"Es kann doch eigentlich nur besser werden"
Gründe zu Frustration hätte die 50-Jährige eigentlich zu Genüge, denn auch im abgelaufenen Jahr steckte der Denkmalrat fest in der Umklammerung des schmalen Budgets. Mit weniger als zwei Mio.
Namibia- Dollar pro Jahr vom Ministerium für Jugend, Nationaldienst, Kultur und Sport sowie den Einnahmen aus Eintrittsgebühren von nur vier Monumenten im Land kann der Rat seine Aufgaben nur schwer erfüllen und sieht sich daher auch öffentlich teils harscher Kritik ausgesetzt.
"Es stimmt schon, wir hätten theoretisch wirklich viel, viel mehr machen können, vielleicht müssen; aber dafür fehlt uns in der Praxis einfach das Geld", so Schneider kürzlich im AZ-Gespräch hinsichtlich des Vorwurfs, der Rat habe seine eigentliche Arbeit nur unzureichend ausgeübt.
Dies hatte beispielsweise der Historiker Andreas Vogt bemängelt (siehe AZ vom 27. November 2006). Vogt hatte zudem kritisiert, dass der Denkmalrat auch für die Verwaltung der Monumente verantwortlich zeichne und sich seine Aufgaben dadurch mit denen der verschiedenen Ministerien überschneide.
Schneider dazu: "Gerade weil wir ein so limitiertes Budget haben, sind wir auf die Einnahmen aus Eintrittgebühren angewiesen, um die Denkmäler und Anlagen zu unterhalten und Reparaturen durchzuführen." Andernfalls wären notwendige Instandhaltungen wie zum Beispiel im abgelaufenen Jahr in Twyfelfontein nicht möglich gewesen. Seine Verantwortlichkeiten habe der Rat allerdings nicht delegiert, betont Schneider und fügt hinzu:
"Wenn wir allerdings Aufgaben nicht erledigen konnten, dann ist das sicherlich nicht unserer Faulheit geschuldet, sondern der finanziellen und damit auch personellen Lage." Ebenso verwehrt sich die Geologin gegen den Vorwurf, der Denkmalrat habe sich beispielsweise beim Umbau des denkmalgeschützten ehemaligen Hotels Grüner Kranz in Karibib nachlässig verhalten.
"Ich habe in dieser Sache stundenlang bis nachts im Büro gesessen und mich damit beschäftigt, mit der Polizei zu verhandeln, aber die Situation in Karibib ist schwierig. Wir hatten keine Unterstützung von der Polizei, die Staatsanwaltschaft hat uns blockiert." Allerdings gebe es jetzt ein Gerichtsverfahren und sie habe Hoffnung auf ein gutes Ende:
"Die Bausubstanz des alten Gebäudes ist nicht verändert worden, es könnte also wieder hergestellt werden. Wir bleiben in jedem Fall am Ball, denn an diesem Fall könnte ein Exempel statuiertwerden." Der Fall Karibib habe aber auch ein weiteres Problem deutlich werden lassen: Der Informationsfluss zum Denkmalrat ist schlecht.
"Wir hätten von dem Anbau gar nichts erfahren, wenn nicht zufällig ein Mitglied des Rates darauf aufmerksam geworden wäre. Wie sollen wir also aktiv werden, wenn uns die Informationen fehlen?", so Schneider. Weiterer Kritikpunkt war das Verhalten des Denkmalrats im Fall des Johanniter-Hauses in Swakopmund, das kürzlich zum Abriss freigegeben worden war.
Schneider betont: "Wir können nur ein Veto einlegen, wenn es sich um ein proklamiertes Denkmal handelt. Das trifft aber beim Johanniter- Haus nicht zu und damit haben wir keine legale Basis zum Einschreiten", so die Vizevorsitzende, die darüber hinaus unter Verweise auf die Quelle der Kritik zu bedenken gibt:
"Es ist nicht unsere vorrangige Verantwortung, nur deutsches Kulturerbe zu schützen. Zudem sollte es auch Aufgabe der Öffentlichkeit sein, schützenswerte Objekte zur Proklamierung vorzuschlagen, und nicht nur Kritik am Denkmalrat zu üben, wenn solche Objekte verändert oder abgerissen werden." Auftrag des Denkmalrates sei nun in jedem Falle, innovative Einnahmequellen zu finden und weitere Denkmäler zu Touristenattraktionen zu entwickeln.
