„Eskalation bis zum Genozid“
Zweiteilige deutsche Betrachtung des Kolonialkriegs vorgetragen
Windhoek (hf) - Vor voll besetztem Haus in der Kunstgalerie von Windhoek hat der deutsche Sozialwissenschaftler Dr. Matthias Häussler am Dienstagabend einen viel beachteten Vortrag gehalten, über das Thema „Attrition, Annihilation, Extermination“ - Zermürbung, Vernichtung, Ausrottung. Der Referent befindet sich im Rahmen des Vortragsprogramms der Bundesregierung in Namibia und will heute Abend, 14. Nov. 2019, im Swakopmunder Museum, 19 Uhr, den Windhoeker Vortrag wie folgt ergänzen: „No end to violence in German SWA, Concentration Camps in Colonial Namibia“.
Häussler, tätig an den Universitäten Frankfurt a. M. und Lausanne, wird amtlich von der deutschen Botschaft betreut. Das führt zur Annahme, dass seine Darstellung des Kolonialkriegs für die angestrebte Konsensgrundlage in der Reparationsfrage und den Genozidverhandlungen zwischen Windhoek und Berlin für die Bundesregierung richtungweisend, bzw. maßgeblich sein könnte.
Das Windhoeker Publikum bestand aus einem repräsentativen Querschnitt aus der Otjiherero- und deutschsprachigen Gesellschaft, darunter der neue deutsche Botschafter Beck. Auch ein paar Nama waren anwesend.
Häusslers Vortrag war zeitlich begrenzt auf den Zeitraum ab Ausbruch des Kolonialkriegs im Januar 1904 bis zur Ausrufung der Proklamation Lothar von Trothas Anfang Oktober 1904, des sogenannten Schießbefehls, aber nicht bis zu ihrer Widerrufung zwei Monate später Anfang Dezember 1904. Der Referent behandelte einmal die Unterschiede zwischen Gouverneur Leutwein und dem General von Trotha als Befehlshaber der Schutztruppe und ging dann zum Erstaunen eines Großteils des Publikums recht detailliert auf die taktischen und militärischen Schwächen der Truppe ein, was dazu geführt habe, dass die Entscheidungsschlacht bzw. die Vernichtung des Feindes am Waterberg nicht stattfand, weil die Herero über Nacht in Richtung Omaheke abgezogen waren. Diese Schilderung widersprach der weit verbreiteten Auffassung, dass der Schießbefehl lediglich ein Ausfluss der von vornherein gehegten Absicht eines Genozids des übermächtigen deutschen Militärs gewesen sei, das sich nun gar nicht so mächtig erwies. Laut Häussler erwuchs daraus die Eskalierung der Gewalt und der Wunsch, dennoch und irgendwie Erfolge nach Berlin zu melden. Die als neu angesagte Schilderung militärischer Pleiten der Truppe galten bei einem Teil des Publikums nicht als neu, weil sie schon lange durch Autoren wie Schneider-Waterberg, Zöllner und zuletzt von Hilpisch geschildert wurden.
In der lebhaften Fragestunde meinten Herero-Vertreter, Häussler habe mit der Darstellung militärischer Schwächen der Truppe von Trotha wohl „entlasten“ wollen, was der Referent jedoch zurückwies.
Häussler, tätig an den Universitäten Frankfurt a. M. und Lausanne, wird amtlich von der deutschen Botschaft betreut. Das führt zur Annahme, dass seine Darstellung des Kolonialkriegs für die angestrebte Konsensgrundlage in der Reparationsfrage und den Genozidverhandlungen zwischen Windhoek und Berlin für die Bundesregierung richtungweisend, bzw. maßgeblich sein könnte.
Das Windhoeker Publikum bestand aus einem repräsentativen Querschnitt aus der Otjiherero- und deutschsprachigen Gesellschaft, darunter der neue deutsche Botschafter Beck. Auch ein paar Nama waren anwesend.
Häusslers Vortrag war zeitlich begrenzt auf den Zeitraum ab Ausbruch des Kolonialkriegs im Januar 1904 bis zur Ausrufung der Proklamation Lothar von Trothas Anfang Oktober 1904, des sogenannten Schießbefehls, aber nicht bis zu ihrer Widerrufung zwei Monate später Anfang Dezember 1904. Der Referent behandelte einmal die Unterschiede zwischen Gouverneur Leutwein und dem General von Trotha als Befehlshaber der Schutztruppe und ging dann zum Erstaunen eines Großteils des Publikums recht detailliert auf die taktischen und militärischen Schwächen der Truppe ein, was dazu geführt habe, dass die Entscheidungsschlacht bzw. die Vernichtung des Feindes am Waterberg nicht stattfand, weil die Herero über Nacht in Richtung Omaheke abgezogen waren. Diese Schilderung widersprach der weit verbreiteten Auffassung, dass der Schießbefehl lediglich ein Ausfluss der von vornherein gehegten Absicht eines Genozids des übermächtigen deutschen Militärs gewesen sei, das sich nun gar nicht so mächtig erwies. Laut Häussler erwuchs daraus die Eskalierung der Gewalt und der Wunsch, dennoch und irgendwie Erfolge nach Berlin zu melden. Die als neu angesagte Schilderung militärischer Pleiten der Truppe galten bei einem Teil des Publikums nicht als neu, weil sie schon lange durch Autoren wie Schneider-Waterberg, Zöllner und zuletzt von Hilpisch geschildert wurden.
In der lebhaften Fragestunde meinten Herero-Vertreter, Häussler habe mit der Darstellung militärischer Schwächen der Truppe von Trotha wohl „entlasten“ wollen, was der Referent jedoch zurückwies.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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