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Eine zweite Heimat in Namibia
Eine zweite Heimat in Namibia

Eine zweite Heimat in Namibia

Regelmäßig informiert die Tourismus-Beilage der Allgemeinen Zeitung zukünftige Besucher detailliert über die Schönheit und die Sehenswürdigkeiten Namibias und trägt damit erheblich zur Förderung des Tourismus und damit der Beschäftigung einer ganzen Industrie bei. Einer wichtigen Besuchergruppe wurde jedoch bisher zu wenig Beachtung gezollt: Die deutschen Senioren, die ihre Rente, ihr im Laufe eines Lebens erarbeitetes Kapital, nicht nur wenige Wochen, sondern dauerhaft in der idealen Umgebung Namibias verleben könnten. Und damit ergibt sich gleich die Frage: Was kann Namibia vor allem den Touristen, die das Land bereits mehrfach bereisten, es kennen und lieben lernten, und die allmählich ins Rentenalter kommen, bieten? Meinem Mann und mir jedenfalls fehlte vor Jahren die Antwort auf diese Frage.

Natürlich gibt es bereits einige deutsche Senioren, die sich Namibia als Domizil ausgewählt haben, von deren Erfahrungen man aber bis jetzt nichts lesen konnte. So mussten wir also selbst herausfinden, wie ein Umzug vonstatten gehen könnte, was dabei zu beachten ist. Daher möchte ich von unseren Erfahrungen und Überlegungen berichten, von der Idee, unser verlängertes Leben nach der Berufszeit als Rentner in Namibia zu verbringen. Schon vorweg: Diese Entscheidung war und ist ein Genuss ohne Reue.

Beruflich stark gestresst, verbrachten wir unsere jährlichen Winter-Urlaube immer häufiger in Namibia, das uns wegen seiner Weite, seiner herrlichen Natur, seiner Tierwelt und der Möglichkeit, dem Hobby Jagd nachgehen zu können, immer stärker anzog. Auch fanden wir Freunde aus alten Bremer Schulzeiten, die längst in Windhoek sesshaft geworden, wieder. Uns fiel auch auf, dass gesundheitliche Probleme wie Gelenkbeschwerden, die wir aus Norddeutschland mitbrachten, in Namibias Klima im Handumdrehen verschwanden. Dabei verbrachten wir fast jedes Mal einige Zeit auf einer landschaftlich traumhaft schönen Farm im Hochland Namibias, so dass sich eine regelrechte Freundschaft zu deren Besitzern entwickelte. Beim letzten Besuch, als ich begeistert, mehr scherzhaft äußerte "Hier könnte ich leben!" war die genauso scherzhafte Antwort unseres Gastgebers: "Dann baut doch hier. Ich stelle Euch kostenlos ein Grundstück zur Verfügung!" sprachs und wanderte mit uns zu seinem Hausberg mit traumhaften Blick in die Weite und ins gegenüberliegende Hochgebirge. Solch eine verrückte Idee. Zuerst waren wir perplex - hatten wir uns doch bis dahin nie Gedanken über unser Leben nach dem Beruf gemacht - denn den liebgewonnenen Beruf aufgeben, um dann zur Untätigkeit verurteilt ein Rentnerleben wie viele Gleichaltrige zu führen - einen "Ruhestand" im wahrsten Sinne des Wortes - das war einfach nicht unser Ding. Schon gar nicht in Norddeutschland mit dem ewig schlechten Wetter, den viel zu langen Wintern ohne Licht und Sonne, dazu die Enge, Verkehrsstress und das ganze politische Debakel und die Bürokratie.

Bisher hatten wir keine Zeit, darüber nachzudenken. Wie machen es denn die anderen Rentner? Sie fliehen nach Mallorca, Florida, zu den Bermudas oder zu sonstigen sonnigen Orten. Richtige Senioren-Ghettos, teuer und bei steigenden Preisen irgendwann nicht mehr bezahlbar. Nein, das war keine Lösung für uns. Interessanter erwies sich da schon ein Artikel in der "Welt am Sonntag" über eine große südafrikanische Farm, die Senioren ein abwechslungsreiches neues Leben bietet. Keine schlechte Idee, aber für uns gab es nur Namibia! Das "verrückte" Angebot unseres Farmers kam unserer Vorstellung: Kein RUHEstand, kein Rentnerleben, sondern einfach einen total neuen Lebensabschnitt mit neuen Herausforderungen und einer völligen Umstellung unseres bisherigen Lebens am nächsten, dazu Natur, Sonne, Tier- und Vogelwelt und ein Klima, in dem wir uns gesundheitlich schon immer besonders wohl fühlten.

Und dann ging alles ganz schnell: für unsere Firma fand sich ein jüngerer Nachfolger, für unser zu groß gewordenes Haus ein Käufer. Es folgte der Bau eines kleineren Refugiums in Deutschland - nur für den Fall, dass uns politische Ereignisse in Namibia zum Rückzug nach Deutschland zwingen würden. Parallel dazu entstand in Namibia ein größeres luftiges Domizil auf dem naturbelassenen Felsengrundstück hoch am Hang, gemeinsam geplant von uns und unserem Grundbesitzer, natürlich mit Schwimmbad, Lapa und einer Voliere für unsere Vögel. Als kleines Paradies wird es von Besuchern häufig bezeichnet.

