Erst Windhoek und dann zusammen zur Olympiade 2008 nach Peking
Sie waren die Exoten im Teilnehmer-Feld des Mini-Grand-Prix im Independence Stadion: Jens Werrmann und Alexander Vieweg, zwei junge deutsche Athleten, sprinteten und warfen gegen die afrikanischen Rivalen aus Namibia, Botswana, Südafrika und Simbabwe. Wie der Kontakt des Hürdenläufers und des Speerwerfers nach Namibia zustande kam, was die beiden über die hiesige Sportszene denken und wie ihre Eindrücke vom Land und den Menschen sind, verrieten sie den AZ-Sportjournalisten Kilian Schütze und Benjamin Kurtius.
AZ: Wie seid ihr zur Leichtathletik gekommen?
Jens: Durchs Mutter-Kind-Turnen. Dort entdeckte ich im Alter von drei Jahren meine liebe zum Sport. Danach habe ich regelmäßig Leichtathletik in der Schule gemacht und mit elf Jahren bin ich in die Leichtathletik-Abteilung des 1. FC Kaiserslautern gewechselt. Dort hatte ich zuerst drei Mal wöchentlich leistungsorientiertes Training. Das hat sich dann langsam gesteigert, bis ich in den Leistungssport eingetreten bin. Anfangs habe ich mich auf den Mehrkampf konzentriert, aber es wurde schnell klar, dass meine große Stärke im Hürdenlauf liegt. Vor eineinhalb Jahren bekam ich einen eigenen Hürdentrainer, seitdem trainiere ich sechs Mal pro Woche.
Alexander: Bei mir war das ganz einfach: Als ich sechs Jahre alt war wusste meine Mutter nicht, was sie mit mir anstellen sollte. Also hat sie mich einfach in den Sportverein gesteckt. Ich komme ja aus Leipzig, wo ich dann auf eines der Elite-Sportinternate ging und dort sowohl in schulischer als auch in sportlicher Hinsicht einen sehr hohen Standard genoss. Nach der Wende hat mein Vater einen Job in Frankfurt angenommen und wir sind in den Westen gezogen.
Da ich damals schon sehr gut in Leichtathletik war und meine Eltern das fördern wollten, machten wir die Wahl des Wohnortes von einem guten Sportverein in der Nähe abhängig. Wir sind dann auf das Leichtathletikzentrum Zweibrücken (LAZ) gestoßen, das schon damals für seine guten Stabhochspringer bekannt war. Seitdem wohne ich nun also in Zweibrücken, das liegt etwa 20 km vor Saarbrücken.
AZ: Was macht ihr außerhalb vom Sport?
Alexander: Ich mache im Moment mein fachbezogenes Abitur im Bereich Information und Technologie.
Jens: Ich hab letztes Jahr Abitur gemacht. Danach habe ich beim 1. FC Kaiserslautern ein Freiwilliges Soziales Jahr abgeleistet. Im Moment bewerbe ich mich beim Bundesgrenzschutz für die Sportfördergruppe, da man dort Beruf und Leistungssport miteinander verbinden kann. Wenn das nicht klappt, werde ich ein Studium beginnen.
AZ: Wie kam es, dass ihr hier in Windhoek beim Mini-Grand-Prix gestartet seid?
Alexander: Mein Trainer Dr. Klaus Bartonietz hat schon seit vielen Jahren sehr gute Kontakte zu Quinton Botes, dem Veranstalter des Mini-Grand-Prix. Die beiden haben sich bei einem Trainerlehrgang in Deutschland kennen gelernt und seitdem war Klaus schon fast 15 Mal hier. Letztes Jahr hat er vor und nach den Olympischen Spielen in Athen Leistungsanalysen mit den namibischen Olympia-Teilnehmern erstellt. Der LAZ ist ein Partnerverein vom 1. FC Kaiserslautern und so kennt Klaus schon seit einiger Zeit den Jens und hat ihn schon letztes Jahr zum Grand-Prix nach Windhoek mitgenommen. Ich bin dieses Jahr das erste Mal dabei.
