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Eine Geschichte von Luxus und Liebe

Praktikant WAZon

Von Amelie Meier, Maltahöhe


Rund fünf Stunden über Teer- und dann Schotterstraßen führt der Weg von Windhoek über Mariental und Maltahöhe immer weiter in Richtung Namib. Die Wüste kommt näher, die Vegetation wird karger und eigentlich ist kaum mehr Zivilisation zu erwarten. Da taucht zwischen den Hügeln, mitten im Nichts, plötzlich ein imposantes Gebäude auf: Rot leuchten die Mauern des Schlosses Duwisib im Gelb des trockenen Grases. Ein Köcherbaum steht vor dem Eingang. Dahinter lädt eine schwere Holztür zum Eintreten. „1909“ prangt in großen Ziffern über ihr.


1909 wurde das Schloss Duwisib fertiggestellt. Ein Schloss mitten im Nirgendwo, wie der heutige Manager des Schlosses, Thomas Skrywer, vom staatlichen Unternehmen Namibia Wildlife Resorts (NWR), stolz betont. In dem von NWR verwalteten Gebäude finden Touristen heute fünf stilvoll eingerichtete Hotelzimmer und ein Museum mit Möbeln, Bildern, Waffen und Alltagsgegenständen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Jedes der Stücke erzählt ein wenig von der Geschichte der Deutschen in Namibia. Denn ein Deutscher, Hansheinrich von Wolf, hat sich Duwisib einst bauen lassen. Und vor allem erzählt das Schloss eine ganz besondere Geschichte: „Eine Geschichte der Liebe“, nennt Skrywer sie.


Der sächsische Hansheinrich von Wolf war während des Herero-Krieges als Schutztruppen-Offizier nach Namibia gekommen. Auf einem Heimaturlaub lernte er 1907 Jayta Humphrey, die wohlhabende Stieftochter des amerikanischen Konsuls, kennen. Er wollte sie heiraten, doch sie - so erzählt Skrywer die Geschichte jedenfalls - wünschte sich ein eigenes Schloss. Hansheinrich von Wolf entschied, ihr diesen Wunsch in Deutsch-Südwestafrika zu erfüllen. Und auch seinen eigenen Traum von einer großen Rennpferde-Zucht wollte er hier verwirklichen.


Das Land der Farm Duwisib, rund 80 Kilometer südwestlich von Maltahöhe, schien für seine Ziele perfekt. Also kaufte er die Farm und ließ sich von Wilhelm Sander, dem Architekten, dem auch Windhoek seine Burgen zu verdanken hat, ein Schloss entwerfen. Für den Bau, so erzählt Skrywer, ließ von Wolf Männer aus Dänemark, Irland und Schweden kommen, die das Schloss aus namibischem Sandstein errichteten. Nach zwei Jahren Bauzeit war der Sitz des Paares, das von der einheimischen Bevölkerung „Baron“ und „Baronesse“ genannt wurde, endlich fertig. Dann galt es, teure Möbel aus aller Welt ins Schloss zu bringen. Mit dem Schiff nach Lüderitzbucht und dann per Ochsenkarren ließ von Wolf massive Eichenholzschränke aus Deutschland oder Bambus-Tischchen aus der Türkei an den Rand der Wüste kommen.


Heute stehen die Möbel im Museum in den vorderen Räumen des Schlosses. Die großen Zimmer, deren Türen zum schattigen und Grünen Innenhof führen, wurden neu, aber originalgetreu mit alten Möbeln bestückt. Seit kurzem können hier Gäste übernachten und den Charme des alten Schlosses mit kleinem Swimmingpool, Sonnenuntergangs-Dachterrasse und Weinkeller genießen. Lange Zeit konnten Touristen hier nur auf dem NWR-Campingplatz oder auf der Farm Duwisib nebenan übernachten. Das Schloss ist seit 1979 im Staatsbesitz und seit 2000 unter Verwaltung der NWR. Skrywer ist stolz, dass er hier jetzt mit zwölf Angestellten für das Wohl der Gäste, auch exklusiver geschlossener Gesellschaften, sorgen kann.


An Exklusivität mangelte es auch zur Blütezeit des Schlosses nicht. Der „Baron“ von Wolf stattete sein Schloss nicht nur pompös aus, er kaufte auch große Landflächen in der Umgebung auf, um sich Karakulschafe aus Südafrika zu kaufen und vor allem seinen Traum von der Pferdezucht zu verwirklichen. Auf rund 55000 Hektar züchtete er mit importierten Pferden aus Australien und England und staatliche wie private Gestüte werteten die Blutlinien ihrer Tiere mit seinen Hengsten auf.


Ein Pferd war dann auch indirekt für das weitere Schicksal des Barons von Wolf verantwortlich: 1914 traten der „Baron“ und die „Baronesse“ eine Schiffsreise nach England an, um dort einen neuen Zuchthengst zu kaufen. Unterwegs erfuhren sie vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Sie wurden nach Brasilien gebracht, dort interniert und wieder freigelassen.


Der treue deutsche Soldat bemühte sich um eine möglichst schnelle Reise nach Deutschland, wo er sich sofort als Offizier bei der Armee meldete. Nur zwei Wochen später fiel der 43-Jährige in der Schlacht an der Somme in Frankreich, ohne seinen Traum aus Stein am Rande der Wüste noch einmal gesehen zu haben. Auch Jayta von Wolf kehrte nie mehr in das Schloss zurück, das ihr Mann ihr als Beweis seiner Liebe gebaut hatte. Sie stellte nie Besitzansprüche und überließ Duwisib dem Zufall. So wurde es erst zur Farm, dann zum Museum und nun zum Hotel. Auch wenn die Zeit der von Wolfs in Namibia nur kurz war - das Schloss, das sie hinterließen, wird den Gästen aus aller Welt noch lange von ihrem Leben, ihren Träumen und ihrer Liebe erzählen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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