Es war ein Auftragsmord

Wir sind die Eltern unseres ermordeten Sohnes Thilo Neumann, der am 19. Januar 2010 erschossen wurde und wir verfolgen Ihre Beiträge in Ihrer Zeitung über die gerichtliche Aufarbeitung des Falles. Uns war von Anfang an klar, dass die in Gewahrsam gehaltenen Angeklagten keinen Raubmord begangen haben, denn es fehlte nach der Tat kein einziges Stück aus dem Eigentum unseres Sohnes. Diese Tat war eindeutig ein Auftragsmord der dortigen Bauunternehmer, nachdem Thilo recherchiert hatte, ob es denn überhaupt rechtlich gestattet ist, im Swakop-Rivier Sand abzufahren. Auf die Frage an den Polizei-Regionalkommandanten, Herrn Festus Shilongo, ob es sich um einen Auftragsmord handele, bestätigte er uns dies.

Dies wird jetzt zum zweiten Mal indirekt bestätigt: Staatsanwalt Garth Clinton Joseph hat bis heute noch nicht die Polizeiakte an die Generalstaatsanwältin übersandt, so dass Richter Tjatjara den Prozess immer weiter vor sich herschiebt, der nächste Termin soll im März stattfinden. Macht die Staatsanwaltschaft gemeinsache Sache mit den Bauunternehmern? Wir können der Jurisprudenz in Namibia kein gutes Urteil bescheinigen, denn hier ist offenbar der Grundsatz eines ordentlichen Gerichtsverfahrens infrage gestellt, und dies bei einem Kapitalverbrechen wie Mord. Die Bezeichnung Bananenrepublik trifft zweifelsohne zu.

Mit diesem Brief an Sie und Ihre Zeitung wollen wir mitteilen, wie wir über die Gerichtsbarkeit in Namibia denken. Es ist Ihnen auch gestattet, diesen Brief zu veröffentlichen.

Hannelore und Rolf Neumann, Griesheim