Eine Gesundheitsaktie mit großem Potenzial
Am Kap stieß die Übernahme schon deshalb auf eine Mischung aus Stolz und Verblüffung, weil der Marktwert der Schweizer mit 2,8 Mrd. Franken fast doppelt so hoch wie der Börsenwert der Medi-Clinic ist. Diese wird am Markt mit umgerechnet rund 1,5 Mrd. Franken bewertet. Die Übernahme ist der vierte und weitreichendste Schritt im Zuge des Konzernumbaus. Zwei Jahre zuvor war die konservativ gemanagte Gruppe noch komplett auf Südafrika fokussiert - und die Wachstumsaussichten insgesamt weit weniger attraktiv.
Trotz des Größenunterschieds braucht sich Südafrikas drittgrößter privater Krankenhauskonzern nicht zu verstecken. Immerhin betreibt die in dem Weinstädtchen Stellenbosch bei Kapstadt ansässige Medi-Clinic am Kap 50 Hospitäler mit fast 7000 Betten. Daneben ist die Gruppe, die in ihrem Segment am Kap einen Marktanteil von 24% hat, inzwischen auch in Dubai aktiv, wo sie vor kurzem für fast 50 Mio. Dollar einen 49%-Anteil an der Emitrates Healthcare erwarb. Ende Oktober kommen dann die 13 Schweizer Hospitäler dazu, für die die Medi-Clinic insgesamt 3,6 Mrd. Franken zahlt - einschließlich der Schulden. Zum einen verdoppelt der Zukauf die Größe von Medi-Clinic in puncto Umsatz, zum anderen erhöht sich aber auch die geographische Aufstellung des Unternehmens beträchtlich. Hauptaktionär bei Medi-Clinic ist mit einem Anteil von 43% die von der bekannten Rupert-Familie dominierte Beteiligungsgesellschaft Remgro, die unter anderem größere Anteile am Zigarettenkonzern British American Tobacco (BAT) hält.
Bei genauerem Hinsehen relativieren sich die Größenverhältnisse zwischen Medi-Clinic und Hirslanden weiter: Während Südafrikas Staatshospitäler immer mehr verfallen, können es seine privaten Kliniken seit langem problemlos mit dem Standard der ersten Welt aufnehmen. Kein Wunder, dass die umstrittene südafrikanische Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang, deren interventionistische Politik den Privathospitälern am Kap schwer zusetzt, sich bei einer Schulteroperation ausgerechnet in eine Medi-Clinic einbuchte.
Daneben hat eine vor zwei Jahren angefertigte Studie der Hospital Association of South Africa gezeigt, dass die Privatkrankenhäuser am Kap viele Operationen schneller und billiger als in Australien oder den USA anbieten. Symptomatisch für ihren hohen Standard ist dabei, dass immer mehr Patienten aus Europa ans Kap fliegen, um sich dort Schönheits- und anderen Operationen zu unterziehen - und die Wunden anschließend bei einem Urlaub im Krügerpark oder in einem der vielen Wellness-Zentren um Kapstadt auszuheilen. Viele Operationen wie etwa bei Hüftgelenken und Katarakten sind in Südafrika bis zu 50% billiger als in den USA.
Trotz des schwierigen internen Umfelds befinden sich Südafrikas private Klinikbetreiber deshalb seit Jahren im Aufwind. Sowohl der börsennotierte Branchenriese Netcare als auch die Medi-Clinic, die am Kap auf Platz drei rangiert, haben den (stark gestiegenen) Gesamtindex der Johannesburger Börse (JSE) im vergangenen Jahr sogar noch leicht übertroffen. Die spektakulären Zugewinne erklären sich zum einen aus Südafrikas Wirtschaftswachstum von rund 5%, zum anderen aber auch aus dem damit verbundenen stärkeren Trend zu privater Gesundheitsvorsorge.
