„Es war ein Fehler, Namibia zu verlassen“
AZ: Sie haben schon viele Mannschaften in Afrika als Trainer betreut, waren aber nirgendwo länger als drei Jahre angestellt. Wo haben Sie sich am wohlsten gefühlt?
T. Saintfiet: Die Antwort fällt mir sehr leicht: Namibia! Ich habe einen Fehler gemacht, als ich das Land 2010 verlassen habe und nach Simbabwe gegangen bin. Nachdem ich aus Namibia fortgegangen bin, wurden mir häufig nur sehr kurze Verträge gegeben, weil die verschiedenen Verbände kein Geld für einen längeren Arbeitsvertrag mit einem ausländischen Trainer ausgeben wollten - oder ausgeben konnten. In Namibia habe ich ein fantastisches Leben geführt. Ich hatte aber auch ein wunderbares Verhältnis zum Namibischen Fußball-Verband (NFA; Anm. d. Red.), der aus meiner Sicht sehr gut organisiert ist, und zu den Spielern.
AZ: Sie haben auch als Trainer in Asien gearbeitet. Wo sehen Sie die größten Unterschiede des Fußballs zwischen den Kontinenten?
T. Saintfiet: Um ganz ehrlich zu sein: Da gibt es keine. Ich habe nun Nationalmannschaften auf vier verschiedenen Kontinenten betreut - Afrika, Asien, der Karibik und jetzt Europa. Der Fußball hat überall auf der Welt einen wahnsinnig hohen Stellenwert. Alle Nationen haben ihre Vor- und Nachteile, aber letztlich arbeitest du überall mit den besten Spielern des Landes. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Ländern oder Kontinenten.
AZ: Haben Sie als Afrika-Kenner Ideen oder Vorstellungen, wie der afrikanische Fußball ein höheres Niveau erreichen kann?
T. Saintfiet: Ich denke, der afrikanische Fußball ist wirklich gut. Vor allem, weil unglaubliches Potential in den Spielern steckt. In Europa bilden wir Spieler schon mit vier oder fünf Jahren in Vereinen mit eigener Ausrüstung, mit lizensierten und professionellen Trainern aus. Wenn die Afrikaner dieselbe hochwertige Ausbildung erhalten würden, würden wir schnell einen Weltmeister aus Afrika bejubeln dürfen. Ich glaube auch, dass das möglich ist - dafür ist aber ein langfristiger Plan nötig, der dann auch umgesetzt wird. Die Entwicklungen in Deutschland, Belgien, Frankreich oder jetzt auch Island sind nicht zufällig und kurzfristig so verlaufen, sie haben sich auch erst nach zehn oder zwanzig Jahren harter Arbeit mit einer klaren Vision vor Augen so eingestellt.
AZ: Als Belgier kennen Sie sich im europäischen Fußball sehr gut aus. Warum gibt es in Europa so viele fußballerisch starke Nationen - gerade im Vergleich zu anderen Kontinenten?
T. Saintfiet: Es geht vor allem um die Entwicklungen, Strukturen, die Beharrlichkeit der Entscheidungsträger und eine klare Vision. Der Kontinent mit dem größten „angeborenen” Talent ist zweifelsfrei Afrika, Europa hat aber die beste Organisation. Und genau die ist entscheidend, wenn man auf lange Sicht etwas erreichen will - im Sport, so wie im Leben.
AZ: Zu Beginn ihrer Karriere haben Sie auch Nachwuchs-Mannschaften trainiert. Wie hat Ihnen die Arbeit an der Wurzel des Sports gefallen?
T. Saintfiet: Ein guter Jugendtrainer zu sein ist schwerer, als einen guten Cheftrainer im Senioren-Bereich abzugeben. Beim Nachwuchs geht es nicht so sehr um gute Ergebnisse, es geht nicht nur um Siege und gewonnene Meisterschaften, sondern es geht vor allem um die Entwicklung der Spieler. Ein guter Jugendtrainer muss auch ein Pädagoge und ein Vorbild auf und neben dem Platz sein. Ich verfolge aber einen klaren Plan in meiner Karriere. Das Betreuen von Nachwuchs-Spielern gehörte nie dazu. Dann schon eher, den jungen Fußballern Strukturen zu bereiten, in denen sie eine gute Entwicklung nehmen können oder die Entwicklung der Spieler zu beobachten und zu analysieren. Aber am liebsten bin ich nach wie vor Trainer einer Senioren-Mannschaft.
AZ: Die Anstellung beim maltesischen Fußball-Verband ist Ihre erste Trainerstation in Europa. Was haben Sie für Ziele mit dem kleinen Inselstaat?
