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"Es kam mir verdächtig vor"

Windhoek - Staatsanwältin Antonia Verhoef hatte mit Gerridha Magrietha Holloway die beste Freundin von Shortys bei dem Kareeboomvloer-Massaker ermordeter Mutter Elzabé Erasmus in den Zeugenstand gerufen. Die ehemalige Polizistin schilderte zunächst Konflikte innerhalb der Familie Erasmus, vor allem zwischen Shorty und seinem ebenfalls ermordeten Vater Justus (Rassie). Immer wieder sei es zu Auseinandersetzungen gekommen, weil Shorty ständig arbeitslos gewesen oder sich mit Hilfsjobs über Wasser gehalten habe und von der Familie finanziell unterstützt werden musste. Für Elzabé, so Holloway, sei dies sehr schwer gewesen.

Von der Ermordung ihrer Freundin am 5. März 2005 habe sie erst am darauf folgenden Montag aus der Zeitung erfahren und dann sogleich Shorty angerufen, der ihr mitgeteilt habe, er sei gerade mitsamt des Testaments seiner Eltern auf dem Weg zu seinem Anwalt Petrie Theron. Am Abend habe Holloway ihn dann besucht und er habe erzählt, dass seine Mutter ihn noch am Tattag angerufen hätte, um zu fragen, ob er seinen Vater auf die Farm begleiten könne, dort sei ein Farmarbeiter erkrankt und müsse ins Krankenhaus gebracht werden. Da er keine Zeit hatte, sei seine Mutter mitgefahren. Holloway erklärte, es sei Gepflogenheit des Ehepaars gewesen, stets zu zweit auf die Farm zu fahren. Sollten sie bis zum Abend nicht zurück sein, so die Vereinbarung, hätte Shorty den Auftrag gehabt, seine Eltern zu suchen.

Der 30-Jährige habe ihr weiter berichtet, dass er am Abend deshalb vergeblich sämtliche Telefonnummern seiner Eltern sowie auf der Farm angerufen hätte, bevor er das Auto seiner Mutter abgeholt hätte und damit direkt zur Farm gefahren sei. Dort habe er seine Eltern dann erschossen im Wohnzimmer des Farmhauses gefunden, sei umgehend zurück zur Polizei gefahren und habe gleichzeitig den Bruder seines Vaters in Keetmanshoop benachrichtigt.

"Zwei Dinge kamen mir an dem Abend, als ich Christo (Shorty, d. Red.) besucht habe, verdächtig vor: Der Maxima von Elzabé wies an beiden Seiten von vorne bis hinten Kratzer auf. Shorty erklärte mir, das sei auf der Schotterstraße von der Farm passiert. Ich bin diese Strecke ebenfalls schon mehrmals mit einem größeren Wagen gefahren und habe mir noch nie Kratzer eingefangen. Außerdem hat es mich gewundert, warum er auf der Fahrt nach Kareeboomvloer nicht in Rehoboth beim Krankenhaus angehalten hat, um zu sehen, ob seine Eltern und der kranke Farmarbeiter dort sind."

Im Kreuzverhör durch Shortys Anwalt Petrie Theron kam Holloway dann aber ins Schwanken. Theron hatte schon mehrmals während ihrer Aussage versucht, Einspruch zu erheben, da die Informationen, die die Zeugin vor Gericht brachte, fast ausschließlich vom Hörensagen resultieren und - da Shortys Eltern tot sind - nicht nachgeprüft werden können. Somit ist dieser Teil der Aussage vor Gericht nicht zulässig. Holloway musste eingestehen, dass sie von den Konflikten und angeblicher Geldverschwendung lediglich von Elzabé gewusst, dies aber nie persönlich miterlebt habe. Ähnliches gelte für einen angebliche Enterbung Shortys sowie dessen dauernde Arbeitslosigkeit. Theron konfrontierte sie zudem mit der Aussage Shortys, der betont hatte, in dem Gespräch mit Holloway niemals berichtet zu haben, dass ein Arbeiter ins Hospital gebracht werden müsse. Auch sei es völlig unmöglich, dass Shorty am Montagmorgen nach der Tat mit dem Testament seiner Eltern auf dem Weg zu ihm gewesen sei. Er, Theron, sei erst einige Tage später nach Shortys Verhaftung von dessen Schwester mit dem Fall beauftragt worden. Am Ende blieb daher von der durchaus interessanten und aufschlussreichen Aussage wenig übrig, das vor Gericht als Beweismittel genutzt werden kann.

Im Prozess, der erst morgen fortgesetzt wird, geht es um die Ermordung von Shortys Eltern sowie sechs weiterer Farmangestellter bzw. deren Angehörigen auf Kareeboomvloer. Neben Shorty, dem die Staatsanwaltschaft unterstellt, die Liquidierung seiner Eltern in Auftrag gegeben zu haben, sind die Brüder Sylvester und Gavin Beukes sowie deren Bekannter Stoney Neidel angeklagt. Die Brüder sollen das Blutbad ausgeführt haben, bei Neidel waren Teile aus der Beute von der Farm aufgefunden worden.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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