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Es war für mich ein Traum, den ich mir erfüllen wollte

AZ: Frau Gertze. Wie lebt es sich denn als Miss Namibia?
Odile Gertze: Es ist völlig überwältigend und hat alles für mich verändert. Bevor ich Miss Namibia wurde bin ich morgens Aufgestanden, anschließend ins Fitnessstudio und dann zur Arbeit gegangen. Ich habe Fernsehen geschaut und relaxt... Jetzt habe ich viele Termine und muss außerdem auch wohltätigen Verpflichtungen nachkommen. Ich arbeite sehr hart, um mich auf die Miss-World-Wahl vorzubereiten. Mein Telefon klingelt ständig. Außerdem kennt mich mittlerweile Jeder. Ich kann nicht mehr alleine in die Stadt gehen, ohne unerkannt zu bleiben. Letzte Woche hatte ich meine erste "Schulmädchenattacke" (lacht)...
AZ: Was war Ihr erster Gedanke als auf der Bühne Ihren Namen verkündet wurde?
Odile Gertze: Für mich war es erst mal ein Schock. Die ersten Sekunden konnte ich gar nicht glauben, dass ich es sein soll, die gewonnen hat. Ich habe über die Jahre an so vielen Schönheitswettbewerben teilgenommen und dabei niemals einen Titel geholt. Es war für mich wirklich etwas absolut Außergewöhnliches. Eigentlich sollte es meine letzte Teilnahme an einem derartigen Wettbewerb sein. Daher wollte ich es auf meine eigene Weise angehen, es genießen und die Fragen der Jury nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.
AZ: Warum haben Sie überhaupt an der Wahl teilgenommen? wollten Sie Miss Namibia werden?
Odile Gertze: Ich habe Schönheitswettbewerbe schon immer gemocht. So klischeehaft es klingt: Es war für mich ein Traum, den ich mir erfüllen wollte.
AZ: Wurden Sie dabei von Ihren Eltern und Freunden unterstützt?
Odile Gertze: Ja natürlich. Ich habe an meinem ersten Schönheitswettbewerb teilgenommen, als ich in der siebten Klasse war. Das war bei Miss Emma... (an ihrer ehemaligen Schule Emma-Hoogenhout-Grundschule Anm. d. Red.) Mein Vater war damals komplett gegen die ganze Modelgeschichte. Mit der Zeit, und den zahlreichen Wettbewerben an denen ich mitwirkte, hat er mich dann aber immer mehr unterstützt. Meine ganze Familie, alle meine Freunde standen hinter mir. Sie haben mir geholfen wo es nur ging.
AZ: Was wollen Sie als Miss Namibia für Ihr Land tun?
Odile Gertze: Ich werde das Ganze Schritt für Schritt angehen. Derzeit bin ich mir noch nicht sicher... Was ich gerne auf jeden Fall verbessern würde, ist die Einstellung der Jugend. Wenn mehr Wert auf Anstand und Bildung gelegt würde, dann wären Probleme wie Schulabbruch oder Arbeitslosigkeit aber auch Drogenmissbrauch und Gewalt sicherlich weniger. Ich möchte, dass unsere Jugend weiß, wie wichtig es ist, in die Schule zu gehen. Es gibt so viele, die die Schule abbrechen, weil sie denken, dass sie Erwachsen genug sind und sich über die Folgen keine Gedanken machen.
AZ: Was machen Sie beruflich? Sie Tanzen, Designen, Modeln...
Odile Gertze: Ich habe im Alter von vier Jahren mit Ballet am Windhoeker Collgege of the Arts begonnen. Später habe ich auch Modern Dance und Hip Hop gemacht. Nach der Oberschule wollte ich eigentlich Tanz in Kapstadt studieren, habe mich dann aber für Mode-Design entschieden. Das Studium in Kapstadt und Johannesburg beinhaltete auch Betriebswirtschaft, Computer- und Grafikdesign. Als ich zurück kam habe ich dann für Mode-Atelier Chamberlain gearbeitet. Hier wurden unter anderem auch die Cocktail-Kleider für Miss Namibia designt. Außerdem habe ich Journalismus studiert und schreibe freischaffend für den Namibian.
AZ: Wie wurdet ihr als Finalistinnen auf den Wettbewerb vorbereitet? Waren die Fragen der Jury einstudiert?
Odile Gertze: Während der Vorbereitungszeit haben wir eine dreiseitige Liste mit Fragen zur Orientierung bekommen. Wir haben versucht die Fragesituation des Wettbewerbs eins zu eins nachzustellen. Es wurde alles Mögliche gefragt und es war ganz schön schwierig. Ich habe meine Onkel und Tanten angerufen und sie nach ihrer Meinung zu diesem und jenem kontroversen Thema gefragt. Außerdem hat man versucht uns einen Überblick über nationale und internationale Politik zu verschaffen. Naturkatastrophen, wie Klimawandel, Ölpest am Golf von Mexiko oder Vulkanasche aus Island standen auf dem Lehrplan. Wir haben uns auch mit dem richtigen Gehen auf dem Laufsteg beschäftigt. Außerdem bekamen wir ein Sprachtraining: Denke bevor du redest und höre zu, bevor du denkst. Alle Finalistinnen hatten bereits Modelerfahrung. Alle wussten, was sie zu tun hatten, so dass keine bei Null anfing.
AZ: Bei Wettbewerben, wie Miss Namibia wird sehr viel Wert auf die Maße der Teilnehmerinnen gelegt. Models müssen sehr dünn und sehr schlank sein. Im Vergleich zu den anderen Teilnehmerinnen sind Sie relativ klein...
Odile Gertze: Ich war im ersten Moment auch überrascht, dass ich es geschafft habe. Aber ich bin, wie sich beim Vermessen für die Kleider herausgestellt hat, doch immerhin 1.70 Meter groß. Trotzdem war ich die zweitkleinste der Finalistinnen. Es muss also an meiner Persönlichkeit oder an meinen Haaren liegen.
AZ: Hat der Umstand, dass Maße nicht alles sind, vielleicht auch anderen Mädchen, Mut gemacht?
Odile Gertze: Meine Mutter hat immer gesagt, dass niemand dass Recht hat aufgrund des Aussehens oder der Meinung über einen zu befinden. Ich weiß, dass ich ein hübsches Gesicht habe aber das ist für mich nicht alles. Ich glaube an mich und mag mich aufgrund meiner Persönlichkeit.
AZ: Ist es für eine moderne Frau genug, einfach nur schön zu sein? Was denken Sie welche Eigenschaften sollte die Frau von heute mitbringen?
Odile Gertze: Ich denke eine moderne Frau sollte klug und verständig sein. Weisheit ist mehr wert als alles Geld der Welt und kann einen Menschen ebenso schön machen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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