Eine Passion für altes Blech
Der „Old Wheelers Club“ bietet eine Anlaufstelle für Oldtimer-Freunde
Von Marcel Nobis, Windhoek
Für viele Menschen ist das Auto nur ein Fortbewegungsmittel. Sie fahren es, sie tanken es und gelegentlich geht es mit dem Wagen in die Waschanlage. Doch es gibt auch Menschen, die geradezu eine Passion für Autos haben - besonders für ältere Modelle. Sie können sich für die oft einfache Technik begeistern und schrauben selbst gerne an ihrem Fahrzeug. Der Charme längst vergangener Jahrzehnte nimmt sie ein. Und mit ihrer Liebe zum Auto erhalten sie ein Stück Kultur des Landes. Im „Old Wheelers Club of Namibia“ kommen mehrere Hundert dieser passionierten Autoliebhaber zusammen.
Beim Betreten des Clubgeländes zeigt sich sofort: Hier geht es um Autos. Alte Straßenschilder zieren eine Wand, chromglänzende bis rostige Felgen reihen sich daneben auf und auf dem Parkplatz steht ein linksgelenkter Renault R4 mit französischem Kennzeichen. Wie der hier wohl herkam? Das ist eines von vielen Geheimnissen, die die Exponate auf dem Clubgelände bereithalten. Die liebevolle und über Jahre zusammengetragene Einrichtung zeugt von einer aktiven Clubszene. „Wenn jemand etwas entdeckt oder hat, dass hier gut hinpasst, dann bringt er es mit. Manchmal erhalten wir auch aus Nachlässen Teile, weil die Verwandtschaft damit nichts anfangen kann“, erzählt Clubmanager Detlev Hövelmann.
Ein Trabant in Afrika
Doch die automobilen Dekorationen machen noch keinen Oldtimer-Club aus. Richtig Leben kommt erst mit den alten Autos auf das Gelände. Und davon haben die mehr als 500 Mitglieder reichlich. Bei einigen Sammlern reihen sich dutzende Klassiker in der Garage auf. Und die Auswahl könnte kaum abwechslungsreicher sein. Neben bekannten Vertretern von Volkswagen und Mercedes schlummern in den Garagen der Mitglieder auch ein DKW Munga und ein Trabant. Und Letzterer ist durchaus skurril. Der automobile Dauerbrenner der DDR hat sich nämlich eher selten nach Afrika verirrt.
Die abwechslungsreiche Mischung an Klassikern lässt auf sehr unterschiedliche Geschmäcker im Club schließen - der eine bevorzugt deutsche Oberklasse-Fahrzeuge, der nächste eher amerikanische Muskel-Autos oder britische Geländewagen. Und dennoch verstehen sich die Mitglieder untereinander. „Wir sind hier sehr vermischt. Aber dennoch geht es eher familiär zu“, sagt Hövelmann. Und das harmonische Beisammensein klappt bereits seit fast 33 Jahren. Im Juni 1986 gründeten 26 Oldtimer-Enthusiasten den Club. Seitdem ist viel passiert.
Hövelmann stellt vor allem die Entwicklung auf dem Clubgelände in den Vordergrund. 1991 erwarben die „Old Wheelers“ das Grundstück im Windhoeker Stadtgebiet, das für Sportclubs reserviert ist. Und besser hätten sie den Platz kaum wählen können. „Als wir mit den Erdarbeiten anfingen, kamen plötzlich Außenspiegel und weitere Autoteile zum Vorschein“, erzählt Hövelmann und fügt an: „Auf dem Grundstück muss es wohl mal einen Schrottplatz gegeben haben.“ Der Platz hatte also bereits eine automobile Geschichte und in den folgenden Jahren sollte er noch intensiver von Autos geprägt sein.
Von Autokino und Ausfahrten
Vor allem bei den vom Club organisierten Veranstaltungen kommen bis heute viele Besucher und klassische Fahrzeuge zusammen. Und ein Treffen der „Old Wheelers“ bedeutet nicht einfach: Autos aufgereiht und fertig. Die Mitglieder zeigen durchaus Kreativität. So organisierten sie bereits zweimal ein Autokino. Die Rückwand des Clubgebäudes wurde zur Leinwand, ihr gegenüber standen Volkswagen Käfer, Auto Union 1000 S Coupé und Konsorten, dazu gab es - klassisch amerikanisch - Popcorn und Hotdogs. Für die älteren Mitglieder war es eine Reise zurück in die Jugend und für die Kinder der Clubmitglieder anfangs eher befremdlich. „Einige wunderten sich, warum man sich zum Filmeschauen ins Auto setzt. Doch am Ende hatten sie auch ziemlich viel Freude daran“, erzählt Hövelmann.