Jens: Ja, ich war dieses Jahr schon zum zweiten Mal Namibia. Wie auch letztes Jahr haben die Sponsoren "Bank Windhoek" und "Air Namibia" Flugkosten, Unterkunft und sonstige Ausgaben abgedeckt. Das ist schon eine tolle Sache.
AZ: Wie beurteilt ihr die afrikanischen Konkurrenten, gegen die ihr hier angetreten seid?
Jens: Das muss differenziert betrachtet werden. In den Wurfdisziplinen und im 100m-Sprint haben die Afrikaner keine besonders beeindruckenden Leistungen gezeigt. Aber ab den 200 Metern und vor allem in den Langsstrecken-Läufen sind die Afrikaner uns Deutschen teilweise schon deutlich voraus. Über die 400m wurden hier Zeiten gelaufen, von denen kann ein Ingo Schulz - Deutschlands Nummer eins über die 400m - nur träumen. Es gibt in Namibia viele Talente. Und dass bei den langen Distanzen so gute Ergebnisse erzielt wurden hat mich nicht überrascht - da laufen die Afrikaner ja schon seit Jahren in einer eigenen Liga. Es hat mich gefreut, dass dieses Jahr mehr Sportler angetreten sind. Letztes Jahr waren wir nur drei Starter über die 110m Hürden, dieses Jahr waren alle acht Bahnen besetzt und das Feld war auch deutlich schneller.
Alexander: Ich habe den Speerwurf-Wettbewerb mit über 11 Metern Vorsprung auf den Zweitplatzierten gewonnen. Da waren die Sportler aus Afrika keine wirkliche Konkurrenz.
AZ: Was sagt ihr zu den Wettkampf-Bedingungen im Independence Stadion?
Alexander: Wir haben hier einen Wettkampf erlebt, der von der Organisation und von den Bedingungen her in Deutschland nicht hätte besser sein können. Das war absolutes internationales Niveau. Solche Wettkampfmöglichkeiten, vor allem im Jugendbereich, bekommt man in Europa nur bei den ganz großen Leichtathletik-Meetings.
AZ: Und was habt ihr für einen Eindruck vom Land und von den Leuten?
Jens: Wir sind ja leider nur eine Woche hier, aber wir haben schon ein bisschen was vom Land gesehen. Mir gefällt Namibia sehr gut, vor allem die Landschaft. Es ist aufregend, hier Tiere in freier Wildbahn zu erleben, die man in Deutschland nur im Zoo sieht. Und das Klima hier ist wirklich sehr angenehm.
Alexander: Windhoek hat mich positiv überrascht. Eigentlich hatte ich mich auf eine kleine afrikanische Stadt eingestellt, die in der Entwicklung den europäischen Städten deutlich hinterher hinkt. Aber das ist gar nicht so. Windhoek ist sehr sauber und ist alles in allem sehr europäisch und westlich. Dass wir im Kalahari Sands wohnen dürfen war eine große Überraschung von unserem Trainer. Ein tolles Hotel.
AZ: Was für Pläne für die Zukunft habt ihr?
Alexander: Im Sommer findet in Litauen die U20-Europameisterschaft statt. Die Norm für die Speerwurf-Qualifikation liegt bei 67 Metern, das sollte kein Problem sein. Ansonsten ist mein großes Ziel die Olympiade 2008 in Peking. Das ist ein Riesen Traum für mich. Doch dafür muss ich mich nun regelmäßig steigern, um dann irgendwann die Qualifikations-Weite, die bei 81 Metern liegt, zu packen. Darauf arbeite ich hin. Mein Trainingspartner und Speerwurfkollege Boris Henry war bei seiner ersten Olympia-Teilnahme 22 Jahre jung. Ich wäre in Peking erst 21.