"Auf lange Sicht können wir sicherlich nie all das machen, was wir gerne wollen. Die Finanzlage schwebt einfach wie ein Damoklesschwert über uns", so Schneider. Weiter entwickelt werden soll deshalb auch der Heldenacker bei Windhoek, der ebenfalls Gegenstand von Kritik am Rat gewesen war, vor allem, weil die Einnahmen bislang in keiner Weise die Ausgaben ausgleichen.
"Der Heldenacker muss einfach besser vermarktet werden, wir müssen Besucher dorthin locken", so Schneider, die deshalb auf ein kürzlich dort eröffnetes Restaurant sowie eine Ausstellung über die auf dem Acker beerdigten Personen setzt. Zudem habe der Rat aufgrund der "mangelhaften Bauplanung" einige Änderungsvorschläge zur Gestaltung des Areals gemacht, die allerdings bislang noch nicht durchgeführt worden seien.
Kritikern vor allem aus der deutschsprachigen Gemeinschaft gibt Schneider auch zu bedenken: "Die große Mehrheit der hiesigen Bevölkerung schätzt dieses Denkmal und empfindet es als nationals Erbe. Daher kann der Denkmalrat auch stolz darauf sein, es verwalten zu dürfen." Trotz all dieser Probleme, noch gesteigert durch mangelndes geschultes Personal, für das ebenfalls das Geld fehlt, kann der Denkmalrat zufrieden auf 2006 zurückschauen.
Als Höhepunkte nennt Schneider die Zusammenstellung eines Dossiers über Twyfelfontein in Kooperation mit dem namibischen nationalen UNESCO- Komitee, mit dem bei der UNESCO die Proklamation zum Weltkulturerbe beantragt worden sei. Eine erste Prüfung im Oktober sei durchaus zufrieden stellend ausgefallen, im Februar entscheidet die UNESCO über die Zulassung. Sollte diese gewährt werden, könne eine der wichtigsten Felskunst- Stätten Afrikas in den Mittelpunkt gerückt werden, so Schneider.
"Und natürlich verschafft uns eine Anerkennung als Weltkulturerbe auch Zugang zu externen Finanzen." Zudem fördere es die sozio-ökonomische Entwicklung, weil die locale Gemeinschaft noch starker eingebunden warden und gleichzeitig von mehr Touristen profitieren könne. Schon jetzt sind speziell ausgebildete Einheimische dort als Touristenführer angestellt. Im vergangenen Jahr sei darüber hinaus das dortige Besucherzentrum vollendet und bislang gut angenommen worden.
"Das war sicher ein Höhepunkt des Jahres und wir sind stolz darauf", so Schneider. Positiv bewertet sie auch die Einführung des neuen Gesetzes zum Schutz des Kulturerbes (Heritage Act), im Zuge dessen der Denkmalrat umstrukturiert und neu gegliedert worden ist. "Jetzt werden die Stellen im Rat ausgeschrieben, das hat die demokratische Repräsentativität verbessert. Zudem gibt es nun drei aktive Sub-Komitees, die sich jeweils auf ihre Aufgabe (wissenschaftliche Arbeit, Gebäudeschutz und Öffentlichkeitsarbeit) konzentrieren.
Ich habe die Hoffnung, dass dadurch mehr passiert." Hoffnung scheint ohnehin ein Grundprinzip der promovierten Mineralogin zu sein, auch wenn sie die Lage als "gelegentlich frustrierend" beschreibt: Obwohl Schneider weiß, dass auch im Jahr 2007 das Geld Hauptthema für den Rat bleiben wird, wagt sie, Pläne zu machen.
So will das Gremium eine Karte aller Monumente im Land zusammenstellen und herausgeben, die Informations- und Bilderausstellung am Heldenacker soll fertig gestellt und fünf neue Denkmäler im Land proklamiert werden. Auch will Schneider die Öffentlichkeitsarbeit durch das neue dafür zuständige Sub-Komitee deutlich ausweiten und den Fokus des Denkmalrats verstärkt auf solche Stätten setzen, "die die namibische Nation vereinen".
