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Eine klare Leseempfehlung: „Journey with Namibian Architect Erhard Roxin”

Claudia Reiter
Es gibt ein schönes deutsches Wort namens „Augenschmaus“. Wer überlegt, auf welchen Gegenstand dieses Wort passen würde, hat seit November eine passende Antwort: Denn die Neuerscheinung „Journey with Namibian Architect Erhard Roxin“ ist aus Sicht des Rezensenten ein klarer Augenschmaus. Der Untertitel des englischsprachigen Buches lautet passend: ,,Celebrating architectural achievements and embracing a sustainable future.”

Entsprechend handelt es sich bei dieser Neuerscheinung um eine interessante Mischung, deren Schwerpunkt auf der Darstellung von Bauwerken dieses Architekten liegt. Der Autor war jahrelang Mitglied im Komitee der Wissenschaftlichen Gesellschaft Swakopmund (WGS). Einige der von Roxin geplanten Bauwerke dürften weithin bekannt sein — ein Beispiel dafür ist der UNAM-Campus in Henties Bay.

Es spricht für den Autoren, dass er im Buch auch Klartext spricht — zum Beispiel im Hinblick auf die Fehler, die im Hinblick auf die spätere Nutzung des Campus erfolgten. Es wird im Buch schnell deutlich, dass Roxin kein Architekt ist, der nach „Schema F“ arbeitet. Sein Portfolio von Gebäuden zeigt vielmehr, dass er keinen spezifischen Stil hat, den so mancher Architekt durchaus für sich in Anspruch nimmt. Erhard Roxin hingegen versucht die von ihm geplanten Gebäude harmonisch in die Umgebung einzupassen und eigene Akzente zu setzen. Er legt dabei besonderen Wert auf die Qualität der Baumaterialien und auch das Thema Nachhaltigkeit ist bei ihm kein Modethema.

Einige Elemente wie Besonderheiten bei den Verbindungen der Räume und die Verwendung der Farben blau, gelb und rot sind durchaus charakteristisch für ihn — ebenso wie ein feiner Humor. Dieser blitzt zum Beispiel auf, wenn der von ihm geplante Unternehmenssitz eines Transportunternehmens an einen LKW erinnert. Tiefen Respekt des Rezensenten hat Erhard Roxin auch und besonders dafür gewonnen, wie er mit historischer Bausubstanz umgeht. Ein Beispiel dafür findet sich auch in seinem neuen Buch — das 1904 in Swakopmund errichtete Gebäude, in dem sich damals das Swakopmunder Kaiserhof Hotel befand. 1904, das war dann doch etwas vor seiner Zeit. Was aber die Leistung Roxins ist: Besagtes Kaiserhof Hotel brannte 1914 nieder und 1922 wurde das Erdgeschoss wiederaufgebaut.

Die Leistung von Erhard Roxin war es nun, in den Archiven nach alten Plänen und Fotos des Gebäudes zu suchen und es 2002 dann in ursprünglicher Zwei-Geschoss-Weise neu zu planen. Dabei legte er einerseits Wert auf die historische Fassade — doch dahinter schuf er einen funktionalen Raum für eine inzwischen dort ansässige Bank. Eine beeindruckende Leistung ist dieses Wiederauferstehen eines beeindruckenden historischen Gebäudes mit moderner Funktion.

Erhard Roxins Buch geht über die Darstellung eigener Projekte weit hinaus. Gerade der Schlussteil regt zum Nachdenken an. Es soll an dieser Stelle nicht zu viel vorweggenommen werden. Das Buch ist einerseits das, was Angelsachsen „coffeetable book“ nennen, da es prächtig bebildert ist und gerade für Kenner von Swakopmund und Windhoek viele Erkenntnisse bietet. Das Buch regt aber auch zum Nachdenken an, über Dinge wie Vergänglichkeit, Nachhaltigkeit, Sinn des Lebens, und welche Rolle die Architektur dabei spielen kann. Eine klare Leseempfehlung.

Das Buch ist im November 2021 erschienen und aktuell direkt beim Autoren und später in namibischen Buchhandlungen erhältlich. Kontaktdaten Autor: [email protected] 0811505101

Michael Vaupel

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-24

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