Es ist Stromsparen angesagt
Der Leitende Direktor von Namibias Energieversorger NamPower, Paulinus Shilamba, hatte gerade erst wieder den Ernst der Lage geschildert: „Wir werden nicht in der Lage sein, die Situation mit Elektrizitätsversorgung allein zu bewältigen. Wir werden die Hilfe aller Beteiligten benötigen.“ Wer damit gemeint ist, ist klar: die Kundschaft sowie die Partner des staatlichen Unternehmens - und natürlich die Regierung.
Mit dem Finger zu zeigen ist keine Lösung für diese kritische Situation, denn das Wissen, wer nun für die kritische Situation verantwortlich ist, bringt nicht viel: Ob mangelnde Planung von Seiten des Staates bzw. des Stromversorgers, das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre oder ein dynamischer Wandel von Technologie uns in das Energiedefizit getrieben hat - der einzige Ausweg ist, mit der Elektrizität sparsam umzugehen und nach nachhaltigen Lösungen zu suchen. Diese heißt Kudu-Gaskraftwerk, dies hat Shilamba erneut verdeutlicht.
„Wir bitten unsere gesamte Kundschaft, vor allem den Bergbau, uns entgegenzukommen und zumindest zehn Prozent ihres Energieverbrauchs einzusparen“, hatte der NamPower-Chef vergangene Woche in Windhoek gesagt. Dies gilt vor allem während der Spitzenzeiten, zwischen 6 und 9 Uhr morgens sowie von 19 bis 21 Uhr. „Dies äußert sich dann in einer Energieeinsparung von insgesamt 60 Megawatt“, so Shilamba.
Gegenwärtig generiere Namibia nur 27 Prozent des eigenen Elektrizitätsbedarf aus nahezu einer Anlage: dem Ruacana-Wasserkraftwerk im Norden des Landes. Diese Energiequelle ist aber recht unbeständig, da die Kapazität vom Pegel des Kunene-Flusses abhängt. Zwar besitzt Namibia darüberhinaus drei weitere Kraftwerke, die allerdings laut einer Präsentation von NamPower nur für Notfälle eingesetzt werden bzw. sich im „Bereitschaftsmodus“ befinden: das Van-Eck-Kohlekraftwerk (120 MW) in Windhoek sowie die beiden dieselbetriebenen Elektrizitätswerke Anixas (22,5 MW) und Paratus (24 MW) in Walvis Bay.
Die restliche Energie für Namibia - mal mehr, mal weniger - wird aus dem Ausland bezogen: 18 Prozent kommen aus Mosambik (Lieferant: Aggreko), 31 Prozent aus Simbabwe (ZESA) sowie jeweils zwölf Prozent aus Südafrika (Eskom) und Sambia (ZESCO). Shilamba zufolge ist diese aktuelle Aufteilung aber langfristig nicht tragbar: Bei der Versorgung aus Sambia und Südafrika gebe es „regionale, überlastungsbedingte Übertragungsengpässe“. Außerdem gebe es Zweifel daran, dass der Liefervertrag mit Eskom über das Jahr 2016 hinaus weiter bestehen wird. Bedenklich sei zudem, dass Namibia 31 Prozent des eigenen Steckdosenstroms aus Simbabwe importiert, dem absoluten Krisenherd des südlichen Afrikas. Laut eigener Aussage steht NamPower mit den jeweiligen Ländern in Verhandlungen über neue bzw. verlängerte Lieferverträge. Es bleibt abzuwarten, ob diese Gespräche Früchte tragen und ob die Lieferabkommen auch erfüllt werden.
Somit gibt es in Namibia genug Gründe, um mit der Energie sparsam umzugehen und beispielsweise unbenutzte Maschinen bzw. Geräte und Lichter auszuschalten. Zudem rät NamPower, dass Unternehmen und Haushalte entsprechende Maßnahmen ergreifen und beispielsweise gewöhnliche Glühbirnen mit Kompaktleuchtstofflampen (Compact Fluorescent Light, CFL) oder Leuchtdioden (Light-Emitting Diode, LED) ersetzen. Ebenso könne die regelmäßige Wartung bei beispielsweise Klimaanlagen, Ventilations- und Heizsystemen, Pumpen, Kühlräumen und anderen großen Energiefressern den Stromverbrauch reduzieren. Generell empfiehlt der Stromversorger, dass bei allen Endverbrauchergeräten auf neuere Technologien umgestiegen wird, die weniger Elektrizität benötigen.
Clemens von Alten
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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