„Er war doch einer von uns“
Von Stefan Fischer, Windhoek
Es sei wie ein „Schlag ins Gesicht“ gewesen, als er vergangene Woche in der AZ über die Debatte gelesen habe, die vor kurzem in der Nationalversammlung über die Zukunft der Curt-von-François-Statue in Windhoek stattgefunden hat. Dabei hatte der SWANU-Abgeordnete Usutuaije Maamberua gefordert, dass das Standbild verschwindet. Ruprecht von François, Urenkel des damaligen Befehlshabers und selbständiger Tischlermeister in Windhoek, zeigte sich im AZ-Gespräch am vergangenen Freitag empört: „Er war doch einer von uns“, sagte er und forderte: „Curt von François gehört mit mehr Respekt behandelt.“
Er sehe seinen Urgroßvater „in erster Linie als Vermesser und Kartograph, dann erst als Soldat“, sagte der 66-Jährige Hobbyhistoriker, der aufgrund des Wirkens seines Vorfahren sicher ist: „Ohne ihn und die Alte Feste wäre Windhoek überhaupt nicht entstanden. So wie Windhoek angelegt ist, ist es ein Produkt meines Urgroßvaters. Dass Jonker Afrikaner die Stadt gegründet hat, ist hanebüchen; der hat überhaupt nicht solche Kenntnisse gehabt.“ Damit verwies er auf den Streit um die Gründung der Hauptstadt, den auch Maamberua im Parlament angesprochen hatte. Während Jonker Afrikaner (ca. 1790-1861) den Ort /Ae//Gams um 1840 besiedelt hat und als Namensgeber des ursprünglichen Windhoeks gilt, wird Curt von François als Gründer des modernen Windhoeks betrachtet (Stadtgründung am 18.10.1890).
Der Urenkel verwies auch auf die Gründung der Stadt Swakopmund, wofür Curt von François ebenfalls den Grundstein gelegt habe, sowie auf verschiedene, heute genutzte Karten - zum Beispiel von der Brandberg-Gegend -, deren Basis die Vermessungen seines Urgroßvaters in vielen Landesteilen sei.
Neben dem beruflichen Wirken erinnerte Ruprecht von François auch an das Privatleben seines Urgroßvaters: „Er ist gekommen, um zu bleiben.“ Curt von François habe mit Amalia eine schwarze Frau geheiratet, die eine Prinzessin aus dem Damara-Königshaus /Geriseb gewesen sei. Beide hätten zwar nur eine gemeinsame Tochter (Josephine) gehabt, die aber wiederum vier Kinder und mehr als ein Dutzend Enkel gehabt habe, weshalb der Name von François in Namibia verwurzelt und präsent bleibe. „Er war einer von uns“, so der Urenkel, dem gewisse Diskussion zuwider sind. „Man sollte endlich aufhören, auf die (Ex-)Europäer herumzuhacken, und lieber begreifen, dass Schwarz und Weiß zu Namibia gehören.“ Seinen Angaben zufolge wolle nun auch die Traditionelle Behörde der Damara aktiv werden und gegen Maamberuas Äußerungen protestieren. In seiner Familie gebe es zudem die eindeutige Position zum Erhalt der Statue.
Ruprecht von François verwehrt sich vor allem gegen das Wort „Abscheulichkeit“, das der SWANU-Politiker Maamberua für die Statue verwendet hat. „Das stinkt“, sagte er, und: „Maamberua versucht, sich mit solchen Ausdrucksweisen zu profilieren.“ Auch der gewaltsame Abbruch des Reiterdenkmals im Dezember 2013, damals ein Verstoß gegen geltendes Recht, wird von ihm kritisiert. „Wahrscheinlich stecken Minderwertigkeitskomplexe dahinter, dass man alles aus der Kolonialzeit tilgen möchte“, so der Tischlermeister abschließend.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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