Wegen der kurzsichtigen Politik des Staates gegenüber den Privatkliniken haben sowohl die Medi-Clinic als auch der Rivale Netcare ihre Profite zuletzt kaum noch vor Ort sondern fast ausschließlich jenseits der Kaprepublik investiert. So gewährt der südafrikanische Staat nur höchst widerwillig Lizenzen für neue Krankenhäuser. Besonders schwierig gebärdet sich dabei die Kartellbehörde, die eine Expansion der Privaten innerhalb des kleinen einheimischen Marktes mit seinen rund sieben Millionen Privatkunden (15 Prozent der Gesamtbevölkerung) fast unmöglich macht.
Zunächst verlagerte Netcare im April vergangenen Jahres seinen Schwerpunkt ins Ausland: Für 2,2 Mrd. Pfund übernahm der Klinikbetreiber damals die britische General Healthcare Group - und stieg damit mit einem Schlag zum größten Klinikbetreiber in Großbritannien auf. Die Medi-Clinic hofft ebenfalls darauf, im Ausland weniger stark als daheim gegängelt zu werden. In der Schweiz dürften in der Tat immer mehr Kantone ihre Krankenhäuser auslagern - ein Prozess, der in Deutschland bereits viel weiter fortgeschritten ist. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Rhön-Gruppe, die in Deutschland inzwischen mehr als 40 Kliniken betreibt. Die Südafrikaner bringen ihrerseits viel Expertise im Kostenmanagement mit, da dies am Kap schon wegen des kleinen Marktes an Privatversicherten eine Notwendigkeit ist.
Der mutige Sprung nach Europa soll deshalb auch keine Ausnahme bleiben. Zukünftig wolle das Unternehmen auch in den Nachbarstaaten der Schweiz expandieren, sagt der Gründer und Präsident der Gruppe, der Narkosearzt Edwin Hertzog, der den Erwerb von Hirslanden einen "Quantensprung" für sein Unternehmen nannte. Allerdings will die Medi-Clinic dabei wirtschaftlich ebenso solide wie im medizinischen Bereich agieren - und den Neukauf nun erst einmal gründlich verdauen.
Obwohl die Aktie kein Schnäppchen mehr ist, bieten sich mittelfristig für Anleger Gewinnchancen. Insgesamt werden die Aussichten wegen des Trends zur privaten Gesundheitsvorsorge am Kap aber auch des starken Medizintourismus sowie der beabsichtigen Auslandsexpansion als günstig eingestuft.
Trotz des Größenunterschieds braucht sich Südafrikas drittgrößter privater Krankenhauskonzern nicht zu verstecken. Immerhin betreibt die in dem Weinstädtchen Stellenbosch bei Kapstadt ansässige Medi-Clinic am Kap 50 Hospitäler mit fast 7000 Betten. Daneben ist die Gruppe, die in ihrem Segment am Kap einen Marktanteil von 24% hat, inzwischen auch in Dubai aktiv, wo sie vor kurzem für fast 50 Mio. Dollar einen 49%-Anteil an der Emitrates Healthcare erwarb. Ende Oktober kommen dann die 13 Schweizer Hospitäler dazu, für die die Medi-Clinic insgesamt 3,6 Mrd. Franken zahlt - einschließlich der Schulden. Zum einen verdoppelt der Zukauf die Größe von Medi-Clinic in puncto Umsatz, zum anderen erhöht sich aber auch die geographische Aufstellung des Unternehmens beträchtlich. Hauptaktionär bei Medi-Clinic ist mit einem Anteil von 43% die von der bekannten Rupert-Familie dominierte Beteiligungsgesellschaft Remgro, die unter anderem größere Anteile am Zigarettenkonzern British American Tobacco (BAT) hält.
Bei genauerem Hinsehen relativieren sich die Größenverhältnisse zwischen Medi-Clinic und Hirslanden weiter: Während Südafrikas Staatshospitäler immer mehr verfallen, können es seine privaten Kliniken seit langem problemlos mit dem Standard der ersten Welt aufnehmen. Kein Wunder, dass die umstrittene südafrikanische Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang, deren interventionistische Politik den Privathospitälern am Kap schwer zusetzt, sich bei einer Schulteroperation ausgerechnet in eine Medi-Clinic einbuchte.
