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Erastus Amadhila - eine Karriere mit Kunstwerken aus Draht

Erastus Amadhila hat aus einem kindlichen Spieltrieb eine Karriere entwickelt, um die ihn mancher namibische Künstler beneidet. Der gewiefte Geschäftsmann aus Oshakati bastelt Kunstwerke aus Draht, die er teilweise sogar international vermarktet. Doch statt sich auf seinen Loorbeeren auszuruhen, gibt Amadhila sein Wissen in Workshops an andere weiter und entwickelt eine kleine Heimindustrie. Einige Produkte seiner Firma sind derzeit in einer Ausstellung in der NaDS zu sehen.

Die am Montag in der Namibisch-Deutschen Stiftung für kulturelle Zusammenarbeit (NaDS) eröffnete Ausstellung "Tulongeni Pamwe Wire Craft" ist auf den ersten Blick nichts Besonderes. Blumenvasen, Bilderrahmen, abstrakter Wandschmuck, Kerzenständer, übergroße Insekten, die an einem Baumstamm hinaufklettern - die Designs der Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus Draht sind zum Großteil noch nicht ausgereift. Gebastelt hat sie aber auch nicht Erastus Amadhila selbst, sondern die Teilnehmerinnen eines Workshops, den der Künstler für die Frauen des Entwicklungsprojektes Penduka gegeben hat.


"Ich will mein Wissen nicht für mich selbst behalten. Vielleicht bin ich morgen nicht mehr da, und dann geht all das verloren", sagt Amadhila. Der aus Etakambaye, einem Dorf in der Nähe von Oshakati stammende Selfmade-Man, ist Inhaber einer Firma mit vier Mitarbeitern. Sie arbeiten auf Provisionsbasis, führen Aufträge aus, die Amadhila an Land zieht. Mit seinen Workshops versucht der junge Geschäftsmann weitere Drahtdesigner heranzuzüchten. Und wenn Amadhila von seiner Firma Eawa Productions (Erastus Amadhila Wire Art Productions) nur in "wir"-Form redet, dann wird deutlich, dass es ihm dabei nicht nur um die Vergrößerung seiner eigenen Produktion und seines Absatzmarktes geht. "Wir müssen die Kluft zwischen Arm und Reich überwinden", sagt Amadhila. Von seinem Erfolg sollen auch andere profitieren.


Der 26-jährige Künstler, der als Kind eine Leidenschaft für das Basteln von Spielzeugautos aus Draht entwickelt hatte, machte im vergangenen Jahr mit seinen Requisiten und Kostümen für die Theaterproduktion "Lysistrata" erstmals in großem Stile auf sich aufmerksam. Die überdimensionierten Drahtbrüste und -penisse für die Darsteller der griechischen Komödie sowie zahlreiche Designer-Requisiten erregten einiges Aufsehen und brachten seinen Namen in Umlauf. Doch Amadhila wusste auch schon vorher, wie man sich vermarktet.


Sein erstes erfolgreich verkauftes Objekt war eine Drahttrophäe in Form eines Insektes für das Schülerentwicklungsprojekt Insect@thon. Seitdem weiß Amadhila, dass man bei einer Firma am besten einen Fuß in die Tür kriegt, wenn man ihr mit speziell auf das Firmenprofil abgestimmten Werbeobjekten kommt. Eine überdimensionierte Coca-Cola-Flasche beispielsweise für den Getränkekonzern, ein detailliertes Boeing 747-Modell für Air Namibia - die Möglichkeiten sind unendlich. Alles, was es dafür braucht, sind die richtigen Ideen und die entsprechende Verkaufsstrategie.


Die hat Amadhila, und vor allem: Er hat sich sein Wissen zum großen Teil selbst beigebracht. Nach seinem Schulabschluss mit Matrik in Oshakati, einigen Marketing- und BWL-Kursen sowie einem zweijährigen Studium am John Muafangejo Art Centre in Windhoek, bildet sich der 26-Jährige bei jeder Gelegenheit auf eigene Faust weiter. Er leiht sich Lehrvideos beim American Cultural Centre aus, stöbert in Bibliotheken, immer auf der Suche nach neuen Geschäftsideen, nach noch besseren Methoden, seine Produkte zu vermarkten, nach Richtlinien zum Aufstellen von Geschäftsplänen.


Dass Amadhila mit diesem regen Interesse am Vermarkten vielen namibischen Künstlern etwas voraus hat, zeigte sich bei mehr als einer Gelegenheit. Im vergangenen Jahr wurde er als bester Kleinunternehmer von Kayec (Katutura Youth Enterprise Centre) und Standard Bank ausgezeichnet. Bei der Namibian Youth Enterprise Competition (NYEC) gelangte er unter die zehn Finalisten. Einen weiteren Preis sahnte er bei einem ähnlichen Wettbewerb des JCC (Joint Consultative Commitee) ab.


Amadhilas Kontakte zu Entwicklungsorganisationen und Geschäftsleuten sind inzwischen so weit gediegen, dass er ab und zu auch mal Massenanfertigungen für den ausländischen Markt macht. So exportiert er beispielsweise eine Serie von Torsos an einen afrikanischen Kunstladen in Norwegen. Als nächstes will er Frauen aus Karibib animieren, modische Drahtringe mit Halbedelsteinen zu fabrizieren. "Es kommt nur darauf an, herauszufinden, was die Leute gebrauchen können", sagt Amadhila. Wenn zum Beispiel poppig-kitschige Drahtherzen zum Valentinstag gut ankommen, dann hat der Künstler einen weiteren kleinen Erfolg gelandet.


Nur für eine seiner neuesten Ideen hat Amadhila noch keinen Abnehmer gefunden: Er hat vor, aus Draht ein naturgetreues, zwei Meter hohes Modell des World Trade Center zu bauen - damit sich die Nachwelt an das Wahrzeichen des Kapitalismus erinnern kann. Die amerikanische Botschaft hat noch nicht angebissen. Amadhila wollte den Wolkenkratzer komplett mit aufprallendem Flugzeug darstellen.





Kontaktadresse:


Eawa Productions


Erastus Amadhila


P.O.Box 994


Windhoek


Tel. 061-272670 / 272788


Fax: 061-246127


Mobil: 081-2568272


E-mail: [email protected]

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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