Als großer Höhepunkt im Veranstaltungskalender steht alle zwei Jahre der „Day of the Old Wheeler“ an. 2016 kamen gut 5000 Besucher auf das Clubgelände und bestaunten die ausgestellten Fahrzeuge - von perfekt restaurierten Exemplaren bis Klassikern mit auffälliger Patina. Richtig ins Rollen kommen die Fahrzeuge wiederum bei den Ausfahrten. Dann schlängeln sich dutzende Oldtimer gemächlich durch Windhoek und das Umland und sorgen dort für viel Aufmerksamkeit.
Aber auch abseits der Treffen und Ausfahrten ist der Club für viele Mitglieder eine wichtige Anlaufstelle. Zum einen finden sie hier Gleichgesinnte, mit denen sie ihre Begeisterung für alte Autos teilen können. Die Vernetzung untereinander ist aber auch wichtig, um an seltene Fahrzeugteile zu kommen. Sucht jemand Teile, dann gibt es im Club nicht selten jemanden, der weiterhelfen kann. Am wichtigsten findet Hövelmann aber den kulturellen Auftrag, den die „Old Wheelers“ erfüllen: „Wir präservieren die Autos und sorgen so dafür, dass ein Teil der Geschichte Namibias erhalten bleibt.“
Auch wenn Namibia mit keiner großen automobilen Produktionsgeschichte aufwarten kann, möchte der „Old Wheelers Club“ dennoch die Fahrzeuge im Land behalten, die hier ihre Kilometer auf den Asphaltstraßen und Schotterpisten abgeleistet haben. Sie wurden von Namibia geprägt, ihr Lack zeugt von der erbarmungslosen Sonne und in den Sitzpolstern finden sich Sandkörner aus der Namib. Die Autos erzählen Geschichten von diesem Land, weswegen es für Hövelmann ein Ärgernis ist, wenn sie nach Südafrika, Europa oder in die USA gehen.
Im kommenden August plant der Club ein kleines Museum auf seinem Gelände zu eröffnen. Die Halle steht bereits, im Inneren wird derzeit noch gemalert und gewerkelt. Für gut 20 Oldtimer ist Platz in der Halle und die Ausstellung soll regelmäßig wechseln. Es wäre das erste Automobil-Museum in Namibia. Und vielleicht wäre es auch ein nächster Schritt in der Konservierung der automobilen Geschichte des Landes.
Für viele Menschen ist das Auto nur ein Fortbewegungsmittel. Sie fahren es, sie tanken es und gelegentlich geht es mit dem Wagen in die Waschanlage. Doch es gibt auch Menschen, die geradezu eine Passion für Autos haben - besonders für ältere Modelle. Sie können sich für die oft einfache Technik begeistern und schrauben selbst gerne an ihrem Fahrzeug. Der Charme längst vergangener Jahrzehnte nimmt sie ein. Und mit ihrer Liebe zum Auto erhalten sie ein Stück Kultur des Landes. Im „Old Wheelers Club of Namibia“ kommen mehrere Hundert dieser passionierten Autoliebhaber zusammen.
Beim Betreten des Clubgeländes zeigt sich sofort: Hier geht es um Autos. Alte Straßenschilder zieren eine Wand, chromglänzende bis rostige Felgen reihen sich daneben auf und auf dem Parkplatz steht ein linksgelenkter Renault R4 mit französischem Kennzeichen. Wie der hier wohl herkam? Das ist eines von vielen Geheimnissen, die die Exponate auf dem Clubgelände bereithalten. Die liebevolle und über Jahre zusammengetragene Einrichtung zeugt von einer aktiven Clubszene. „Wenn jemand etwas entdeckt oder hat, dass hier gut hinpasst, dann bringt er es mit. Manchmal erhalten wir auch aus Nachlässen Teile, weil die Verwandtschaft damit nichts anfangen kann“, erzählt Clubmanager Detlev Hövelmann.
Ein Trabant in Afrika
Doch die automobilen Dekorationen machen noch keinen Oldtimer-Club aus. Richtig Leben kommt erst mit den alten Autos auf das Gelände. Und davon haben die mehr als 500 Mitglieder reichlich. Bei einigen Sammlern reihen sich dutzende Klassiker in der Garage auf. Und die Auswahl könnte kaum abwechslungsreicher sein. Neben bekannten Vertretern von Volkswagen und Mercedes schlummern in den Garagen der Mitglieder auch ein DKW Munga und ein Trabant. Und Letzterer ist durchaus skurril. Der automobile Dauerbrenner der DDR hat sich nämlich eher selten nach Afrika verirrt.