T. Saintfiet: Es ist großartig für mich, in Europa und vor allem in Malta zu arbeiten. Es ist ein wirklich schönes Land mit einer guten Liga und einem sehr gut organisierten Verband. In den letzten Jahren haben die Verantwortlichen hier sehr hart gearbeitet und eine klare Vision vor Augen gehabt. Mein Vorgänger, Pietro Ghedin, der ehemalige Assistenztrainer der italienischen Nationalmannschaft, hat hier einen guten Job gemacht. Zudem konnte der Technische Direktor, Robert Gatt, dem Verband und der Mannschaft die nötigen Strukturen geben, um erfolgreichen Fußball zu spielen. Derzeit belegt Malta zwar keinen guten Platz in der Fifa-Weltrangliste, es darf aber niemals vergessen werden, welch gute Ergebnisse die Mannschaft sich in den letzten Wochen, Monaten und Jahren erspielen konnte - und das gegen europäische Top-Nationen wie England (0:2-Niederlage in London; Anm. d. R.). Wir wollen uns jetzt langsam weiterentwickeln, in der Fifa-Rangliste aufsteigen und konkurrenzfähiger - vor allem im Hinblick auf ähnlich große Nationen - werden. Das Projekt ist auf lange Zeit angelegt. Ich habe jetzt einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Unser großes Ziel ist es, die Mannschaft so weit zu entwickeln, dass wir eine reelle Chance haben, die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 zu schaffen. Es wird einige Zeit brauchen, deswegen starten wir jetzt mit der Arbeit. Und ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann.
AZ: Sie mussten Ihre aktive Karriere wegen einer Verletzung früh aufgeben. Trotzdem sind Sie dem Fußball ihr ganzes Leben über treu geblieben und haben eine Karriere als Funktionär und Trainer eingeschlagen. Hatten Sie schon zu Beginn ihrer aktiven Zeit den Wunsch, später einmal Trainer zu werden oder hat sich das einfach entwickelt?
T. Saintfiet: Schon als ich 17 Jahre alt war, wusste ich, dass ich ein Trainer werden will! Ich wusste genau, dass ich nicht das Potential hatte, ein Top-Spieler zu werden. Deswegen habe ich beschlossen, dieses Ziel als Trainer zu erreichen. Also habe ich mein Studium danach ausgerichtet, habe gelernt und mich so bestmöglich auf eine Trainerlaufbahn vorbereitet. Ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben - egal ob als Trainer oder als Spieler.
T. Saintfiet: Die Antwort fällt mir sehr leicht: Namibia! Ich habe einen Fehler gemacht, als ich das Land 2010 verlassen habe und nach Simbabwe gegangen bin. Nachdem ich aus Namibia fortgegangen bin, wurden mir häufig nur sehr kurze Verträge gegeben, weil die verschiedenen Verbände kein Geld für einen längeren Arbeitsvertrag mit einem ausländischen Trainer ausgeben wollten - oder ausgeben konnten. In Namibia habe ich ein fantastisches Leben geführt. Ich hatte aber auch ein wunderbares Verhältnis zum Namibischen Fußball-Verband (NFA; Anm. d. Red.), der aus meiner Sicht sehr gut organisiert ist, und zu den Spielern.
AZ: Sie haben auch als Trainer in Asien gearbeitet. Wo sehen Sie die größten Unterschiede des Fußballs zwischen den Kontinenten?
T. Saintfiet: Um ganz ehrlich zu sein: Da gibt es keine. Ich habe nun Nationalmannschaften auf vier verschiedenen Kontinenten betreut - Afrika, Asien, der Karibik und jetzt Europa. Der Fußball hat überall auf der Welt einen wahnsinnig hohen Stellenwert. Alle Nationen haben ihre Vor- und Nachteile, aber letztlich arbeitest du überall mit den besten Spielern des Landes. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Ländern oder Kontinenten.
AZ: Haben Sie als Afrika-Kenner Ideen oder Vorstellungen, wie der afrikanische Fußball ein höheres Niveau erreichen kann?
T. Saintfiet: Ich denke, der afrikanische Fußball ist wirklich gut. Vor allem, weil unglaubliches Potential in den Spielern steckt. In Europa bilden wir Spieler schon mit vier oder fünf Jahren in Vereinen mit eigener Ausrüstung, mit lizensierten und professionellen Trainern aus. Wenn die Afrikaner dieselbe hochwertige Ausbildung erhalten würden, würden wir schnell einen Weltmeister aus Afrika bejubeln dürfen. Ich glaube auch, dass das möglich ist - dafür ist aber ein langfristiger Plan nötig, der dann auch umgesetzt wird. Die Entwicklungen in Deutschland, Belgien, Frankreich oder jetzt auch Island sind nicht zufällig und kurzfristig so verlaufen, sie haben sich auch erst nach zehn oder zwanzig Jahren harter Arbeit mit einer klaren Vision vor Augen so eingestellt.