Jens: Auch für mich ist Peking 2008 das große Ziel. Dafür muss ich mein Trainingspensum regelmäßig steigern. Was meine derzeitige Leistung angeht denke ich, dass ich mit Alexander ungefähr auf einem Level bin. Ich hoffe, dass wir beide es dann in drei Jahren packen und zusammen zur Olympiade fahren können.
AZ: Danke euch beiden für das Gespräch.
AZ: Wie seid ihr zur Leichtathletik gekommen?
Jens: Durchs Mutter-Kind-Turnen. Dort entdeckte ich im Alter von drei Jahren meine liebe zum Sport. Danach habe ich regelmäßig Leichtathletik in der Schule gemacht und mit elf Jahren bin ich in die Leichtathletik-Abteilung des 1. FC Kaiserslautern gewechselt. Dort hatte ich zuerst drei Mal wöchentlich leistungsorientiertes Training. Das hat sich dann langsam gesteigert, bis ich in den Leistungssport eingetreten bin. Anfangs habe ich mich auf den Mehrkampf konzentriert, aber es wurde schnell klar, dass meine große Stärke im Hürdenlauf liegt. Vor eineinhalb Jahren bekam ich einen eigenen Hürdentrainer, seitdem trainiere ich sechs Mal pro Woche.
Alexander: Bei mir war das ganz einfach: Als ich sechs Jahre alt war wusste meine Mutter nicht, was sie mit mir anstellen sollte. Also hat sie mich einfach in den Sportverein gesteckt. Ich komme ja aus Leipzig, wo ich dann auf eines der Elite-Sportinternate ging und dort sowohl in schulischer als auch in sportlicher Hinsicht einen sehr hohen Standard genoss. Nach der Wende hat mein Vater einen Job in Frankfurt angenommen und wir sind in den Westen gezogen.
Da ich damals schon sehr gut in Leichtathletik war und meine Eltern das fördern wollten, machten wir die Wahl des Wohnortes von einem guten Sportverein in der Nähe abhängig. Wir sind dann auf das Leichtathletikzentrum Zweibrücken (LAZ) gestoßen, das schon damals für seine guten Stabhochspringer bekannt war. Seitdem wohne ich nun also in Zweibrücken, das liegt etwa 20 km vor Saarbrücken.
AZ: Was macht ihr außerhalb vom Sport?
Alexander: Ich mache im Moment mein fachbezogenes Abitur im Bereich Information und Technologie.
Jens: Ich hab letztes Jahr Abitur gemacht. Danach habe ich beim 1. FC Kaiserslautern ein Freiwilliges Soziales Jahr abgeleistet. Im Moment bewerbe ich mich beim Bundesgrenzschutz für die Sportfördergruppe, da man dort Beruf und Leistungssport miteinander verbinden kann. Wenn das nicht klappt, werde ich ein Studium beginnen.
AZ: Wie kam es, dass ihr hier in Windhoek beim Mini-Grand-Prix gestartet seid?
Alexander: Mein Trainer Dr. Klaus Bartonietz hat schon seit vielen Jahren sehr gute Kontakte zu Quinton Botes, dem Veranstalter des Mini-Grand-Prix. Die beiden haben sich bei einem Trainerlehrgang in Deutschland kennen gelernt und seitdem war Klaus schon fast 15 Mal hier. Letztes Jahr hat er vor und nach den Olympischen Spielen in Athen Leistungsanalysen mit den namibischen Olympia-Teilnehmern erstellt. Der LAZ ist ein Partnerverein vom 1. FC Kaiserslautern und so kennt Klaus schon seit einiger Zeit den Jens und hat ihn schon letztes Jahr zum Grand-Prix nach Windhoek mitgenommen. Ich bin dieses Jahr das erste Mal dabei.
Jens: Ja, ich war dieses Jahr schon zum zweiten Mal Namibia. Wie auch letztes Jahr haben die Sponsoren "Bank Windhoek" und "Air Namibia" Flugkosten, Unterkunft und sonstige Ausgaben abgedeckt. Das ist schon eine tolle Sache.
