Eine Heimat für Kreative
Crowdfunding-Kampagne soll Warehouse Theatre vor Schließung bewahren
Von Lisa Plank, Windhoek
Eine junge Sängerin steht auf der Bühne des sogenannten Boiler Rooms und hinter ihr zwei weitere Musiker. Als sie ihren Song beendet, schaut sie erwartungsvoll in das Publikum. „Wir brauchen diesen Ort. Er ist unser Zuhause“, sagt sie mit fester Stimme. Genau wie viele andere Musiker steht sie beim Warehouse Theatre Crowdfunding-Fest am vergangenen Wochenende auf der Bühne um Geld für dessen Erhalt zu sammeln. Die Zuhörer applaudieren laut, einige nicken zuversichtlich. Schnell wird deutlich, wie wichtig den Anwesenden dieser Ort ist. Trotzdem steht es schlecht um das Warehouse Theatre: Bessert sich die finanzielle Situation nicht bald, muss es schließen.
„In erster Linie brauchen wir Geld, um unsere Schulden abzubezahlen“, erzählt Mike Ott, der Betreiber des Warehouse Theatre. „Außerdem sind einige Reparaturen notwendig und wir müssen natürlich unsere laufenden Kosten decken.“ Das nötige Geld zu verdienen, gestaltet sich jedoch schwierig. „Es ist gar nicht so leicht, mit einem Musiktheater Gewinne zu machen“, erklärt er. Die Ausgaben für die Veranstaltungen sind hoch – das Personal, Miete, Leihgebühren und die Künstler müssen bezahlt werden. Im Gegenzug fallen die Einnahmen gering aus: Die Besucherzahlen sind zu niedrig, der Umsatz an der Bar hält sich in Grenzen. Vor allem das Theater bereitet Ott finanzielle Sorgen. „Das Besondere am Warehouse Theatre ist, dass es nur von mir als privaten Investor getragen wird. Ich kenne kein anderes Theater auf der ganzen Welt, bei dem das so ist – an anderen Orten werden solche Institutionen von der Stadt oder einer Stiftung gefördert“, erklärt er.
Dass sich manche Veranstaltungen finanziell nicht lohnen, ist für Mike Ott jedoch kein Grund, sie aufzugeben. „Wir wollen Künstlern einen Platz zur Entfaltung bieten. Sie sollen die Möglichkeit haben, professionell aufzutreten und ihre Kunst nach außen zu tragen“, erklärt er. „Außerdem sollen auch internationale Künstler auftreten, damit unsere Leute vor Ort sehen, was alles möglich ist.“
Pro Jahr finden in dem Komplex, der sich aus Warehouse Theatre, Boiler Room und Loft zusammensetzt, rund 400 Veranstaltungen statt, teilweise drei an einem Abend. Trotzdem reichen die Einnahmen nicht aus. Wie soll es also weitergehen? „Wir sind die ‚creative industry‘ hier in Namibia, also müssen wir auch kreativ sein. Deshalb haben wir uns für eine Crowdfunding-Kampagne entschieden“, so Ott.
Seit einem Monat kann über die Website https://www.gofundme.com/keep-warehouse-theatre-windhoek-open Geld für den Erhalt des Warehouse gespendet werden. Bis zu 300000 Euro möchte Ott mit der Kampagne sammeln, bis jetzt wurden jedoch erst knapp 1500 Euro gespendet. „Die Kampagne wurde zwar fast 900 Mal auf Facebook geteilt, gespendet haben aber erst 23 Leute“, stellt er fest. Doch nicht nur Spenden wären für den Erhalt des Warehouse wichtig, auch die Besucherzahlen hat Ott im Blick. „Es würde uns schon helfen, wenn die Leute zu den Shows kommen. Wenn wir keine Verluste mehr machen würden, wäre uns schon sehr geholfen.“
Langsam wird die Zeit jedoch knapp. „Meine persönliche Deadline ist eigentlich schon abgelaufen. Aber es passieren immer wieder Dinge, die mich daran glauben lassen, dass es weitergehen muss“, erklärt er. Trotzdem verschließt Mike Ott die Augen vor der Realität nicht. „Wenn im nächsten Monat nicht irgendetwas passiert, dann müssen wir uns eingestehen, dass wir es nicht schaffen. Aber dann habe ich wirklich alles versucht, dann liegt es nicht mehr an mir.“
Trotz seiner Beliebtheit ist es nicht das erste Mal, dass das Warehouse unter finanziellen Engpässen leidet. Bereits 2012 stand die Kulturstätte vor der Schließung, bis sie von Mike Ott übernommen wurde. „Den ersten Kontakt zum Warehouse hatte ich schon 1990, als ich dort einen Auftritt mit meiner Schulband hatte“, erinnert er sich. „Als ich erfahren habe, dass es schließen sollte, musste ich keine Sekunde nachdenken. Es war sofort klar, was zu tun ist.“ Kurzerhand entschied er sich, das Warehouse selbst zu leiten – nur zwei Monate später wurde er der neue Betreiber. An Expertise fehlte es ihm nicht, durch die Erfahrungen mit seiner Band Penilane und die Organisation des Namrock-Festivals kannte er die Branche bereits gut.
