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Es gibt Wichtigeres zu tun
Es gibt Wichtigeres zu tun

Es gibt Wichtigeres zu tun

Betr.: „Verlangter Betrag ist Stolperstein“ (AZ 6. Juni)
Lieber Herr Leuschner,

zunächst hatte Botschafter Schlaga das von außen herrührende Thema „Verhandlungen zu vier ausgesuchten Jahren der Geschichte“ zum Abschied gar nicht behandelt. Seinem Vortrag im Museum dienten drei wesentlich wichtigere Bereiche, und zwar die Entwicklungshilfe aus Berlin (z.B. der GIZ), Hilfskredite (z.B. im Straßenbau) und Förderung beruflicher Bildung (z.B. Schulbau). Erst nach Abschluß des Vortrags wurde als Anhang vom Gastgeber noch eine Ausführung zu dem Geschichtsthema verlangt. Der Bereich Bildungsprojekte wurde angesprochen, z.B. PASCH in Tsumeb für Deutschschüler, dazu die Wichtigkeit von Privatschulen, der deutschen Sprache, das empfundene Wohlwollen gegenüber Deutsch bei seinen Gesprächspartnern. Warum sich die Zahl Deutschstämmiger unter SWAPO halbiert hat trotz der von ihm gepriesenen deutschen Kulturgüter (NBC, AGDS, AZ, Marinedenkmal, Straßen etc.), hatte ich auf der Zunge. Im 3. Bereich, Wirtschaft und Handel, ist der Nachholbedarf ganz offensichtlich.

Volumenmäßig liegt Deutschland zwischen Tansania und China. Die von ihm zehnmal durchs Land geführten Industrievertreter haben nicht eine Investition getätigt.

Die einzige, die es gab (Firma Schwenk), hat sich sogar zurückgezogen, obwohl sie fast alle NEEF-Forderungen erfüllte. Namibia ist in Deutschland so gut wie unbekannt. Da ergibt sich die Frage: Was ist für die stärkste Industrie Europas investitionsförderlich und was fehlt hier? Obwohl politisch relativ stabil, ist latente Produktionsschwachheit, gleichzeitig Forderungsmentalität, die resultierende Verschuldung und Kreditwürdigkeit ein Minuspunkt. Die Sicherheit fehlt, Namibia hat nichts außer Sonne und Rohstoffe. Es besteht der politische Eingriff AA, eine Vergeltungsmaßnahme, die trennt und unterschiedliche Arbeitshaltung von Weiß- und Schwarzafrikanern ignoriert mit dem Resultat: es fehlen die verläßlichen Fachkräfte. Nicht nur unter Lehrkräften wurde willkürlich aussortiert. Nicht nur die Landwirtschaft leidet unter unproduktiver Landverteilung und gesetzloser Landnahme von Arbeitslosen nach Schulabgang. Nicht nur Farmer leiden unter Wilderei. Schon fallen deutschstämmige Lehrer der Rache von Mördern zum Opfer. Namibia macht zuviel Negativreklame von sich.

Beide Staaten saßen in Sonderverhandlungen seit 2015 über den einzigen Kolonialkrieg deutscher Geschichte, der für Angreifer und Angegriffene bitter verlief. Schlaga attestiert Namibia Mühe bei der Konsultation der betroffenen Gruppen. Es sei nicht selbstverständlich, daß man sich nach einer Sitzung noch gemeinsam zum Essen getroffen habe. Man hat sich über die „Bezeichnung“ und „Entschuldigung“ im ethisch- und politischen Wortgebrauch - nicht rechtlich - geeinigt. Eine „Wiedergutmachung“ sei rechtlich nicht möglich, stattdessen „measures of healing wounds“. Bis auf zwei offene Klammern steht der Text. „Hätten die Geschehnisse von damals heute stattgefunden, würde man dies ... (so) bezeichnen“, kann ich nicht unterschreiben. Der Stand unserer Moral ist heute tief, ja subjektiv. Die kommende Vereinbarung versteckt einiges an Heuchelei, insbesondere in Afrika. Nicht nur hört bei Geld die Freundschaft auf. Mit Geld läßt sich Vieles kaufen, aber kein Vertrauen, wo Einsicht zur eigenen Schuld fehlt. Bei welchem Volk gibt es noch politische Entschuldigung, außer dem deutschen? Man stelle sich vor, Berlin fordert von Schweden Entschuldigung für 30 Jahre Krieg durch König Gustaf Adolf? Das Verhältnis zu Tansania sieht anders aus als zu Namibia. Dort werden gute Beziehungen gesucht.

Das Land hat Wichtigeres zu tun, als mit Weitsicht eigene Arbeitskraft durch Forderungen von Fremdmitteln zu ersetzen.

Liebe Grüße, Bernd Seefeldt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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