AZ: Wie beurteilt ihr die afrikanischen Konkurrenten, gegen die ihr hier angetreten seid?
Jens: Das muss differenziert betrachtet werden. In den Wurfdisziplinen und im 100m-Sprint haben die Afrikaner keine besonders beeindruckenden Leistungen gezeigt. Aber ab den 200 Metern und vor allem in den Langsstrecken-Läufen sind die Afrikaner uns Deutschen teilweise schon deutlich voraus. Über die 400m wurden hier Zeiten gelaufen, von denen kann ein Ingo Schulz - Deutschlands Nummer eins über die 400m - nur träumen. Es gibt in Namibia viele Talente. Und dass bei den langen Distanzen so gute Ergebnisse erzielt wurden hat mich nicht überrascht - da laufen die Afrikaner ja schon seit Jahren in einer eigenen Liga. Es hat mich gefreut, dass dieses Jahr mehr Sportler angetreten sind. Letztes Jahr waren wir nur drei Starter über die 110m Hürden, dieses Jahr waren alle acht Bahnen besetzt und das Feld war auch deutlich schneller.
Alexander: Ich habe den Speerwurf-Wettbewerb mit über 11 Metern Vorsprung auf den Zweitplatzierten gewonnen. Da waren die Sportler aus Afrika keine wirkliche Konkurrenz.
AZ: Was sagt ihr zu den Wettkampf-Bedingungen im Independence Stadion?
Alexander: Wir haben hier einen Wettkampf erlebt, der von der Organisation und von den Bedingungen her in Deutschland nicht hätte besser sein können. Das war absolutes internationales Niveau. Solche Wettkampfmöglichkeiten, vor allem im Jugendbereich, bekommt man in Europa nur bei den ganz großen Leichtathletik-Meetings.
AZ: Und was habt ihr für einen Eindruck vom Land und von den Leuten?
Jens: Wir sind ja leider nur eine Woche hier, aber wir haben schon ein bisschen was vom Land gesehen. Mir gefällt Namibia sehr gut, vor allem die Landschaft. Es ist aufregend, hier Tiere in freier Wildbahn zu erleben, die man in Deutschland nur im Zoo sieht. Und das Klima hier ist wirklich sehr angenehm.
Alexander: Windhoek hat mich positiv überrascht. Eigentlich hatte ich mich auf eine kleine afrikanische Stadt eingestellt, die in der Entwicklung den europäischen Städten deutlich hinterher hinkt. Aber das ist gar nicht so. Windhoek ist sehr sauber und ist alles in allem sehr europäisch und westlich. Dass wir im Kalahari Sands wohnen dürfen war eine große Überraschung von unserem Trainer. Ein tolles Hotel.
AZ: Was für Pläne für die Zukunft habt ihr?
Alexander: Im Sommer findet in Litauen die U20-Europameisterschaft statt. Die Norm für die Speerwurf-Qualifikation liegt bei 67 Metern, das sollte kein Problem sein. Ansonsten ist mein großes Ziel die Olympiade 2008 in Peking. Das ist ein Riesen Traum für mich. Doch dafür muss ich mich nun regelmäßig steigern, um dann irgendwann die Qualifikations-Weite, die bei 81 Metern liegt, zu packen. Darauf arbeite ich hin. Mein Trainingspartner und Speerwurfkollege Boris Henry war bei seiner ersten Olympia-Teilnahme 22 Jahre jung. Ich wäre in Peking erst 21.
Jens: Auch für mich ist Peking 2008 das große Ziel. Dafür muss ich mein Trainingspensum regelmäßig steigern. Was meine derzeitige Leistung angeht denke ich, dass ich mit Alexander ungefähr auf einem Level bin. Ich hoffe, dass wir beide es dann in drei Jahren packen und zusammen zur Olympiade fahren können.
AZ: Danke euch beiden für das Gespräch.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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