Dass die Schließung des Warehouse einen herben Verlust für die kulturelle Landschaft Namibias bedeuten würde, stellt man spätestens fest, wenn man Mike Otts Erzählungen lauscht. Einige Tage nach dem großen Crowdfunding-Fest sitzt er auf einer gemütlichen Couch im Boiler Room, sein Blick schweift durch den Raum. „Hier zählt nicht, woher du kommst, welches Geschlecht, welche sexuelle Orientierung oder welchen kulturellen Hintergrund du hast. Wir zeigen einander Respekt und wer etwas dagegen hat, kann gerne wieder gehen“, stellt er klar.
Die Offenheit und Toleranz, die im Warehouse herrscht, hat auch einen Einfluss auf die Künstler, die dort auftreten. „Jede einzelne Show ist für mich eine schöne Erinnerung“, so Ott. „Wenn die Leute bei uns auf die Bühne treten, können sie ihr wahres Ich zeigen.“ Dass diese Erfahrung nicht nur international bekannte Musiker machen dürfen, sondern auch Nachwuchskünstler aus der Region, macht ihn besonders glücklich. „Es ist ganz egal, woher man kommt – die Bühne ist ‚healing‘.“
Eine junge Sängerin steht auf der Bühne des sogenannten Boiler Rooms und hinter ihr zwei weitere Musiker. Als sie ihren Song beendet, schaut sie erwartungsvoll in das Publikum. „Wir brauchen diesen Ort. Er ist unser Zuhause“, sagt sie mit fester Stimme. Genau wie viele andere Musiker steht sie beim Warehouse Theatre Crowdfunding-Fest am vergangenen Wochenende auf der Bühne um Geld für dessen Erhalt zu sammeln. Die Zuhörer applaudieren laut, einige nicken zuversichtlich. Schnell wird deutlich, wie wichtig den Anwesenden dieser Ort ist. Trotzdem steht es schlecht um das Warehouse Theatre: Bessert sich die finanzielle Situation nicht bald, muss es schließen.
„In erster Linie brauchen wir Geld, um unsere Schulden abzubezahlen“, erzählt Mike Ott, der Betreiber des Warehouse Theatre. „Außerdem sind einige Reparaturen notwendig und wir müssen natürlich unsere laufenden Kosten decken.“ Das nötige Geld zu verdienen, gestaltet sich jedoch schwierig. „Es ist gar nicht so leicht, mit einem Musiktheater Gewinne zu machen“, erklärt er. Die Ausgaben für die Veranstaltungen sind hoch – das Personal, Miete, Leihgebühren und die Künstler müssen bezahlt werden. Im Gegenzug fallen die Einnahmen gering aus: Die Besucherzahlen sind zu niedrig, der Umsatz an der Bar hält sich in Grenzen. Vor allem das Theater bereitet Ott finanzielle Sorgen. „Das Besondere am Warehouse Theatre ist, dass es nur von mir als privaten Investor getragen wird. Ich kenne kein anderes Theater auf der ganzen Welt, bei dem das so ist – an anderen Orten werden solche Institutionen von der Stadt oder einer Stiftung gefördert“, erklärt er.
