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Es braucht den Geist der Wahrheit
Es braucht den Geist der Wahrheit

Es braucht den Geist der Wahrheit

Betr.: „Evangelische Kirche bittet um Vergebung“ (AZ, 26. April 2017)
Anne Odendahl
Von einer Kirchenerklärung darf jeder Aufrichtigkeit und Wahrheitstreue erwarten. Genau hier kommen Zweifel, wenn bereits ein fairer Umgang mit allen Betroffenen fehlt. Jeder kann sich einer Mitverantwortung für „zwischen 1884 und 1915 begangener Gräueltaten“ stellen, aber wenn das Bekenntnis zur Schuld von den Rollenspielern hüben wie drüben in ein heuchlerisches Spiel ausartet, müssen Christen wach werden.

Das war Luther vor 500 Jahren mit seiner Kritik auch, als er die Gläubigen zur Arbeit anhielt und damit die technische Entwicklung weltweit auslöste. Aus der öffentlichen Stellungnahme der EKD zur Kolonialpolitik spricht nicht die Versöhnung, sondern die Sprache der Linken und antichristlicher Zeitgeist linksliberaler Medien, die bereits manchen verdrehten Namibianer verblendet haben. Wie viele Gespräche liefen zwischen EKD und örtlichen Kirchen und wie viele mit deutscher Gemeinde? In Swakopmund keine. Noch 1978 traten die Farbigen mit Weißen in der DTA zur Interimswahl an.

Wenn der Ratsvorsitzende Huber (2008) den Überlebenskampf der deutschen Siedler im Aufstand 1904-08 in populär-einprägsamer Rhetorik bereits als Massenmord (Völkermord lat.-gr. Genozid) darstellt, entgegen der Zeitzeugenberichte vieler Missionare und Historiker, wendet die Erklärung mit ihrer „Bitte um Vergebung bei den Nachfahren der Opfer“ die Vogel-friss-oder-stirb-Methode an. Mit Opfer sind alle gemeint, die „unter der deutschen Kolonialherrschaft gelitten haben“. Selbst damaligen Pastoren wird „Rechtfertigung imperialistischen Machtanspruchs und tiefsitzender Rassismus“ als Boden von Massentötungen unterstellt. Hat die deutsche Kirche einer Wegwerfgesellschaft mit Geburtenrückgang, emanzipatorischer Ehenot und Kirchenaustritten nicht genug zu tun, anstatt einseitig Schuldzuweisung über Vor- und Nachfahren deutscher Kolonialzeit zu verteilen, wo patriotische Christen, wie v. Estorff ihrem Vaterland die Treue hielten? Die Pastoren haben Opfer versorgt, als 2348 Mann der Truppe fielen, erkrankten, Farmer ermordet wurden und der Schaden in der Kolonie nicht beziffert werden kann. Ohne die Aufbauarbeit der Vorfahren käme heute kein Namibianer in den Genuss einer Farm.

Für die Rheinische Mission erwarben sich Missionare wie Kleinschmidt (1842) unter den Nama und Hahn (1844) in Okahandja und Otjikango großes Ansehen. Kolbe (1850) und Rath (1849), der Otjimbingwe anlegte, und Krönlein (1851) unterrichteten die Völker in Garten- und Ackerbau. 1895 wies die Rheinische Mission auf den Reservatsgedanken, denn der alkohol- und waffenliebende Samuel war gern bereit, den Siedlern Land zu verkaufen, um seine Schulden zu bezahlen. In einem Brief 1886 forderten Rust (Gibeon) und Hegner (Berseba) Hendrik zur Aufgabe seiner Raubzüge im Süden des Hererolandes auf; aber Hendrik sagte, es solle Munition ins Land kommen und die Leute gedemütigt werden, bis sie gehorsam seien. Wenn die EKD-Auslandsbischöfin Bosse-Huber mit den Nachfahren der Opfer im Gedenken an der Überwindung damaligen Unrechts arbeiten will (Unrecht ist Zeit des Kolonialismus), bedarf es den Geist der Wahrheit. Damit alle, also auch vermeintliche und echte Rassisten in Namibia, die Hand reichen, hilft keine Phrase vom Geist der Versöhnung.

Ist das die heilige Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, wie es Christen im Credo bekennen? Da treffen sich im Januar 2017 Hirten (Pastoren) und leitende Vertreter der Missionswerke und Kirchenverbände, Mutter-Kirchen und abgespaltene, Brüder- und Schwesterkirchen einer protestantischen Glaubenskonfession aus einem afrikanischen Entwicklungsland und der europäischen Wirtschaftsnation an einem Ort, wo das Blutvergießen im Januar 1904 mit dem Überfall der Herero auf die deutschen Siedler begann - zum ersten Mal, um sich kennenzulernen. Ein Vertreter der Regierung Namibias gibt seine Verhandlungseindrücke wider. Die Schafe ihrer Herden (gemeine Gläubige) wissen nichts von dem Treffen.

Man tauscht seine Gedanken aus oder hört einander zu. Am Ende wird von Teilnehmern angenommen, wenn nicht von allen vereinbart, dass eine Verlautbarung nicht veröffentlicht wird. Nicht ein halbes Jahr darauf kursiert in den Medien ein Stellungnahme des deutschen Kirchenverbandes (EKD) über ihre Haltung zur Versöhnungspolitik beider Völker. Warum? Die Zeit zu Forderungen ist günstig, wo das Einkommen derer, denen deutscher Fleiß unter dieser Regierung fehlt, gering ist.

Mit Bezug auf das Treffen sieht sich die teilnehmende kleine deutsch-namibische Kirche um Stellungnahme vorab gebeten, letzten Endes von der mächtigen EKD über den Tisch gezogen, nachdem die Veröffentlichung ihre Zustimmung zur Erklärung anpreist, was nicht wahr ist. Hinzu treten nun diverse Vermutungen zum Treffen in den „sozialen Medien“ auf, was bei exklusiven Tagungen ohne Kirchenvolk-Mitwirkung nicht verwundert. Kirche ist keine Demokratie, aber ohne Begegnung auf unterer Basis fehlt die Verständigung und bleiben die Vorurteile.

So sieht heute Ehe aus, wo Zwei Eins geworden sind - oder Kirche, wo viele Glieder (Schwesterkirchen) ein Leib sind. Man redet übereinander weg, man spricht miteinander und redet doch aneinander vorbei, man hört sich, aber es fällt doch auf taube Ohren, man sieht sich an, reicht sich die Hände, und es bleibt im Herzen dunkel. Wenn die Glieder des LWB das für Gemeinschaft halten, wundere ich mich nicht, wenn Gericht beim Volk Gottes beginnt. Was ist der wachsende Terror gegen Christen im Vorderen Orient und Abendland anderes?

Das Geschehene liegt 100 Jahre zurück, weiße Namibianer sind der Parolen der Herrschenden müde, abgetreten, verdrängt, ihre Jugend wandert ab und in den Schulen wird von den neuen Herren Befreiungsgeschichte gelehrt. Auf eine deutsche Entschuldigung folgt in Afrika die Forderung der Entschädigung und die ist nie gesättigt. Reagiert die ausmanövrierte DELK auf den Vertrauensbruch vor dem LWB-Treffen, steht sie allein da, und die EKD vor ihren Mitspielern sähe sich genötigt, die Mittelzuwendung umzulenken.

Bernd Seefeldt, Swakopmund

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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