Eine neue Ära im Stadtverkehr
Von Stefan Fischer, Windhoek
Das Motto lautet „Move Windhoek“ – hinter diesen zwei Wörtern steht der Verkehrs-Rahmenplan (Sustainable Urban Transport Master Plan, SUTMP), den die Stadtverwaltung mit diversen Partnern umsetzt. Ziel ist die Schaffung eines öffentlichen Personennahverkehrs von hoher Qualität, der den Ansprüchen aller Verkehrsteilnehmer (z.B. Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer) gerecht wird. Teil dessen ist ein Busdienst, der für alle Menschen zugänglich sowie effizient, zuverlässig, bezahlbar und sicher sein soll.
Dafür muss eine neue Fahrzeugflotte her: 26 neue Busse vom Typ MAN sollen ab Mitte Dezember aus Südafrika eintreffen und auf einem erweiterten Streckennetz im Stadtgebiet eingesetzt werden. Der Prototyp des Busses wurde gestern in Anwesenheit von viel Prominenz vorgestellt, was als Startschuss für diesen Teil von „Move Windhoek“ galt.
Unter der Bezeichnung „Katutura Bus Service“ sei der Busfahrdienst im Jahr 1958 mit zwei Bussen an den Start gegangen, erinnerte sich Clarence Rupingena, Leiter der Abteilung Öffentlicher Nahverkehr der Stadtverwaltung. Heute verfüge die Stadt über knapp 80 Busse und 120 Fahrer, allerdings seien die meisten Fahrzeuge alt und unzuverlässig.
„Eine moderne Hauptstadt braucht ein verlässliches Beförderungssystem“, sagte der amtierende Stadtdirektor Fillemon Hambuda. Er kündigte an, dass der Busfahrdienst auch den Hosea-Kutako-Flughafen sowie Okahandja und Rehoboth anbinden soll.
Deutschland unterstützt das Konzept mit Geld und Fachleuten vor Ort. So finanziere Deutschland unter dem Dach der Entwicklungszusammenarbeit bzw. im Transportprogramm der GIZ genau 13 der 26 Busse mit einem Gesamtvolumen von drei Millionen Euro (ca. 45 Mio. N$), sagte Christian Grün, Referent für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Deutschen Botschaft, auf AZ-Nachfrage. Botschafter Christian Schlaga sagte mit Verweis auf wachsende Staus in Windhoek, dass viele Städte in der Welt ihren Verkehr an den Bedarf der Menschen angepasst und dabei auch Umwelt- und Kostenaspekte berücksichtigt hätten. In Windhoek bedeute der öffentliche Nahverkehr auch eine Entlastung der sozio-ökonomischen Situation, da laut Studie die Niedrigverdiener durchschnittlich 24% ihres Einkommens für Mobilität (oft mit Taxis) ausgeben. „Wir bewegen uns in die richtige Richtung“, so Schlaga.
Sophia Shaningwa, Ministerin für städtische und ländliche Entwicklung, nannte den Anlass einen „Meilenstein“ und gratulierte allen Beteiligten. Sie sei „überzeugt, dass dies einen großen positiven Einfluss auf die Menschen in der Stadt hat“. Von der Beförderung als „Grundrecht für alle Bürger“ sprach indes Vizetransportminister Kilus Nguvauva. Er sagte die Unterstützung seiner Behörde zu und kündigte an, einen Verkehrs-Rahmenplan auch in Regionen im Norden zu implementieren. Windhoeks Bürgermeister Muesee Kazapua gab sich „glücklich und stolz“ angesichts der Umsetzung des Konzepts. Man müsse die Prioritäten in der Personenbeförderung neu ausrichten, sagte er. Laut Verena Grüttemeyer von M+Z Motors, dem Vertragshändler für MAN, bietet der neue Bus 38 Sitz- und 26 Stehplätze. Er verfügt zudem über Niederflurtechnik, d.h. einen tief liegenden Boden, der die Nutzung beispielsweise für Rollstuhlfahrer ermöglicht.
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Allgemeine Zeitung
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