Windhoeker Stadtrat ein Angebot zusammen, das die Vergünstigungen im Rahmen der seit dem Jahr 1995 bestehenden Sonderwirtschaftszonen (EPZs, Export Processing Zones) noch einmal deutlich unterschritt. Laut Herbert Jauch, dem Direktor des Arbeitsforschungsinstituts LaRRi, wurde Ramatex neben der kostenfreien Bereitstellung und Erschließung eines Firmengeländes auch eine Grundstückssteuerbefreiung über 99 Jahre, subventionierte Wasserversorgung sowie Vorinvestitionen in Höhe von insgesamt über N$ 100 Millionen zugesichert, die Infrastruktur in den Bereichen Straßenanschluss, Elektrizität und Abwasserentsorgung mit einschloss. Darüber hinaus gewährte man Ramatex einen Status als EPZ-Produzent im Rahmen der US-amerikanischen AGOA-Initiative, die den zollfreien Export in die Vereinigten Staaten sicherstellte. Jauch rechnete in einer Studie zu Ramatex aus dem Jahr 2003 vor, dass die Vorleistungen der Namibier sämtliche Gehaltszahlungen der Ramatex-Arbeiter über einen Zeitraum von rund 3 Jahren ausglichen, die im Durchschnitt zwischen N$ 600 und N$ 800 pro Monat liegen sollten.

Wegen der Verträge, die Ramatex nach Abschluss der erfolgreichen Verhandlungen im Jahr 2002 zu unterschreiben bereit war, machte man sich auf Seiten der Regierung kaum Sorgen über ein vorzeitiges Ende des Ramatex-Engagements. "Naivität kann man uns in diesem Zusammenhang wirklich nicht vorwerfen", erinnert sich Frau Schneider. "Dort war alles schriftlich festgelegt, über Arbeitsbedingungen, Umweltschutzmaßnahmen und Trainingsmaßnahmen bis hin zu Regresspflicht bei Nichterfüllung. Wir waren allerdings in anderer Hinsicht naiv - niemand von uns konnte sich damals vorstellen, in welchem Maße und auf welch kaltschnäuzige Art diese Verträge in den folgenden Jahren von der Ramatex-Geschäftsleitung ignoriert wurden. Was ich im Nachhinein auch als richtig schlimm empfunden habe war das Auseinanderbrechen der zuvor gut kooperierenden Front aus Regierung, Stadtverwaltung und Arbeitnehmervertretern gegenüber dem Konzern", so Schneider. Die Regierung habe bei den ersten Anzeichen von Problemen die Seiten gewechselt und nun plötzlich, im Chor mit den Malaysiern, Gewerkschafter, Umweltschützer und auch die Windhoeker Stadtverwaltung als Verräter und Nestbeschmutzer verunglimpft. Und dies nur aus dem Grund, weil man auf Einhaltung gültiger Verträge gepocht habe.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 23° | 38° Rundu: 24° | 35° Eenhana: 23° | 35° Oshakati: 25° | 34° Ruacana: 24° | 35° Tsumeb: 22° | 33° Otjiwarongo: 20° | 32° Omaruru: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Gobabis: 23° | 34° Henties Bay: 15° | 19° Swakopmund: 15° | 16° Walvis Bay: 14° | 23° Rehoboth: 21° | 34° Mariental: 21° | 36° Keetmanshoop: 18° | 36° Aranos: 22° | 36° Lüderitz: 15° | 26° Ariamsvlei: 18° | 36° Oranjemund: 14° | 22° Luanda: 24° | 25° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 34° Mbabane: 18° | 32° Maseru: 15° | 32° Antananarivo: 17° | 29° Lilongwe: 22° | 35° Maputo: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Cape Town: 16° | 23° Durban: 20° | 26° Johannesburg: 18° | 33° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 36° Harare: 20° | 31° #REF! #REF!