Die abwechslungsreiche Mischung an Klassikern lässt auf sehr unterschiedliche Geschmäcker im Club schließen - der eine bevorzugt deutsche Oberklasse-Fahrzeuge, der nächste eher amerikanische Muskel-Autos oder britische Geländewagen. Und dennoch verstehen sich die Mitglieder untereinander. „Wir sind hier sehr vermischt. Aber dennoch geht es eher familiär zu“, sagt Hövelmann. Und das harmonische Beisammensein klappt bereits seit fast 33 Jahren. Im Juni 1986 gründeten 26 Oldtimer-Enthusiasten den Club. Seitdem ist viel passiert.
Hövelmann stellt vor allem die Entwicklung auf dem Clubgelände in den Vordergrund. 1991 erwarben die „Old Wheelers“ das Grundstück im Windhoeker Stadtgebiet, das für Sportclubs reserviert ist. Und besser hätten sie den Platz kaum wählen können. „Als wir mit den Erdarbeiten anfingen, kamen plötzlich Außenspiegel und weitere Autoteile zum Vorschein“, erzählt Hövelmann und fügt an: „Auf dem Grundstück muss es wohl mal einen Schrottplatz gegeben haben.“ Der Platz hatte also bereits eine automobile Geschichte und in den folgenden Jahren sollte er noch intensiver von Autos geprägt sein.
Von Autokino und Ausfahrten
Vor allem bei den vom Club organisierten Veranstaltungen kommen bis heute viele Besucher und klassische Fahrzeuge zusammen. Und ein Treffen der „Old Wheelers“ bedeutet nicht einfach: Autos aufgereiht und fertig. Die Mitglieder zeigen durchaus Kreativität. So organisierten sie bereits zweimal ein Autokino. Die Rückwand des Clubgebäudes wurde zur Leinwand, ihr gegenüber standen Volkswagen Käfer, Auto Union 1000 S Coupé und Konsorten, dazu gab es - klassisch amerikanisch - Popcorn und Hotdogs. Für die älteren Mitglieder war es eine Reise zurück in die Jugend und für die Kinder der Clubmitglieder anfangs eher befremdlich. „Einige wunderten sich, warum man sich zum Filmeschauen ins Auto setzt. Doch am Ende hatten sie auch ziemlich viel Freude daran“, erzählt Hövelmann.
Als großer Höhepunkt im Veranstaltungskalender steht alle zwei Jahre der „Day of the Old Wheeler“ an. 2016 kamen gut 5000 Besucher auf das Clubgelände und bestaunten die ausgestellten Fahrzeuge - von perfekt restaurierten Exemplaren bis Klassikern mit auffälliger Patina. Richtig ins Rollen kommen die Fahrzeuge wiederum bei den Ausfahrten. Dann schlängeln sich dutzende Oldtimer gemächlich durch Windhoek und das Umland und sorgen dort für viel Aufmerksamkeit.
Aber auch abseits der Treffen und Ausfahrten ist der Club für viele Mitglieder eine wichtige Anlaufstelle. Zum einen finden sie hier Gleichgesinnte, mit denen sie ihre Begeisterung für alte Autos teilen können. Die Vernetzung untereinander ist aber auch wichtig, um an seltene Fahrzeugteile zu kommen. Sucht jemand Teile, dann gibt es im Club nicht selten jemanden, der weiterhelfen kann. Am wichtigsten findet Hövelmann aber den kulturellen Auftrag, den die „Old Wheelers“ erfüllen: „Wir präservieren die Autos und sorgen so dafür, dass ein Teil der Geschichte Namibias erhalten bleibt.“
Auch wenn Namibia mit keiner großen automobilen Produktionsgeschichte aufwarten kann, möchte der „Old Wheelers Club“ dennoch die Fahrzeuge im Land behalten, die hier ihre Kilometer auf den Asphaltstraßen und Schotterpisten abgeleistet haben. Sie wurden von Namibia geprägt, ihr Lack zeugt von der erbarmungslosen Sonne und in den Sitzpolstern finden sich Sandkörner aus der Namib. Die Autos erzählen Geschichten von diesem Land, weswegen es für Hövelmann ein Ärgernis ist, wenn sie nach Südafrika, Europa oder in die USA gehen.
Im kommenden August plant der Club ein kleines Museum auf seinem Gelände zu eröffnen. Die Halle steht bereits, im Inneren wird derzeit noch gemalert und gewerkelt. Für gut 20 Oldtimer ist Platz in der Halle und die Ausstellung soll regelmäßig wechseln. Es wäre das erste Automobil-Museum in Namibia. Und vielleicht wäre es auch ein nächster Schritt in der Konservierung der automobilen Geschichte des Landes.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen