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Elefanten hassen Chilis

Lernen, den grauen Riesen richtig zu begegnen
Anne Odendahl
Von Anne Odendahl, Windhoek

Es ist sicherlich furchteinflößend, einem Wüstenelefanten zu begegnen, der über drei Meter Schulterhöhe misst und sechs Tonnen wiegt. Das weiß Dr. Betsy Fox aus eigener Erfahrung. Die Tierärztin arbeitet seit über 25 Jahren mit den imposanten Dickhäutern. Viele der Damara- und Herero-Leute, denen sie im nordwestlichen Namibia begegnet, haben Elefanten auch schon ins Auge gesehen, sind aber nicht mit ihnen vertraut und daher oft erschrocken und wütend, wenn Elefanten an Wasserstellen in der Nähe oder vor ihren Häusern auftauchen. Bei einigen Gelegenheiten haben Elefanten Menschen getötet. Lokale Kommunen haben das Wissen verloren, wie man friedlich mit Elefanten wohnt und mit ihren Reaktionen gefährliche Situationen provoziert. „Im Grunde spiegeln Elefanten unser Verhalten”, erklärt Fox. „Wenn wir ganz ruhig bleiben, bleiben sie auch ruhig; wenn wir rennen, rennen sie auch.“ Das PEACE-Projekt (People and Elephants amicably Co-Existing) von EHRA, das Fox leitet, zielt darauf ab, dieses Problem anzugehen, damit die Menschen sicher und ohne Angst vor den Elefanten leben können.

Status: gefährdet
In den achtziger Jahren wurde die Population der Wüstenelefanten in der südlichen Kunene-Region im Damaraland durch jahrelange Wilderei und Jagd ausgelöscht. Dies änderte sich erst wieder 1998, als der Elefantenbulle „Voortrekker“, die Herde von „Mama Africa“ zurück zum Ugab-Rivier führte. Durch gemeinsame Bemühungen des Ministeriums für Umwelt und Tourismus (MET), der Naturschutzorganisation IRDNC, des Rhino Trust und anderen NGOs ist es gelungen, dass aktuell geschätzt etwa 600 Elefanten in der Umgebung von Ugab und Huab leben. Sie sind eine von nur zwei Elefanten-Populationen in Afrika (die andere lebt in Mali), die in einer Wüstenumgebung vorkommen.

Die Institutionen sind sich einig, dass die wachsende Elefantenpopulation zum einen für den Artenschutz, zum anderen für den Tourismus und damit die Wirtschaft eine gute Sache sind. Denn noch immer gilt ihre Art als gefährdet. Allein die Tragzeit bei Elefantenkühen beträgt 22 Monate. Allerdings verursachen sie den Menschen, die in der Region leben, auch Probleme.

Auf der Suche nach Wasser
Vor allem konkurrieren Kleinbauern, die Rinder, Ziegen oder Schafe halten, mit den Elefanten, bedingt durch die natürliche Wasserarmut und zunehmenden menschlichen Verbrauch, um Wasser und Weideland. Gerade künstlich angelegte Wasserstellen sind die Ziele von Elefanten. Auf der Suche nach dem kühlen Nass können sie großen Schaden an Windmühlen, Dämmen, Stauseen, Handpumpen und Brunnen verursachen. Da auch die Häuser und Hütten der Bauern normalerweise in der Nähe der Wasserquelle liegen, geraten auch Menschen und Viehbestände in Gefahr. Die Wüstenelefanten bilden keine eigene Art, haben sich aber deutlich sichtbar über Generationen an die harschen Bedingungen der Wüste angepasst. Sie sind etwas leichter, haben größere Füße und können so kilometerweite Dünenlandschaften überqueren, um an Wasserstellen zu gelangen.

Artenschutz und Tourismus verbinden
Um weitere Mensch-Tier-Konflikte zu verhindern, unterstützt EHRA die Gemeinden mit verschiedenen Maßnahmen: Schutzmauern um Wasserstellen, Aufklärung der Dorfbewohner über das Verhalten von Elefanten, Schaffung alternativer Wasserstellen für Elefanten und Förderung des Tourismus. Dadurch hofft EHRA eine gute Lösung zu finden, um die Entwicklung der Region mit dem Schutz der Elefanten zu verbinden. Denn beide sind voneinander abhängig. Die grauen Riesen sind eine der bedeutendsten Touristenattraktionen Namibias und produzieren jährlich Millionen von Einnahmen für das Land. Und je weniger Elefanten im Konflikt mit Menschen zu Schaden kommen, desto besser ist es für die Arterhaltung in der Region. „Die Elefanten waren hier zuerst, es ist ihr Land - wenn wir kein Wasser in den Wasserstellen haben, wird es Zerstörung geben und das ist dann unser Fehler”, sagt Fox. Diese Meinung findet langsam immer mehr Akzeptanz.