Daneben hat eine vor zwei Jahren angefertigte Studie der Hospital Association of South Africa gezeigt, dass die Privatkrankenhäuser am Kap viele Operationen schneller und billiger als in Australien oder den USA anbieten. Symptomatisch für ihren hohen Standard ist dabei, dass immer mehr Patienten aus Europa ans Kap fliegen, um sich dort Schönheits- und anderen Operationen zu unterziehen - und die Wunden anschließend bei einem Urlaub im Krügerpark oder in einem der vielen Wellness-Zentren um Kapstadt auszuheilen. Viele Operationen wie etwa bei Hüftgelenken und Katarakten sind in Südafrika bis zu 50% billiger als in den USA.
Trotz des schwierigen internen Umfelds befinden sich Südafrikas private Klinikbetreiber deshalb seit Jahren im Aufwind. Sowohl der börsennotierte Branchenriese Netcare als auch die Medi-Clinic, die am Kap auf Platz drei rangiert, haben den (stark gestiegenen) Gesamtindex der Johannesburger Börse (JSE) im vergangenen Jahr sogar noch leicht übertroffen. Die spektakulären Zugewinne erklären sich zum einen aus Südafrikas Wirtschaftswachstum von rund 5%, zum anderen aber auch aus dem damit verbundenen stärkeren Trend zu privater Gesundheitsvorsorge.
Wegen der kurzsichtigen Politik des Staates gegenüber den Privatkliniken haben sowohl die Medi-Clinic als auch der Rivale Netcare ihre Profite zuletzt kaum noch vor Ort sondern fast ausschließlich jenseits der Kaprepublik investiert. So gewährt der südafrikanische Staat nur höchst widerwillig Lizenzen für neue Krankenhäuser. Besonders schwierig gebärdet sich dabei die Kartellbehörde, die eine Expansion der Privaten innerhalb des kleinen einheimischen Marktes mit seinen rund sieben Millionen Privatkunden (15 Prozent der Gesamtbevölkerung) fast unmöglich macht.
Zunächst verlagerte Netcare im April vergangenen Jahres seinen Schwerpunkt ins Ausland: Für 2,2 Mrd. Pfund übernahm der Klinikbetreiber damals die britische General Healthcare Group - und stieg damit mit einem Schlag zum größten Klinikbetreiber in Großbritannien auf. Die Medi-Clinic hofft ebenfalls darauf, im Ausland weniger stark als daheim gegängelt zu werden. In der Schweiz dürften in der Tat immer mehr Kantone ihre Krankenhäuser auslagern - ein Prozess, der in Deutschland bereits viel weiter fortgeschritten ist. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Rhön-Gruppe, die in Deutschland inzwischen mehr als 40 Kliniken betreibt. Die Südafrikaner bringen ihrerseits viel Expertise im Kostenmanagement mit, da dies am Kap schon wegen des kleinen Marktes an Privatversicherten eine Notwendigkeit ist.
Der mutige Sprung nach Europa soll deshalb auch keine Ausnahme bleiben. Zukünftig wolle das Unternehmen auch in den Nachbarstaaten der Schweiz expandieren, sagt der Gründer und Präsident der Gruppe, der Narkosearzt Edwin Hertzog, der den Erwerb von Hirslanden einen "Quantensprung" für sein Unternehmen nannte. Allerdings will die Medi-Clinic dabei wirtschaftlich ebenso solide wie im medizinischen Bereich agieren - und den Neukauf nun erst einmal gründlich verdauen.
Obwohl die Aktie kein Schnäppchen mehr ist, bieten sich mittelfristig für Anleger Gewinnchancen. Insgesamt werden die Aussichten wegen des Trends zur privaten Gesundheitsvorsorge am Kap aber auch des starken Medizintourismus sowie der beabsichtigen Auslandsexpansion als günstig eingestuft.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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