AZ: Als Belgier kennen Sie sich im europäischen Fußball sehr gut aus. Warum gibt es in Europa so viele fußballerisch starke Nationen - gerade im Vergleich zu anderen Kontinenten?
T. Saintfiet: Es geht vor allem um die Entwicklungen, Strukturen, die Beharrlichkeit der Entscheidungsträger und eine klare Vision. Der Kontinent mit dem größten „angeborenen” Talent ist zweifelsfrei Afrika, Europa hat aber die beste Organisation. Und genau die ist entscheidend, wenn man auf lange Sicht etwas erreichen will - im Sport, so wie im Leben.
AZ: Zu Beginn ihrer Karriere haben Sie auch Nachwuchs-Mannschaften trainiert. Wie hat Ihnen die Arbeit an der Wurzel des Sports gefallen?
T. Saintfiet: Ein guter Jugendtrainer zu sein ist schwerer, als einen guten Cheftrainer im Senioren-Bereich abzugeben. Beim Nachwuchs geht es nicht so sehr um gute Ergebnisse, es geht nicht nur um Siege und gewonnene Meisterschaften, sondern es geht vor allem um die Entwicklung der Spieler. Ein guter Jugendtrainer muss auch ein Pädagoge und ein Vorbild auf und neben dem Platz sein. Ich verfolge aber einen klaren Plan in meiner Karriere. Das Betreuen von Nachwuchs-Spielern gehörte nie dazu. Dann schon eher, den jungen Fußballern Strukturen zu bereiten, in denen sie eine gute Entwicklung nehmen können oder die Entwicklung der Spieler zu beobachten und zu analysieren. Aber am liebsten bin ich nach wie vor Trainer einer Senioren-Mannschaft.
AZ: Die Anstellung beim maltesischen Fußball-Verband ist Ihre erste Trainerstation in Europa. Was haben Sie für Ziele mit dem kleinen Inselstaat?
T. Saintfiet: Es ist großartig für mich, in Europa und vor allem in Malta zu arbeiten. Es ist ein wirklich schönes Land mit einer guten Liga und einem sehr gut organisierten Verband. In den letzten Jahren haben die Verantwortlichen hier sehr hart gearbeitet und eine klare Vision vor Augen gehabt. Mein Vorgänger, Pietro Ghedin, der ehemalige Assistenztrainer der italienischen Nationalmannschaft, hat hier einen guten Job gemacht. Zudem konnte der Technische Direktor, Robert Gatt, dem Verband und der Mannschaft die nötigen Strukturen geben, um erfolgreichen Fußball zu spielen. Derzeit belegt Malta zwar keinen guten Platz in der Fifa-Weltrangliste, es darf aber niemals vergessen werden, welch gute Ergebnisse die Mannschaft sich in den letzten Wochen, Monaten und Jahren erspielen konnte - und das gegen europäische Top-Nationen wie England (0:2-Niederlage in London; Anm. d. R.). Wir wollen uns jetzt langsam weiterentwickeln, in der Fifa-Rangliste aufsteigen und konkurrenzfähiger - vor allem im Hinblick auf ähnlich große Nationen - werden. Das Projekt ist auf lange Zeit angelegt. Ich habe jetzt einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Unser großes Ziel ist es, die Mannschaft so weit zu entwickeln, dass wir eine reelle Chance haben, die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 zu schaffen. Es wird einige Zeit brauchen, deswegen starten wir jetzt mit der Arbeit. Und ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann.
AZ: Sie mussten Ihre aktive Karriere wegen einer Verletzung früh aufgeben. Trotzdem sind Sie dem Fußball ihr ganzes Leben über treu geblieben und haben eine Karriere als Funktionär und Trainer eingeschlagen. Hatten Sie schon zu Beginn ihrer aktiven Zeit den Wunsch, später einmal Trainer zu werden oder hat sich das einfach entwickelt?
T. Saintfiet: Schon als ich 17 Jahre alt war, wusste ich, dass ich ein Trainer werden will! Ich wusste genau, dass ich nicht das Potential hatte, ein Top-Spieler zu werden. Deswegen habe ich beschlossen, dieses Ziel als Trainer zu erreichen. Also habe ich mein Studium danach ausgerichtet, habe gelernt und mich so bestmöglich auf eine Trainerlaufbahn vorbereitet. Ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben - egal ob als Trainer oder als Spieler.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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