"Man darf einfach niemals aufgeben", sagt Gabi Schneider. "Und angesichts der derzeitigen Situation kann 2007 doch eigentlich nur besser werden."
Namibia- Dollar pro Jahr vom Ministerium für Jugend, Nationaldienst, Kultur und Sport sowie den Einnahmen aus Eintrittsgebühren von nur vier Monumenten im Land kann der Rat seine Aufgaben nur schwer erfüllen und sieht sich daher auch öffentlich teils harscher Kritik ausgesetzt.
"Es stimmt schon, wir hätten theoretisch wirklich viel, viel mehr machen können, vielleicht müssen; aber dafür fehlt uns in der Praxis einfach das Geld", so Schneider kürzlich im AZ-Gespräch hinsichtlich des Vorwurfs, der Rat habe seine eigentliche Arbeit nur unzureichend ausgeübt.
Dies hatte beispielsweise der Historiker Andreas Vogt bemängelt (siehe AZ vom 27. November 2006). Vogt hatte zudem kritisiert, dass der Denkmalrat auch für die Verwaltung der Monumente verantwortlich zeichne und sich seine Aufgaben dadurch mit denen der verschiedenen Ministerien überschneide.
Schneider dazu: "Gerade weil wir ein so limitiertes Budget haben, sind wir auf die Einnahmen aus Eintrittgebühren angewiesen, um die Denkmäler und Anlagen zu unterhalten und Reparaturen durchzuführen." Andernfalls wären notwendige Instandhaltungen wie zum Beispiel im abgelaufenen Jahr in Twyfelfontein nicht möglich gewesen. Seine Verantwortlichkeiten habe der Rat allerdings nicht delegiert, betont Schneider und fügt hinzu:
"Wenn wir allerdings Aufgaben nicht erledigen konnten, dann ist das sicherlich nicht unserer Faulheit geschuldet, sondern der finanziellen und damit auch personellen Lage." Ebenso verwehrt sich die Geologin gegen den Vorwurf, der Denkmalrat habe sich beispielsweise beim Umbau des denkmalgeschützten ehemaligen Hotels Grüner Kranz in Karibib nachlässig verhalten.
"Ich habe in dieser Sache stundenlang bis nachts im Büro gesessen und mich damit beschäftigt, mit der Polizei zu verhandeln, aber die Situation in Karibib ist schwierig. Wir hatten keine Unterstützung von der Polizei, die Staatsanwaltschaft hat uns blockiert." Allerdings gebe es jetzt ein Gerichtsverfahren und sie habe Hoffnung auf ein gutes Ende:
"Die Bausubstanz des alten Gebäudes ist nicht verändert worden, es könnte also wieder hergestellt werden. Wir bleiben in jedem Fall am Ball, denn an diesem Fall könnte ein Exempel statuiertwerden." Der Fall Karibib habe aber auch ein weiteres Problem deutlich werden lassen: Der Informationsfluss zum Denkmalrat ist schlecht.
"Wir hätten von dem Anbau gar nichts erfahren, wenn nicht zufällig ein Mitglied des Rates darauf aufmerksam geworden wäre. Wie sollen wir also aktiv werden, wenn uns die Informationen fehlen?", so Schneider. Weiterer Kritikpunkt war das Verhalten des Denkmalrats im Fall des Johanniter-Hauses in Swakopmund, das kürzlich zum Abriss freigegeben worden war.
Schneider betont: "Wir können nur ein Veto einlegen, wenn es sich um ein proklamiertes Denkmal handelt. Das trifft aber beim Johanniter- Haus nicht zu und damit haben wir keine legale Basis zum Einschreiten", so die Vizevorsitzende, die darüber hinaus unter Verweise auf die Quelle der Kritik zu bedenken gibt:
"Es ist nicht unsere vorrangige Verantwortung, nur deutsches Kulturerbe zu schützen. Zudem sollte es auch Aufgabe der Öffentlichkeit sein, schützenswerte Objekte zur Proklamierung vorzuschlagen, und nicht nur Kritik am Denkmalrat zu üben, wenn solche Objekte verändert oder abgerissen werden." Auftrag des Denkmalrates sei nun in jedem Falle, innovative Einnahmequellen zu finden und weitere Denkmäler zu Touristenattraktionen zu entwickeln.
