Eine Stadt auf Holz gebaut
Fast wie eigenständige Siedlungen erheben sie sich jeden Morgen an beiden Ortsausgängen entlang der B1, bis bei Sonnenuntergang auch der letzte Stand wieder unter Brettern und Planen verschwindet.
In den behelfsmäßig zusammen gezimmerten Buden wechselt so ziemlich alles den Eigentümer, was die Schnitzkunst des Kontinents je hervorgebracht hat. Filigran gearbeitete Figuren, Schüsseln mit wilder Maserung, aber auch Schmuckstücke aus Horn und Draht, sowie Arbeiten aus Speckstein. Die Auswahl an Formen und Farben, Stücken aus verschiedenen Ländern Afrikas, sowie der zahllosen ethnischen Gruppen ist einzigartig.
Wer jedoch schon mit der Qual der Wahl zu kämpfen hat, muss sich auf eine weitere Schlacht gefasst machen. Die der Verkäufer. Kaum schlägt man die Route durch die engen Gassen des Marktes ein, ist man umringt. Verkäufer wedeln mit ihrem schönsten Stück vor der Nase des Touristen und versuchen unter einem Wortgewitter aus Preisen und Produktdetails den potenziellen Käufer unter ihre Plane zu locken. "Komm hierher, schau doch mal in meinen Laden", hört man ohne Unterlass - "nur Schauen!".
Schüchternheit ist hier Fehl am Platz. Aber fündig wird der Souvenirjäger in Okahandja alle Male, und der Konsum muss indes nicht schwer fallen: Da der Ort wohl die höchste Dichte an Holzgiraffen und ähnlich typischen Andenken hat, lässt sich hier bis zum Äußersten handeln. Bedenkt man Schweiß und Arbeitsstunden, die in so manchem geschnitzten, geschliffenen, polierten Holzblock stecken, so erbeutet man hier mehr als nur ein Schnäppchen.
Mannshoch steht er neben ihm: Raphael Dala aus Rundu hat das Gesicht seines Großvaters verewigt. Drei Monate hat er mit Messer und Sandpapier an dem gewaltigen Baumstumpf gearbeitet. Stolz lehnt Dala sich an sein Werk und fährt mit der rechten Hand respektvoll die Gesichtszüge bis zur geschwungenen Pfeife seines Ahnen nach. Ganz so viel persönliche Geschichte investiert Santiago Kapuputa aus Angola nicht in seine Arbeiten. Doch er hat sich eine originelle Alternative zu den hunderten Holzschüsseln und -tieren angeeignet. Seine Kunstwerke sind aus Speckstein. Das aufwendige Handwerk habe er sich im Laufe der Jahre, die er hier schon auf dem Markt in Okahandja verkaufe, selbst beigebracht. Bei der Auswahl des Motivs müsse er sich jedes Mal neu von der Form eines Steins inspirieren lassen. Der Adler, an dessen Schwingen er gerade arbeite, habe ihn bisher ganze drei Tage gekostet. Einen Preis könne Santiago allerdings nicht nennen. Das hänge ganz vom Kunden ab. Verhandlungssache eben.
Sein Nachbar John Mushongo vertraut weiterhin auf das Handwerk rund ums Holz und schnitzt eifrig an einem Warzenschwein. Er könne nur hoffen, dass er bei all der Konkurrenz am Markt einen Abnehmer finde. Aber schließlich sei dieser Ort mit all seinen Geschäften und Gästehäusern sozusagen auf Holz gebaut.Tipp:Der wahre Connaisseur der namibischen Holzmärkte kennt es bereits, doch ein immer wieder gern angewandter Trick der zahllosen Seelen, die unter den Plastikplanen ihren Lebensunterhalt bestreiten, dreht sich um den Verkauf namibischer Schlüsselanhänger aus Makalani-Kernen: Nicht selten wird man beim Eintritt in das Gewirr aus Schnitzwerk und redegewandten Verkäufern nach seinem Namen gefragt. Bereitwillig gibt der Neuling Auskunft und ahnt nicht, dass er damit schon eine Willenserklärung geäußert hat. Schnell machen sich eifrige Schnitzer ans Werk, die verschiedenen Schreibweisen von Matthias abzugleichen und den Namen binnen Sekunden in den kunstvoll verzierten Nüssen zu verewigen. Die maßgefertigte Arbeit gebietet die Abnahme. Wer also keinen Bedarf an einem Schlüsselanhänger mehr hat, der sollte seinen Namen im Zweifelsfall erst wieder am Abflugschalter preisgeben. Doch andererseits kosten die Makalani-Kerne mit den fein eingravierten Tieren und Pflanzen kein Vermögen und sind zudem ein wundervolles und vor allem echt namibisches Mitbringsel.