All dies geschah natürlich nicht ohne vorher unsere Daueraufenthaltsgenehmigung für Namibia beantragt und erhalten zu haben. Formulare und Auskünfte gab es über das namibische Tourismus-Büro in Frankfurt? Für Rentner gibt es da keine großen Probleme, sie müssen nachweisen (ärztliches Attest), dass sie gesund sind, dass sie dauerhaft über genügend finanzielle Mittel verfügen, um den namibischen Staat nicht zur Last zu fallen, dass sie keine Arbeitsplätze wegnehmen, sondern eher schaffen wollen. Für den Erhalt der Daueraufenthaltsgenehmigung sorgte der uns von unseren Freunden empfohlene in diesen Dingen sichtlich versierte Windhoeker Anwalt Dr. Dieckmann, der alles für uns erledigte und uns beriet.

Allmählich ging es daran, den Haushalt aufzuteilen und uns mit einem Spediteur zwecks Verschiffung unserer Habe in Verbindung zu setzen: Die Transwold Cargo in Windhoek macht das, zusammen mit ihrem Partner in Hamburg ganz prima: Der Container stand vor der Haustür und es konnte viel mehr geladen werden als vorausgeplant. Cirka fünf Wochen muss man dann einkalkulieren, bis der Container auf der Farm ankommt, ungeöffnet, was sehr angenehm war, denn die Mitarbeiter vom Zoll kamen zur Überprüfung direkt von Grootfontein auf die Farm - problemlos. Somit konnte es ans Einrichten mit heimatlichen Mobiliar gehen. Einiges wurde allerdings auch aus Windhoek bezogen.

In Deutschland kam dann das unvermeidliche Abschiednehmen von Verwandten, Freunden und Nachbarn, meist begleitet von deren totalen Unverständnis. "Wie könnt Ihr in Euerm Alter noch nach Namibia ziehen? Was wollt Ihr dort?"

Nicht ganz einfach ihnen klarzumachen, dass die Vorstellung, ein Rentnerleben, einen passiven Ruhestand in Deutschland zu führen, nicht nach unserem Geschmack war. Ein großes Problem gab es allerdings noch: unser Liebling, unser Familien Jagdhund "Chico" - bereits im Seniorenalter. Tierärzte rieten uns dringend ab, ihn mitzunehmen, die Umgewöhnung würde er nicht mehr schaffen. Indiskutabel für uns. Zunächst musste eine Einfuhrerlaubnis her, hier half uns Freundin Bea, selbst Hundezüchterin in Windhoek. Nach Vornahme der erforderlichen Impfung in Deutschland, Ausfüllung des Gesundheitszertifikats durch den deutschen Amtstierarzt, kam die Erlaubnis aus Namibia problemlos. Dank liebevollen Transports durch die Lufthansa als teures "Begleitgepäck" - Chico war kein Leichtgewicht - überstand er den Flug im Schlaf und unbeschadet. Auch bei der Ankunft gab es keine Probleme beim Zoll: mit der Einfuhrgenehmigung durfte er, noch schläfrig, einreisen. Entgegen tierärztlicher Warnungen nahm Chico von seinem neuen Lebensraum begeistert Besitz und es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass er noch die schönsten Jahres seines Lebens in Namibia verbrachte.

Und so ging und geht es auch uns. Diese Entscheidung, unser weiteres Leben in Namibia zu verbringen, war wohl die beste, die wir hatten - und nachträglich stellen wir fest, dass uns angesichts der politischen Querelen in Deutschland, der Einschränkungen, die auf uns Rentner zukommen und der endlosen leidigen Reformen im Gesundheitswesen einfach nichts Besseres passieren konnte, als unser Leben weit vom Schuss in Namibia fortzusetzen, unter deutschsprachigen guten Freunden, anders als in Deutschland, frei von dem dort herrschenden unerfreulichen Anspruchsdenken. Sympathische und tüchtige Hilfen im Haushalt und Garten erlauben uns, uns auf andere Hobbies zu konzentrieren. Übrigens: Unsere deutsche Krankenkasse übernimmt keine Krankenkosten, die in Namibia anfallen, denn, Namibia gehört nicht zur EU. Stattdessen fanden wir eine erstaunlich günstige deutsche Krankenkasse (International Health aus Köln) dank einer Anzeige in der Allgemeinen Zeitung, die verblüffenderweise Deutsche im Ausland ohne Altersbegrenzung versichert. Wir haben sie allerdings bisher dank des gesunden Klimas, das uns renterüblichen Krankheiten erspart, noch nicht in Anspruch nehmen müssen.

Und sollte uns wider Erwarten eine Krankheit einen Streich spielen, und wir müssten ins Alters- oder Pflegeheim, so sind wir in Namibia mit Sicherheit besser aufgehoben als in deutschen teure Heimen, von denen man im deutschen Fersehen nur katastrophales hört. Ja, dann gibt es immer noch das deutsche Fernsehen und den deutschen Rundfunk, das man nach Bedarf aus- oder einstellen kann, eine gute deutsche Tageszeitung und im Notfall könnte man ja noch seine Memoiren schreiben, - für die bisher aber noch keine Zeit blieb.

Und wenn dann mal ein Kurzbesuch in Deutschland ansteht, dann hat man das "erhebende" Erlebnis, neidvoll begrüßt zu werden: "Nicht zufassen, Ihr werdet ja gar nicht älter." Namibia!

In diesem Sinne unser Facit: Zur Nachahmung empfohlen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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