"Auf lange Sicht können wir sicherlich nie all das machen, was wir gerne wollen. Die Finanzlage schwebt einfach wie ein Damoklesschwert über uns", so Schneider. Weiter entwickelt werden soll deshalb auch der Heldenacker bei Windhoek, der ebenfalls Gegenstand von Kritik am Rat gewesen war, vor allem, weil die Einnahmen bislang in keiner Weise die Ausgaben ausgleichen.
"Der Heldenacker muss einfach besser vermarktet werden, wir müssen Besucher dorthin locken", so Schneider, die deshalb auf ein kürzlich dort eröffnetes Restaurant sowie eine Ausstellung über die auf dem Acker beerdigten Personen setzt. Zudem habe der Rat aufgrund der "mangelhaften Bauplanung" einige Änderungsvorschläge zur Gestaltung des Areals gemacht, die allerdings bislang noch nicht durchgeführt worden seien.
Kritikern vor allem aus der deutschsprachigen Gemeinschaft gibt Schneider auch zu bedenken: "Die große Mehrheit der hiesigen Bevölkerung schätzt dieses Denkmal und empfindet es als nationals Erbe. Daher kann der Denkmalrat auch stolz darauf sein, es verwalten zu dürfen." Trotz all dieser Probleme, noch gesteigert durch mangelndes geschultes Personal, für das ebenfalls das Geld fehlt, kann der Denkmalrat zufrieden auf 2006 zurückschauen.
Als Höhepunkte nennt Schneider die Zusammenstellung eines Dossiers über Twyfelfontein in Kooperation mit dem namibischen nationalen UNESCO- Komitee, mit dem bei der UNESCO die Proklamation zum Weltkulturerbe beantragt worden sei. Eine erste Prüfung im Oktober sei durchaus zufrieden stellend ausgefallen, im Februar entscheidet die UNESCO über die Zulassung. Sollte diese gewährt werden, könne eine der wichtigsten Felskunst- Stätten Afrikas in den Mittelpunkt gerückt werden, so Schneider.
"Und natürlich verschafft uns eine Anerkennung als Weltkulturerbe auch Zugang zu externen Finanzen." Zudem fördere es die sozio-ökonomische Entwicklung, weil die locale Gemeinschaft noch starker eingebunden warden und gleichzeitig von mehr Touristen profitieren könne. Schon jetzt sind speziell ausgebildete Einheimische dort als Touristenführer angestellt. Im vergangenen Jahr sei darüber hinaus das dortige Besucherzentrum vollendet und bislang gut angenommen worden.
"Das war sicher ein Höhepunkt des Jahres und wir sind stolz darauf", so Schneider. Positiv bewertet sie auch die Einführung des neuen Gesetzes zum Schutz des Kulturerbes (Heritage Act), im Zuge dessen der Denkmalrat umstrukturiert und neu gegliedert worden ist. "Jetzt werden die Stellen im Rat ausgeschrieben, das hat die demokratische Repräsentativität verbessert. Zudem gibt es nun drei aktive Sub-Komitees, die sich jeweils auf ihre Aufgabe (wissenschaftliche Arbeit, Gebäudeschutz und Öffentlichkeitsarbeit) konzentrieren.
Ich habe die Hoffnung, dass dadurch mehr passiert." Hoffnung scheint ohnehin ein Grundprinzip der promovierten Mineralogin zu sein, auch wenn sie die Lage als "gelegentlich frustrierend" beschreibt: Obwohl Schneider weiß, dass auch im Jahr 2007 das Geld Hauptthema für den Rat bleiben wird, wagt sie, Pläne zu machen.
So will das Gremium eine Karte aller Monumente im Land zusammenstellen und herausgeben, die Informations- und Bilderausstellung am Heldenacker soll fertig gestellt und fünf neue Denkmäler im Land proklamiert werden. Auch will Schneider die Öffentlichkeitsarbeit durch das neue dafür zuständige Sub-Komitee deutlich ausweiten und den Fokus des Denkmalrats verstärkt auf solche Stätten setzen, "die die namibische Nation vereinen".
"Man darf einfach niemals aufgeben", sagt Gabi Schneider. "Und angesichts der derzeitigen Situation kann 2007 doch eigentlich nur besser werden."
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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