Dass sich manche Veranstaltungen finanziell nicht lohnen, ist für Mike Ott jedoch kein Grund, sie aufzugeben. „Wir wollen Künstlern einen Platz zur Entfaltung bieten. Sie sollen die Möglichkeit haben, professionell aufzutreten und ihre Kunst nach außen zu tragen“, erklärt er. „Außerdem sollen auch internationale Künstler auftreten, damit unsere Leute vor Ort sehen, was alles möglich ist.“
Pro Jahr finden in dem Komplex, der sich aus Warehouse Theatre, Boiler Room und Loft zusammensetzt, rund 400 Veranstaltungen statt, teilweise drei an einem Abend. Trotzdem reichen die Einnahmen nicht aus. Wie soll es also weitergehen? „Wir sind die ‚creative industry‘ hier in Namibia, also müssen wir auch kreativ sein. Deshalb haben wir uns für eine Crowdfunding-Kampagne entschieden“, so Ott.
Seit einem Monat kann über die Website https://www.gofundme.com/keep-warehouse-theatre-windhoek-open Geld für den Erhalt des Warehouse gespendet werden. Bis zu 300000 Euro möchte Ott mit der Kampagne sammeln, bis jetzt wurden jedoch erst knapp 1500 Euro gespendet. „Die Kampagne wurde zwar fast 900 Mal auf Facebook geteilt, gespendet haben aber erst 23 Leute“, stellt er fest. Doch nicht nur Spenden wären für den Erhalt des Warehouse wichtig, auch die Besucherzahlen hat Ott im Blick. „Es würde uns schon helfen, wenn die Leute zu den Shows kommen. Wenn wir keine Verluste mehr machen würden, wäre uns schon sehr geholfen.“
Langsam wird die Zeit jedoch knapp. „Meine persönliche Deadline ist eigentlich schon abgelaufen. Aber es passieren immer wieder Dinge, die mich daran glauben lassen, dass es weitergehen muss“, erklärt er. Trotzdem verschließt Mike Ott die Augen vor der Realität nicht. „Wenn im nächsten Monat nicht irgendetwas passiert, dann müssen wir uns eingestehen, dass wir es nicht schaffen. Aber dann habe ich wirklich alles versucht, dann liegt es nicht mehr an mir.“
Trotz seiner Beliebtheit ist es nicht das erste Mal, dass das Warehouse unter finanziellen Engpässen leidet. Bereits 2012 stand die Kulturstätte vor der Schließung, bis sie von Mike Ott übernommen wurde. „Den ersten Kontakt zum Warehouse hatte ich schon 1990, als ich dort einen Auftritt mit meiner Schulband hatte“, erinnert er sich. „Als ich erfahren habe, dass es schließen sollte, musste ich keine Sekunde nachdenken. Es war sofort klar, was zu tun ist.“ Kurzerhand entschied er sich, das Warehouse selbst zu leiten – nur zwei Monate später wurde er der neue Betreiber. An Expertise fehlte es ihm nicht, durch die Erfahrungen mit seiner Band Penilane und die Organisation des Namrock-Festivals kannte er die Branche bereits gut.
Dass die Schließung des Warehouse einen herben Verlust für die kulturelle Landschaft Namibias bedeuten würde, stellt man spätestens fest, wenn man Mike Otts Erzählungen lauscht. Einige Tage nach dem großen Crowdfunding-Fest sitzt er auf einer gemütlichen Couch im Boiler Room, sein Blick schweift durch den Raum. „Hier zählt nicht, woher du kommst, welches Geschlecht, welche sexuelle Orientierung oder welchen kulturellen Hintergrund du hast. Wir zeigen einander Respekt und wer etwas dagegen hat, kann gerne wieder gehen“, stellt er klar.
Die Offenheit und Toleranz, die im Warehouse herrscht, hat auch einen Einfluss auf die Künstler, die dort auftreten. „Jede einzelne Show ist für mich eine schöne Erinnerung“, so Ott. „Wenn die Leute bei uns auf die Bühne treten, können sie ihr wahres Ich zeigen.“ Dass diese Erfahrung nicht nur international bekannte Musiker machen dürfen, sondern auch Nachwuchskünstler aus der Region, macht ihn besonders glücklich. „Es ist ganz egal, woher man kommt – die Bühne ist ‚healing‘.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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