„Ende einer Ära“
Challenge Air: Auflösung rettet Air Namibia nicht
Von Erwin Leuschner, Swakopmund/Windhoek
Über elf Milliarden Namibia-Dollar - so viel hat Air Namibia den namibischen Steuerzahlern gekostet. Nun hat die Regierung, die zugleich der einzige Aktionär ist, endgültig den Schlussstrich gezogen. „Angesichts der wirtschaftlichen Lage des Landes kann Namibia die Fluggesellschaft nicht mehr finanziell unterstützen“, sagte Finanzminister Iipumbu Shiimi gestern Nachmittag. Er ergänzte: „Es war keine einfache Entscheidung, aber die Schuldenlage von Air Namibia ist nicht mehr nachhaltig.“
Laut Shiimi hat die Regierung „seit geraumer Zeit jede mögliche Option“ untersucht, um die Fluglinie zu retten. „Air Namibia war noch nie profitabel“, sagte er und versicherte, dass die mehr als 600 Angestellten über die nächsten zwölf Monate ein Gehalt erhielten. Er versicherte aber, dass „die Kosten einer Auflösung im Allgemeinen nicht von den Aktionären“ getragen würden. Zuvor hieß es, dass eine Auflösung die Regierung über zwei Mrd. N$ kosten würde.
Leon Jooste, Minister für Staatsunternehmen, gab einen kurzen Überblick, wie Air Namibia in die aussichtslose Situation geraten ist: „Wir haben die falschen Flugzeuge auf den falschen Routen benutzt“, sagte er. Demnach hätten Langstreckenflüge wegen überteuerter Leasingverträge zum Untergang geführt. Es habe aber einen Zeitpunkt gegeben, als Air Namibia die einzige Fluglinie gewesen sei, die den deutschen Markt angeflogen habe. Um nun Air Namibia zu retten, sei eine „radikale Umstrukturierung“ nötig gewesen. Die Entscheidung der Auflösung sei endgültig am Mittwoch gefallen. „Wir haben entschieden, den Betrieb sofort einzustellen, um die Vermögenswerte zu schützen“, sagte er. Aktuell werden die Vermögenswerte von Air Namibia auf 931 Mio. N$ geschätzt, die Gesamtverschuldung wiederum auf drei Mrd. N$ - dies schließe allerdings nicht die Kündigung der Leasingverträge ein. „Dann würden die Schulden ziemlich dramatisch eskalieren“, sagte er.
Die insgesamt 74 Jahre alte Fluggesellschaft stand bereits vor wenigen Tagen kurz vor der Auflösung. Air Namibia konnte sich aber kurz vor einer Liquidierung vor dem Obergericht in Windhoek mit dem Leasinggeber Challenge Air einigen. Air Namibia müsste somit über 9,8 Mio. Euro binnen eines Jahres zahlen, die erste Zahlung in Höhe von 107 Mio. N$ sei nächste Woche fällig (AZ berichtete). „Es handelt sich im Zusammenhang mit diesen Beträgen um sehr komplizierte Leasingverträge, die vollständig durch staatliche Garantien abgesichert wurden“, sagte Jooste gestern. Er betonte allerdings, dass die Angelegenheit mit Challenge Air nicht zur aktuellen Entscheidung beitragen habe.
Über die nun angekündigte Auflösung von Air Namibia zeigte sich Challenge Air indes „überrascht“. In einem von Challenge-Air-Anwalt Sisa Namandje aufgestellten Schreiben, das an Air Namibia gerichtet ist, fordert er die Gesellschaft auf, dass Air Namibia „seine Zahlungsverpflichtungen“ einhalten müsse, sonst würden weitere Maßnahmen eingeleitet. „Unser Mandant wird sonst Schritte gegen (das staatliche Bahnunternehmen) TransNamib (TN) einleiten“, droht er gestern.