„Problemtiere“ werden erschossen
Trotzdem ist es häufig noch so, dass wenn viele Beschwerden eingegangen sind, MET-Beamte einen Elefanten zum sogenannten Problemtier erklären und ihn damit zum Abschuss freigeben. Ein Jäger zahlt für das Privileg, den Elefanten zu schießen, und ein Teil des Geldes sowie das Fleisch des Tieres gehen als Schadensersatz an die örtliche Gemeinde. „Dies ist leider derzeit eine der wenigen Möglichkeiten, wie die Menschen von dem Leben mit Elefanten in ihrer Nähe profitieren. Aber wir wollen ein anderes Bewusstsein in den Köpfen der Menschen schaffen und Konflikte zwischen Mensch und Tier gar nicht erst entstehen lassen“, sagt Fox, die über sieben Jahre im Etoscha-Nationalpark lebte und dort für das MET arbeitete.

Fressen Elefanten Menschen?
Sie und ihre Kollegen gehen zu den Dorfbewohnern und bringen ihnen in ein- bis zweitägigen Seminaren alles zum Umgang mit Elefanten bei. „Als erstes wollen die Menschen immer wissen, ob Elefanten tatsächlich Menschen fressen oder wie lang das männliche Geschlechtsteil ist“, sagt Fox. „Wir nehmen alle Fragen ernst, damit auch die Dorfbewohner unser Anliegen ernst nehmen, dass Mensch und Tier sich gegenseitig respektieren müssen.“ Auch klärt sie über einen weit verbreiteten Mythos auf: „Wenn Elefanten mit den Ohren schlackern, bedeutet es nicht, dass sie aggressiv sind. Sie fächern sich lediglich Luft zu“, weiß Fox. Nachdem sie von der Physiologie, den Ess- und Lebensgewohnheiten der Tiere berichtet hat, geht es an die praktischen Tipps: „Wir kochen beispielsweise gemeinsam getrocknete scharfe Chilischoten in altem Maschinenöl, tränken alte Stoffstreifen damit und hängen sie über die Zäune, die das Haus oder das Dorf schützen. Elefanten können den Geruch davon nicht leiden und schon gar nicht das Brennen, wenn sie mit ihrem Rüssel oder Mund die Stoffstücke berühren.“ Spezielle Seminare gibt es auch für Dorfbewohner, die zu Trackern oder Touristenführern ausgebildet werden. Zudem unterstützt EHRA lokale Schulen mit Aufklärungsarbeit im Unterricht.

Freiwillige helfen mit
EHRA ist eine namibische NGO, die sich ausschließlich durch Spenden und Freiwilligenarbeit finanziert. Freiwillige aus aller Welt können sich bei EHRA melden und eine Woche im Basislager am Ugab-Fluss, nordwestlich von Uis und nordöstlich des Brandbergs, verbringen. Ihre Teilnahmebeiträge dienen der Fortführung der Projekte. Sie helfen auch dabei, Mauern um Wassertanks zu bauen und nehmen an Trackings teil, die dem Monitoring und der Datensammlung dienen. „Die Verfolgung und Überwachung der Wüstenelefanten in der südlichen Kunene-Region hilft uns, ihre Bewegungsmuster abzubilden. Die gesammelten Daten werden in unserer Online-Datenbank eingetragen, die GPS-Positionen mit Google-Earth-Karten verknüpft. Aus diesen Informationen können wir feststellen, welche Bauern und Gemeinden Schutz benötigen und wo die Elefanten während der verschiedenen Jahreszeiten wandern“, weiß die US-Amerikanerin Fox, die seit 1990 in Namibia lebt.

Die Bewegungen und Gewohnheiten der Elefanten sind noch immer weitgehend unbekannt, weil sie sich der Wilderei und Vertreibung angepasst haben. „Außerdem lernen wir die individuellen Elefantenpersönlichkeiten wie Voortrekker kennen. Dann können wir ihr Verhalten besser deuten und ein effektives Schutzmanagement etablieren“, sagt Fox. EHRA plant in der nahen Zukunft seine Arbeit weiter in den Norden der Region auszudehnen. „Möglicherweise können wir dort ein weiteres Basiscamp aufbauen. Wir haben viele Anfragen von Freiwilligen, die wir nicht alle im Camp unterbringen können“, berichtet Fox. Zusätzlich will sie noch enger mit den Schulen zusammenarbeiten, um bereits bei Kindern das Bewusstsein für einen respektvollen Umgang mit den sanften Riesen zu schulen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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