In den behelfsmäßig zusammen gezimmerten Buden wechselt so ziemlich alles den Eigentümer, was die Schnitzkunst des Kontinents je hervorgebracht hat. Filigran gearbeitete Figuren, Schüsseln mit wilder Maserung, aber auch Schmuckstücke aus Horn und Draht, sowie Arbeiten aus Speckstein. Die Auswahl an Formen und Farben, Stücken aus verschiedenen Ländern Afrikas, sowie der zahllosen ethnischen Gruppen ist einzigartig.
Wer jedoch schon mit der Qual der Wahl zu kämpfen hat, muss sich auf eine weitere Schlacht gefasst machen. Die der Verkäufer. Kaum schlägt man die Route durch die engen Gassen des Marktes ein, ist man umringt. Verkäufer wedeln mit ihrem schönsten Stück vor der Nase des Touristen und versuchen unter einem Wortgewitter aus Preisen und Produktdetails den potenziellen Käufer unter ihre Plane zu locken. "Komm hierher, schau doch mal in meinen Laden", hört man ohne Unterlass - "nur Schauen!".
Schüchternheit ist hier Fehl am Platz. Aber fündig wird der Souvenirjäger in Okahandja alle Male, und der Konsum muss indes nicht schwer fallen: Da der Ort wohl die höchste Dichte an Holzgiraffen und ähnlich typischen Andenken hat, lässt sich hier bis zum Äußersten handeln. Bedenkt man Schweiß und Arbeitsstunden, die in so manchem geschnitzten, geschliffenen, polierten Holzblock stecken, so erbeutet man hier mehr als nur ein Schnäppchen.
Mannshoch steht er neben ihm: Raphael Dala aus Rundu hat das Gesicht seines Großvaters verewigt. Drei Monate hat er mit Messer und Sandpapier an dem gewaltigen Baumstumpf gearbeitet. Stolz lehnt Dala sich an sein Werk und fährt mit der rechten Hand respektvoll die Gesichtszüge bis zur geschwungenen Pfeife seines Ahnen nach. Ganz so viel persönliche Geschichte investiert Santiago Kapuputa aus Angola nicht in seine Arbeiten. Doch er hat sich eine originelle Alternative zu den hunderten Holzschüsseln und -tieren angeeignet. Seine Kunstwerke sind aus Speckstein. Das aufwendige Handwerk habe er sich im Laufe der Jahre, die er hier schon auf dem Markt in Okahandja verkaufe, selbst beigebracht. Bei der Auswahl des Motivs müsse er sich jedes Mal neu von der Form eines Steins inspirieren lassen. Der Adler, an dessen Schwingen er gerade arbeite, habe ihn bisher ganze drei Tage gekostet. Einen Preis könne Santiago allerdings nicht nennen. Das hänge ganz vom Kunden ab. Verhandlungssache eben.
Sein Nachbar John Mushongo vertraut weiterhin auf das Handwerk rund ums Holz und schnitzt eifrig an einem Warzenschwein. Er könne nur hoffen, dass er bei all der Konkurrenz am Markt einen Abnehmer finde. Aber schließlich sei dieser Ort mit all seinen Geschäften und Gästehäusern sozusagen auf Holz gebaut.Tipp:Der wahre Connaisseur der namibischen Holzmärkte kennt es bereits, doch ein immer wieder gern angewandter Trick der zahllosen Seelen, die unter den Plastikplanen ihren Lebensunterhalt bestreiten, dreht sich um den Verkauf namibischer Schlüsselanhänger aus Makalani-Kernen: Nicht selten wird man beim Eintritt in das Gewirr aus Schnitzwerk und redegewandten Verkäufern nach seinem Namen gefragt. Bereitwillig gibt der Neuling Auskunft und ahnt nicht, dass er damit schon eine Willenserklärung geäußert hat. Schnell machen sich eifrige Schnitzer ans Werk, die verschiedenen Schreibweisen von Matthias abzugleichen und den Namen binnen Sekunden in den kunstvoll verzierten Nüssen zu verewigen. Die maßgefertigte Arbeit gebietet die Abnahme. Wer also keinen Bedarf an einem Schlüsselanhänger mehr hat, der sollte seinen Namen im Zweifelsfall erst wieder am Abflugschalter preisgeben. Doch andererseits kosten die Makalani-Kerne mit den fein eingravierten Tieren und Pflanzen kein Vermögen und sind zudem ein wundervolles und vor allem echt namibisches Mitbringsel.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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