„Das habe ich bereits vor geraumer Zeit mit TransNamib besprochen“, sagte Jooste dazu. Hintergrund für die TransNamib-Verwicklung liege darin, dass zum Zeitpunkt der Leasingverträge Air Namibia noch unter TransNamib gefallen sei. „Ich mache mir keine Sorge über unangemessene Konsequenzen“, so Jooste. Die damaligen Verträge habe TransNamib nie unterzeichnet. Er habe allerdings inzwischen den TN-Aufsichtsrat aufgerufen, sich auf „potenzielle Probleme vorzubereiten“.
Bereits am Mittwochabend hat Air Namibia auf sozialen Medien die Öffentlichkeit über die drastische Maßnahme informiert. „Effektiv ab Donnerstag (11. Februar) werden alle Flugbetriebe storniert und alle Flugzeuge zur Basis zurückehren“, teilte die Fluggesellschaft mit. Ferner sei das Buchungssystem eingestellt worden, derweil betroffene Passagiere sich für eine Rückerstattung registrieren müssten. Die Botschaft wurde mit gemischten Gefühlen aus der Öffentlichkeit aufgenommen.
Im Internet teilten viele Namibier ihre Meinungen mit. Einige hießen die Maßnahme willkommen, zumal die Fluglinie „sehr viel Steuergeld verschluckt hat“ und „ein bodenloses Fass“ sei. Der Großteil sprach aber nostalgisch seine Trauer aus. „Einfach traurig. Großer Verlust für die Menschen im Tourismus und in Namibia insgesamt. Das Ende einer Ära“, schrieb Gitta Paetzold, Geschäftsführerin des Gastgewerbeverbandes HAN. Ähnlich sah es auch Maureen Posthuma vom namibischen Tourismusrat (NTB): „Niemals, niemals dürfen wir, die namibische Tourismusindustrie, den Beitrag von Air Namibia zum namibischen Tourismussektor vergessen.“
Air Namibia bezeichnete sich selbst als Nischenfluggesellschaft, die Inlandspunkte in Namibia, die unmittelbaren regionalen Märkte und auch Europa bedient hat. Die aktuelle Flugzeugflotte besteht laut Air Namibia aus zwei Airbus A330-200, vier Airbus A319-100 sowie vier Embraer ERJ 135.
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Über elf Milliarden Namibia-Dollar - so viel hat Air Namibia den namibischen Steuerzahlern gekostet. Nun hat die Regierung, die zugleich der einzige Aktionär ist, endgültig den Schlussstrich gezogen. „Angesichts der wirtschaftlichen Lage des Landes kann Namibia die Fluggesellschaft nicht mehr finanziell unterstützen“, sagte Finanzminister Iipumbu Shiimi gestern Nachmittag. Er ergänzte: „Es war keine einfache Entscheidung, aber die Schuldenlage von Air Namibia ist nicht mehr nachhaltig.“
Laut Shiimi hat die Regierung „seit geraumer Zeit jede mögliche Option“ untersucht, um die Fluglinie zu retten. „Air Namibia war noch nie profitabel“, sagte er und versicherte, dass die mehr als 600 Angestellten über die nächsten zwölf Monate ein Gehalt erhielten. Er versicherte aber, dass „die Kosten einer Auflösung im Allgemeinen nicht von den Aktionären“ getragen würden. Zuvor hieß es, dass eine Auflösung die Regierung über zwei Mrd. N$ kosten würde.
Leon Jooste, Minister für Staatsunternehmen, gab einen kurzen Überblick, wie Air Namibia in die aussichtslose Situation geraten ist: „Wir haben die falschen Flugzeuge auf den falschen Routen benutzt“, sagte er. Demnach hätten Langstreckenflüge wegen überteuerter Leasingverträge zum Untergang geführt. Es habe aber einen Zeitpunkt gegeben, als Air Namibia die einzige Fluglinie gewesen sei, die den deutschen Markt angeflogen habe. Um nun Air Namibia zu retten, sei eine „radikale Umstrukturierung“ nötig gewesen. Die Entscheidung der Auflösung sei endgültig am Mittwoch gefallen. „Wir haben entschieden, den Betrieb sofort einzustellen, um die Vermögenswerte zu schützen“, sagte er. Aktuell werden die Vermögenswerte von Air Namibia auf 931 Mio. N$ geschätzt, die Gesamtverschuldung wiederum auf drei Mrd. N$ - dies schließe allerdings nicht die Kündigung der Leasingverträge ein. „Dann würden die Schulden ziemlich dramatisch eskalieren“, sagte er.
Die insgesamt 74 Jahre alte Fluggesellschaft stand bereits vor wenigen Tagen kurz vor der Auflösung. Air Namibia konnte sich aber kurz vor einer Liquidierung vor dem Obergericht in Windhoek mit dem Leasinggeber Challenge Air einigen. Air Namibia müsste somit über 9,8 Mio. Euro binnen eines Jahres zahlen, die erste Zahlung in Höhe von 107 Mio. N$ sei nächste Woche fällig (AZ berichtete). „Es handelt sich im Zusammenhang mit diesen Beträgen um sehr komplizierte Leasingverträge, die vollständig durch staatliche Garantien abgesichert wurden“, sagte Jooste gestern. Er betonte allerdings, dass die Angelegenheit mit Challenge Air nicht zur aktuellen Entscheidung beitragen habe.
Über die nun angekündigte Auflösung von Air Namibia zeigte sich Challenge Air indes „überrascht“. In einem von Challenge-Air-Anwalt Sisa Namandje aufgestellten Schreiben, das an Air Namibia gerichtet ist, fordert er die Gesellschaft auf, dass Air Namibia „seine Zahlungsverpflichtungen“ einhalten müsse, sonst würden weitere Maßnahmen eingeleitet. „Unser Mandant wird sonst Schritte gegen (das staatliche Bahnunternehmen) TransNamib (TN) einleiten“, droht er gestern.
„Das habe ich bereits vor geraumer Zeit mit TransNamib besprochen“, sagte Jooste dazu. Hintergrund für die TransNamib-Verwicklung liege darin, dass zum Zeitpunkt der Leasingverträge Air Namibia noch unter TransNamib gefallen sei. „Ich mache mir keine Sorge über unangemessene Konsequenzen“, so Jooste. Die damaligen Verträge habe TransNamib nie unterzeichnet. Er habe allerdings inzwischen den TN-Aufsichtsrat aufgerufen, sich auf „potenzielle Probleme vorzubereiten“.
Bereits am Mittwochabend hat Air Namibia auf sozialen Medien die Öffentlichkeit über die drastische Maßnahme informiert. „Effektiv ab Donnerstag (11. Februar) werden alle Flugbetriebe storniert und alle Flugzeuge zur Basis zurückehren“, teilte die Fluggesellschaft mit. Ferner sei das Buchungssystem eingestellt worden, derweil betroffene Passagiere sich für eine Rückerstattung registrieren müssten. Die Botschaft wurde mit gemischten Gefühlen aus der Öffentlichkeit aufgenommen.
Im Internet teilten viele Namibier ihre Meinungen mit. Einige hießen die Maßnahme willkommen, zumal die Fluglinie „sehr viel Steuergeld verschluckt hat“ und „ein bodenloses Fass“ sei. Der Großteil sprach aber nostalgisch seine Trauer aus. „Einfach traurig. Großer Verlust für die Menschen im Tourismus und in Namibia insgesamt. Das Ende einer Ära“, schrieb Gitta Paetzold, Geschäftsführerin des Gastgewerbeverbandes HAN. Ähnlich sah es auch Maureen Posthuma vom namibischen Tourismusrat (NTB): „Niemals, niemals dürfen wir, die namibische Tourismusindustrie, den Beitrag von Air Namibia zum namibischen Tourismussektor vergessen.“
Air Namibia bezeichnete sich selbst als Nischenfluggesellschaft, die Inlandspunkte in Namibia, die unmittelbaren regionalen Märkte und auch Europa bedient hat. Die aktuelle Flugzeugflotte besteht laut Air Namibia aus zwei Airbus A330-200, vier Airbus A319-100 sowie vier Embraer ERJ 135.
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Kommentar
Allgemeine Zeitung
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